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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110424013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-24
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Anrngcn-Prcir» Morgen-Ausgabe MpMerTagMak Handelszeitung Amtsblatt des Aates «nd des Notizciamtcs Ser Ztadt Leipzig 105. Zshr-sn- Nr. 1l3 Momsg, üen 24. April lSll Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Leiten des 0j74» ücdorei > 87 Keks 'M«. an lwurst! t6N8. Kleine. ier ^rt vioveu. Ltr. 87. 2436. OSttb s»77 äe facto gefallen und damit würde, wenn die Regierung bei ihrem Widerspruch verharrte, im Heimarbeitsgesetz tatsächlich eine Lücke klaffen. Wie man hört, soll die Regierung das auch erkannt haben und an sich nicht ab geneigt sein, in die Lohnämter zu billigen, wenn ihr der Umfall — hier eine etwas unfreundliche Vokabel für eine sehr löbliche Sache — dadurch erleichtert würde, daß die eine oder andere Partei, bei der sie bislang in ihrem Widerstreben Unterstützung fand, gleich falls umfiele. Darauf aber ist, wie die Dinge liegen, kaum zu rechnen, und so wird aller Voraussicht nach die Vorlage über den Heim arbeitsschutz auf der Walstatt bleiben, wie wahr scheinlich manche andere auch. z iw Saline. Vel. * Zn der Nähe von Lille wurden durch eine Spiritusexplosion vier Arbeiter getötet und drei schwer verletzt. (S. Letzte Dep.) Dir. A. ol. a.D. Sir. 10, . 15131. iorleben, öeobach« lgcn.Bc- Lbeichei« Nations- i Plätzen chnadmr geöffnet. Bedeutung ist dagegen, daß mit dem Dau einer großen Station in S w i n e m ü n d e im Laufe dieses Jahre begonnen werden soll, so das, man mit der In betriebsetzung im nächsten Frühjahr rechnen dürfte. Diese Station soll genau denselben Dienst für die Ostsee übernehmen, wie ihn die Station Norddeich für die Nordsee vorsieht. Letztere Station hat gegen wärtig drei besondere Funktionen zu erfüllen. Ein mal findet zurzeit ein Probcbetrieb (mittags und nachts) mit der drahtlosen Uebermittelung der neuesten Wölfischen Telegramme nach Telefunken- schiffen statt, die Zeitungen an Bord herausgeben. In Betracht kommen ra. 30 Schisse der Linien von Hamburg und Bremen nach New Bork und Süd amerika. Dann hat die Station täglich die Zeit zu geben, die ihr vom staatlichen Observatorium in Wil helmshaven mittags automatisch übermittelt wird, und ferner sind die Sturmwarnungen der "Wetter warten in Hamburg und Bremen drahtlos an Schilfe mit Telesunkenavparaten weiterzugeben. Die end gültige Reichweite der Station Norddeich ist noch nicht fertig ausvrobiert. Man rechnet damit, daß sie die bisher arökte Reichweite von 5200 Kilometer übertreffen wird. * Gute Aussichten der Baumwollproduktion in Togo. Die Baumwollkultur im Schutzgebiet in Togo hat nach einem soeben an amtlicher Stelle ein gegangenen Bericht des stellvertretenden Gouverneurs neuerdings wieder einen erfreulichen Aufschwung genommen. Soweit sich zurzeit voraussehen labt, wird die Produktion im laufenden Jahre die des Dorjabres an Menge erheblich übertreffen. Die Produktion des Vorjahres betrug rund 1800 Ballen. und Minderjährigen ungehörige Arbeit zugeteilt wird, wenn die Räume unhygienisch, die vor- gefchriebenen Sicherungen nicht angebracht sind, zur Rechtfertigung ziehen. Das alles läßt sich natürlich auch für die Heimarbeit vorschreiben; fraglicher nur ist, ob man da auch für die strikte Durchführung sorgen kann. Gewiß: man kann das Personal der Eewerbeaufsicht vermehren und kann diese Betriebe, die zugleich Wohn- und Schlasräume und häufig genug die einzigen Feuerstätten sind, bei Tag und Nacht inspizieren und braucht sich, wo es im Dienst einer höheren Freiheit geschieht, nicht einmal allzu ängst lich an das homo i-> WZ? cwglo! zu