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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, WilsdrAff-Dresden Freitag, den 9. Juli 182« Postscheck: Dresden 2640 i PrWm Klage vor dm StMWiGM SAI wird 23 Z Z S s 2S o KZ 2.S 3 S- c^r Marx antwortet Braun Der Rechtsanspruch Preußens. RegisrungsbiSdung in MMenburg-SHBLrin. Schwerin. Der Landtag wählte in seiner letzten Sitzung 'en sozialdemokratischen Abgeordneten Paul Schröder-Rostock alt 25 von 49 Stimmen zum Ministerpräsidenten. 24 Stim- nen entfielen auf den Abgeordneten Freiherrn von Branden- iein (Dtn.). Im zweiten Wahlgang wurden nur 30 Stimm- iettel abgegeben, die Deutschnationalen, die Völkischen und wei Wirtschaftsparteiler enthielten sich der Stimme. Es ent- ielcn auf den Abg. Asch (Soz.) 24 und auf den Abg. Molt- nann (Soz.) 1 Stimme; 5 Stimmzettel blieben unbeschrieben. Wg. Asch ist somit zum Staatsminister gewählt und nimmt sie Wahl an. Im dritten Wahlgang entfielen von den abge Stimmzettcl waren unbeschrieben. Dr. Möller ist somit ebey- alls zum StaatSminister gewählt. er V» l/r s s standpunkt des Reichskabinetts in dieser Frage in den wesentlichen Punkten anerkennt. Dieser Wunsch der Reichsregierung dürfte allerdings kaum erfüllt werden, da Preußen nach wie vor der An sicht ist, das Recht auf eine Vertretung im Verwaltungsrat zu haben. Bei den Verhandlungen vor der Ernennung Dr. Luthers zwischen Reich und Preußen ist, so wird preußischerseits versichert, in keiner Weise vom Reich der Rechtsanspruch Preußens auf Besetzung des Postens im Verwaltungsrat der Reichsbahn bestritten worden. Oer Staatsgerrchtshof. " Allem Anschein nach wird also der Staatsgerichtshof ln Aktion treten. Der Staatsgerichtshof entscheidet nach Artikel 19 der Reichsverfassung u. a. über Streitigkeiten nichtprivatrechtlicher Art zwischen dem Reich und einem Land, und zwar auf Antrag eines der streitenden Teile. Der Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich ist nach dem Gesetz vom 9. Juli 1921 begründet, und zwar wird in den hier vorliegenden Streitfragen der Staatsgerichts hof nicht beim Reichsgericht, sondern beim Reichsver- waltungsgericht gebildet. Er setzt sich in diesem Falle zu sammen aus dem Präsidenten des Reichsverwaltungs gerichts als Vorsitzendem, drei Reichsgerichtsräten und drei Räten des Reichsverwaltungsgerichts. Erachtet der Staatsgerichtshof die Streitfrage für hinreichend geklärt, so entscheidet er auf Grund nichtöffentlicher Beratung durch schriftlichen Beschluß, der den Beteiligten zuzustellen ist. Er kann vor der Beschlußfassung eine mündliche Ver handlung anordnen. Lluf Antrag einer Partei muß er ste ü nordnen. " Die Reichsregierung hat Reichskanzler Marx beauf tragt, der preußischen Staatsregierung in der Angelegen heit der Ratsitze bei der Reichsbahn ein verbindlich ge haltenes Schreiben zugehen lassen, in dem, in Beant wortung des Briefes des Ministerpräsidenten Braun, die Rechtsauffassung des Reichskabinetts in der Frage der Ernennung von Mitgliedern des Verwaltungsrates der Reichsbahn dargelegt werden soll. Wie es heißt, wird ff. §8 Eine brennende Krage. Bekanntlich hat die Reichsregierung vor kurzem einen Gesetzentwurf zwecks Abänderung der Erwerbslosen fürsorge dem Reichstage zugeleitet; die Tendenz des Ent wurfs ging dahin, an die Stelle des Unterstützungs ein - heitssatzes, zu dem nur der Ortsklassenzuschlag trat, eine Staffelung der Sätze entsprechend dem früher erhaltenen Lohne einzuführen. Man hat sich da