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Dresdner Journal : 27.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-27
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 27.07.1887
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W171 l» tot»«!»«» A«1«9«: iLkrliol» ^MlrrUok, 4 it»r» KO kt Lio»«lQ« Hnnuovri»: 10 ?L L»—r9»Id ä«, cksnt,«-«» L«iol>« tritt kost- ooä 8tewp«I»o»ot>I»^ ttüuu. ^»«kLLtr^M^LKbr«»« kür 6»v k»oio «isor 2«il« Ueuior 8ol»ri1t »0kt. vot« „^iu^vx^ät" äi« 2«U« 00 kt. itoi F»d«It«o- oocl Äü«r»»»tt »uttpr. Lr»»t>«1,«»i IHGliot» »it ^nimttuu« <1»r 8oo»- mut k«1«rt»-» »dvnä». k«r»ipr«otl -^Lic^Ia»! Ur. 199S. Mittwoch, de« 27. Juli, abends. DreMerIoumal. Für di« Gesamtleilun- rxrantwortlich: Gtto Banck, Professor der titteratur. und Kunstgeschichte. 1887. »—>—9 v»> «uMLrt»i tstpii,! Lr—xittMsr, 6onum»»ioi»»r ct«« Drsslin« ^oarv»l»i Lu»d»r» >«rU» VI« - L«tp«lU «— ». ».: üaassntts»« ko-1«-, I«rU»-Vt«-N»»d»r,. krs, Lstpst, -»r»»»1wr ». ü»«i. Lto««,- ksri, l.»»«»» - I«rU» - knu»tt«r» ». N. »tsttUsrl: Da»-« «9 6o , L«rU»: Z»»a1«<1«»<1a-t,' VÜrUt«: D. L1M«r« S«u»o««r: O S^ü««1«r, LUI« «. >.: /. Laret <» 0o. N»r»a»»»d«r, UvniUl. Lrpaäitto» äs« vroxia«« ^ooroai», vroä«», 2vio^«r«tr. B0. koriuiprvoU-^nioUl»««: Kr. 199k. Nichtamtlicher Leit. Hetegraphische Wach richten. München, 27. Juli. (Tel d. DreSdn. Journ.) Der Rosenheimer Postzug entgleiste gestern bei Kolbermoor. 2 Personen find schwer verletzt. Wien, 27. Juli. (W. T. B.) Die „Presse « meldet, dem Ainanzministeriu« sei durch daS aus wärtige Amt die Einladung der englischen Re- gierung zur Teilnahme an der internationalen Konferenz zur Beratung der Aufhebung der Zucker- Prämien zugegangen. Die englische Stegierung habe bereits im April hier angefragt, ob Österreich an einer solchen Konferenz teilnehmen würde. Die diesseitige Regierung habe erwidert, daß sie sich nicht binden könne, solange England nicht be stimmte Vorschläge mache. Die Einladung, welche nunmehr in den letzten Tagen eingetroffen, ent halte bereits die Vorschläge Englands. Paris, 2«. Juli. (W. T. B) Der König von Griechenland ist heute hier eingetroffen. Derselbe empfing im Laufe des TageS den Minister deS Auswärtigen, KloureuS. Der russische Botschafter Baron v. Mohren- Heim ist nach dem Badeort Royat, in der Nähe von Clermont, abgereist. London, 2«. Juli. (W. T. B.) DaS Ober- hauS «ahm in zweiter Lesung die Novelle betreffend den HandelSmarkevschutz an. DaS Unterhaus bat die drei ersten Artikel der irischen Landbill mit unerheblichen Abänderungen angenommen und die Einzelbrratung dann auf heute vertagt. Dresden, 26. Juli. Die Ausführung der Verbrecherbill in Irland. In Irland ist die Verbrecherbill bereits in Wirk- samkeit getreten. Durch dieselbe hat die Regierung die Mittel in den Händen, den Hetzereien der irischen Agitatoren entsprechend begegnen zu können. Allerdings zweifeln noch viele an einem dauernden Erfolge. ES giebt sich neuerdings eine gewisse Un sicherheit kund, welche auf ein Sinken des Einflusses der TorieS hinweist. Der Mißerfolg der britischen Politik in Konstantinopel hat die gegenwärtige Lage wesentlich verschlimmert und die Leiter der Landliga bauen hierauf ihren Plan. Trotz des über zwei Drittel der Insel verhängten Ausnahmezustandes beab sichtigen sie, bis zum Äußersten Widerstand zu leisten, in der Hoffnung, dadurch eine Krisi» in London zu beschleunigen. Man rechnet auf eine Wiederkehr größeren Einflusses der Liberalen, Gladstones und seines Anhangs, sowie auf eine Verstärkung der Sym pathien