halten. Aber man wird sich zugleich eingedenk bleiben müssen, daß man mit all dem vielfach nur halbe Maßregeln trifft, und daß man die tiefste und kümmerlichste Schicht der Heimarbeit schwerlich erreicht. Wie will man die arme Näherin, den ländlichen Weber, der trotz 14- und mehrstündiger Arbeitszeit kaum das Nötigste zur Fristung eines kärglichen Daseins erwirbt, durch Zwang und Strafe zur Beobach tung sanitätspolizeilicher Vorschriften anhalten? Hier die volle Strenge des Gesetzes walten zu lassen, würde in so und so vielen Fällen ein fach den Jammer in das Unerträgliche hinein steigern heißen und den ohnehin Elenden ihre letzte Stütze rauben. Dennoch ist ein gewisses Minimum von Vorschriften selbstverständlich auch hier angezeigt, und bei dem Kinderschuh gesetz von 1904 ist man ja auch, wenn auch recht zaghaft und behutsam, diesen Weg gegangen. Das Hcimarbeitsgesetz aber, das zurzeit dem Reichstag vorliegt, beschränkt sich fast aus schließlich auf solchen Arbeiterschutz. Und der genügt nicht, genügt schon um deswillen nicht, weil es auf diesem Terrain an Machtmitteln und auch an den geeigneten Objekten fehlt, die Durchführung der Cchutzvorschriften schlechter dings zu erzwingen. Deshalb sind alle Theore tiker und die Einsichtigen und Selbstlosen auch aus der Praxis sich längst einig, daß, wie Robert Wilbrand das einmal ausgedrückt hat, in der Heimarbeit Lohntarife die beste Gewerbehygiene sind und ein wirksamer Schutz für sie nur in dem Punkte der Lohnzahlung einsetzen kann. Aber gerade der Regelung dieses Punktes hat die Regierung sich wider setzt. Anfangs hatte sie dafür noch einiger maßen zureichende Gründe. Solange nämlich noch Aussicht auf das Zustandekommen des Arbeitskammergesetzes vorhanden war, mochte immerhin der Einwand passieren, daß pari tätische Lohnämter, wie die Kommission sie beschlossen hatte, ja nicht vonnöten wären, weil die Kammern so wie so berufen sein sollten, in der Hausarbeit die Vereinbarung und Regelung der Lohnsätze zu fordern. In zwischen aber ist die Arbeitskammcrvorlage Dss Seimsrbeitsgeletz. Die Meinungen über die Tauglichkeit Heimarbeitsgesetzentwurfs in der jetzt vor liegenden Fassung sind sehr geteilt. Es ist daher recht fraglich, ob das Gesetz überhaupt noch zustande kommt. Vielfach glaubt man, daß seine Wirkung eincnc Schlage ins Wasser gleichkommen werde. Es ist in der Tat merkwürdig, wie wenig die Regierung bei der Ausarbeitung des Entwurfs, sich von den Erfahrungen fremder Praxis und der eigenen, auf diesem Gebiete sehr umfangreichen Literatur hat bedienen lassen. Seit wir überhaupt einige Einsicht in das Heimarbeitsproblem erlangten und die romantisch verklärte Vorstellung noch der sieb ziger Jahre ablegten, die in der Hausindustrie eine freundliche, vorwiegend ländliche Form der häuslichen Nebenbeschäftigung sah, haben wir mehr und mehr erkennen gelernt, wie dieser traurigsten Art der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft schlechterdings nicht mit den üb lichen Methoden der Sozialpolitik beizu kommen ist. Eine ganze Anzahl älterer hausgewerblicher Betriebe — das ist richtig — ist zurückgegangen; dafür sind, zumal in den Großstädten, neue Formen heimindustrieller Produktion ent standen und haben, wie jede Volkszählung von neuem erweist, sich immer weitere Gebiete unterworfen. Maßregeln und Anordnungen, die in der räumlich geschlossenen Fabrik von nornherein bis zu einem gewissen Grade den Ersolg garantieren, müssen eben in der über Tausende von schwer kontrollierbaren Wohnungen verstreuten Heimarbeit ihre Wirkung verfehlen. Den Fabrikanten kann man, wenn die zulässige Arbeitszeit bei ihm überschritten, wenn Frauen * Der Eröffnungstag der Leipziger Rennen hatte gestern bei sehr starkem Besuch