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WWMckMTtzM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HeWr-ZMM flr Koftkrs, ASdkh, Aemderf, Mors, Zt. Wien, KeimiHrorl, Nimm M M» Amtsblcrtt für den Stadtv<rt ^n Lichtenstein. 4«. Jahrgang. Nr. 71. ».--"«»-».i«». Donnerstag, de« 26. März 1896. Diest« LUM erschein tttlia («lßa Sonn- ond Festtag«) abend« sttr den fatgendea Lag.' SierteljthrÜL« LMg«p«i« 1 Marl SS Pfennig». — Linget»« Sdaw« 10 Pfennige. — Pesteümrst» netz«« «ch« der rrpedition in Lichtenstein, Markt 179, all« Saiferl. Pastanstalten, Pastbaten, s,»K die «n-trLger entgegen. — Inserat« »er»«» di« ntagejdao-M oder deren »am« mit 10 Pfennigen berechne«, — Uaaihme der Aeferate täglich bi« spätesten« vormittag 10 Uhr. , Bela««tmachu»gg den Besuch der Schankwirtschaften seitens der Konfirmanden betreffend. Erfahrungsgemäß kommt e- nicht selten vor, daß an den Nachmittagen de« Palmsonntags und des Gründonnerstags, mitunter auch schon tasS zuvor, die Konfirmierten, Knaben wie Mädchen, bald in kleineren, bald in größeren Gruppen Spaziergänge und zwar gänzlich unbeaussichtigt unternehmen, als Ziel derselben eine Schankstätte wählen und den Tag recht unwürdig beschließen. Wir richten daher an die Eltern, Pflegeeltern und beziehentlich Pateu da« dringende Ersuchen, die Neukonfirmierten auf etwaigen Spaziergängen in Gotte- freie Natur zu begleiten und so vor unbeaufsichtigtem Besuch von Gast- und Schankwirtschaften, überhaupt aber vor jedem dem Ernst und der Würde der betreffenden Tage nicht entsprechendem Verhalten zu bewahren. Zugleich weisen wir auf die Strafbestimmung deS 8 135 der Armenordnung vom 22. Oktober 1840 hin, wonach Schankwirte, welche Kinder», Schulknaben und Lehrlingen das Anstiegen in Schankstätte« ander- als in Begleitung erwachsener Personen, denen sie angehören, bei sich verftatten, mit Geldstrafe von 15 bis 60 Mark oder verhältnismäßiger Haft zu belegen sind. L t ch t e n st e i n, am 25. Mär» 1896. Der Stadtrat Lange. B«. den Handel mit Giften betreffend. Bei Ausführung und Handhabung der Verordnung de-Königlichen Ministe riums des Innern vom 6. Februar 1895, den Handel mit Giften betreffend, hat es sich herausgestellt, daß in den beteiligten Kreisen vielfach Unklarheit darüber herrscht, welche der im Handel befindlichen Farben zu den Giften im Sinne der Anlagen zu dieser Verordnung gehören, zumal sich die Bezeichnungen der letzteren nicht immer mit den dafür im Handel gebräuchlichen decken, erstere Bezeichnungen auch die Zusammensetzung der betreffenden Farben nur ausnahms weise erkennen lassen. E» haben daher die beiden Apolhekenrevisoren fich ver anlaßt gesehen, ein Verzeichnis der gebräuchlichsten Gistfarben unter Bezeichnung mit ihren HandelSnamen aufzustellen. AnordnnngSgemäß bringen wir die- mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis, daß ein solche- Verzeichnis in unserer Ratsexpedition zur Einsicht nahme seiten der Beteiligten bereit liegt. Lichtenstein, am 17. März 1896. Der Stadtrat. Lange. Bm. Sparkajsen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Lage-Uefchlchte. *— Lichtenstein, 25. März. Auf die morgen Donnerstag im Saale deS goldnen Helm hier covcertieceaden berühmten Muldenthaler Brauers Roßweiner Sänger, machen wir an dieser Stelle nochmals ansmerksam. *— DaS Examen ist von Jemandem erfunden, der eS mit der Menschheit nicht gut meint! So denken alle, die inS Examen steigen müssen, und schon die Schuljugend hat über die Notwendigkeit und Nützlichkeit der Examina zu Ostern ihre eigenen und oft sehr rebellischen Ansichten. WaS man nicht alles wissen soll; und so brav ist auswendig gelernt, und bloS ein Malheur will eS, daß der Vordermann nach dem gefragt wird, waS mau selbst so