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Amts- und Anzeigevlatt für den MAZ LeM des Ämisgmchk Libenjl-ck sertionsprei«: die klsinsp. ten, sowie bei allen Reich»- z.». W P, Ed dellen Amaekuna. Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. — L6. Jahrgang. —— SO. Donnerstag, den 1. August 188S. Verordnung, die Ein- und Durchfuhr von Schweinen aus Rußland, Oester reich-Ungarn und den Hinterländern Oesterreich Ungarns betr.; vom 26. Juli 1889. Nachdem durch Kaiserliche Verordnung vom 14. dss. Mls. (Reichsgesetzblatt S. 149) die Einfuhr lebender Schweine auS Rußland, Oesterreich-Ungarn und den Hinterländern Oesterreich-Ungarns über die Grenze des Reiches bis auf Weiteres verboten, der Reichskanzler aber ermächtigt worden ist, Ausnahmen von dem Verbote zu gestatten, so wird zu Vermeidung von Mißverständnissen hier mit noch besonders darauf hingewiesen, daß das Verbot der Einfuhr sich auch auf die Durchfuhr erstreckt. Zugleich wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Reichskanzler eine Ausnahme von dem obigen Verbot für Sachsen in der Art gestattet hat, daß einstweilen lebende Schweine, welche mit der Eisenbahn unmittelbar aus Steinbruch in Ungarn kommen und daselbst die übliche zehntägige Ouarantäne überstanden haben, über Bodenbach unter der Bedingung eingeführt werden dürfen, 1) daß die Transporte mit entsprechenden Ursprungs- und Gesundheits-At testen versehen sind, 2) daß auf dem Bahnhose zu Bodenbach eine Untersuchung durch einen königl. sächsischen beamteten Thierarzt stattfindet, und daß kranke oder verdächtige Thiere, sowie die mit solchen in Berührung gekommenen Thiere von der Weiter beförderung ausgeschlossen werden, 3) daß die Thiere nach dem Passiren der Grenze mittels der Eisenbahn unter Vermeidung jeglicher Umladung oder sonstiger Transportverzögcrung, sowie jeder Berührung mit anderem Vieh dem Schlachthofe zu Pirna zugeführt und dort alsbald nach dem Eintreffen unter polizeilicher Kontrole abgcschlachtet werden. Dresden, am 26. Juli 1889. Ministerium des Innern. ' v. Nostitz-Wallwitz. Freiwillige GnmdWs-Versteigenmg. Auf Antrag der Erben weil, des Wirthschaftsbcsitzers O»i-I Ibiitlin in Oberstützengrün soll das zum Nachlasse desselben gehörige, auf 7000 Mk. gewürderte Biertelgut Fol. 86 des Grund- und Hypo thekenbuchs für Oberstützengrün Nr. 88 des dasigcn Brand-Cat. und Parzellen Nr. 671, 678a, 678b, 979, 837, 838 und 950 des Flurbuchs Montag, den 12. August 188S, Vormittags 11 Uhr im Nachlatzhause in Oberftützengrün unter den im Termine bekannt zu gebenden Bedingungen öffentlich versteigert werden. Kaufslustige werden geladen, sich am gedachten Tage zum Bieten bis Vor mittags II Uhr anzumelden, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszuweisen und hierauf der Versteigerung zu gewärtigen. Eibenstock, am 18. Juli 1889. Königliches Amtsgericht. Peschke. Sch Infolge Anzeige vom 18. dieses Monats sind heule auf Folium 198 des Handelsregisters für den Landbezirk die Firma: iu Schönheide und als deren Inhaber Frau Marie verehel. Karow verw. gcwes. Oschatz geb. Schmalfuß in Schönheide, sowie als Prokurist Herr Kaufmann Hrnst Heinrich Karow daselbst eingetragen worden. Eibenstock, am 22. Juli 1889. Königliches Amtsgericht. Pesch»-. Bekanntmachung. DaS unterm 7. Oktober 1884 erlassene Verbot, wonach cs untersagt ist, Gänse und anderes Federvieh auf öffentlichen Straßen, Wegen, Plätzen und An lagen hiesiger Stadt umherlaufen zu lassen, wird hierdurch auch auf Schaafe, Ziegen und Schweine erstreckt. Zuwiderhandlungen werden nach 8 366,io des Reichsstrafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu sechzig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft. Eibenstock, den 26. Juli 1889. Der Stlldtraty. In Vertretung: (som.-Rath Hirschberg. Kl. Bckauiitmachllng. Am 1. August d. I. ist der zweite Grundsteuertermin für das lauf ende Jahr fällig. ES wird zu dessen Bezahlung mit dem Bemerken aufgefordert, daß nach Ablauf der 14tägigen Zahlungsfrist gegen Restanten daö Zwangsvollstreckungs verfahren eingeleitet werden wird. Eibenstock, am 29. Juli 1889. Der Stadtrath. In Vertretung: Com-Rath Hirschberg. Bg. Hagesgeschichle. — Deutschland. Ein stolzes deutsches Ge schwader begleitet Kaiser Wilhelm auf seiner Fahrt nach England, welche Se. Majestät heute, am 30. Juli antritt. Mögen die Engländer, jetzt unsere Verbündete an der ostafrikanischen Küste, den Eindruck gewinnen, daß Deutschland auch zur See ein Faktor ist, mit dem gerechnet werden muß. Gegen seitige Achtung ist das sicherste Band, welches