für die Homerule-Bewegung. Um dies zu er reichen, wollen die Männer der Landliga daS Un wetter trotzig über sich ergehen lassen. „Diefe Rechnung," sagt die Wiener (alte) „Presse" „ist keineswegs eine so phantastische, wie eS sonst zu meist die politischen Kalküls der nationalen Politiker von Irland zu sein pflegen. Die jüngsten Ergän- zungSwahlen haben in nicht mißzuverstehender Weise gezeigt, daß die öffentliche Meinung sich wieder mehr und mehr den Liberalen zuwendet; im Lager der Tories haben, wie aus ihren Parteiorganen ersichtlich wird, jene Wahlergebnisse unverkennbar niederdrückend gewirkt; eS waren recht melancholische Betrachtungen, welche diese Blätter anläßlich jener Wahlen an gestimmt haben Ernster als diese Symptome sind die Anzeichen, daß eS in der Regierungspartei und dru engeren Regierungskrisen selbst zu kiseln an fängt und das Prekäre der augenblicklichen Lage auch von autoritativer Seite ganz unumwunden eingrstan- den wird. Der Kitt, welcher bislang die eigentlichen TorieS und die liberalen Unionisten zusammengehalten hat, zeigt ganz bedenkliche Riffe. Lord Salisbury sah sich genötigt, um sich die Heeresfolge der liberalen Unionisten für den Rest der Session zu sichern, ganz erhebliche Zugeständnisse an dieselben zu machen be züglich ihrer Auffassung der neuen irischen Landbill. Er hat bekanntlich in einem Parteimeeting seinen engeren Gesinnungsgenossen die absolute Notwendigkeit solcher Konzessionen dargelegt und dieselben auch dazu vermocht, ihre Zustimmung zu den vor geschlagenen Abänderungen der vom Oberhause bereits genehmigten Bill zu geben. Nachträglich haben aber die TorieS der strengen Observanz sich sehr nachdrück lich gegen jedes fernere Kompromiß dieser Art aus gesprochen und zu verstehen gegeben, sie würden e» vorziehen, wieder in die Opposition zurückzutreten, anstatt daS echte Toryparteiprogramm durch stetig wiederkehrende Nachgiebigkeit an die liberalen Bundes genossen sich stückweise eskamotieren zu lassen. Dieses Frondieren der Altkonservativen hindert aber nicht, daß neuerdings wieder die Rede ist von einer voll- ständigen Rekonstruktion deS Kabinetts durch Eintritt deS Marquis Hartington und einiger seiner Freunde in die Regierung." Die „Presse" erinnert daran, wie die „Morning Post" unlängst eine Äußerung mitgeteilt, welche Lord Hartington und seinen Freunden nichts weniger vor wirft, als daß sie eine hinter dem Rücken der Königin stehende Nebenregierung bildeten, deren Ratschläge als maßgebend angesehen werden müßten, ohne daß sie die Veranwortung einer richtigen Regierung zu tragen hätten. „Werden einmal solche Vorwürfe laut in der auffälligen Form und au so auffälliger Stelle, wie in der „Mormng Post", dem persönlichen Organe des Premiers, so muß das Mißbehagen über die thatsäch- Uchen Verhältnisse bereits einen bedenklichen Grad er reicht haben und sich immer tiefer und in weiteren Kreisen einnisten. Die notwendige Folge hiervon ist keineswegs noch, daß alsbald, in der allernächsten Zukunft, die Koalition der ministeriellen Partei in die Brüche geht, ebensowenig erscheint eS unvermeidlich, daß man den ringetretenen Riß durch die vorgeschla gene Rekonstruktion des Kabinetts wieder überkleistert. Der Schluß des Parlament» steht demnächst bevor; bis dahin halten die eingegangenen Engagements und während der Ferien ist kein Anlaß, an dem gegen wärtigen Stand der Dinge irgend etwas zu ändern. Das Eine aber ist gewiß, daß die Opposition in Alt england und mit ihr die irische Nationalpattei in alldem einen erneuten Beweis von