gut weiß, während die nächste Frage eine Antwort erheischt, die überhaupt niemand weiß. So ist es ja zumeist, daß die Fragen immer an die Unrechten kommen. Wenn dann daheim über deS Examen's Ausgang be richtet wird, dann ergirbt sich oft genug, daß auch die hochoerehrten Eltern gerade für diese Frage nicht die rechte Antwort wußten. BloS baß sie es im Interesse deS Respekts nicht einräumen. Und die Versetzung folgt dann mit den Zensuren auf das Examen, auch Versetzungen und Zensuren sind Er findungen, über deren Wert die Ansichten tn Inte rest entenkreisen sehr auseinander gehen, denn auch die schönste Zensur taugt nicht-, wenn man nämlich sie nicht bekommt. Und das passiert ja mitunter! Die homerischen Helden können vor Beginn ihrer Kämpfe nicht lebhafter miteinander diskutiert Haden, als über die „Würdigkeit" der Zensuren-Empfänger nach erfolgter Zensuren-Berterlung heute verhandelt wird. Daß es den Lehrern der Schule sicher am allerliebsten wäre, wenn sie nur vortreffliche Zeug nisse verteileu könnten, das will Vielen nicht ein leuchten, und sie zerbrechen sich den Kopf, warum sie immer mit einer hohen Nummer herauskommen! ES sind ein paar Tage der Spannung und deS Unbehagens, die zum Schluß des Schuljahre« vor Ostern, und der Herr Vater redet wohl einen laute ren und energischeren Ton, al- dem Herrn Sohn lieb ist. Und allerlei fürchterliche Ankündigungen werden gemacht. Schlimm könnte eS auch manchem Kuckindiewelt ergehen, wenn am Schluffe aller Be trachtungen über Sitzenbleiben und Versetzt-Werden nicht die Matter noch ihren gütigen Schutz ange deihen ließe. Sitzenbleiben müssen doch auch welche, versichert ein resoluter kleiner Bursche. Na also. Das Osterfest bändigt dann schon etwas den Väter- lichtll Zoru und mit dem heiligen Gelübde vermehr- teu Fleißes schließt hier die Schalaktion, währeud anderswo stolz« Gesichter sich über die Bücher für die neue Klaffe neigen. WaS man nicht alle-lernen muß! (Nachdruck verboten.) — Die Generalprobe seiner Mondscheintheorie nennt Pros. Rud. Falb den 29. März, da an diesem Tage die Berechnung der flutbildenden Mond anziehung eine Ziffer ergiebt, welche nicht nur die höchste im laufenden Jahre ist, sondern auch in den benachbarten Jahren nicht erreicht wird. Ist also die von Falb aufgestellte Wettertheorie richtig, so muß am 29. März die von demselben gegebene Charak teristik der kritischen Tag« nicht nur mit größter Wahrscheinlichkeit, sondern auch in größerer Aus dehnung uud Stärke eintreten, als in anderen Fäl len, tn welchen die Mondkraft eine minder bedeu tende Höhe erreicht, womit selbstverständlich auch eine geringere Wahrscheinlichkeit ihres HervortreteuS ver bunden ist. Wir hätten also für diesen und dir un mittelbar benachbarten Tage nicht nur größere Niederschläge im allgemeine», sondern insbesondere starke uud auSgebreitete Gewitter, und für solche Orte, an welchen Gewitter nicht eintreten, mindestens so hohe Temperaturen zu erwarten, wie sie die Gewitter lage bedingt. — Kaufmännische Stellenvermit- telung. Der Verband deutscher HandlungSgehül- sen zu Leipzig erhielt von Anfang Januar bis Mitte März d. I. 1982 Stellenbesetzungsaufträge und zwar 1839 von Firmen, die außerhalb Leipzigs ihren Sitz haben and 143 von Leipziger HandlungS- häusern. Gegen den gleichen Zeitraum im Jahre 1895 haben fich jene Aufträge nm 311, und gegen 1894 um 495 vermehrt. Es wäre durchaus verfehlt, aus der Vermehrung der gemeldeten offenen Stellen zu folgern, daß der Bedarf von HandlungSgehülfen ein unverhältnismäßig größerer geworden sei. Da gegen ist auS jenen Zahlen die erfreuliche Thatsache zu ersehen, daß die für HandlungSgehülfen und Prinzipale völlig kostenfreie Stellenvermittelung de- Verbandes Deutscher