mals noch nicht so ein rechtes Bild gemacht, wie sich das finanziell auswirken würde; deswegen waren auch im Reichstag Zusatzantrüge gestellt, bei deren An nahme die Kosten ins Phantastische gestiegen wären. Nun will das Reichsarbeitsministerium Erhebungen veran stalten über die finanzielle Wirkung, die der Entwurf haben würde, damit man dabei einen wenigstens einiger maßen festen Boden unter den Füßen hat. Vielleicht wird sich ein einigermaßen genaues Bild schon deswegen geben lassen, weil ja die Erwerbslosenziffer sich in letzter Zeit nur unwesentlich geändert hat. Das ist natürlich nur eine Vorarbeit zur Lösung dieser brennenden Frage — man ist sich klar, daß das Er werbslosenproblem irgendwie praktisch angepackt werden muß. Der Preußische Landtag ist bei den Be ratungen seines Hauptausschusses aber auch bloß wieder auf die alten Vorschläge der „produktiven Er werbslosenfürsorge" zurückgekommen. Nur ge winnt diese — wirtschaftlich natürlich kaum haltbare — Art einer verschleierten Unterstützung jetzt ein viel ernst hafteres Gesicht im Hinblick auf die Tatsache, daß wir künftighin ständig mit anderthalb Millionen Erwerbs loser zu rechnen haben. Jetzt erfüllt trotz ihrer Unwirtschaft lichkeit die produktive Erwerbslosenfürsorge die sozial- ethische Erziehungsaufgabe, den Erwerbslosen nicht ganz von der Arbeit sich entwöhnen zu lassen. Zwangsmaß nahmen, wie Begrenzung der Unterstützungszeit, „Aus steuerung" usw., sind nur notwendiges übel, außerdem häufig zwecklos. Auch ungewohnte, auch mit Unlust aus geführte Arbeit wirkt der inneren Verlotterung entgegen, die die ernsthafteste Seite des Arbeitslosen problems ist. An Aufgaben für diese Art der Erwervs- losenfürforge fehlt es ja gerade jetzt weniger als sonst, da das Hochwasser so gewaltige Schäden angerichtet hat. Auch hierüber hat der Hauptausschuß einen großen Wunsch zettel der Staatsregierung übermittelt. Die produktive Erwerbslosenfürsorgs enthält ja die Verpflichtung zur Annahme ungewohnter Arbeit, ist also nur Notbehelf, darf daher kein Hindernis fein, bei passen der Gelegenheit wieder in den erlernten Beruf zu rückzukehren. Unser wirtschaftliches Leben ist aber so vielgestaltig, die Anforderungen so verschieden, daß ein Vorschlag, der jetzt austaucht, als geradezu absurd bezeich net werden muß: die gesamte Arbeitsvermittlung in die Hände der „zuständigen" Behörden, also der Reichs- usw. -arbeitsämter zu legen. Jeder Arbeitslose kriegt dann seine Nummer und es geht alles hübsch der Reihe nach. Das heißt, daß jede persönliche Arbeitssuche, jede Stellen offerte etwa in Zeitungen, jede persönliche Arbeitsvermitt lung usw. verboten sein soll. Jede freie Stelle ist bei den Arbeitsämtern anzumelden und nur von dort und durch sie zu besetzen. Das Ganze nennt man „organisieren", worin ja der Deutsche bekanntlich besonders groß sein soll, eine Sucht, die uns schon maßlos geschadet hat. Masi kann es auch „System" nennen — und das ist, wie Oswald Spengler einmal sagt, das Instrument, mit dem man jedes Leben totschlägt. Man will die Chiffreannonce in den Zeitungen verbieten; das soll aber nur der Anfang sein. Und dann wollen die Gewerkschaften ^^-^?