einen schönen Erfolg. Das Hauptrennen des Tages, das Leipziger Handikap, gewann „Tarn- tappe" unter Zockei Foy. (2. Spott.) Deutsches Reich. Leipzig, 24. April. * Sozialdemokratische Arbeitgeber. Es ist eine alte Geschichte, daß die Angestellten der sozialdemo kratischen Konsumvereine wie ja auch anderer sozial demokratischer Betriebe, z. B. der „Vorwärts"- Druckerei, über schlechte Behandlung Klage zu führen haben. Jetzt schreibt das Organ der sozialdemokra tischen Fleischergesellen über den Hamburger Konsum verein „Produktion", der auch eine große Fleischerei betreibt: „Bedauerlicherweise ist das Macht- Ha b e r i s ch e , das Entweder — Oder, allzusehr bei vielen Verwaltungsmitgliedern eingewurzelt, und sie haben zu sehr vergeßen, daß sie früher auch „nur ge wöhnliche Arbeiter" waren. Entlassungen wegen oft mals geringfügiger Verfehlungen, die meist auf andern Umständen als auf direktem Verschulden des Arbeiters beruhen oder „weil der Mann nicht ge eignet ist, diesen Posten zu bekleiden", gehören wirk lich nicht zu den Seltenheiten. Zn Privat betrieben, und namentlich im Fleischergewerb«, wird die Schärfe nicht angewendet wie dort." — Das alte Lied! * Errichtung einer Niesentelesunkenstation für die Ostsee. Es würde gemeldet, daß im Reichs post- amt Erwägungen darüber stattfänden, wie beim plötzlichen Versagen der Drahrleitung die Uebermitte- lung von Depeschen durch drahtlose Telegraphie er folgen kann, aus welchem Grunde der Umbau und eine Verstärkung der Station Norddeich erfolg«. Ferner wären Stationen in Swinemünde und Königs berg i. Pr. sowie auf der Znsel Sylt in Aussicht ge nommen. Hierzu wird berichtet: Die Nachricht dürfte zum größten Teile nicht zutreffen. Von Er wägungen bei der Reichspostbehörde, die sich auf den Ausbau und die Vergrößerung der Station Norddeich beziehen, um Landlinien oder den Telegrammver kehr zu ersetzen, kann keine Rede sein, da diese Station, die mit dem neuen Telefunkensystem „Tönende Funken" ausgerüstet und vergrößert wird, ganz be - st i m m t e Funktionen auszuüben hat, die hier mit nichts zu tun haben. Die Errichtung einer Sta tion in Königsberg i. Pr. iit nicht in Aussicht genommen, zumal eine Station für drahtlose Tele graphie vor kurzem erst in Danzig eröffnet wurde. Ebenso ist von der Absicht, auf der Znsel Sylt eine Station zu errichten, nichts bekannt. Außer in Nord deich befindet fick eine öffentliche Station in Cur- banen und eine solche speziell für Marinezwecke in Helgoland, die den Bedarf decken. Wesentlich von Dss Wichtigste. * Die französische Regierung sendet weitere Truppen nach Marokko. (Siehe Letzte Dep.) * Zn Petersburg wurde am Sonntag die Internationale aeronautische Aus stellung eröffnet. (S. Letzte Dep.) für Inserate au» i.'«lpjig uno Umgebung »le lipaltcg« PeUttttle eSPt. dl« Reklame, »eil« I Mk. von au»wart» ZU Pf.. Nitlamen l.20 Mk.. Initiale »an Behörden «m ainl lichen Teil dl« Petitjrile SO Pf. k^elchast»an,eigen mli Plauoerichrrtten ». in ort Ldendaurgabr im Pros« erhobt. Radalt nach Ians Betlagegebühr Eelami- auflag« 5 Mk p Taulend erkl. Postgebühr. Teildcrlag« höher. Aesterteilt« Auftrag« tonnen nxv» »orurt« «erogen melden Für da» Erjchernen an delnmmten Tagen und Pingen wird len» Garantie übernommen An,eigen»Annahme 2»h»n»>»,»It« N. dei lämtlichen Filialen u. allen Annoncen« Lrpeditionen de» 2n- und Auolanbe». Druck und Verlag »«, l.'e«»t>ge« Tage» blatte» L. Pot». Inhaber: Paul ttürste». Nedaltt»» an» Selchäft»ft«ll«: Iohannirgaste 8. Ferniprecher: I4«t2. l4MZ. läbS« -aupt«Filiale De«»»«,: Eeeitrage 4. t tlelrvdon 4ü2ll. üuslsnü. Oesterreich-Ungarn. * Das Befinde» Kaiser -ranz Josefs. Kaiser Franz Josef arbeitet wie gewöhnlich. Er gebraucht Inhalationen, trinkt schleimlösende