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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 75 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Aeichenbrand, Nevotgtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegevgenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 25 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 55S, Firma Ernst Flick, Reichenbrand. M 23 Sonnabend, den 7. Juni ISIS Nachstehende Verordnung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 2. Juni 1919. Die Gemeindevorstande. Gegen das Ausloben einer Belohnung für Vermittlung von Wohnungen und ähnlichen Mißstände hat das Ministeriunl des Innern — Landeswohnüngsamt — einen Gesetzentwurf ausgearbeitet. der zurzeit dem Gesamtminifterium vorliegt. Inzwischen hat auch die Reichsregierung einen Entwurf aufgestellt, sodaß sich bei dcss^i rechtzeitiger Annahme das Landesgesetz erledigen würde. Angebot, können die Gemeinden mit Wohnungsnachweisen je nach den Bestimmungen ihrer Ordnung, vor allem aber diejenigen größeren Städte, denen durch die Verordnungen vom 11. Februar 1919 I„V^ IV 4a. 4. März 1919 I.V^ IV 171 und 16. April 1919 l^V^. IV 330 ein erweitertes Beschlagnahme- recht eingeräumt worden^ ist, dadurch einschreiten, daß sie die polMilichen Meldungen von Wohnungs- seiner Auffassung als „unbenutzt" eine Wohnung ^von dem Augenblick an anmeldepfttchtig ist, in dem sie gekündigt worden ist. Die Bestimmung soll also der Stadtgemetnde ein unbedingtes Vermieterrecht einräumen. Ministerium des Innern. — Landeswohnungsamt — gez. vr. Bollner. Die nachstehende, in der Sächsischen Staatszeitung vom 19. Mai 1917 — Nr. 114 — veröffentlichte Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 4. Juni 1919. Die Gemeindevorstande. Entwendung von Saatkartoffeln. Auf Grund von Z 12 i. D. m. § 17 Ziffer 4 der Bekanntmachung über die Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom 25. September 1915 (R. G. Bl. S. 607). 4. November 1915 (R. G. BI. S. 728) und 5. Juni 1916 (R. G. Bl. S. 439) wird verordnet: Gesetze eine schwerere Strafe androhen, mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Der Versuch ist strafbar. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe bis zu fünfzehnhundert Mark anerkannt werden. ' Dresden, den 18. Mai 1917. Ministerium des Innern. Bekanntmachung. ^ Am I. Juni 1919 wird der 2. Termin der Gemeindeeinkommensteuer auf ISIS fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nach Ablauf der für die werden wird. Reichenbrand, am 30. Mai 1919. Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Dienstag, den 3. Pfingstfeiertag. sind die Unterzeichneten Verwaltungen — einschl. Sparkassen — für jeden Verkehr geschlossen. Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 4. Juni 1919. Die Gemeindevorstande. Bekanntmachung. Die Auszahlung der Beträge für im Monat Oktober 1918 abgeliefertes Aluminium findet Donnerstag, den 12. Juni 1919, vormittags von 8—10 Uhr im hiesigen Rathause — Meldeamt — gegen Vorlegung des Wiegescheines oder Abgabequittung und zwar Von der Metallkasse Schönau sind für 1 Kg 12 Mark zur Auszahlung überwiesen worden. Reichenbrand, am 2. Juni 1919. Der Gemeindevorstand. Siegmar. Die Geschäftsräume der Unterzeichneten Verwaltung einschl. Sparkasse bleiben den 3. Pfingst» s-I«rtag, Dienstag, »en I». Juni ISIS für jeden Verkehr geschlossen. Siegmar, 7. Juni 1919. Der Gemeindevorstand. Der I I. Termin Gemeinde-Einkommensteuer ftr-ckungsn-rsahr-ns bis spätestens den IS. Juni d. I. an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Der Gemeindevorstand zu Nabenfteiu, am 5. Juni 1919. Die Ausgabe der Brotkarten - Freitag, den 13. Juni 1919 von 5—6 Uhr nachm. durch die Brotpflegrr in den bekannten Ausgabestellen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 6. Junr 1919. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Einfuhrzusatzkarten bis spätestens den 7. Juni d. I. bei den Kleinhändlern bez. Fleischern zur Abstempelung vorzulegen sind, andernfalls kann Belieferung derselben nicht erfolgen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 6 Juni I9l9. Bolksbibliothek Siegmar. Sonntag, den 8. Juni, ist die Dolksbibliothek geschloffen. Der Ausschuß. Oberl. Krause. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 1. Pfingstfeiertag^ den 8. Juni.^Vorm.^/eO Uhr Predigt- Am 2. Pfingstfeiertag, den 9. Juni, Dorm. V»9 Uhr Predigt gottesdienst: Hilfsqeistlicher Kroll. Sologesang. Dorm. Vsll Uhr Kindergottesdienst: Derselbe. Kollekte für den Allgemeinen Kirchenfonds. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfraucnverein. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Rabenftein. Am 1. Psingsttag, 8. Juni, Dorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Beichte und heil. Abendmahl: Hilfsgeistlicher Lcidhold. Musik: ..Komm, heil'ger Geist", gemischter Ehor von Portuiansky. Kollekte für den Allgemeinen Kirchensonds. Vorni. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Beichte und heil. Abend mahl im Amtshauptmann-Michel'Krankenhaus: Pfarrer Kirbach. Am 2. Pfingsttag, 9. Juni, Dorm. 9 Uhr Predigtgottesöienst: Pfarrer Kirbach. Musik: „Komm, o heU'ger Geist" — Duett von P. Gläser. Kollekte für den Allgemeinen Kirchenfonds. Dorm. °/<11 Uhr Kindergottesdienst: Pfarrer Kirbach. Mittwoch, 11. Juni, Abends 7 Uhr Versammlung des ev. Jungfrauenveretns II im Pfarrsaale. Donnerstag, 12. Juni. Nachm. 4 Uhr Abendkommunion: Pfarrer Kirbach. . Abends 7 Uhr Kindergottesdienstvorbereitung. Freitag, 13. Juni, Abends V»9 Uhr Betstunde mit Beichte und heil. Abendmahl: Hilfsgeistlicher Letdhold. Wochenamt: Pfarrer Kirbach. Annemarie. Roman von A. Wilcken. Kellenwarf sich auf einen Sessel. „Die Geschichte ist aus," stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Aus?" hauchte Frau Thora mit blassen Lippen. „Und was sagte er?" „Er sagte, ich sollte mich nicht in seine Angelegenheiten mischen, er wisse allein, was er zu tun habe," erklärte Kellen bissig. „Das sagte Tollen?" „Allerdings. Und er gab mir den weisen Rat, jedem Menschen das Recht der Selbstbestimmung zu lasten." Frau Thora stöhnte: „O diese Annemarie! Was hat inan doch für Not mit seinen Kindern." Herr von Kellen klingelte. Der Diener erschien. „Wir lasten das gnädige Fräulein Herbitten," befahl er. Annemarie zuckte zusammen bei der Meldung. Blaß, aber ruhig und gefaßt betrat sie das Zimmer. Sie erschien dem Vater in ihrem Ernst gereifter; ihm mochte wohl der Gedanke kommen, daß Annemarie im Grund kein Kind mehr war. Man soll dem Menschen das Recht der Selbstbestimmung lasten, glaubte er den Grafen noch einmal sagen zu hören. „Du wünschtest mich zu sprechen, Papa?" fragte Anne marie in leichter Abwehr. „Ja," war die kurze Entgegnung. „Ich war soeben bei Tollen —" Er machte eine Pause, während sein Auge scharf in den Zügen der Tochter forschte. Annemarie verriet keine Bewegung, sie hatte es geahnt. Krampfhaft hielt sic die Lehne eines Stuhles umklammert, stumm und starr stand sie da. „Graf Tollen ist schwer beleidigt — er gibt dich auf." „Ich wußte es, Papa," sagte Annemarie mit einem Gefühl, der Leere im Herzen, die in ihr eine eisige Ruhe zeugte. Doch durch diese Leere zog sich ein namenloses Weh, als hätte doch noch ein Körnchen Hoffnung in ihr gelebt, Tollen könne verzeihen. Das war nun vorbei — er gab sie ans. Und sie hatte es ja auch gewußt — verratene Liebe konnte ein Tollen nicht verzeihen. „Kann ich gehen, Papa?" fragte Annemarie, da sie fühlte, daß ihre Knie zu zittern begannen. „Nein," mischte sich Frau Thora aufs