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MÄ7L- Mittwoch, den 27. November. 1878. Grzgeö.^AoLssrmnd. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Preis vierteljährlich 1 Mark 80 Pfennige — JnsertionSgebühren: die gespaltene Zeile 10 Pfennige, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. — JnsertionSannahme für die »m Abende erscheinende Nummer bis Bormittag» 10 Uhr. Bekanntmachung. In der Nacht zum 26. vorigen Monats sind mittelst Einbruchs ans einer Woh nung in hiesiger Stadt eine tombackene Taschenuhr, ein rindslederner Halbstiesel, ein schwarzer Handkorb ohne Deckel, ein Mehlsack gez. Haepe, circa 200 Stück Cigarren, eine Flasche mit Nordhäuser, ei» sechöpfündigeS Brod, ei» Stückchen Butter, ein Schock Hühnereier, 6 bis 7 Pfund Schinken, 2 s Pfund Wiegbraten, 4 bis 5 Pfund Speck, ein Pfund Würfelzucker, ein Pfund klarer Zucker, ohngefähr ein halbes Viertel anSge- scheerte und unauSgescheerte Pflaumen, eine Parthie Aepfel gestohlen worden. Behufs Ermittelung des ThäterS und Wiedererlangung des Gestohlnen wird dieß andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königl. Gerichtsamt Hartenstein, am 20. November 1878. Neumann. Bekanntmachung In der Nacht zum 3. dieses Monats sind aus einem Gute in Schönau 4 Stück Weiße Gänse gestohlen worden, was behufs Ermittelung des Thäters und Wiederer langung der Gänse andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königl. Gerichtsamt Hartenstein, am 20. November 1878. Neumann. Bekanntmachung, die Stadtverordneten-Wahl betreffend. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 16. November bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß von den Herren Stadtverordneten folgende ausscheiden: die Herren Kürschncrmcister Oskar Vater, Schlossermeister Wilhelm Muth, Posamen tiermeister Carl Wenzel, Fabrikant LouiS Schönfelder, -SchiihmachcriNerster Eduard Röder, Stcllmachcrmcister Wilhelm Rögner, sowie die Ersatzleute Bäckermeister Christian Hermann Fischer, Handelsmann Wilhelm Ebert, Gürtlermeistcr Eduard Wilisch. Hiernach gehören dem Collegium noch fernerhin folgende Herren an: Töpfermeister Michaelis, Schneidermeister Böhm, Flcischcrmeister Lonis Fischer, Kaufmann Richard Müller, Sattlermeister Anton Loo», Färbermei ster Hagemann, Aktuar Dreeße, Maler Petersen, Buchbindermeister Eduard Dörfel »nd Seminaroberlehrer "r. Köhler und folgende Ersatzleute: Bau meister Eduard Görling, Kaufmann Bernhard Härtel, Fabrikant August Sommer, Kaufmann Bernhard Junghans, Hutmachcrmeister Friedhold Loo», Schneidermeister Julius Bretschneider, Tischlermeister August Fischer, Dessi nateur Wilhelm Tauscher, Zinngießermeister Heinrich Weiß jun., Schuh» machermeister Louis Andrä, Schuhmachermeister Julius Hergert und Re staurateur Oskar Weickert. Schließlich wiederholen wir, daß in der auf morgen anberanmten Wahl 5 ansässige nnd 2 unansässige Stadtverordnete und 5 ansässige und 2 unansässige Ersatzmänner zu wählen sind. Schneeberg, den 26. November 1878. Der S t a d t r a t h. Heinke. Bekanntmachung. Nachdem die Abschätzung des Einkommens hiesiger Ortscinwohner erfolgt ist, welche der auf das Jahr 1879 zu erhebenden Ortsstcuer zn Grunde gelegt wird, wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die Liste, worin diese Abschätzungen ein getragen sich vorfinden, in der Zeit vom 28. November bis mit 12. December a. e. im hiesigen Standesamtslocal zu den Expeditionsstunden ansliegt, die Betheiligten in dieser Zeit den ihre Person betreffenden Theil einsehen können nnd Einwendungen gegen die erfolgte Abschätzung bei deren Verlust längstens bis zum 15. December n. e. beim Unterzeichneten anzubringen haben. Oberschlcma, den 21. November 1878. F. Mehlhorn, Gem.