zwei Völker verbünden kann, besonders Völker wie die Deutschen und Engländer, gleicher Abstammung, gleichen rastlosen, unverdrossenen Strebens. — Die Nachricht von dem Uebertritt der Kaiserin Augusta zum Katholizismus ist in aller Form widerrufen worden. Die Vorliebe der greisen Kaiserin für den Katholizismus und insbe sondere für die höhere katholische Geistlichkeit ist ja längst bekannt und von ihr sogar damals offen be kundet worden, als der kirchenpolitische Kamps seinen Höhepunkt erreicht hatte. Die langjährige, erst vor etwa Jahren ausgeglichene Spannung zwischen der Kaiserin Augusta und dem Fürsten Bismarck hatte den wesentlichsten Grund darin, daß die Kaiserin dem Kanzler den sogen. „Kulturkampf" nicht verzeihen konnte. Bekannt ist auch, daß die Dienerschaft der Kaiserin Augusta fast ausschließlich auS katholischen Rheinländern bestand und besteht, wie sie denn ja auch alljährlich längere Zeit in der Rheinprovinz zu wohnen und dort häufig Besuche des Erzbischofs von Köln und anderer hoher Würdenträger der katholi schen Kirche zu empfangen pflegt. — Zu den ewig denkwürdigen Tagen ge hören die Tage vom 31. Juli bis 6. August. Am 31. Juli 1870 war cs, wo König Wilhem 1., nach dem am 19. Juli die französische Kriegserklärung stattgcfunden hatte, den „Aufruf an Mein Volk!" erließ. Bald brauste wie Donnerhall durch alle deutschen Gauen der Ruf: „Zum Rhein! Zum Rhein! Zum deut schen Rhein! — Wir alle wollen Hüter sein." — Schon am 29. Juli hatten die Vorposten der Saar brückener Garnison mit den übermüthigen Franz männern einige blaue Bohnen ausgctauscht. Doch am 2. August ging der Tanz erst ordentlich los; die erste Kriegswoche nahm ihren Anfang bei Saarbrücken, welches von den Franzosen angegriffen wurde. Am 4. August folgte der Sieg bei Weißenburg. Am 6. August siegten unsere braven Truppen in den Schlachten bei Wörth und Spicheren. Manches Massengrab bezeichnet heute die Stätten des furchtbaren Ringens, mancher Kranz wird in diesen Tagen dort niederge legt, aber auch manche Thräne geweint werden. — München, 29. Juli. Wegen des ungünstigen Wetters am Sonntag ist der Turnerfestzug erst heute Montag abgehalten worden. Der Festzug setzte sich Vorm. ^9 Uhr, von gutem Wetter begünstigt, in Bewegung. Von den anwesenden 21,000 Turnern nahmen etwa 12,000 am Zuge Theil, gegen 1000 Fahnen, 20 Musikkapellen, 2 prachtvolle Festwagen, 3 altrömische Gespanne und mehrere Kostümgruppen befanden sich im Zuge. Der Prinz-Regent und die Mitglieder der königlichen Familie, welche von den Partcrrefenstcrn des königlichen Residenzschlosses aus dem Vorbeimarsch des FestzugeS zusahen, wurden von den Turnern mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Alle Straßen, durch welche der Festzug sich bewegte, waren von dichten Menschenmassen angefüllt, die Turner wurden überall mit jubelnden Zurufen em pfangen und vielfach durch Blumen- und Kranzspenden ausgezeichnet. Der Vorbeimarsch dauerte zwei Stunden und verlief ohne jede Störung. — Dem siebenten deutschen Turnfest in München widmet die „National-Zeitung" folgende treffliche Worte: „Mit der Gründung des Reichs ist der politische Glanz der Turnfeste verblaßt. Wir be dürfen nicht mehr der Schützen- und Turnfestredner, unseren politischen Wünschen Ausdruck zu geben und die Einheit des Vaterlandes zu fordern. Aber was sie an politischer Bedeutung verloren, haben sie an Freudigkeit und sachlichem Werth gewonnen. Die Uebung selber, die Entwickelung des Turnens, der fröhliche Wettkampf sind wieder zur Hauptsache ge worden. AuS allen Gauen Deutschlands strömen die frischen und munteren Schaaren zusammen, ihre Kunst und Kraft zu erproben und nach der Arbeit, die wie die Arbeit der Schule dem Gemeinwohl dient, beim heiteren Bechcrfcst sich des Bundes zu freuen, der in der edlen Turncrei Nord und Süd, Ost und West umschlingt. Je weitere Schichten des Volkes in den Kreis dieser Bestrebungen hineingezogen werden, desto mehr wird sich das Turnen zu einer Vorbildung des Waffendienstes entwickeln und durch die Erziehung in körperlichen Thätigkeiten, die noch etwas von der Freiheit des Spiels haben, auf den Ernst des letzteren vorbereiten. Ehe die Waffenbrüderschaft sich erprobt, verbündet die Turngemeinschaft auf dem Festplatz Knabe», Jünglinge und Männer aller deutschen Stämme. Unmöglich, daß eine solche Vereinigung und Gemeinsamkeit nicht über die unmittelbaren Zwecke und Ziele hinaus auch die Herzen erheben und die Gemüthcr erfrischen sollte. Ohne daß es sich des Gegensatzes bewußt würvc oder ihn gar zu betonen