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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111229013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-29
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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LuiemdoiL Ottedertand« Ot»r» wegen Lelleiiexh Unuoi» Krliland, Schweden, es»«>»»« , Sdn«>»» 2» ollen »Utt'gr» ktoale« no, »iietl boich »l« Lelchouonell« de» Blatte» »rdatttt«». Da» Veeattae» Ta,,dion »rrcher»« »wat tägttät Sonn» » Kerettog» »»« <n«ra»n». Aöonn»w»»»»-On»odm» 2»d«»»>»o»k» der »Niere» 4iao»en »OUealen. eopebttraien »» ÜanadweneUen. lowl, Boiiawleea »ad Vnelleaaee» >0«I«8»»»0a,>»»«,«» UI DO, Moraen-?lusaabe. Nip.;igtr TmMai! s 1« «92 «Kachtonlchln») , s «92 («achtanl»!»« Lel.-Anschl ! I««9L Sel.-Änschl.^ I4K93 Amtsblatt -es Rates and -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen Preis Jnleral» au» Uerptt» und Umgebung at» llpalti,» Belttieil» F>Bl die 'Tieklame« »ette l Ml oo» au»warl» SU Pi, Tletiomen U2V Mk. 2nl«rot» oon Bedaiden im aml» llche» Teil bl» Peltt.ett« SI> Pt <s«1chätt»ane«ig,n mtt Plo»oorlchrltt«n >m -Prell« »edodt Sladatt nach laut V«<log»ged»hi Äelaml» autla», 8 Ml o foulend «ikl. Pollzedützk. Telldellaa« doore Neftettetlt» Äutlraa, tonnen nicht »urück» aeeoaen weiden. »»« da» lkttcheinen an oemmmlen lasen und Planen wlkd lein« lbarantt« bdernomnien. Nnjrtaen. Ännabme A»dann>»naI1» a. det lamlttche» Filialen ». alle» Annoncen. Etvedillonen de» 2n. und Au»landr». Dttttl »nd veela, »»» glich», » Kltrlte» 2nl>av»r Panl ttltklt,^ Nedaktloa «nd »«>chSl!»li,ll«: 2odonnl»uai1» «> Po»»« - gilial« Deeoden: Seeslias« l lleleptzon 46211. Nr. 3S0. Milsg, ürn ^S. verember iSll. 105. Jahrgang. HW" Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 18 Seiten, zusammen 20 Seiten. Das Wichtigste. * Die österreichisch-ungarische Regie» rung hat in Berlin und Paris ihre endgültige Zustimmung zu dem deutsch-französi schen Marokko-Abkommen schriftlich erklä ren lassen. * Der österreichisch-ungarische Minister des Aeußern Graf Aehrenthal gab in den Dele gationen Erklärungen über die auswärtige Politik der Monarchie ab. fS. d. des. Art. S. 1.) * In Paris droht eine Streikbewegung der Konfekttonsarbeiterinnen. (S. Ausl. S. 9.) * Die Hauptbeteiligten am Udschda- Skandal wurden vom Konsulargericht freige sprochen; der Angeklagte Pandori wurde wegen Veruntreuungen verhaftet. * Von italienischer Seite wird der tür kische Erfolg bei Tobruk dementiert. (S. d. bes. Art. S. 2.) * Bei Melilla fanden am Donnerstag neue Kämpfe statt. sS- Letzte Dep.) * Bei den Massenerkrankungen im Ber liner Städtischen Obdach liegt Bakterien gift-Vergiftung vor, eine äußerst selten beobachtete Erscheinung. sS- d. bes. Art. S. 19.) * Dom Rhein und aus Frankreich wird steigendes Hochwasser gemeldet. fS. d. bes. Art. S. 11.) „Ksuen-Llebe miü Leden." Kennt man sie noch, die Reihe der Lieder, die Adelbert von Cl-amisso unter dem Kennwort „Ftanerl-Liebe und Leoen" zusammengefajzt hat? Lingt man noch: „Seit ich ihn gesehen, glaub' ich blind zu sein", und „Er, der Herrlichste von allen"? Wir meinen nicht, ob man in geschicht lichen Lied über sichren Wort und Vertonung jener Licbessünge vorführt, sondern ob deutsche Frauen und Mädchen sie noch als Ausdruck ihres eigenen Empfindens achten. Liebe und Leben der heutigen Frau gilt oft anderen Dingen. „Ich werd' ihm dienen, ihm leben", so jagt nicht die Frau „von heute" und auch das rührende: „nun hast du niir den ersten Schmerz getan, der aber traf; du schläfst, du harter, unbarm- herz'ger Mann, den Todesschlaf", kommt nicht leicht über ihre Lippen. Wir denken dabei natür lich nicht an die