HandlungSgehülfen zu Leipzig immer wehr von Deutschlands Firmen benutzt wird, wie ja auch jene Stellenvermittelung die meisten Auf träge zur Besetzung von HandlungSgehülfen.Stellen für Deutschland erhält und die meisten Gehülfen- stellen in Deutschland (außerhalbHamburgS)vermittelt. — Chemnitz. Einen frechen Heiratsschwindel verübte der 1869 geborene, wegen Betrug- und Körperverletzung mehrfach vorbestrafte Dienstknecht Friedrich Richard Schubert au- Döbeln, indem er mit einem 27jährigen, körperlich mißgestalteten Mäd chen, da« sich auf dem Rittergute Kriebstein als Tagelöhnerin ernährte, ein Liebesverhältnis «inging uud die Arglose um ihr« sauer verdienten Ersparnisse betrog. Ja, auch noch die Mutter und die Schwester de- Mädchen«, sowie eine andere Verwandte wußte er zur Herausgabe ihrer Ersparnisse zu bewegen, sodaß er dieselben in etwa drei Mouaten um circa 2600 Mk. brachte. Da« Geld verpraßte er tu Dres den und zwar in Gemeinschaft mit seiner Ehefrau. e Die Beweisaufnahme zeugte vou einer erstaunliche« ii Leichtgläubigkeit der Frauen. Da« geprellte Mädchen - ist um so schlimmer daran, als ihr Verhältnis nicht e ohne Folgen blieb. DaS Landgericht erkannte aus t 7 Jahre Zuchthaus, 900 Mark Geldstrafe, eventuell : weitere 120 Tage Zuchthaus und zehnjährigen Ber- j lust der bürgerlichen Ehrenrechte. — Zur Warnung vor dem Genüsse zu frischen c Gebäckes möge das Vorkommnis dienen, daß in - Reumtengrüni. V. vergangene Woche ein junger - vauernbursche von 18 Jahre» frischgebackenen Kuchen - aß und Brunnenwasser daraus trank. Er erkrankte e gleich darauf heftig und verstarb unter argen Schmerzen. - — Au- dem Erzgebirge, 23. März. Der - Erzgebirgsverein „Glückauf" in Gottesgab in Böh- e men beabsichtigt, auf dem 1111 Meter hohen basal- r tischen Spitzberge bei GotteSgab eine AuSsichtSwarte , zu errichte». Der Besuch deS BergeS ist sehr loh- > nend, doch fehlt eS jetzt noch an gebahnten Wegen. - — Bon einem schnellen Tobe wurde Rentier Otto in Pegau ereilt. Vom Friedhof kommend, > wo er am Grabe seiner Frau einige kleinere Arbeiten > vorgeoommen hatte, sank er plötzlich an dem Pro- ! menaden-Dreieck, in dem daS Kaiser-Wilhelm-Denk- ! mal seine Stätte gefunden, nieder, um wenige Minuten l darauf zu verscheiden. > — Borna, 24. März. Seit letztem Bußtag r wurde der Handarbeiter Rößner au« Langenleuba- ! Oberhat» vermißt. Derselbe hatte die Absicht ge- , habt, nach Ossa zu gehen, um daselbst ein Tauf- i zeugnis für se,» Kind zu holen. Er war jedoch nur l bi- JahaShatn gekommen, wo er ei«kehrte und erst - abends in angeheitertem Zustande sortging. Von : hier aus fehlt jede Spur von ihm. Gestern wurde > nun sein Leichnam beim Fischen de« Oelteiches auf ! Sahliser Flur aufgefvnden. Es fragt sich nun, ob , hier Selbstmord oder Unglück vorliegt. — Der , mutige Knabe Richard Pfau auS Frohburg, der, wie wir seinerzeit berichtet haben, den 7jährigen Mark- i graf vom Tode deS Ertrinkens rettete, hat eine wert» > volle Anerkennung seines Verhaltens empfangen, in- . dem ihm Rittergutspachter Mayer ein Sparkassen buch mit 50 M. überreichte. ' — LöbaU, 23. März. DaS große Kaiser- i Manöver wirft schon seine Schatten Vorau«, eS ver gehen nur wenig Tage, an denen nicht Soldaten - aller Waffengattungen im Manöverterrain sich sehen i lassen. Namentlich die Reiterregimenter entsenden > kleine Offizierdetachements, um Furten in den Fluß- ! läufen der Löbau und schwarzen SchöpS za suchen und dan» ohne Aufenthalt in ihre Garnison zurück- > zukehreo. Die Stadt Löbau wird vermutlich viel Einquartierung bekommen, da sich einige Haupttreffea ganz in der Nähe abspielen werden. — Se. Maj. der Kaiser wird erst in Görlitz und dann einige Tage auf Schloß Krobnitz an d«n Königshainer Bergen