der Kurzlebigkeit des Bündnisses zwischen den liberalen Unionisten und den TorieS und von dem vorzeitigen Marasmus erblicken werden, welcher ihrer Ansicht nach bereits das Kabinett Salisbury zu entkräften anfängt, und daß sie hierin die Ausmunterung erblicken, in ihrem Widerstande nicht zu erlahmen. Es gilt dies insbesondere bezüglich der irischen Agitatoren. Wüßten diese Herren, es stehe in den Sternen geschrieben, daß die Mandatare des Tory- kabinetts die irische Verbrechenbill mit allen ihren Kon- seauenzen auch nur ein halbes Jahrzehnt lang durch zuführen im stände sein werden, so wären sie lange nicht so heißhungerig nach der Palme des Märtyrer tums, wie sie sich jetzt zeigen. Auf Jahre hinaus in das Gefängnis wandern zu müssen, hat selbst für einen eingefleischten Fanatiker nicht viel Verlockendes. Hin gegen lassen sich ein paar Monate Haft ertragen, wenn man dafür die sichere Popularität für ven übrigen Rest der Lebensdauer erwarten dars. Vielleicht ist die Voraussetzung eine vollständig irrige, auf welche diese Rechnung gegründet ist, sie ist aber für das Verhalten der irischen Nationalisten die maßgebende und die ent scheidende für di? Wirkung, welche zunächst die Promul- gierung de» Ausnahmezustandes in Irland hervorrief" Wenn man auf die Geschichte zurückblickt, so kitt leider die Erscheinung zu Tage, daß die Politik Eng land» Irland gegenüber der nötigen Konsequenz auf der einen und des nötigen Wohlwollens auf der an dern Seite ermangelt, daß man eS versäumt hat, den Ausschreitungen der irischen Wünsche thatkräftig ent- gegenzutreten, sowie man eS unterlassen hat, den un bedingten Mißständen und den berechtigten Klagen der Irländer abzuhelfen. Noch Wilhelm .von Oranien liefette den Iren ernste Schlachten, während Ende des voriaen Jahrhunderts die britifche Politik durch die Rücksicht auf Irland mit dazu bestimmt wurde, einem Bündm» der Großmächte gegen die französische Re publik nicht beizutreten. Von den Rebekkaiten und Mondscheinbanden, deren Entstehung in die vierziger Jahre fällt, bi» zu der aräßlichen Mordthat im Phönixpark, verübten irische Parteifanatiker eine Reihe von Gräueln, denen gegenüber sich das britische Ka binett ost genug ratlos zeigte. In den letzten Jahren hat allerdings infolge eine- von Parnell gegebenen Losungsworts die Zahl der Verbrechen in Irland ab genommen, weil man die Absicht hatte, die öffentliche Meinung für die Homerule günstig zu stimmen. Wie eS jetzt kommen wird, kann niemand voraussehen, aber zu wünschen wäre eS, daß daS Kabinett deS Marquis v. Salisbury, nachdem eS einmal einen käftigen An lauf zur Lösung der irischen Frage unter Aufrecht erhaltung der Einheit deS Reiches genommen, auch in den Stand gesetzt würde, sein Werk zu vollenden, da mit endlich geordnete Zustände auf der grünen Insel angebahnt werden. Latzcsgeschichte. * Berlin, 26. Juli. Se. Majestät der Kaiser setzt seine Gasteiner Kur mit günstigstem Erfolge fort, über die Dauer feines Aufenthaltes in Gastein hat Se. Majestät noch keine Bestimmungen getroffen. Gestern nahm der Kaiser den Thee bei der Gräfin Lehndorff, welche Sr. Majestät zu Ehren eine Theater vorstellung veranstaltet hatte. Heute morgen nahm Sc. Majestät ein Bad und machte darauf eine Spazier fahrt auf dem Wege nach Böckstein. Wie der ,Föln. Ztg." gemeldet wird, steht eS nun mehr fest, daß die Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Österreich in Gastein stattfinden wird. Kaiser Franz Joseph wird am 6 oder 7. August daselbst eintreffen und gedenkt zwei Tage bei seinem kaiserlichen Verbündeten zu bleiben. Davon, daß ihn sein Minister der Auswärtigen, Graf Kalnoky, beglei ten wird, wie kürzlich von Wiener Blättern behauptet wurde, ist hier nichts bekannt; dagegen verlautet hier, daß sich Graf Kalnoky Mitte deS nächsten MonatS zum Besuche des Fürsten Bismarck nach Kissingen be geben wird. Ihre Majestät die Kaiserin, deren Ankunft in Homburg v. d. H. wir bereits telegraphisch ge meldet, empfing gestern im dortigen Schlöffe den Be such Ihrer König!. Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, soweit bisher bestimmt ist, am 1. August Varzin verlassen und über Berlin am 2. August in Kissingen eintreffen. Der dortige Aufenhalt ist auf 3 Wochen in Aussicht genommen; von einer Nachkur in Gastein oder in einem anderen Badeorte ist bisher noch nicht die Rede gewesen. Der „Reichs- und Staatsanz." veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Abänderung der Verordnung vom 17. März 1839, betreffend den Verkehr aus den Kun st st raßen, und der KabinettSordre vom 12. April 1840, betreffend die Modifikation des 8 1 der Ver ordnung vom 17. März 1839 wegen des Verkehrs auf den Kunststraßen. Die offiziösen „ Berl. Pol. Nachr." schreiben: „ Einige Blätter erörtern des Längern und Breiten die Frage, ob Graf Schuwaloff während seines jüngsten Ber liner Aufenthaltes mit hiesigen Finanzkreisen in per sönliche Beziehungen getreten sei, um beruhigende Ver sicherungen über die russische Finanzpolitik zu geben. Die Frage ist eine müßige. Wenn Graf Schuwaloff in der Lage gewesen wäre, Mitteilungen von thatsäch- lichem Werte über die russische Finanzlage zu machen, so würde er dieselben in politischen Kreisen zur Sprache gebracht haben. Daß ein Botschafter in privaten Unter haltungen nicht anders als beruhigend über die Finanz lage deS von ihm vertretenen Landes fprechen kann, ist selbstredend." Ferner äußert diefelbe Korrespondenz: ,Ln den neuerdings sich häufenden Erörterungen betreffs der Lombardierung fremder Werte feiten der Reichsbank ist unter Hinweis darauf, daß andere Staatsbanken die Lombardierung fremder Werte über haupt nicht zulasfen, wiederholt angedeutet worden, daß der Erlaß einschränkender Maßregeln nach dieser Richtung zuständigen Orts der Erwägung unterliege. Daß die jetzt übliche Lombardierung fremder Werte eine Benachteiligung der inländifchen Papiere mit sich bringt, dürfte kaum bestritten werden können, ebenfo wenig, daß die Gepflogenheit der Reichsbank dem bekannten Hange des deutschen Publikums zu gewagten Anlagen in augenblicklich höher verzinslichen fremden Werten Vorschub leistet. Wir wollen auf die Beweg gründe, denen der Wunfch, die Lombardierungsfähigkeit ausländischer Werte eingeschränkt zu sehen, seinen Ur- svrung verdankt, heute nicht eingehen, sind aber der Überzeugung, daß angesichts der thatsächlich herrschen den ungesunden Überfüllung de» deutschen Marktes mit ausländischen Werten die jetzt übliche Praxis der Reichsbank auf neue Anleihen fremder Staaten nicht ausgedehnt werden wird " S. M. Schiffsjungenschulschiff „Ariadne", Kom mandant Kapitän zur See Barandon, ist am 25. Juli d. I. in Lissabon eingetroffen und beabsichtigt am 11. August d. I. wieder in See zu gehen. — Der Dampfer „Hohenzollern", mit der abgelüsten Be satzung S. M. Kreuzerfregatte „Bismarck", ist am 25. Juli d. I. in Port Adelaide eingetroffen und hat am 26. deSs. Mt». die Heimreise fortgesetzt. München, 26. Juli. In den Gutachten, welche von mehreren Kreiskomitees und dem Generatkomitee des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern zur Annahme deS Reichsbranntweinsteuergesetzes ab gegeben worden sind, ist der Wunsch ausgesprochen, daß die zur Zeit außer der Maischraumsteuer von den Branntweinbrennereien in Bayern noch zu zahlende Gewerbesteuer in Wegfall komme. Wie nun, nach der „AugSb. Abendztg.", in Jnteressentenkeisen verlautet, besteht Aussicht, daß die Regierung diese Konzession zur Annahme des Gesetzes zugestehen wird. * Straßburg i. E, 25. Juli. Die französische Regierung hat dem „B. Tgbl." zufolge die an der Ostgrenze stationierten Spezialpolizeikommissare in Pe tit-Croix (Belfort), Avricourt, Pagny, Batilly und Audun-le-Roman neuerdings verständigt, daß die deut schen Eisenbahn- und Postbeamten, welche ihr Dienst nach den genannten Grenzorten führe, die Be rechtigung hätten, sich dort in Uniform frei und un gehindert zu bewegen. Diefe Berechtigung gelte nicht nur hinsichtlich freier Bewegung im Bereiche des Bahnhofes, sondern auch für den betreffenden Ort felbst. Deutsche Zollbeamte in Uniform seien da gegen zurückzuweisen. Der Grund zum Erlaß dieser Verfügung ist jedenfalls in einem zur Kenntnis der französischen Regierung gelangten Vorfall zu suchen, Feuilleton. Letta Rabie«. von H. Keller-Jordan. (Fortsetzung.) „Sollte ich", fuhr Melanie fort, „Veltens Begleitung ablehnen, weil er zufällig flinker war, als Sie, und der Erste an meiner Logenthüre?" ,Hatten Sie mir denn nicht ganz besonders auf die Seele gebunden, nicht an Ihre Logenthüre zu kommen, fondern an der Säule zu warten?" „Hatte ich da»? Nun, dann mußten Sie zum allerwenigsten dort auch zu finden fein, Lieber, aber, mit Hilfe meiner Lorgnette — vermochte ich Sie nicht zu entdecken. Aber ich vergebe Ihnen, Gustav, ich bin nicht so engherzig, wie Sie, daß reine Bagatellen Zweifel an Ihrem besten Fühlen geben könnten, ich verzeihe Ihnen, weil ich eS so gern thue und weil er mir Bedürfnis ist.«' Die letzten Worte begleitete ein warmer Blick, der sich träumerisch über sein Gesicht ergoß. Richter schwieg, aber er nahm auf dem andern Sessel Platz, der dicht neben dem Sofa stand. Seine Augen senkten sich auf ihre feine, schlanke Hand, die aus dem weiten Spitzenärmel sah und nach lässig mit dem silbernen Löffel spielte, der noch un berührt von der Chokolade war. Kommen Sie, frühstücken Eie mit mir, und er- zahlen Sie mir, wie Sie es vermocht haben, den gestrigen Abend zu verbringen — ohne mich al« ga lanter Ritter zu geleiten." Richter schwieg ein paar Augenblicke, aber schon war das Eis gebrochen, er sah in ihr hübsche», heute etwas schmachtendes Gesicht und dann ergriff er ihre Hand und preßte sie leidenschaftlich an seine Lippen. „Sirene, die Sie sind, die Sie mein Herz in diesen schönen Händen halten und eS willkürlich zu formen belieben. Sagen Sie mir, welche Mittel stehen Ihnen zu Gebote, um mich ohne eine andere Gunst, als die, die Sie auch dem Baron Velten gewähren, so in Fesseln zu schlagen?" „Gunst? Ist das der Dank für so viel Freund schaft" — und sie wollte ihm grollend die Hand^ent- ziehen, die Richter nur noch fester zwischen den seinen hielt. „Können Sie es mir verdenken, Grausame, wenn ich es keinem Anderen gönne, daß diese weiche Hand auf seinem Arme ruht? Wenn ich eifersüchtig bin auf Ihre Stimme, Ihre Worte, ja auf die Berührung Ihres Schleiers, der vom Abendwind gehoben die Wange eines anderen streift. Ach, nur da- Bewußt sein Ihrer Liebe, das reine, feste, ungetrübte Bewußt- sein — und Sie wissen, daß ich Ihr Sklave bin." Er war vom Stuhl auf den Schemel gefunken, der einige Augenblicke vorher ihre Füße