Säuerungen und erhält abends einen Dunstumschkag. Generalstabsarzt Herzog macht nur seine gewöhnlichen täglicl-en B.' suche oeim Kaiser; andere Aerzte sind nicht zugezogen. Der Katarrh ist bereits seit längerer Zeit stationär, weil sich der Kaiser vor Ostern nicht genügend schonte und manchmal auch im offenen Wagen fuhr. Es wird als gewiß angenommen, daß die kleine Indisposition bald behoben fein wird. England. . , . . * England »nd die Marokkowieren. Die englischen Blätter beschäftigen sich mit einer möglichen Inter vcntion Frankreichs in Marokko. Sie stellen sich zum grössten Teil auf den Standpunkt, daß es sich nur um eine Rettung der europäischen Bewohner respektive der französischen Truppen handeln würde Zn Frankreich scheine man den entscheidenden Schrill vorläufig mit Rücksicht auf Spanien und Deutschland noch immer nicht tun zu wollen. Sämtliche Zeitun gen, die diesen Gegenstand behandeln, weisen daraui hin, was die Entschlusslosigkeit und ein Zuspät seiner zeit für Gordon und seine Leute in Karthum bedeutete, und daß. wenn eine Katastrophe abge- wendet werden solle, die Intervention sofort statt finden müsse. Aber ebensosehr drängen die nachsenk lichen Blätter darauf, daß Frankreich absolut bin dende Versprechungen machen mülle, aus Marokko wieder herauszugehen Freiltch sagt der „Daily Lhronicle": „Es ist leichter, «ine Expedition in ein aufgeregtes Land zu entsenden, als sie wieder herauszuziehen. Eine solche Ervedition trägt in sich den Wunsch, den Kern einer Okkupations armec zu bilden." den schwersten, aber trotz allesem schönsten und höchsten Beruf haben, ihre Arbeit für das Gesamtwohl auf. Das „Heilgewerbe" würde vielleicht eine andere und bessere, jedenfalls aber richtigere Schätzung dort finden, wo man aus den Reden manches Abgeord neten manchmal herauslesen konnte, mir seien ein unzufriedenes Völkchen, das zwar usw., aber usw. — Deutschland kann auf seinen Aerztestand und di« Auf fassung, die dieser schwer kämpfende Stand in seinem Berufe hat, mit vollstem Rechte stolz sein. Das sollten di« Vertreter des deutschen Volkes in erster Reihe beherzigen, wenn sie an Aerztefragen heran- gehen, wenn sie. um nur einen Punkt heroorzuheben, das Kurpfuschereigesetz behandeln. Es handelt sich hierbei außerdem noch um eine unseres Erachten nicht ganz unwichtige Frage, um die Gesundheit des deutschen Volkes. — „Der Menschheit Wohlsein ist in eure Hand gegeben; es sinkt mit euch, mit euch wiiv es sich heben", kann man den deutschen Heil- künstlern mit kleiner Variation der Schillerschen Verse zurufen. Man lasse uns freie Entwicklung, be freie uns von Fesseln und drückenden Bestimmungen; dann wird sich der Aerztestand ans sich heraus immer höher heben, und mit ihm Volksgesundheit und Volksgefundung. Und als ich das Festmahl schwänzte, weil mir, der ich in Leipzig oft und gern über das Thema spreche: „Wie nähre ich mich gut und billig?" 5 für das trockene Gedeck viel zu teuer erschien — mein „feuch tes" Gedeck hätte bekanntlich den Preis nicht sehr erhöht —, so erschien mir in Gedanken der ganze Kongreß als eine F e st v e r s a m m l u n g. die nach Wißen dürstend an dem ewig frischen und nie ver siegenden Quell der Wissenschaft sich erlabt und nur einen Trinkspruch sich hierbei stolz gestatten darf: in Einstimmigkeit zu rufen: Wir trinken aus diesem Quell auf das Wohl der Menschheit. Ein Hoch ist meines Erachtens nur dann berechtigt, wenn der Redner auch den Willen und die Kraft hat. mitzu wirken, daß der Wunsch in Erfüllung geht. Und dei diesem Toaste aus das Wohl der Menschheit wollen wir er nicht beim Wunsche bewenden laßen: wir haben den Willen und die Kraft, ihn nach Möglich keit 'N dre Tot umzufetzen. Ich bin stolz, für die deutsche Acrzteschaft