Frau, die sich irgendwie ein Glück im Winkel errungen hat, sondern an die jenige Art Frau, die im Vordergründe steht, oder die sich vom Strome der Zeit tragen läßt. Es ist eben anders geworden als da mals, da der Großvater die Großmutter nahm. „Anders" heißt noch nicht schlechter. Zwar ist nicht zu leugnen, daß auch an der Frau Verfalls erscheinungen bemerkbar sind. Die Frau von heute kommt der Frau aus den Befreiungskriegen nicht gleich. Auch die weibliche Generation, die 70/71 mitgemacht hat, stand, dünkt uns, höher. Es ist ja so falsch, wenn die grundsätzlichen Geg ner des Krieges immer nur wehleidig auf das Elend des Schlachtfeldes blicken und nicht darauf, daß der Krieg ein ganzes Geschlecht, auch die, die daheim bleiben, hoch über sich selbst hinaus hebt. Wie reich entfaltete sich in harter Zeit das Wesen der Königin Luise; sie stieg von weiblichen Mchtigkcitcn zum innersten Mitsühlen mit dem Schicksal eines ganzen Volkes auf. Manche Nich tigkeiten sind wieder eingczogen in die Seelen der heutigen Frauen. Das schlimmste ist die nament lich in den Großstädten anzutreffende Abwen dung von der höchsten Pflicht der Frau, der Mutterschaft. Gerade unsere Generation voll führt in außerordentlich zahlreichen den Groß städten zuströmcnden Familien den Schritt zur Beschränkung des Kindersegens. Man braucht nur bei den eigenen Bekannten hcrumzufragen, wie es in deren Elternbause war und wie es bei ihnen selbst ist. Es ist ein Schritt nicht auf wärts, sondern abwärts, und es knüpft sich daran, wie an jede Abwendung von der Natur, ein Heer von üblen Nebenerscheinungen. Schwerlich aber wird jemand, der tiefer in den Kreis der besonderen Frquenbestrebun- aen unserer Tage hineingeblickt hat, es übers Herz bringen, sie als Verfallserscheinungen zu bezeichnen. „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen." Hier ist ein nimmer rastendes Streben; cs geht in die Breite, in die Tiefe, es quillt nach allen Richtungen über. Man kann diese Dinge ja heute auch schon in der kleineren Stadt und vom Lande her be- 1 obachten. Die Bewegung ist so reich und so weit s verzweigt, daß eine Uebersicht üher das Ganze nur noch schwer zu gewinnen ist. Der Deutsche Lyzeumklub hat sich vorgesetzt, auf dem heute üblichen Wege, dem der Ausstellung, einen Ueberblick zu gewähren. Gräfin Helene Harrach und Frau Hedwig Hehl stehen an der Spitze des Unternehmens, als Generalsekretär ist ein Mann, Lempelius, zugezogen; das Protektorat ist von der Kaiserin übernommen worden, der Ehrenvorsitz von deutschen Fürstinnen, im Ehren- konntee sitzen Frau v. Bethmann Hollweg und andere Ministerfrauen. Um eine Vocstellungvon der Mannigfaltigkeit der für Februar und März nächsten Jahres in den Ausstellungshallen des Zoologischen Gartens in Berlin geplanten Ver anstaltung zu geben, seien die Aufgaben der in den beiden ersten Hauptabteilungen gegliederten Gruppen genannt. In der Abteilung, die die Frau inl Hause vorführt, soll gezeigt wer den die große Wohnung unter Leitung der Frau Henriette Hecht, die Mittelstandswohnung unter Fräulein Lotte Klopsch, die Arbeiterwoh nung unter Fräulein Reich, die Frau im haus wirtschaftlichen Großbetrieb unter Frau Thea Pagcnstecher, die Hausfrau als Produ zentin in Stadt und Land unter Frau Luise Stern und Frau Böhm-Lamgarben, die Hausfrau in ihrem Werdegang unter Leitung des Verbands zur Hebung hauswirtschastlichcr Frauenbildung, die Frau rn der Landwirt schaft unter Fräulein Ida von Kortzfleisch, die Frau in der Gärtnerei unter Fräulein Dr. Elvira Castner, die Frau in den Kolonien unter Frau Staatssekretär v. Linüequist. Die zweite Ab teilung, die die Frau im Berufe zeigt, wird enthalten: die Frau