-Vorstd. An die Restanten von Staats- und Ortssteuern ingleichen Schulgeld hier Ärgeht die letztmalige Aufforderung diese Neste baldmöglichst abzutragen und wer den bei Nichtachtung dieser Aufforderung ab 10. December ö. nnnachsichtlich die erfor derlichen Vorkehrungen behufs Eintreibung getroffen werden. Oberschlcma, den 25. November 1878. Die Localstcuer-Einnahme das. Mehlhoru, G.-V. Tagesgeschichte. Es wird wirklich Ernst, im deutschen Reich mit einer Revision der sinaneiellen, Volkswirthschaftlichen innd handelspoli tischen Verhältnisse vorzugehen, das beweist sonnenklar ein interessantes Schriftstück, das der Reichskanzler, Fürst Bismarck, datirt vom 12. Novbr., an den BundeSrath gerichtet hat. Da das Schriftstück des Reichskanzlers für das wirthschaftliche und handels politische Leben im Reiche wichtig ist, so mag eS gleich nach seinem Erscheinen in den großen Zeitungen auch in unserem Blatte eine Stelle, nnr mit einigen unwesent lichen Kürzungen finden. Das bcmcrkenSwerthe Schrift stück lautet: Berlin, 12. Novbr. 1878. Die finanziellen, volkswirthschaftlichen und handels politischen Verhältnisse, welche ans die gegenwärtige Ge staltung des Vereins-Zolltarifs von entscheidendem Ein flüsse gewesen sind, haben im Laufe der letzten Jahre wesentliche Veränderungen erfahren. Die finanzielle Lage des Reiches wie der einzelnen BnndeSstaaten erheischt eine Vermehrung der Ncichscin- nahmen dnrch stärkere Heranziehung der dem Reiche zur Verfügung stehenden Einnahmequellen. Bei den im vo rigen Sommer zn Heidelberg stattgehabten vertraulichen Besprechungen über die im Reiche anzustrebcnde Steuer reform ist denn auch die Ucberzenguug einmüthig zum Ausdruck gelangt, daß das System der indirekten Besteu erung in Deutschland weiter anSznbildcn sei, und cs ist daselbst über die vorzugsweise in'S Auge zu fassenden Finanzartikel allseitiges Einverständniß erzielt worden. Außerdem erfordert die derzeitige Lage der deutschen Industrie sowie das mit Ablauf der Handelsverträge in den großen Nachbarstaaten und in Amerika zu Tage ge tretene Bestreben nach Erhöhung dcS Schutzes der ein heimischen Production gegen die Mitbcwcrbung des Aus landes eine eingehende Untersuchung ser Frage, ob nicht auch den vaterländischen Erzeugnissen in erhöhtem Maße die Versorgung des deutschen Marktes vorzubehaltcn und dadurch auf die Vermehrung der inländischen Prodnction hinzuwirken, sowie zugleich VerhandlungSmatcrial zu schaffen sei, um später zn versuchen, ob und inwieweit sich im Wege nener Verträge die Schranken beseitigen lassen, welch« unsere Exvortinteressen schädigen. Die Ergebnisse der im Gange befindlichen Enqueten über die Lage der Eisenindustrie, sowie der Baumwoll- s und Lcinenindustrie werden nützliche Grundlagen schassen ' für die Beantwortung der Frage der Zweckmäßigkeit einer Erhöhung oder Wiedereinführung von Zöllen auf die Er- . zeugnissc der in Frage stehenden Industrien. lieber ei- ! nige weitere bereits in Anregung gekommene Aenderungen ! dcö autonomen Zolltarifs, welche zum Theil eine correc- tere Fassung des Tarifs, zum Theil die Beseitigung von Mißverhältnisse» zwischen den Zollsätzen von Halbfabri- ! katcn und Ganzfabrikaten, zum Theil Erhöhungen des z Schutzes einzelner Industriezweige gegenüber der Concur- renz dcö Auslandes bezwecken, sind Vorarbeiten gefertigt, welche den betreffenden Ausschüsse» des BundeSrath wer den vorgelegt werden. Es wird dabei nicht ausgeschlossen sein, daß auch noch für andere Erzeugnisse die Einfüh rung höherer Eingangszölle angeregt werde." Hierauf betont das Schriftstück, ob cs bei Aufstel lung der neuen Zolltarife nicht wohlgethan sein dürfte, an die Stelle dcö „Centnerö" eine andere Gewichtseinheit in den Tarif einzuftellen, nnd es wird dazu das „Kilo gramm" vorgeschlagen, um