dieses faßen zu dürfen. > I>r. Lorn»t«in (Leipzig). es bei dem milde stimmenden Kaffee dem sonst hervor ragenden Kapellmeister Ugo Afferni, daß er uns am Abend vorher die „Tannhäuser"-Ouvertüre in ein zelne Teile zerlegt hatte, die scheinbar gar nicht zu sammengehörten. Derselbe Künstler, der ein schweres Werk von Fritz Löllbach (Tübingen), eine Sin fonie für Orchester und Orgel, in Gegenwart des Komponisten und Orgelvirtuoscn Prof. Vollbach glänzend zum Siege geführt Halle, stand dem Wagnerschen Werke ohne innere Anteilnahme gegen über. Wie liebevoll brachte er uns Werke von Händel und Mozart, wofür wir ihm herzlichst dankten, und wie enttäuschte er uns bald darauf? Am 2. Kongreßtage begann man mit Vorträgen, die die einzelnen Redner angemeldet hatten. Streng sah der nimmermüde Vorsitzende darauf, daß die 12 Minuten nicht überschritten wurden. Sobald die Sanduhr abgelaufen war, mußte der Redner die Tri büne verlassen, auch wenn er noch vieles auf dem Herzen hatte. Für die Diskussionsredner gab es nur 5 Minuten. Und es war gut, daß der Vorsitzende streng und unparteiisch, ohne Ansehen selbst sehr an gesehener Personen, seines Amtes waltete. 70 (sprich: siebzig!) Vorträge sollten an drei Tagen mit je sechsstündiger Arbeitszeit bewältigt werden. Es war selbstverständlich, daß mancher Redner resp. Reden wollende ungehalten war, daß sein Vortrag un gehalten blieb. Gleichwohl dürfte der Inhalt für die Wissenschaft nicht verloren sein. Mit Hilfe der medi zinischen Fachpresse wird er der medizinischen Welt bekanntgegeben werden und seinen Zweck erfüllen, einen Baustein — groß oder klein, je nachdem — zu dem großen Gebäude der Wissenschaft beizutragen. Ueberblictt man die zur Verhandlung stehenden Fragen, so fühlt man mit stolz, welch große Summ« von Fleiß und Opfern zutage tritt. Keine Frage, die nicht von verschiedensten Seite eine Beleuchtung er fährt. Als ich den großen Versammlungssaal, der natür lich nicht voll gefüllt war, überblickte, da dachte ich bei mir, wie schön es doch wäre, wenn die Er wählten des deutschen Volkes ihre Frei fahrt recht benützten, um einmal als Zuhörer auf den schönen Tribünen sich mit der Frage zu beschäftigen, was hat Deutschland an seinen Aerzt«n, wie fassen unsere Forscher und Lehrer, wie unsere Aerzte, die 28. Deutscher Ssn-retz kür innere Meüistn in Mesbsüen. (Eigener Bericht.) Man fürchte nicht, daß ich getreulich über die Einzelheiten des Kongresses berichten werde: der Arzt findet sachgemäße Referate in den Fachblättern. Der Laie will nur ein Gesamtbild haben, hat ein Interesse daran, zu erfahren, daß und was die ärzt liche Forschung und Wissenschaft in ernstem und heißem Bemühen für ihn, für die gesamte Menschheit arbeitet und sinnt. Mehr als ööO Teilnehmer verzeichnet die Präsenz liste, und so dürfte diese Tagung zu den bestbesuchten gehören. Fast alle bekannten Kliniker sind an wesend; v. Müller (Münchens, der es vorzog, an der licogewordenen Arbeitsstätte zu bleiben, obwohl ihn Berlin nach dem Tode Leydens prima loco vor geschlagen hatte. Der geistvolle v. Krehl (Heidel berg), ein Schüler Curschmanns, der gleichfalls im Süden bleiben wollte, His, der jetzige Inhaber des Leyoenschen Lehrstuhles; von Romberg (Tübingen), gleich diesem auch ein Schüler Curschmanns; von strümpell, der unser Leipzig Wien vorgezogen hat. Von ihren Schülern umringt und freudig be grüßt, erblicken wir Naunyn, Erb, Quincke, die nach großer Lebensarbeit ein otiurn cum cliznitatc ge nießen und dem Kongresse zu besonderer Zierde ge reichen. Miekowski (Breslau), Stintzing (Jena), Schmidt (Halle). Lüttje (Kiel), Lichtheim (Königs berg), Matthes (Marburg), Penzoldt (Erlangen) und viele ander« Lehrer und Führer sind emsig bei der Arbeit. Von