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Sächsische FahrcsrmldschLM Eine rückschauende Betrachtung über den Verlauf des Jahres 1896 für das Königreich Sachfeu hat nach alter guter Sachsensitte bei dem gesiebten Herrscherhause ein zusetzen, mit dem sich ja Sachsens Volk so innig in Frcnd' wie Leid verbunden fühlt — so sei es auch diesmal ge halten! Vor Allem bleibt da der geistige Blick an unserem allverehrten Königspaare haften, welches nach wie vor dem ganzen Volke in Erfüllung der mannigfachsten Pflichten seiner hohen Stellung voranleuchtet. Erfreulicher Weise hatte sich völlig Albert in dem zur Rüste gehenden Jahre des besten Wohlbefindens zu erfreuen, während der Ge sundheitszustand der Königin Carola leider wiederholt zu wünschen ubng ließ, da sich bei ihr die alten rheumatischen Schmerzen wieder einstellten, doch ist das Befinden der hohen Frau gegenwärtig ein befriedigendes. Gerade in seinem letzten Abschnitte zeitigte das Jähr 1896 durch die Geburt des Prinzen Ernst Heinrich von Sachsen, des dritten Sohnes des Prinzen und der Prinzessin Friedrich August ein Ercignist un Konigshause, an welchem das gesammte Land den herzlichsten Antheil nahm — möge dem jüngsten Sprossen des Wettiner Stammes allzeit nur ein freundlicher Stern strahlen. Von sonstigen bemerkens- wertheren Vorgängen in der königlichen Familie sind ver schiedene militärische Jubiläen zu erwähnen. König Albert selbst feierte am 11. Jnli sein Wjähriges Jubiläum als Gcueralfeldmarschall, am gleichen Tage beging Vrinz Georg sein 25jähriges Jnbilänm als General der In fanterie und als Chef des tapferen Schützen-Regiments Rr. 108, während sein zweiter Sohn Prinz Johann Georg das 25jährige Jnbilänm seiner Jnhaberschaft des In fanterieregiments Nr 107 feierte. Prinz Georg, der ruhm- gekrönte Feldmarschall, hatte außerdem am 8. März jein 50jähriges militärisches Dienstjubilänm unter lebhafter Antheilnahme weiter Kreise, in erster Linie natürlich der Armee, begehen können. Endlich feierte Prinz Georg noch sein 60jähriges Jnbilänm als Chef der „106er" nnd sein 25jühriges Jubiläum als Chef des Altmärk. Ulanen-Reg. Nr. 16. Erlauchte Gäste weilten im Laufe des Jahres am fächsischen Königshofe, u. A. wiederholt der Kaiser Wil helm aus verschiedenen Anlässen; einmal begleitete hierbei Kaiserin Auguste Victoria ihren Gemahl nach der säch sischen Residenz, und zwar aus Anlaß der Eröffnung der internationalen Garteubau-Ausstellung in Dresden. Ferner stattete das würltembergischc Königspaar am 28. und 29. Januar seinen Antrittsbesnch am Dresdner Hof ab. Prinz Albert, der jüngste Neffe König Alberts, bezog Ostern 1896 die Landesuniversität Leipzig. Sein Bruder Prinz Max wurde am 25. Juli in Eichstätt zum Priester geweiht. Als hervorragendsten politischen Vorfall brachte nns das Jahr 1896 die Entscheidung in der Wähl er eform frage. Am 6. März erfolgte in der Zweiten Kammer nach lebhaften Debatten die endgiltige Annahme des die Einführung indirekterLandtagswahlen aussprechenden nenen Wahlgesetzes mit 56 gegen 22 Stimmen, welcher Beschluß dann von der Ersten Kammer bestätigt wurde. Mit dieser wichtigen Entscheidung wurde den bewegten politischen Kämpfen, welche die Wählreformfrage in unserem engeren Vaterlande hervorgerufen hatte, ein Ziel gesetzt; hoffentlich gehen die auf das neue Wahlgesetz gesetzten Hoffnungen in Erfüllung. Von weiteren Gesetzen, die in der am 28. März abgeschlossenen Landtagssession zn Stande kamen, seien noch folgende erwähnt: der Landeshaushalts etat, die Gesetze über Errichtung von Amtsgerichten in Lausigk und Reichenau, über die Abänderung und Er gänzung des Gesetzes vom 23. Juli, betr. die Zusammen legung von Grundstücken, über die ärztlichen Bezirksvereine, über die ausgedehntere Verleihung der Staatsdiener-Eigen schaft, über den Bau neuer Eisenbahnlinien rc. Auch die Vorlage über die Erbauung eines nenen Ständehauses in Dresden fand die Zustimmung des Landtages. Reichliche Mittel bewilligte der Landtag einerseits zur Ergänzung und Erweiterung des Netzes der Staatseisenbahnen, ander seits zur Unterhaltung von Unterrichtsanstalten für Land- wirthfchaft, Handel und Gewerbe nnd zur Förderung dieser wichtigen Erwerbszwcige, wie dies auch von der Dhron- WaM für Wilsdruff UmM, Mn, Mtnlchi und die UnUMden. Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. LorstrentamL zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugs,preisWerteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wisdruu — Verantwortlich für dre Redaktion Martin Berger dKeNK. No. 1S3. Dienstag, Ven 29. Dezember i 1896. Verbot. Das unbefugte «rit iFanLschlitten (auch sogeuauuteu Käsehütschen) Seiten Ler AinLer auf abhängigen fiskalischen Straßen- und öffentlichen Wege- tracten wird mit Rücksicht auf die dadurch entstehende Gefährdung des Verkehres hiermit nntersngt. Zuwiderhandlungen werden nach 8 366,10 des Reichsstrafgcsetzbuchs verbunden mit 8 i"dcr Verordnung vom 9. Juli 1872 geahndet werden. Die Ortsbehörden, Polizeiorgane und Straßenbaubeamten des hiesigen Bezirkes wollen in dieser Beziehung strenge Aufsicht führen. Meißen, am 23. Dezember 1896. Königliche Amtshauptmannschaft. von Schrseter. Bekanntmachung. Die Maul- und Klauensenche unter den Viehbeständen der GutSgehöfte No. 8., 13. nnd 45 für Kesselsdorf ist erlösten. Meißen, am 24. Dezember 1896. Königliche AmLstzaupLmannschaft. vsn Schroeter. Mittwoch, Sen 36. Vies. Mom, 16 Uhr Vormittags gelangen an hiesiger Gerichtsstelle folgende Gegenstände als: 1 Regulator, 1 Taschenuhr, l Hose, 1 Glasschrank, 1 Näh- und 1 Waschtisch zur öffentlichen Versteigerung. Wilsdruff, den 19. Dezember 1896. Sekr. Busch, Ger.-Vollz. . Es ist wahrzunehmen gewesen, daß in hiesigen Tischlc^icn und Gehilfen und Lehrlinge wiederholt länger, als das Gesetz es erlaubt, und autff Sonntags, fogar während des GottesLicnstes. beschäftigt worden sind. Die Herren Arbeitgeber werden darauf hiugewieseu, daß man sich für den Fall, daß mestsre derartige ZumiderhauLlungen wahrgenommen werden sollten Veranlaßt sehen müßte, die Schuldigen zur r>cranl»uortu„g zn ziehen. Wilsdruff, am 24. Dezemoer 1896. Der B u r g e r m e i st e r. Bursian. BekKnntmachlmg, die Bergebmm Ser Lieferung von Straßenschildern n s. w betreffend. Die Lieferung emaitt-.rter Srr.FzenschiLder und rvarnung-tasel« in der Größe der jetzigen (42 X 32 cm) ist zn vergeben (weiße Schrift — römisch — auf blauem Grunde). Die Straßenschilder haben nur Lie Namen Ler Straffen, nicht die Nummern der Häuser zu enthalten. Es machen sich ca. 20—25 Straßenschilder und ca. 12 Warnungstafeln nöthig. Die Lieferanten haben dafür besorgt zu sein, daß alle jetzigen Schilder und Tafeln durch neue ersetzt werden. Die alten sind bei dem Kostenanschlags anzurechnen, da sie dem Lieferanten überlassen werden. Die Preise verstehen sich einschlicfflich der Schrift, Entfernung der alten und Anbringung der nenen Schilder und Tafeln. Offerten sind bis ro. Januar I8Y7 an den Unterzeichneten zu richten. Wilsdruff, 24. Dezember 1896. Bürgermeister Bursian. rede bei Schluß des Landtages mit Genugthuung hervor gehoben wurde. Zur zweiten Kammer war eine Ergänzungswahl vorzunehmen, die sich in dem industriell hochentwickelten Wahlkreise Meerane-Limbach infolge Ablebens des bis herigen Vertreters nöthig gemacht hatte. Bedauerlicher Weise führte diese Nachwahl zum Siege des Kandidaten der Umstnrzpartei; ob es gelingen wird, den verloren ge gangenen Wahlkreis bei den kommenden allgemeinen Neu wahlen zum Laudtag zurückzueroberu, muß noch dahinge stellt bleiben. In der letzten Novemberwoche trat der Landes- kultnrrath in Dresden zu seiner 34. Sitzung zusammen; die 6. Landessynode tagte vom 5. Oktober bis 5. Nov. in der Hauptstadt. Beide Körperschaften erledigten ein ungewöhnlich reiches Arbeitsmaterial in gewissenhaftester Weise. Am 1. September trat der oberste Beamte unserer so entwickelten forstwirthschaftlichen Verwaltung, Oberland- forstmeister v. Witzleben, in den wohlverdienten Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde Oberforstmeister Hesse in Marienberg berufen, unter Ernennung zum Landforstmeister und Vortragenden Nath im Finanzministerium-^ Eine^be- merkenswerthe Veränderung ist auch aus dem Dresdner diplomatischen Korps zu verzeichnen, da Freiherr v. Lützow an Stelle des Grafen Ehoteck zum österreichischen Ge sandten in Dresden ernannt wurde. Im französischen Generalkonsulat zu Leipzig vollzog sich ebenfalls ein Per sonalwechsel; der in unliebsame lokale Vorgänge verwickelte bisherige Generalkonsul Decrais wurde nach Amsterdam versetzt und erhielt zn seinem Nachfolger auf dem Leipziger Posten den Marguis d'Hsricourt, (Schluß folgt.) Zu den wirthschaftlichen Lohnkämpfen der letzten Jahre. Der Ausstand der Hamburger Hafenarbeiter, welcher schon in den letzten Zügen zn liegen schien, ist noch einmal hell cmporgeflammt. Die Ausständigen haben in mehreren