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Die „Weiheritz-Zeitung" -erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgcgeben. Preis vierteljährlich l Bk. 25 Pfg., zweimonatlich L4 Pfg., einnionatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem lO Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie -unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Wchmtz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutende» Auflage de» Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg-, solche aus unserer Amtshaupt mannschaft niit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Naum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmtslMpLmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Kedarkeur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrtrten Unterhaltung«^«". Mit land- und hanrwirthfchastlich« Monats-Beilage. Nr. 108. Sonnabend, den 20. September 1902. 68. Jahrgang. Wasserleitung betr. Montag, den 22. September d. I., bleibt die städtische Wasserleitung von 7 Ahr Bormittags bis 4 Ahr Nachmittags gssvklossvn. Dippoldiswalde, am l9. September l902. Der Stadtrath. Voigt. DU- Fortsetzung -es amtlichen Theiles siehe 1. Beilage. "MV Ak AMiMmrzt» in WmM-IlnM. Noch immer wollen die nun schon so lange an dauernden Verhandlungen zwischen den beiden Reichs hälften der habsburgischen Monarchie über die Erneuerung des wirthschaftlichen Ausgleichs, den sie miteinander vor mehr als dreißig Jahren zum ersten Male abgeschlossen haben, zu keinem ersprießlichen Abschlusse gelangen. Zwar haben sich die Wiener und Pester offiziösen Blätter beeilt, zu versichern, daß in den jüngsten zu Pest stattgefundenen gemeinsamen Ministerkonferenzen eine derartige Annäherung zwischen den zwei Negierungen erfolgt sei, daß von einer letzten in Wien abzuhaltenden Konferenz die Beseitigung der noch restirenden Differenzen bestimmt zu erwarten stehe, aber diese Versicherung klingt angesichts der thatsächlichen Verhältnisse denn doch recht optimistisch. Nach wie vor machen sich in den Verhandlungen betreffs des künftigen gemeinsamen Zolltarifs Oesterreichs und Ungarns, des springenden Punktes in der gcsammten Ausgleichsangelegen- heit, überaus starke Interessengegensätze geltend, die darin wurzeln, daß Oesterreich vorwiegend Industriestaat, Ungarn aber Agrarstaat ist. Ganz besonders sind bei der Be messung der künftigen Rohstoff-, Tertil- und Eisenzölle starke Meinungsverschiedenheiten hervorgetreten, die un geachtet aller bisherigen Besprechungen der Ministerpräsi denten v. Körber und v. Szell und der betheiligten Fach minister, ja, auch trotz des persönlichen Eingreifens des Kaisers Franz Josef noch nicht beseitigt werden konnten. Die ungarische Negierung verlangt in Uebcreinstimmung mit den österreichischen Landwirthen die Einführung von Zöllen auf gewisse Rohstoffe, insbesondere auf Flachs, Hanf, Jute, Baumwolle und Häute, welche Forderung von der österreichischen Negierung im Interesse der öster reichischen Industrie auf das Entschiedenste bekämpft wird. Dagegen besteht sie auf einer erheblichen Erhöhung ge wisser Tertil- und Eisenzölle, wobei sie aber einen höchst energischen Widerstand der ungarischen Regierung findet, welche die Monopolstellung der österreichischen Industrie auf den ungarischen Markt nicht noch mehr als bisher befestigen will. Es handelt sich also darum, eine mittlere Linie zur Verständigung in diesem Jnteressenstreit zwischen dem mehr industriellen Oesterreich und dem mehr agrarischen Ungarn aufzufinden, ein Kompromiß zu treffen, welches beiden Parteien die Zustimmung zu dem künftigen Zoll tarife ermöglichen würde. Ein Wink, in welcher Weise sich die nothwendige Verständigung wohl erzielen ließe, kann vielleicht in der eigenthümlichen Feststellung betrachtet werden, daß der Eesammtwerth der Einfuhr von ungari schen Erzeugnissen nach Oesterreich sich ziemlich genau mit dem Eesammtwerth der österreichischen Ausfuhr nach Ungarn deckt. So betrug z. B. im ersten Semester I902 die österreichische Einfuhr aus Ungarn 399 Millionen Kronen, während die Ausfuhr Oesterreichs nach Ungarn die Summe von 410 Millionen Kronen ausmachte, demnach war in den beiderseitigen Einfuhr- und Ausfuhrwerthen nur eine Differenz von l l Millionen Kronen vorhanden. Hieraus geht klar hervor, daß Oesterreich mit dem Absatz seiner Jndustrieerzeugnisse auf die transleithanische