in Industrie und Hand werk unter Fräulein Margarete Friedenthal, Frau Josephine Levy-Rathenau und Pauline Gräfin Montgclas-Wimpffen, die Frau in Han del und Verkebr unter Frau Paula Jntlc- kofer-Liepmannssohn, Fräulein Agnes Herrmann und Fräulein Gertrud Israel, die Frau'in der Krankenpflege unter Schwester Agnes Karll, die Frau in der sozialen Arbeit unter Frau Elly Henß-Knapp und Frau Anna L. Friedmann, die Frau in Erziehung und Un terricht unter Fräulein Alwine Reinold, Frauenst u d ium unter Fräulein Helene- Lange, die Frau in der bildenden Kunst unter den Malerinnen Fräulein Dora Hitz, Frau Frieda Menshausen-Labriola und Frau Sabine Reicke, die Frau in der Architektur unter Fräulein Emilie Winkelmann, die Frau im Kunstgewerbe unter Frau Fia Wille, Fräu lein Marie Kirschner und Frau Annemarie Hart- leben-Pallat; die Frau in der Musik unter der Sängerin Frau Lilli Lehmann, oer Pianistin Fräulein Adele aus der Ohe, Fräulein Emilie von Cramer und Fräulein Elisabeth Kuyper; die Frau in der Literatur unter Frau Luise Schulze-Brück, Frau Marg. Kayser und Frau Emmi Lewald; die Frau in der Presse unter Frau Anna Plothow, Frau Emma Stropp und Frau Emilie Mosse- die Bühnenkünstlerin Frau Tilla Durieux-Cassirer, Frau Jenny BorSe- Marba und Frau Angelins Schüler-Gurlitt für das Frauenkomitee der Deutschen Bühnen genossenschaft und Frau Franziska Ellmenreich. Die weiteren Abteilungen schildern die Frau im Vereinsleben sowie in „persönlichen und öffentlichen Interessen". Nach Kenntnisnahme dieses Programms wird man zugeben, daß die Mannigfaltigkeit der Frauenbeslrebuugen groß ist, und man kann dem Versuche, einmal für Wohlwollende und Miß- wollende eine Ueberschau über „Frauen-Liebe und Leben" der Neuzeit zu geben, vollen Erfolg wünschen. Wir behalten uns vor, auf das eigen artige Unternehmen zurückzukommen, wenn seine Leistungen und damit die Leistungen der Frau offen zutage liegen. —v. l Die neue Ssmerungreme. Von Professor Dr. Fritz Zaeger. Die mannigfachen Erörterungen der letzten Zeit über die künftige Kameruner Grenzführung haben uns veranlaßt, das Urteil eines berufenen Fachmannes, des Professors für kolo niale Geographie an der Berti- ner Universität, einzuholen, das wir in Nachstehendem unseren Lesern bieten: Durch das vielerörterte Abkommen mit Frank- reich erhält unsere Kamerunkolonie einen Ee- bietszuwachs von nahezu einer halben Größe des Deutschen Reiches. Nach der dem Reichstage oorgeleqten Denkschrift des Rcichs- kolonialamtes beträgt nämlich di« Fläche des oon Frankreich abgetretenen Gebietes 275 009 Geviert- kilometer; die des Landes zwischen den Strömen Lo- gone und Sehari, die wir an Frankreich überlassen, 12 000 Geoiertkilometer. Dieses von uns abgetre tene Zwischenstromland ist ohne Zweifel ein wert volles Gebiet, ja Professor Passarg«, bekanntlich einer der besten Kenner Kameruns, schreibt ihm ähnliche wirtschaftliche Entwickclunqsmöglichkeiten zu. wie dem Kulturland Aegyptens. Von dem neuerworbe, nen Gebiet ist der südliche Teil — etwa bis 1 Gr. n. Br. — U r w a l d g e b i« t, großenteils sumpfreich, durch die verheerende Schlafkrankheit und di« Konzessionsgesellschaiten in der Entwickelung ge hemmt Dagegen ist der Norden, das östliche Adamaua, «in Land von ähnlicher Beschaffenheit wie die schon seither deutschen Teile von Ädamaüa, also ein wertvoller Zuwachs. Immerhin ist es fraglich, ob wir bei der Eebietsveränderung an der Kamerungrenze einen guten Tausch gemacht haben, ganz abgesehen von unseren Kompensationsansprü chen. Authentisckie Beurteiler, wie v. Lindequist, v. Dankelmann und Passarge, haben diese Frage verneint. Bis wir ein wirklich zutreffendes Bud von dem Wert