höchste ungehalten ein. „Wir wollen mit dir reden. Setze dich!" Annemarie tat mechanisch, wie ihr geheißen. „Wir verlangen jetzt allen Ernstes den Grund deiner Absage zu wissen," erregte sich die Mutter. „Graf Tollen hat dich mit den kostbarste» Geschenken überhäuft, war ver narrt in dich, als seiest du ein Weltwunder. Das hat dir wohl den Kopf verdreht. Was willst du denn, du ungeratenes Kind?" Annemarie ließ die Anschuldigungen ergeben über sich hinbrausen. „Ich weiß es noch nicht, Mama," gab sie müde zur Antwort. „Vorerst möchte ich mal zur Ruhe kommen." „Hier kannst du unter diesen Umständen natürlich nicht bleiben," ergriff Herr von Kellen von neuem das Wort. „Du hast »ns blamiert, Tollen blobgestellt. Was sollen wir mit dir machen?" „Dann schickt mich fort. Vielleicht nehmen Paul und Editha sich meiner an, dis bis —" „Meinst du, bis sich ein anderer gefunden?" höhnte Frau Thora. „Oder wenn er schon da sein sollte, bis er dich heiratet?" „Nein, Mama, es ist kein anderer da. Ich meinte, bis ich gelernt habe, mir mein Brot selber zu verdienen." Herr von Kellen lachte auf. Frau Thora erhob be schwörend beide Hände. „Was denkst du dir unter Brotverdienen?" ereiferte sic sich. „Du, das verwöhnte Kind einer bevorzugten Klaffe." „Das ist natürlich Unsinn," wandte Herr von Kellen ein. „Aber allerdings, unter diesen Umständen müssen wir fürs erste sehen, ein anderes Unterkommen für dich zu finden. Mir ist die Geschichte einfach furchtbar. Wenn du dich wenigstens erklären wolltest. Du wirst doch einen Grund zu der Aufhebung der Verlobung haben." „Natürlich habe ich ihn, Papa," erklärte Annemarie in festem Ton. „Doch wenn ich schon gegen Tollen schweige, wirst du mir erlauben muffen, auch gegen euch zu schweigen." „Ja, das Recht der Selbstbestimmung soll man ja wohl auch einem Kinde lassen?!" Höhnte der Pater. „Du bist voll überspannter Ideen. Kannst Gräfin werde» und willst dir dein Brot selbst verdienen." Annemarie erhob sich. „Ich denke, ich kann nun Wohl gehen," sagte sie noch einmal. „Ja, geh nur, geh, und laß uns die Suppe auseffen, die du uns eingebrockt hast." Die Türe schloß sich hinter der Hinausgchenden. „Vorbei!" stöhnte Annemarie, auf ihrem Zimmer an gekommen. „Vorbei, mein schönes reiches Glück. Zerschellt an der einen großen Lüge." Siebzehntes Kapitel. Tollen war in sehr mißmutiger Stimmung zurückgeblieben. Herrn von Kellens Besuch hatte ihn unangenehm berührt. Das Ganze war von so zarter Natur, daß die Einmischung eines Dritten als ein rauher Eingriff unberufener Hände von ihm empfunden wurde. Man rüttelte an Gefühlen, über die man kein Urteil hatte. Mit Gewalt sollte der Riß geflickt werden, der allzntief auseinander klaffte. Tollen durchmaß das Zimmer in großer Erregung. Neustadt bei Ehemnitz. Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monat Mai dieses Jahres 107 Einzahlungen im Bettage von 59261 Mk. 88 Pfg., dagegen wurden 126 Rückzahlungen im Bettage von 44474 MK. 28 Pfg. geleistet. Eröffnet wurden 27 neue Konten. Die Gesamtetnnahme betrug 69268 Mk. 63 Pfg., die Gesamtausgabe 95675 Mk. 87 Pfg. und der bare Kassenbestand einschl. Giroguthaben an» Schluffe des Monats 58003 Mk. 91 Pfg. Der gesamte Geld- Umsatz im Monat Mai bezifferte sich auf 154914 Mk. 50 Pfg. Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkaffe wurden im Monat Mai 1919 195 Einzahlungen im Betrage von 81563 Mk. 75 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 197 Rückzahlungen im Bettage von 65490 Mk. 64 Pfg. Eröffnet wurden 22 neue Konten. Die Gesann- einnahme betrug 265178 Mk. 37 Pfg., die Gesamtausgabe 274888 Mk. 79 Pfg. und der bare Kaffenbestand am Schluffe des Monats 12602 Mk. 41 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Mai beziffert sich auf 540067 Mk. 16 Pf.