/benden Einfluß haben, deren Bureaukratie um m ist als die staatliche. Und die Mehrzahl der deutschen Arbeiter und Angestellten ist doch gar nicht Wahl, überflüssig über den Unsinn dieses Vorschlages auch nur ein Wort zu verüeren, wo es doch vor allem auf Auswertung der Leistung ankommt. E'" auf für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespa!tene Raumzeile 20 Goldpsennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold- pfennig, die 6 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Ncchweisungsgeftühr 20 Goldpsennig. Dor- geschriebeneErschelnungs- —- - läge und Ptatzvorschriften Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anleigen- bis vorm.lO UHr — Für die Richtigkeit der mrrch Fernruf uoermntelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klageerngezogenwerdenmuß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigennehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Schweres llnwetter in MiMenWand. In Thüringen. Ein furchtbarer Wolkenbruch ist zwischen Schlot- heim und Körner niedergegangen. Die Dörfer der dortigen Gegend stehen unter Wasser. Auf der Domäne Osterkörner sind 450 Schafe und Kleinvieh er trunken, ebenso ist in Schlothsim viel Vieh umgekom men. In letzterem Ort stürzten zehn Häuser ein; zehn andere Häuser wurden so stark beschädigt, daß sie abge brochen werden müssen. Das Steinpflaster mehrerer Straßen wurde durch die Wasserfluten aufgerisfen. Der auf den Fluren und Feldern angerichtete Schaden ist außer ordentlich groß. Der Verkehr der Mühlhausen—Schlot- heimer Eisenbahn ist unterbrochen. über dem Eichsfeld. , über das Eichsfeld ging ein schwerer Wolkenbruch nieder, dessen Mittelpunkt die Stadt Worbis bildete. In manchen Straßen stand das Wasser bis zu einem Meter hoch. Straßenpflaster und Brücken wurden einge rissen. Auf dem Friedhof sanken Gräber ein und stürzten Denkmäler um. Die Getreidefelder sind wie gewalzt. Auf den Kartoffelfeldern liegen die Früchte, soweit sie nicht fortgeschwemmt wurden, offen am Boden. Felder und Fluren sind mit Schlamm und Steingeröll bedeckt. Ver schiedentlich ist Kleinvieh ertrunken. Auch in den Dörfern ist großer Schaden angerichtet worden. Im Dorf Breiten bach brach infolge Blitzschlages Feuer aus. Die über landzentrale Südharz bei Bleicherode liegt wie eine Insel in den Fluten und ist nur mit Kühnen zu erreichen. Die elektrischen Leitungen sind gestört. Im Vogtland. Ein furchtbares Unwetter ist über dem nördlichen Vogtland niedergegangen. In Gutenfürst wurde die Ernte durch Hagelschlag vernichtet. Die Gegend nm Krebes und Rüderitz ist durch wolkenbruchartigen Regem fast vollständig verwüstet. Zwischen Gutenfürst und Feilitzsch steht das Wasser 50 Zentimeter hoch. Der Bahn körper der Strecke Plauen—Hof ist unterspült und Zer Eisenbahnverkehr mußte zeitweise vollständig eingestellt werden. GewinnbeleMgung? Von unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter. Eine ganze Reihe von Jahrzehnten hat man sich mit der walisischen Lösung der Frage abgemüht, ob und m welcher Weise die Unternehmer ihre Angestellten und Arbeiter an >en Erträgen der Produktion teilnehmen lassen sollen. Man iat es mit der Ausschüttung von Gewinnanteilen, mit der Bewährung von Tantiemen und mit der Verteilung von ^reiaktien und Eenußscheinen versucht. Wir müssen uns aar darüber jein, daß diese Versuche bisher keinen befrie digenden Erfolg gehabt haben. Jetzt ist man im Reichs- iuratorium für Wirtschaftlichkeit, das die Mittel zu fpar- jamer und erfolgreicher Wirtschaftsführung studiert, der Krage nähergetreten, auf welche Weise der Reformeifer und >as Verantwortungsgefühl der industriellen Unterführer »elebt werden können. Diese interessante Frage behandelte »er Kölner Professor Schmalenbach kürzlich in Berlin auf Üner