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Friedrich Heorg Meck's — Deutsche I ÜMtMe GewerbLZeitunI. Herausgegeben von vr. Otto Dammer. AbonnementS-PreiS: Jnseraten-PreiS: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von F. Serggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 Sgr. Zweinnddreißiglicr Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inh al t: Notizen über Papierfabrikation. Bon Otto Krieg. — Die Fortschritte in der Stabeisenfabrikation nach der internationalen Industrie-Ausstellung von 1867 zu Paris. Von P. Tunner. — Einmauerung einer Braupfanne mit besonderer Rücksichtnahme aus Dickmaischbrauerei und Brennmaterialersparniß. Von Maschinenmeister Henzel in Nürn berg. — Vorrichtung zum Abfüllen des Bieres auf Flaschen. — Ueber eine neue Buchdrucker-Farbe. Bon Prof. vr. Artus und Buchdruckereibefitzer Fleckstein. — Um Hefe zu l conserviren. Von vr ArtuS. — Alte lässig gewordene Hefe von Neuem zu beleben. Von vr. Artus. — Ueber die Entzündung des Leuchtgases mittelst in Schießwolle einge wickeltem Platinschwarz. Von Gustav Merz. — Ueber ein im Handel vorkommendes Aetzpulver für Metalle. Von Prof. Böttger. — Neber .'das Collodium. Bon Prof. vr. Waltl. — Empirische Formel für Temperatur und Spannung des gesättigten Wasserdampfes. Von Prof. Klingenfeld. — Uebersicht der französischen, englischen und amerikanischen Literatur: Verfahren zum Wegätzen (Zerstören) der Anilinfarben. Von Dangevillö und Gautin. — Ueber das Verhalten des Chloroforms gegen das Licht. Von 2. M. Maisch. — Kleinere Mittheilungen: Ueber Torfverwerthung in Hannover. — Ueber Lustverschlechterung. Bon vr. Br. Zoch. Notizen über Popicrfabrikation. Von Otto Krieg. Die Literatur der letzten Jahre hat nicht viel Neues über Pa pierfabrikation gebracht. Die Frage nach geeigneten Surrogaten für die bei dem steigenden Consum von Papier immer mehr fehlenden Lumpen beschäftigt noch immer alle Interessenten. Die Sache hat sich aber bereits sehr geklärt, und man ist bei uns in Deutschland allgemein zu dem Resultate gekommen, daß (abgesehen von Stroh) die Holzfaser das einzige praktische Surrogat sei. Die meisten übri gen Vorschläge, andere Pflanzenstoffe zu Papier zu verwenden, so viel Patente auch darauf genommen wurden, haben sich in der Praxis als Unausführbar erwiesen, theils weil die betreffenden Faserstoffe nicht in den gehörigen Quantitäten zu haben waren, theils aber auch, weil das Surrogat höher im Preise zu stehen kam, als Lum pen selbst. Für keines der vorgeschlagenen Surrogate ist wohl so viel Re- clame gemacht worden, als von Oesterreich aus für die Maisfaser. Wir erinnern nur an den auf Maisfaserpapier gedruckten Katalog der österreichischen Abtheilung auf der Londoner Industrieausstellung vom Jahre 1862. Die österreichische Negierung hatte die große Pa pierfabrikation zu Schlögelmühl speciell für Maispapier eingerichtet, hat aber so schlechte Geschäfte damit gemacht, daß vor einigen Jah ren die ganze Fabrik aufgelöst, und die Maschinen einzeln verkauft wurden. Ein anderer Faserstoff, welcher zu einer ungleich größeren Bedeutung gelangt ist, wenn auch nicht bei nns, so doch in England, ist das Espartogras. Diese Pflanze wächst wild in Spanien und an der Nordküste von Afrika, hauptsächlich in Algier. Die billige Seefracht, die billigen Chemikalien für die Verarbeitung und die Steuerverhältnisse ermöglichen gerade für England die Einfuhr die ses Surrogates; für Deutschland und selbst für Frankreich wird die ser Stoff zu theuer. In Deutschland ist der Verbrauch von Holzstoff in der Papier fabrikation gegenwärtig so allgemein geworden, daß wohl nur noch wenige Papierfabriken existiren möchten, die noch gar keine Bekannt schaft mit diesen Surrogaten gemacht hätten. In den seltensten Fäl