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100 Wci ßeritz-Aeitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. k 30. Wecember 1862 Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige- Matt der Königlichen Gerichts-Jemtcr und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. n 77^7.^ Tagesgeschichte. Glashütte, 18. Decbr. Heute fand Hierselbst ein außergewöhnliches Begräbniß statt: es wurde der Knappschaftsälteste und Obersteiger Herr H. Tr. Kirsten mit allen bergmännischen Ehren begraben. Der Verstorbene war allgemein geachtet, Jubilar der Knappschaft, und hatte nicht nnr das Ehrenbürgerrecht der hiesigen Stadt, sondern auch die Eivil-Verdienst- Medaille erhalten. Die dem Lebenden erwiesene Liebe und Achtung zeigte sich auch bei seinem Begräbniß, an welchem sich nicht nur der Vorstand der Knapp schaft, sondern auch der Hr. Obereinfahrer Lucius aus Altenberg, die Revierofficianten, mehrere Schichtmeister und Bergleute von Altenberg und Bärenstein, welche letztere den Verstorbenen zur Ruhestätte trugen, bethei- ligteu. Dem Sarge folgte ferner das Schützencorps und viele hiesige Bürger. Unter Vortritt des Stadt- mnsikcorps, welches eine Traucrmusik spielte, setzte sich der Zug von der Wohnung des Verstorbenen im Hut hause aus in Bewegung, geführt von zwei Steigern. Am Grabe angekommen, warb der Sarg geöffnet, worauf in einer trefflichen Ansprache der Hr. Überein fahrer Lucius das verdienstvolle und anspruchslose Wir ken des Verstorbene» als Bergmann schilderte. Im Auftrage der Knappschaft rühmte hierauf der Vorstand derselben, Hr. Advocat Riedel aus Dippoldiswalde, die seltene Treue und Liebe, welche der Verstorbene in allen Wechselfällen seines Lebens der Knappschaft be wiesen, gedachte der Verdienste, welche er sich als Knappschaftöältester um solche erworben, seiner Beschei denheit, durch welche er sich vor allen andern ausge zeichnet habe, und schmückte zur „letzten Schicht" das Haupt des Verstorbenen mit einem Lorbeerkranz, wor auf der Sarg in die Gruft gesenkt wurde. Von da begab sich der Zug nach der Kirche, wo vom Altäre aus unser Hr. Pastor Rockstroh eine sehr gute Rede hielt, in welcher er der trefflichen Eigenschaften des nun Verstorbenen, der von Jedermann geschätzt und geachtet gewejen, gedachte. — Unser Städtchen hat einen braven Mann, die ihm untergebenen Bergleute einen humanen Vorgesetzten, die Knappschaft eines ihrer verdienstvollsten und ältesten Mitglieder, die Berg amts-Revier den tüchtigsten Obersteiger verloren. Leipzig. Zu dem im nächsten Jahre hier abzu haltenden Allgemeinen Deutschen Turnfest sind die Vorarbeiten bereits rüstig in Angriff genommen worden. Für den Bau der großen Festhalle und aller sonstigen Räumlichkeiten hat der hiesige Zimmermeister Perlitz einen bis auf das kleinste Detail ausgearbeite ten Entwurf vollendet, welchen derselbe dem größern Festausschuß, aus etwa 150 Männern der verschiedensten Kreise unserer Bürgerschaft gebildet, vorzulcgen gedenkt. Der SituationSplan umfaßt das zum Festturnplatz be stimmte Areal, bekanntlich ein vor dem Zeitzer Thor gelegenes Feldstück von circa 22 Ackern oder 1,500000 Quadratfuß, und enthält außer der Festhalle eine Zu schauertribüne, sowie Räume für Garderoben, Schneider und Schuhmacherwerkstätten, Auswechselungscassen, ärzt liche Hülfe, Druckerei, Post- und Telegrapheubureau rc. Grundriß, Vorder- und Seitenansicht der Festhalle zeigen ein Gebäude von 588 Ellen Fronte und 94 Ellen Tiefe; das Hauptportal würde 21 Ellen Höhe erhalten. Das Innere des Gebäudes soll, bei circa 480 Tafeln und doppelt soviel Bänken, etwa 17000 Sitzplätze bieten und würde außerdem eine Redner tribüne und zwei Orchester, sowie verschiedene andere Räumlichkeiten enthalten; an die Rückwand der Halle unmittelbar angebaut lind 8 Küchen, 16 Bierbüffete mit Kellern und ein umfangreiches Weinlager projectirt. Zum Bau dieser Halle würden 822 Schock Bieter und 72400 Stämme erforderlich sein. Die Zuschauer tribüne, auf der der Fcsthalle gegenüberliegenden Seite des Festplatzes stehend gedacht, ist auf 10000 Sitzplätze und 6000 Stehplätze für Zuschauer berechnet. Das Ganze scheint sehr praktisch und mit großer Umsicht entworfen zu sein; der Verfasser des Entwurfs hat seinerzeit das Frankfurter Schützenfest eigens zu dem Zwecke besucht, um die Verhältnisse der dortigen Fest halle genau kennen zu lernen und das bei deren Eon- struction als praktisch Bewährte für seine Vorschläge zum Bau einer Festturnhalle, welche fast die vierfache Ausdehnung jener erhalten muß, zu benutzen, alles Unpraktische, Unnöthige und Kostspielige dabei aber zu vermeiden. Griechenland. Die neuesten Nachrichten aus Athen lauten nicht günstig für die Ordnung der dor tigen Verhältnisse. Die Ablehnung der griechischen Krone Seiten des Prinzen Alfred von England, sowie des Königs Ferdinand von Portugal, erregt Unruhe im Volke. Man meldet von Acten der Räuberei in einigen Provinzen; die Negierung ergreift Maßregeln, um die Ordnung herzustellen. Amerika. Am 13. Dec. hat wieder eine große Schlacht, und zwar bei Fredericksburg, stattgefunden, die abermals als unglücklich, ja als die unglücklichste für die Unionisten, bezeichnet wird; dieselben verloren an 10,000 Mann. Der Winterfeldzug ist als geschlos sen zu betrachten; Gott weiß, wenn der unselige Krieg ein Ende nehmen wird!