Reichshälfte, diese jedoch wiederum mit dem Absatz ihrer Agrarprodukte auf Oesterreich angewiesen ist, und dieses Moment müßte doch eigentlich die beiden Partner endlich zu der erstrebten Verständigung führen. Wenn Ungarn sich mit Rohstosf- zöllen als Kompensationszöllen begnügt, und wenn ander seits Oesterreich auf übermäßige Tertil- und Eisenzölle verzichtet, so würde dann der zollpolitische Ausgleich zwischen ihnen wie von selbst erreicht sein, und was nachher noch an dem Ausgleichswerk fertig zu stellen wäre, das würde nur noch rin Kinderspiel sein. Kaum braucht betont zu werden, daß eine zollpolitische Verständigung zwischen „Lis" und „Trans" auch im Interesse der Stellung des österreichisch- ungarischen Gesammtstaates bei dessen handelspolitischen Unterhandlungen mit dem Auslande, vor Allem mit dem befreundeten Deutschen Reiche, liegt. Dasselbe ist ja ein vorzüglicher Kunde von Oesterreich Ungarn, es bezieht von dem habsburgischen Doppelreiche um rund 350 Millionen Kronen mehr Waare als letzteres von Deutschland, welches Faktum Oesterreich und Ungarn in ihren weiteren Ver handlungen hoffentlich nicht übersehen wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die zweite Einquartierung des diesjährigen Manövers hat uns am geslrigen Donnerstag früh verlassen, um in die Beerwalde-Frauensteiner Gegend auszurücken. Zahlreiche Schlachtenbummler begleiteten die Soldaten, aber müde und matt kehrten sie am Abend zurück, denn die Manöver hatten sich bis in die Gegend von Lichtenberg ausgedehnt. — Heute Freitag erhalten wir weitere Einquartierung. — Auf die Bekanntmachung der königlichen Amts- hauptmannschaft, Pferdevormusterung betr., die sich aus technischen Gründen in der l. Beilage befindet, sei hiermit besonders hingewiesen. — Nachdem am 16. d. M. die Brigade-Manöver der 63. und 64. Infanterie-Brigade bei Sayda bez. Frauen stein beendigt waren, begannen äm 18. die Divisions- Manöver der 32. Division bei Frauenstein. Am 18., 19., 22. und 23. September manöveriren die 63. und 64. In fanterie-Brigade gegeneinander: ersterer ist das 2. Feld- artillerie-Negiment Nr. 28, sowie die 1. und 3. Eskadron Husaren-Negiments Nr. 18, letzterer das 5. Feld-Artillerie- Negiment Nr. 64, sowie die 2., 4. und 5. Eskadron des Husaren-Negiments Nr. 18 zugetheilt. Am 20. und 24. September finden Manöver der Division gegen markirten Feind statt. Den Manöver» am 18. und 19. wird der kommandirende General, Kronprinz Friedrich August, den Manövern am 23. und 24. König Georg und der Kriegs minister, General der Infanterie Freiherr v. Hausen, bei wohnen. Nach Schluß der Uebung am 24. rücken die berittenen Truppentheile in ihre Quartiere, während die unberittenen Truppen bei Klingenberg abkochen. Von hier aus erfolgt dann mit Sonderzügen der Rücktransport der Stäbe der 3. Division Nr. 32, 5. Infanterie-Brigade Nr. 63, 6. Infanterie-Brigade Nr. 64, 3. Feldartillerie- Brigade dir. 32 und 3. Kavallerie-Brigade Nr. 32, sowie der Infanterie-Regimenter Nr. 103 und 178, des Schützen- Füsilier-Regiments Nr. 108, Jäger-Bataillons 13, des Stabes und der 1. und 2. Kompagnie Pionier-Bataillons Nr. 12, sowie des Stabes des Train-Bataillons Nr. 12 in die Garnisonen. Die Feldartillerie-Regimenter Nr. 28 und 64 kehren am 25. September in die Garnison zurück. — Auf einen frühen und scharfen Winter schließt man, weil in Sibirien bereits scharfer Frost und heftiger Schneefall eingctreten ist. In der Lüneburger Haide in Hannover ist der erste Herbstreif gekommen. Der Nach sommer ließ sich zuerst so schön an, daß man auf warmes Wetter bis weit in den September hinein hoffte. Seit einigen Tagen ist die Temperatur fast überall aber ge sunken, so daß stellenweise empfindliche Kühle herrscht. Man hat sich eben wieder einmal verrechnet, wie so oft in diesem Jahre mit Bezug auf das Wetter. Altenberg. Königin-Wittwe Carola besuchte am Mittwoch Mittag unsere Stadt und machte im Schnitt- waarengeschäft von Hermann Behr jun. mehrere Einkäufe. — Der Aufenthalt Ihrer Majestät im königl. Jagdschloß dauert bis nächsten Montag, an welchen: die Rückkehr nach Strehlen erfolgt. — Prinz Mar, welcher zu mehr tägigem Besuche in Nehefeld weilte, ist wieder nach Hosterwitz zurückgekchrt. — Bezüglich des Brandes der Wittschcn Holz- waarenfabrik ist noch nachzutragen, daß die Ursache des Feuers höchstwahrscheinlich auf das Zerspringen