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ienstag. Rr 136 21. NoveÄck 1876. Weißerih-Mtung. Amts-ZSkalt für die Königs. Amtshauptmannschast Dipposdiswasde, sowie fiir die Königs. Kerichts-Aemter «nd die Stadträthe ;« Dippoldiswalde «nd Arauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag«, Donnerstag» und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark rs Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit Iv Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Nächste Mittwoch, 22. Nov., wird der hiesige Landwirthschaftliche Verein sein Stif tungsfest feiern. In der Sitzung am Nachmittag findet eine Vertheilung von Ehrengaben an würdige Dienstleute statt, und Hr. vr. Seifert wird „Landwirthschaftliche Reise bilder" vortragen. Festessen und Ball beschließen das Fest. — An dem Reinerträge der Reichpost ist das König- reich Sachsen mit 12'/, pro Cent betheiligt. Rach der Uebersicht der Reichs-Einnahmen und Ausgaben beträgt Sachsens Antheil an den Postüberschüssen dieses JahreS 320,248 Mark. Arauenstein. Am Montag fand hier eine „Volks versammlung" statt, in welcher der Reichstagsabgeordnete Geib auS Hamburg über seine Thätigkeit im Reichstage, über die Partheien rc. referirte. Am Schlüsse seiner Rede, in welcher das von ihm vertretene socialistische Wesen nicht klar gelegt ward, sagte er, daß er für den hiesigen Wahlkreis nicht wieder auftrete, sondern in Hamburg; statt seiner empfahl er den Cigarrenarbeiter Fritzsche. — Um den Slandpunk der Socialisten klar zu machen, suchte Herr vr. Röber von hier — einer der Zuhörer — ein Bild über das Wesen des SocialiSmuS zu geben; er sagte, daß der Socta- liSmnS ein Kind der großen französischen Revolution sei, daß er ein Zerstörer de« Glaubens und der Ehe sei, daß er sich in unerfüllbaren Hirngespinnsten, in seiner Arbeiter-Associa tion rc. kennzeichne u. s. w. Hr. Geib widersprach dem Allen scharf und griff die Ausführungen an, in der Kampfesweise nichts Neues findend, aber immer die „wahren Ziele:" Re publik, sociale Demokratie, ZwangS-Enteignung, CommuniS- muS rc. übergehend, nur klug vom „geistigen Fortschritt", „geistiger Fortbildung", „geistigem Kampf" sprechend. — Es wäre sehr Wünschenswerth, daß überall, wo Socialisten sich hören lassen, Männer sich fänden, welche, wie Herr vr. Röber, den Leuten die Augen öffneten und sie so und in an deren Vorträgen — wie der Genannte e« auch bei unS thut — belehrte, denn nur so kann das „rothe Gespenst" gehemmt werden. Leipzig. Im nahen VolkmarSdorf waren kürzlich zwei Schutzmannstellen öffentlich ausgeschrieben; dazu mel deten sich innerhalb 3 Tagen 87 Bewerber. Der 88., ein gedienter Soldat, empfing an« Mitleid ein Geldgeschenk, um den Weg nicht umsonst gemacht zu haben. Gewiß ein trau riger Beleg für die große Zahl stellensuchender Personen. Berlin. Auswärtige Blätter berichteten, die deutsche Militärverwaltung werde im Falle eine« Krieges zwischen Rußland und der Türkei deutschen Offizieren keinen Urlaub gewähren zu dem Zwecke, zeitweilig in die russische Armee einzutreten. Dieser Entschluß, der dem Vorhaben der Reichspolitik entspricht, sich streng neutral zu verhalten, wird wohl allgemein gebilligt werden; denn die Verstärkung der russischen Armee durch deutsche Offiziere würde in der Welt ein Halloh sonder Gleichen machen. , — Der Gesammtbetrag der bi« jetzt eingezogenen Lan des-Silber- und Kupfermünzen ist 601,638,704 Mark. Die Einlösung der Münzen des süddeutschen Guldenfußes ist Ende April 1876 beendet worden, und find an Zwei-, Ein« und halben Guldenstücken 91,014,178 Gulden eingezogen worden. — Der Reichstag berieth u. A. über einen Gesetz vorschlag zum Schutze der nützlichen Vögel, insbesondere auch durch Verträge mit den benachbarten und südeuropäi- schen Staaten. ES soll das Tödten und Einfqngen von 86, besonders zusammengestellten Vogelarten (Singvögel, Eulen, Spechte rc.), sowie der Handel mit solchen, verboten werden. Der Entwurf wurde einer Commission überwiesen. — Am 17. November begann der Reichstag die zweite Lesung der Justizgesetze. Rußland. Hier stocken alle Geschäfte; Handel und Verdienst hat aufgehört; das geringe Eisenbahnnetz Rußlands kann keine Frachten mehr annehmen, da nur Mililärgut und wieder Militärgut verladen werden muß; Handwerk und Fabriken feiern; man nimmt alle Leute zum Heere; Credit ist nicht zu haben, Geld nicht zu bezahlen. Die Mobili- sirung der Armee kostet bereit« 25 Million Rubel. — Die officielle „Petersburger Zeitung" spricht die Hoffnung au«, die Türkei werde unter dem einstimmigen Drucke Europa'« den Forderungen nachgeben. Die Rüstungen Rußlands seien keine Bedrohungen de« Frieden«, vielmehr ein schwere« Opfer, welches da« Kaiserreich sich auferlege, um die Wohlthaten de« Friedens zu sichern und die Christen zu schützen. Wenn aber der Krieg unvermeidlich sei, werde die Nation denselben um so energischer unterstützen, da er erst nach Erschöpfung aller friedlichen Versuche folgen werde. Ein kaiserlicher Erlaß ordnet die Ausgabe von 100 Mill. Rubel bprocentiger Bar.jbIlletS an. Vermischtes. In Dresden existirt einer der größten Meerrettig-Märkte Deutschlands. Wie bedeutend dieser Markt ist, geht daraus hervor, daß neulich 30 Lowrys dieser beißenden Waare für den Markt an gekommen sind. Im vorigen Jahre kostete eine Wurzel 25 Pf., in diesem Jahre 30 Ps.