der neuerworbenen Gebiete erhalten, wird noch beträchtliche Forscherarbeit zu leisten sein. Ich möchte mich daher im Folgenden darauf beschränken, den noch weniger besprochenen Wert des neuen Erenzverlaufs kurz zu erörtern. Für jedes politische Gebiet ist eine gewisse A b - rundung erwünscht, weit bec bedeutenden Ein- und Ausbuchtungen der Grenze die Entfernungen im Lande unverhältnismäßig groß sind und die lange Grenze ein viel größeres Machtausgebot zu ihrein Schutze erfordert, als eine kürzere. Wenn auch in einem Krieg mit Frankreich die Kameruner Grenze keine Rolle spielen würde, so muß sie doch beaufsich tigt werden wegen etwaiger Einfälle und Wande rungen der Eingeborenen und wegen des Zolles. Von diesem Gesichtspunkt ist der jetzige Grenzoerlauf abgesehen von der Umgehung Spanisch-Neuguineas eher günstiger, als der frühere. Die beiden Zipfel nach dem Ubangi und nach dem Kongo sind nicht so ungünstig abgegliedcrt, als es der „Entcnkopf" früher war. Falls wir Spanisch-Guinea hinzuerwerben — die Franzosen haben auf ihr Vorkaufsrecht verzich tet — bleibt nur der Winkel, in dem das französische Gebiet gegen Kamerun von Wesso am Sangafluß vorspringt, «ine ziemlich ungünstig« Grenzziehung. Andernfalls ist allerdings der Erenzveriauf sehr un günstig, das Stückchen südlich der spanischen Kolonie bleibt dann ein wertloses Anhängsel. Im Gegensatz zu den früher üblichen geradlinigen Grenzen ist das Abkommen bemüht, natürliche Grenzen zu finden, und betrachiet als solche dis Flüsse. Zwölf Flußläufe werden im Artikel 1 als Grenzen genannt und bei der endgültigen Absteckung der vorläufig geradlinig gelassenen Grenzen soll die Kommission nach Artikel 1 tunlichst die Wasserläufe, in zweiter Linie die Wasserscheiden berücksichtigen. Nun ist der ganze Süden flaches Alluvialland ohne ausgesprochene Wasserscheiden, das die Flüsse in sehr windungsreichen und daher schwer zu überwachendem Lauf durchziehen. Außerdem können leicht Flußver. legun^en stattfinden, die natürlich Grenzstreitigkei- tsn zur Folge haben würden. Flüße und Wasser scheiden können hier nicht als gute, natürliche Grenze gelten. Um so wichtiger wäre es, den Grenzen der P o lksstämme Rechnung zu tragen, was im Artikel 4 auch ins Auge gefaßt wird. Die Flüße sind aber nirgends Stammesgrenzcn, sondern überall werden beide Ufer von demselben Stamme bewohnt. Eine ganze Reihe von Stämmen werden durch die neue Grenze in zwei Teile zerschnitten, nämlich die Mpangwe, Misanga, Bafaru, Nolere, Baja, Iangnere, Eadaqo und Musgu. Bei Steuererhebungen, Straf verfolgungen usw. werden die Leute stets zu ihren Stammesbrüdern gehen, was natürlich die Verwal- tunq sehr erschwert. Der leitende Gedanke Kiderlens war offenbar, das deutsche Gebiet unter allen Umständen bis an die internationale Wasserstraße des Kongo und Ubangi auszndehnen. Daher die beiden Zipfel, die uns den Zugang zu diesen Stürmen ge- währen. Aber dieser Verkehrsweg erschließt keines wegs das Kameruner Hinterland. Denn die bel gische Bahn von Leopoldville nach Matadi. die die untern Stromschnellsn des Kongo umgeht und den Verkehr des Stromes zum Meere leitet, hat so hohe Frachtsätze, daß schon heute die Waren aus dem Kameruner Hinterland nicht den Kongoweq be nützen. sondern direkt auf deutschem Gebiet zur Küste gehen. Erst recht wird dies der Fall sein, wenn erst eine Bahn ins Hinterland führt. Daß dies« Bahn einmal dem ganzen Kongooerkehr durch Ka- merun hindurch einen Auslaß zum Meere bieten wird, ist nicht zu erwarten, da sie mit d«r viel kürze ren Linie L-uwoldoille-Matadi nicht konkurrieren kann. Dagegen wird die Ueberlandverbindung von Kamerun und Ostafrika von Vorteil sein für den