getragen. Melanie strich kosend mit der Hand über sein blonder Haar. „Stehen Sie auf und feien Sie vernünftig", sagte sie dann in ernstem Tone, während sie sich erhob und die beiden SevreS-Tassen mit dampfender Chokolade füllte. ,Lch habe gestern eine Wette gemacht, zu deren glücklichem AuSgange Sie mir verhelfen müssen, Gustav " .Eine Wette? Mit Baron Belten?" ,La, mit Velten. Sie wissen vielleicht nicht, Sie blonder Othello, der Sie sich einbilden, daß alle Welt in mich verliebt sei, daß Belten unsere keusche Lelia anbetet und in dem Wahne lebt, daß sie einer Vestalin gleich die heilige Witwenflamme ihres Herzens hüte." „Belten — Frau Rubien?" ,La, Belten, Frau Rubien, aber da ihr der schmachtende Russe im Augenblicke besser gefällt, fo hat sie ihm vorgespiegelt, keine Herren zu empfangen — und ihn damit nur in dem Wahne bestärk, daß sie e» wett sei, wie keine, ihr Reichtum, Stellung und Namen zu Füßen zu legen." ,Hat Ihnen Velten das gesagt?" „Wie naiv Sie sind, — mir gesagt? Er wird sich hüten. Nein, aber ich habe zwei Augen, welche aut sehen, sehr gut, und zwei Obren, die zuweilen sogar hören, was nicht für sie bestimmt ist — und so habe ich, ganz pur Dinge entdeckt, von denen Andere keine Ahnung haben." „Sibylle", sagte Gustav, nun schon wieder ganz in ihrem Zauber gefangen, während er den großen Solttair, der an ihrem Finger glänzte, in kindischem Spiele hin und her drehte. „Sie sind gefährlich, wissen Sie da»? Aber ich bin bereit, zu helfen, sehr gern, denn ich hasse Velten, schon deshalb, weil er Sie mir so oft entführt hat." „Nein, Scherz bei Seite, Richter, Sie müssen mir helfen, nicht nur Velten zu überzeugen, daß Labinoff auch ost ohne seine Mutter bei Lelia war, sondern auch diesem durch irgend einen anonymen Brief etwa» Mißtrauen aegen Lelia einflößen Ach, wenn Sie wüßten, Gustav, wie ich diese sich spreizende Tugend heldin hasse, die sich nicht entblödet, während sie sich im geheimen alles erlaubt, mir gegenüber die Prüde und Heilige zu spielen. Ist e» doch schon so weit ge kommen, daß mein Mann mir ihre langweilige HäuS- lichkeit zum Muster vorhält, Carla sie vergöttert und man mir die seltenen Thcatergänge zum Vorwurfe macht, die einzigen Augenblicke, die ich Ihnen schenken kann." „Auch auf die soll ich verzichten?" „Lasse ich die Sachen gehen, wie sie den Anlauf genommen haben", fuhr Melanie fort, „so wird mir nächsten» mein Herr Gemahl den Salon schließen, mir die Oper untersagen, oder sie mir mindesten- so ost zum Vorwurfe machen, daß ich schließlich au» Ärger auch so eine tugendhafte Nonne werde, wie sich Lelia den Anschein giebt, sie zu sein. Ich bin nicht um sonst in der letzten Zeit so scheu und ängstlich ge worden." Richter beugte sich über ihre Hand und küßte sie. „Und dann, anstatt daß Sie Mitleid mit mir haben sollten, grollen auch Sie mir noch und legen meinem planlosen, von der Angst diktierten Handeln Gott weiß welche erbärmliche Motive unter." „Nicht weiter, teure Melanie, nicht weiter, ich kann Sie nicht leiden sehen, ich werde Sie rächen, das ver spreche ich Ihnen schon um der Thräne willen, die jetzt ihre schönen Augen feuchtet. Ich gestehe, ich habe immer Mitleid mit der kleinen Witwe gehabt, die trotz ihrer Schönheit es so wenig verstanden haben soll, ihren Gemahl zu beglücken. Es that mir leid, daß gerade sie, eine Fremde, von so schweren Geschicken yeimgrsucht war und dieselben scheinbar so heldenhaft ertrug. Wie gesagt, ich habe da» alle» geglaubt bi- vor einigen Tagen "
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