Leipziger bekannten Aerzten sehe ich Hofrat Dr. Bahrdt, der dem Ausschuß an gehört, Professor Ri ecke, Profeßor Rollq. Dort sieht man bekannte japanisch« Professoren und Aerzte und — was mich als Kämpfer für die Dollberech tigung der Frauen mit besonderer Freude erfüllt — Aerzlinnen, die unermüdlich den Vorträgen lauschen. Und leicht ist es nicht; draußen lacht Heller Frühlingssonnenfchein. Der Lenz ist da! lieber Nacht ist alles grün geworden, haben die Bäum« Blätter bekommen, hat sich alles herrlich gewandelt. Wiesbaden zeigt sich in seinem schönsten Gewände. — Unter den vielen Kongreßteilnehmern ist die Mehr zahl zum ersten Male hier, gönnen sich viele die Kongreßfahrt nur als Erholungsreise, um auszu spannen von der aufreibenden Berufsarbeit. Und vielen wäre es, wenn sie nur an sich dächten, Lei weitem besser, im Kurgarten zu promenieren oder auf dem Neroberg, in Biebrich oder an andern Orten zu lustwandeln, als in dem großen, prachtüberladenen Konzertsaal mit seiner für die Rede schlechten Akustik bei elektrischer Beleuchtung sieben Stunden lang, mit einstündiger Pause, schweren Vorträgen zuzuhören. Aber alles ist zur Stelle; man will wißen, was die Forschung von Neuem zu berichten weiß, was sie uns für unser Denken und vor allen Dingen für unser praktisches Handeln mit nach Hause geben will. Zn seiner Begrüßungsrede gedenkt Krehl, der Vorsitzende des Kongreßes, der großen Toten des letzten Jahres. Koch, der seine ersten epochemachen den Entdeckungen auf dem Kongresse mitgeteilt hat, v. Leyden, der Begründer der Kongreße für innere Medizin, werden kurz und prägnant geschildert. Der Redner gedenkt seines Lehrers Curschmann, des großen Straßburger Pathologen o. Reckling- hausen, um dann einjeitende Worte zu dem Thema zu sprechen, das die Tagesordnung des ersten Ver- handlungstages ganz ausfüllen soll. Die Frage der „Diathesen" soll von den verschiedensten Seiten beleuchtet werden, die Lehre von der allgemeinen Disposition, der Krankheitsanlage, die sich in frühe ster Kindheit manifestieren kann, um später zu ver schiedensten Erkrankungen Veranlassung zu geben. „Ueber Wesen und Behandlung der Diathesen" lautet das Thema, das von vier Rednern beleuchtet wurde. His (Berlin) besprach: Geschichtliches und Diathesen in der inneren Medizin, Pfaundler (München); Dia thesen in der Dermatologie, ustd Mendelssohn (Paris). Zur Frage des Arthritismus in Frankreich. Für heute nur soviel, daß die vorzüglichen Re ferate der Sachverständigen mit intensiver Aufmerk samkeit angehört und mit großem Beifall belohnt wurden. — Die Diskussion förderte viele» Bemerken»- werte zutage und war sehr ausgedehnt. 17 Redner, unter diesen auch der Unterzeichnete, beteiligten sich. Dann ging man hinaus ins Tageslicht, lauschte im Kurgarten, weniger kritisch beanlagt, den Klängen der ausgezeichneten Kurmusik, und verzieh tur u«ip,tg and v»r»rr« darch ,»I«r« Träarr und Spediteur« 2««l täglich i"» vau» gedracht:« Pf. monatl.. 2.7u Ml. vierteliährl. Bet unler» Filialen u. An» nahmestellen abarhoU: 7S PI. «onatl„ r.» Ml. vierteliährl. Barch die P»st: innertzald Deaychland» und der d«»t>chen jtolonien vierteljährl. >.« Ml., monatl. l.MMk. aarfchl. Postd«stellgeld. Ferner in Belgren, Dänemark, den Donauftaaten. Italien. Lurembarg. Niederlande, Nor wegen Oesterreich-Ungar», Rußland, Schweden, Schweig ». Spanien. 2n alle« übrigen Staate» nur direkt durch di« Geschäftsstelle dr» Blatte» erhältlich. Da» L«tpti,«r Tageblatt «rlcheint 2 mal täglich. Sonn» a. Feiertag» nur morgen». Äbonnemrnt».Annahme: 2,ha»»i»galte 8, bei aaleren Trägern. Filialen. Sp«dite»r«n and A»»ah»«stellen, sowie Postämtern and Briefträgern. Et»»«l»erkaaf»pr«t» SV1-
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