Personenverkehr, nötigenfalls auch für Truppenver schiebungen und somit für di« Beherrschung beider Kolonien, sobald erst die belgische Bahn vom Kongo und die deutsche Zentralbahn den Tanganika^e er- reicht haben. In absehbarer Zeit wird wohl ein deutsches Kabel nach Kamerun gelegt sein. Dann wird sich auch die telegraphische Verbindung Deutsch- Ostasrikas mit dem Mutterland« ermöglichen laßen, unabhängig von englischen oder französischen Tele- graphenlrnien, sei es durch eine kongostaatliche Linie oder durch direkten Funkspruch zwischen Kamerun und Ostafrika. Politisch betrachtet hat in Kamerun eine Machtverschiebung sehr zu unseren Gunsten stattgefunden. Sie besteht nicht nur in der bedeutenden Gebietsvergrößerung, sondern auch in der Lage zu den Nachbarkolonien. Der Ring, in dem das französische Gebiet uns umklammerte, ist an zwei Stellen durchbrochen. Diese Tatsache würde dann von größter Bedeutung werden, wenn wir ein. mal uns weiter nach dem Konaostaat ausdehnen könnten, wofür indes so gut wie keine Aussicht vor- bannen ist Natürlich empfinden die Franzosen unsere Zipfel als Pfahl im eigenen Fleisch, obwohl sie nach Artikel 7 das Recht haben, die verschiedenen Teile ihrer Kolonie durch «ine Eisenbahn quer über unsere Zipfel hinweg zu verbinden. Es erscheint nach obigen Darlegungen in der Tat fraglich, ob die- ser Schaden für Frankreich nicht größer ist. als der Nutzen für uns und ob nicht eine andere Grenz- ziebung ohne die Zipfel beide Teile besser befriedigt bätte. Natürlich sind nun große Erschließung-, arbeiten nötig, um die erworbenen Gebiet« poli tisch zu beherrschen und wirtschaftlich zu nützen, vor allem Bahnbauten, was auch Dcrnbura dieser Tage -nieder betont bat Die Bahnen, dir schon zur Er schließung des alten Schutzgebietes erforderlich sind, brauchen nur wenig verlängert zu werden, da das neue Land sich in verhältnismäßio schmalem Band« um das alt« herumschlinqt. Sie sind aber jetzt um so dringender. Hoffentlich läßt das deutsche Volk sich nicht durch die Mißstimmung gewißer Kreis: über das Marokko, und Kongoabkommen beirren, das Nötige zu tun. Aehrenthal über Gelterreich- llngarns Außenpolitik. Wien, 28. Dezember (Tel.). Die Delegationen sind zur Erledigung des vier- monarigen Budgetprov iso riums zusammen getreten. Die ungarische Delegation wühlre Baron Lang zum Präsidenten und den Grafen August Zichy zum Vizepräsidenten. Nach eine: Ansprache des Präsidenten, in der er die Freude über die Wiedergenesung Les Monarchen ausdrückte, wurde das Vudgetprovisorium dem vereinigten Vierer ausschuß zugewiesen, der sofort nach der Plenar sitzung zusammentrat. Mittags trat nach der konstituierenden Plenar sitzung der ungarischen Delegation d«r sogenannte Vereinigte Viererausschuß der ungarischen Delega tion zu einer Sitzung zusammen. Der Minister des Aeußern Graf Aehrenthal nahm zunächst das Wort und führte aus: Die kurze Vorsespon der Delegation bietet mir einen will kommenen Anlaß, mich über die auswärtige Politik auszuiprechen. Las Haus wird es begreif lich finden, wenn ich mit Rücksicht auf den zwischen Italien und der Türkei bestehenden Kriegszustand in meinen Aeußerungen große Reserve beobachte. Die Ministerpräsidenten gaben in den Parlamenten am 22. Oktober Erklärungen betreffend die auswärtige Politik ab und betonren die Neutralität der österreich-ungarischen Monarchie. Aus Liesen Aeußerungen entnahm die Oeffcntlichteit ferner, Laß die österreichisch-ungarische Diplomatie bemüht war, auch nach Eintritt der Feindseligkeiten nach Möglichkeit für die Beendigung des Krieges einzutreten. Diese Bestrebungen führten bisher leider zu keinem Resultat. Wir wißen uns aber eins in diesen