len bereitet sich der Papierfabrikant den Holzstoff selbst, weil es ihm zumeist an der großen dazu erforderlichen Betriebskraft fehlt; er kauft denselben vielmehr fertig von den Holzschleifereien, welche jetzt schon in großer Zahl in der Nähe der Papierfabriken, besonders wo es billige Wasserkräfte giebt, sich etablirt haben. — Im Allgemeinen ist freilich der Holzstoff nur zu geringeren Pa piersorten zu verwenden. Zu ganz weißen feinen Papieren erlaubt schon die gelbliche Farbe des Holzes (meist Fichtenholz) keinen Zusatz, und der Holzstoff läßt sich leider nicht bleichen, wenigstens nur auf so außerordentlich schwierigem Wege, daß man es vorläufig aufge geben hat. Am besten ist der Holzstoff für Zeitungspapiere (und welche ungeheure Quantitäten werden nicht gerade davon gegenwär tig verbraucht!) zu verwenden; dieselben können ganz gut zur Hälfte oder zu zwei Drittheilen aus Holzstoff bestehen. Auch mittelfeine Druckpapiere erlauben einen Holzzusatz bis zu 25 Proc.; doch muß der Faserstoff ein wenig weißer gebleicht sein als sonst, um damit die gelbliche Nüance des Holzstoffes zu compensiren. Der Holzstoff für Druckpapier hat noch den Vortheil, daß es sich besser darauf drucken soll, als auf dieselbe Qualität Papier ohne Holz; Holzpa pier saugt die Buchdruckerschwärze sehr gut an und verhält sich ent fernt ähnlich dem chinesischen Papiere (welches aus jungem Bambus rohre ohne alle Lumpen gefertigt wird.) Zu guten Schreibpapieren ist der Holzstoff mit weniger Vortheil zu verwenden, da das Papier dann für die Stahlfeder ein wenig rauher erscheint; auch wird ein Conceptpapier ohne Holzzusatz beim Satiniren wesentlich glatter, als ein gleiches Papier mit Holz. Trotz alledem werden große Quantitäten Holzstoff zu Conceptpapie- ren verwendet. Ob ein Papier Holzstoff enthalte oder nicht, vermag ein geübtes Auge bald mit ziemlicher Gewißheit zu unterscheiden; ein leichtes Hülfsmittel dabei ist ein Betupfen des fraglichen Papieres mit ver dünnter Salpetersäure; ist Holz vorhanden, so entsteht sofort ein brauner Fleck, während im entgegengesetzten Falle keinerlei Einwir kung zu sehen ist. Was nun die Maschinen zur Zerfaserung des Holzes betrifft, so sind die besten unstreitig die von Heinrich Völter in Heidenheim in Württemberg. Der Genannte hat überhaupt die größten Verdienste um Einführung des Holzstoffes in die Papierfabrikaticn. Seine ersten Anfänge, Holzzerfaserungsapparate zu construiren, datiren schon aus dem Jahre 1846. Der Apparat besteht bekanntlich im Wesentlichen aus einem großen, um eine horizontale Achse schnell sich drehenden Mühlstein, auf welchen unter beständigem Wasserzuflusse Holzklötze, die Fasern parallel der Axe des Steines, mittelst selbst- thätiger Schraubenvorrichtungen aufgepreßt und nach und nach ganz zu Brei geschliffen werden rc. re. Ein Völter'scher Apparat, welcher in 24 Stunden ca. 10 Centucr fertigen Holzstoss (trocken gerechnet) liefert, kostet 2500 Thaler und erfordert 40 bis 50 Pfrdst. Em anderer, aber sehr ähnlicher, Holzzerfaserungsapparat ist von Siebrecht in Cassel construirt worden, welcher sich eigentlich nur durch die Art der Anpressung des zu schleifenden Holzes unterschei det ; hier werden die Holzklötze erst vorher cylindrisch abgedreht und beim Zerfasern selbst in einer rotirenden Bewegung erhalten, was nach unserer Ansicht die Maschine unnöthiger Weise compli- cirt macht. Endlich wird in neuester Zeit noch nach einem ganz anderen Principe mit dem Zerfasern des HolzcS verfahren. Die Holzklötze werden durch eine Art Raspelmaschine in ziemlich grobe Späne ver wandelt, welche in rotirenden eisernen Kochkesseln mit starker Lauge und unter möglichst hohem Dampfdruck gekocht werden. Nach dieser Behandlung werden die Späne so weich, daß sie sich wie Lumpen im