eines Elementes der einen Akkumulatoren-Batterie zurückzuführen sein dürfte. Da die Fabrik unbewohnt ist, so ist das da durch entstandene vielleicht unbedeutende Feuer nicht gleich bemerkt worden und hat nach und nach die Dielen durch- fressen und erst durch hinabfallendc Funken — wie ein zuerst hinzugekommcner Nachbar bestätigt — sind die Holzabfälle in dem im Parterre darunter gelegenen Maschinenranm in Brand gerathen, welche dem gefräßigen Element natürlich reiche Nahrung boten. — Der Dach stuhl und der Bodenraum sind erhalten geblieben, jedoch ist der im Gebäude und an den Holzbearbeitungs- Maschinen angerichtete Feuer- und Wasserschaden ein sehr beträchtlicher, der dadurch noch erhöht wird, daß auch viele fertige und halbfertige Waaren mit verdorben sind. Das Elektrizitätswerk ist intakt geblieben und die Licht abgabe nicht unterbrochen worden. Glashütte. Seit 15. d. M., wo uns die Einquar tierung wieder verlassen, ist es bei uns wieder recht still geworden. Ani 13. wurde ganz in der Nähe manövrirt, auf den Fluren von Cunnersdorf, Luchau und Glashütte. Der Donner der Geschütze und das Kleingewehrfeuer allarmirte Jung und Alt und Alles eilte dem interessanten Schauspiele zu. Sehr viele waren auch schon die Tage vorher stundenweit ins Manöver gegangen, wie auch am Montag noch Hunderte mit dem Militär abrückten, welches nach langem Marsche über Ober- bez. Niederfrauendorf erst unter Maren ins Gefecht kam. Zu demselben Abend stattfinden sollenden Biwak fuhren einige 40 Wagen Holz und Stroh von hier über die Berge nach Hausdorf zu; da jedoch enge Belegung stattsand, so wurden verschiedene Fuhren wieder mit nach hier gebracht, welche billig ge kauft worden waren. — Die durch unvorhergesehene Verhältnisse ver schobene Einweihung der neuen Schule soll nun am 6. Oktober stattfinden und am 7. Kinderfest gehalten werden. Possendorf. Das diesjährige Erntedankfest unserer Parochie findet nächsten Sonntag, den 21. September, statt. Der Erntedankgottesdienst, in welchem Herr Pastor Arland die Predigt hält, beginnt Nachm. 2 Uhr. — An der Kohlenbahn Gittersee—Hänichen sind in dieser Woche Vermessungsarbeiten vorgenommen worden. Man glaubt bestimmt, daß diese Linie für den Personen- und Güter verkehr eingerichtet wird, was keine großen Schwierig keiten bereiten dürfte. Für unsere Gegend würde natürlich diese eo. Einrichtung von großem Vorthcile sein. Dresden. König Georg wird auch in nächster Zeit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern einen offi ziellen Antrittsbesuch abstatten. Dresden. Der König trifft Montag Abend in Frei berg ein. König Georg hat dem Prinzen Eitel Friedrich von Preußen den Hausorden der Rautenkrone verliehen. — Die Chemnitzer „Allg. Ztg." hatte vor kurzem die Nachricht gebracht, daß am 4. d. M. 25 Mannschaften vom 181. Regiment kurz vor Hainichen marschunfähig geworden seien und daß von diesen ein Reservist von der 3. Kompagnie an den Folgen des Hitzschlages gestorben sei. Dem Blatt geht jetzt vom Kommando des 15. In fanterie-Regiments Nr. 181 folgende Berichtigung seiner erfundenen Meldungen zu: „Das Regiment theilt hierdurch mit, daß die unter der Spitzmarke „Manöverstrapazen" geschilderten Verhältnisse der Wahrheit nicht entsprechen. An dem betressenden I. Marschtag sind nur einige Leute zu kurzer Erholung vorübergehend ausgetreten, wie dies stets bei einer Hitze, wie sie ani 4. September herrschte, der Fall sei» wird; „gestürzt" ist kein Ma»»; es ist nicht ein Fall des Hitzschlages eingetreten, noch gar ein Soldat gestorben." — In England verhaftet wurde der seit dem Leip ziger Bankkrach »ach Verübung von Wechselfälschungen in Höhe von mehr als 250000 Mk. flüchtig gewesene Großindustrielle Hempel aus Chemnitz. Die Festnahme erfolgte in einem Orte in der Nähe von Liverpool, wo Hempel sich neue Vergehen hatte zu schulden kommen lassen. — Wegen Ungebühr vor Gericht wurde der Dienst knecht Martin vom Schöffengericht zu Plauen i. V. zu zwei Tagen Haft verurtheilt. Martin hatte sich so betrunken, daß er in den Verhandlungssaal getragen werden mußte. Die gegen ihn wegen Beleidigung anbe raumte Verhandlung konnte nicht abgehaltcn werden. — Die Gattin des wegen Brandstiftung in Unter suchungshaft befindlichen Flaschenbierhändlers Ottiger in Vogtsberg i. V. ist wieder in Freiheit gesetzt worden. Es hat sich hcrausgestellt, daß Ottiger, welcher der Brand-