Bestrebungen mit allen anderen neutralen Mächten und hoffen, daß in dem gegebenen Zeitpunkt unsere Bemühungen von Erfoly begleitet sein werden. Wir wünschen den baldigen Abschluß des Krieges, weil es sich um den Wastengang handelt zwischen einer uns verbündeten Macht und einem Staate, zu dem wir freundschaftliche Beziehungen unterhalten. Unser Interesse an eine: baldigen Herstellung des Friedens ist um so intensiver, als bei einer längeren Dauer des Krieges eine Gefahr für die Erhaltung des Status quo am Balkan entstehen könnte. Wir hegen die Zuversicht, daß dies« Gefahr nicht ein tritt. Die italienische Regierung erklärte gleich bet Beginn des Krieges in unzweideutiger Weise öffent lich, daß sie an dem politischen Prinzip, welches die Erhaltung des Statusquo am Balkan zum Ziele hat, bestimmt festhalten wolle. Diesem Entschluß paßte Italien seine Haltung an. Die Zuversicht, von der ich eben gesprochen habe, gründet sich ferner auf den übereinstimmenden Wunsch aller Großmächte, daß der Statusquo auf oem Balkan nicht gefährdet werde seitens der Regierungen der Balkanstaaten. Ich glaube auch, es ist das all- gemeine Bestreben, die Gefahr der Greuel eines Krieges zu vermeiden. Die türkische Regierung ist bemüht, trotz der großen Schwierigkeiten die öffentliche Ordnung im Reiche aufrecht zuerhalten. Es ist zu wünschen, daß durch diese Bestrebungen bis zum Frieöensschluß, den wir aufrichtig wünschen, die Kraft und die Autorität der Türkei ungeschwächt er halten werden. Darin wäre eine neue Bürgschaft für ein friedliches Nebeneinanderleben der Türkei und der Balkanstaaten gelegen. Die Grundlage unserer auswärtige» Politik bleibt selbver stündlich unver ändert. sBeifall.) Gestützt auf unsere bewähr« ten Bündnisse und freundschaftlichen Be ziehungen, die wir mit allen Mächten unterhalten, wird unsere Hauptaufgabe darin liegen, dazu beizu tragen, daß der auch für alle Staaten nicht ungefähr liche Italienisch-Türkische Krieg durch einen Friedens schluß beendet werde, der für beide Teile gleich ehrenvoll sein wird. (Lebhafte Zustimmung.) Ich will mich nun kurz dem marokkanischen Problem zuwenden, das in den letzten Monaten stark im Vordergründe der Dinge stand und nun glücklicher- weife zu einem friedlichen Abschluß gebracht ist. Wir wurden, ebenso wie die anderen an der Konferenz von Algeciras beteiligten Mächte, seinerzeit von den mili tärischen Maßnahmen Frankreichs und Spaniens unterrichtet, welche diese Staaten zum Schutze ihrer Interessen in Marokko zu ergreifen sich genötigt sahen. Wir haben gleich den anderen Regierungen diese Mit teilungen zur Kenntnis genommen und dabei dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die drei in Algeciras vereinbarten Grundsätze, die Integrität des scherifische.n Reiches, die wirtschaft liche Gleichberechtigung und die Handelsfreiheit auch in Zukunft intakt erhalten bleiben. Im Der- laufe der Ereigniße hat die deutsche Regi«runa die Auffassung gewonnen, daß vielleicht diese Prin zipien nicht in allen Stücken werden aufrechterhalten werden können, und sich veranlaßt gesehen, mit der französischen Regierung Fühlung zu nehmen und zu versuchen, die wirtschaftlichen Prinzipien, da» ist die wirtschaftliche Gleichberechtigung und die Handelsfreiheit, für den Welthandel dau ernd zu sichern. Diesem Zweck dient« die Mitteilung der deutsch enReqierung vom 30. Juni, die an sämtliche Signatarmächt« der Algecirasakte gerichtet worden ist. Wir haben diese Mitteilung mit dem aufrichtigsten Wunsche für einen gedeihlichen Fort- gang und Abschluß der Verhandlungen ausgenommen und betont, daß wir bei dem Mangel eine» direkten
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