Hauptversammlung des Unterausschusses für wirt- chaftliche Betriebsführung. Er stellte mit Recht fest, daß »er einzelne Werkmeister oder Betriebsingenieur keinen unmittelbaren Zusammenbana Zwischen seiner Taaesarbeit cs pr r 2 o 's g< Preußischer Ministerpräsident Braun, der der Reichsregierung Brüskierung Preußens siorwarf. Reichskanzler Martin diesem Antwortbries darauf ym- weisen, daß die Reichsregierung die grundsätzliche Klä- nmg der Streitfrage durch den Staatsgerichtshos be grüßt. Nach einer anderen Lesart soll die Reichsregierung gewillt sein, den Konflikt zwischen Reich und Preußen auf gütlichem Wege beizulegen, alfo eine Einigung ohne An rufung des Staatsgerichtshofes herbeizuführen. Die Vor aussetzung zu einer Einigung mit Preußen soll aller- dinas nur dann gegeben sein, wenn Preußen den Rechts lebenen 30 Stimmen auf den Abg. Dr. Möller (Dem.) Stimmen, 2 Stimmen auf den Abg. Moltmann (Soz.); Nr. 158. — 85. Jahrgang. rel,gr.°Adr.: „Amtsblatt- wPfg. B°°P°1,°nsL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. ind dem nach Schluß eines Geschäftsjahres festgestellten Gewinn oder Verlust empfinden könne. Selbst wenn er seine llrbeit so klug und gewissenhaft, wie nur irgend denkbar, oerrichte, kann durch unzweckmäßige Wirtschaft in anderen llnterbetrieben oder durch die allgemeine Ungunst der Kon junktur der ganze Nutzen wieder verloren gehen. Darum erklärt Professor Schmalenbach es für verfehlt, wenn die Tantieme oder eine andere Gewinnbeteiligung industrieller llnterführer an Bedingungen anknüpft, die von diesem llnterführer unabhängig sind. Dagegen ist es richtig, eine Leistung zu belohnen, die höher ist als die Leistung in. jrüheren Zeiträumen oder als die Leistungen in anderen, unter gleichen Bedingungen arbeitenden Abteilungen oder llnterbetrieben. Zu diesem Zwecke müsse ein genauer „Wirtschaftlichkeits-Koeffizient" (d, h. eine Art Erfolg- neßzahl) errechnet und in kurzen Zeiträumen verglichen «erden. Gelingt es nun einem Unterführer, diese Erfolg- neßzahl zu heben, so soll er für solche Leistung Prämien (Tantiemen) erhalten. Wenn diese Prämien monatlich ge währt werden, so kann der Unterführer den Nutzen seiner tüchtigeren Arbeit schon sehr bald nach Ableistung dieser Arbeit genießen und wird bei weniger tüchtiger Arbeit ebenfalls schon sehr bald dafür durch geringeres Einkommen bestraft. Nun scheint es, als sei diese Reform der Gewinn beteiligung nur großen Unternehmungen möglich, die eine Anzahl getrennter, aber im wesentlichen gleichlaufender llnterbetriebe in sich vereinigen. Hier könnte durch die Ver- jmttlung der industriellen Verbände etwas erreicht werden. Wenn die Geschäftsführer solcher Verbände sich als Ver- trauenswersonen für die einzelnen Unternehmungen einzu schalten vermögen- können sie nicht nur Normen für die Be rechnung solcher Erfolgs-Meßzahlen aufstellen, sondern auch den einzelnen Unternehmungen — natürlich ohne Namens nennung — mitteilen, welche Durchschnitts- und Höchst ergebnisse in den einzelnen Zeitabschnitten erzielt worden sind. Dann können auch die kleineren Werke die Maßstäbe finden, nach denen sie veredelte Gewinnbeteiligungen an ihre Unterführer auszahlen. Ihre Wirtschaftsführung wird sich dadurch immer rationeller gestalten. Glückwunsch des Reichspräsidenten an den Reichstags präsidenten. Berlin. Reichspräsident von Hindenburg hat dem Reichs- lagsprästdenten Löbe seine herzlichsten Glückwünsche anläßlich oer Feier seiner silbernen Hochzeit ausgesprochen.