so mehr, da die Eisenbahnver waltungen bereits die Gewichtsangaben in Kilogrammen verlangen. Dann fährt das Schreiben des Reichskanzlers wört lich fort: Um die Lösung der vorstehend angedeuteten Fragen thunlichst zu beschleunigen nnd der für die bethei- ligtcn Erwerbszweige drückenden Ungewißheit über die künftige Gestaltung unseres Tarifwesens möglichst bald ein Ende zn machen, erscheint die Einsetzung einer be sonderen Commission angezeigt, welche unter Benutzung dcö vorhandenen sowie desjenigen Materials, welches durch die Enqueten geschaffen und jener Commission zu überweisen sein würde, die Revision des Zolltarifs vorzubercitcn nnd die erforderlichen Anträge bei dem BundeSrath zu stellen hätte. Die Aufgabe der Commission würde danach anf den gcsammtcn Inhalt des Tarifs, mit Ausnahme derje nigen Finanzartikcl, über welche anf der Heidelberger Ministerconfercn; Einverständniß erzielt ist und welche , einer gesonderten Bearbeitung bereits unterliegen, sich zu erstrecken haben. Die Commission würde auS Beamten dcS Reichs und der hauptsächlich betheiligtenBundesstaaten zusammenzusetzcn sein. Die Anzahl der Mitglieder dtt fte mit Rücksicht auf den Umfang der Aufgabe nicht z» knapp gegriffen werden. Die Bearbeitung der einzelnen Detail- ' fragen möchte nach Feststellung der allgemeinen Grundsätze ! kleineren auö der Mitte der Commission zu bildenden ! Snbcommisstonen zu übertragen sein. Auch wird es sich empfehlen, sowohl'der zn berufenden Commssion, als auch den Subcommissionen das Recht einzuräumen, Sachver ständige zn vernehmen oder schriftliche Gutachten einzu- ziehcn oder durch Requisition der Landesbehördcn Ermit telungen zu veranlassen. Der Unterzeichnete beehrt sich hiernach, dem Bun- dcsrath die entscheidende Beschlußnahme ganz ergebenst anhcimzustellen. Der Reichskanzler: v. Bismarck." Der Reichskanzler hat also endlich in einer hochwich tigen Reichsangclegenhcit gesprochen, die seit Jahren schon die Fachblättcr eifrig beschäftigt hat. Was wird man nun Seiten der Freihändler dazu sagen? denn nun mehr liegt eine officiclle Kriegserklärung der Reichspolitik gegen die nationalliberal-fortschrittliche Jnteressen-Coalition vor, die sich in dem Bamberger' sehen „Verein zu Schutze der Handelsfreiheit" verkörpert findet. Beharren nunmehr die Nationalliberalcn auf ihrem Freihandels system, so ist der totale Bruch zwischen ihnen und dem Reichskanzler besiegelt. Werden cS die Nationalli beralen zu einem solchen Bruch kommen lassen? Deutschland. Berlin, 25. Nov. Der „Reichs-Anz." erklärt die Meldung Berliner Blättrr, der Kronprinz habe den: Festcomite der Studirenden der vier Berliner Akademien für den sogenannten KaiscrkommcrS eine Audienz gewährt und dabei versprochen, der Kommerseinladung Folge leisten zu wollen, von Anfang bis zu Ende erdichtet. Die Nachricht sei um so befremdender, als sogar derWort- laut der angeblichen Antwort des Kronprinzen darin mit- gctheilt werde. Liegnitz, 20. Novbr. Die Station Vordcrhcide der Strecke Randten-Liegnitz der Breslau-Freiburger Ei senbahn wäre dieser Tage beinahe der Schauplatz eines gräßlichen Eisenbahnunfallö geworden. AIS der in Vor- dcrheide Nachmittags eintrcffendc Personenzug in der Richtung Randten-Liegnitz in den Bahnhof einfahrcn sollte, bemerkte der Lokomotivführer desselben, daß ihm der ge nau um diese Zeit ankommende Personcnzug in entgegen gesetzter Richtung anf demselben Geleis cntgegenfuhr. So fort ließ der Beamte das Nothsignal ertönen, worauf der Lokomotivführer des anderen Zuges anf die schwebende , Gefahr aufmerksam wurde. Zum Glücke waren beide - Züge bereits durch Bremsen in gemäßigte Fahrgeschwin- digkcit gebracht, beide Maschinen gaben Gegendampf und ! es gelang, den Zusammenstoß zu verhindern. Die un-