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«»nt«, r». «p-nft «W ».»ch«»«». Nr. s»l DrahtaNckris»! Nachricht»« Dresden ssemlprecher-kammelnummer! »»»«! Rnr lür RachtgelprLch,: «r. »voll Gchrtlüettun- u. HaupIgrlchastlltrNe: Lrrtden - N. 1 Movenprab« »»/«» Gegründet >e»ug»aebi>hr dem II. tl» »I.Nugust INI »ei «Iglich tweimaliger Znstellun, srei Hau» 1.70NI. Pollbe,ug»prei» >ür Monat «ugust I.io Lik. ohne PostzusteUunglgebühr. »inzelnummer 10 Big. Auherhalt »reihen» 1» Mg. NnjeigenPreiie: Li, Anzeigen werden nach Soldmarl berechnet: die einipchtige »0 mm drett« Zelle Sb Mg., lür aulwiirt« ao VI». VamIUenanzetgen und SteNen- geiuch« ohne Rabatt tb Psg., auherhald »» Mg., die »0 mm breite Reklamezeile rav Mg., auher- halb S»0 Psg. VUertengebühr »0 Pig. «utwbrttge Aul trüge gegen vorauebezahlung Druck u. Verlag: Lieplch ck Reichardt, Dresden. Posticheck-iilo. 10VS Dresden Nachdruck nur mitdeuti. Quellenangabe (DreSdn. Rachr.) zulblitg. 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Der Präsident hält die Möglichkeit für gegeben, baß baS Ab kommen die amerikanische Stellung zur See berührt, indem es die amerikanische Flotte in eine unter geordnete Stellung gegenüber den vereinigten britisch-französische« Flotten bringt. Weiter wirb bestätigt, bah in amerikanischen Regiernngskreisen erwoge« wird, für die nächste Dagnug der vorbereitenden Abrüstungskonferenz intVenf kein« amerikanische Abordnung zu ent senden. DaS Staatsdepartement kam aber z« der lieber» »cugung. daß die A»wese»heit einer amerikanischen Ab ordnung Frankreich und Großbritannien zwingen könnte, die Flottenfrage anfznrolleu. Bon privater, aber wohl unter, richtcter Seite wird erklärt, daß. wenn Großbritannien und Frankreich ans de,, eben abgeschlossenen Abkomme „bestehen sollten, -ine «eltere Le gre,iznnß »ex Klottenrüst»»- «««-glich s«t« würbe. Der Rachfolger LoolidgeS »erbe in diese« Kalle be» Kongreß z« ersuche« haben, einem ausgedehnte« amerika nischen Banprogramm z«,«stimme«, um der Bedrohung einer vereinigten britisch-französischen Flotte zu begegnen. » Wer von den deutschen Weltverbrüdcruugs- und Welt- sriedcnsschwärmern bisher ipnner noch an eine Acchtung des Krieges durch den Kellogg-Pakt geglaubt hat, dem nimmt die obige Washingtoner Erklärung zum Flottenabkommen auch die letzte Hoffnung daran. Klipp und klar verlangt Amerika eine Acnderung der Punkte des Flottenabkommens, die eine Spitze gegen die Wchrpolittk der U S A. haben sollten. Er- stillen Frankreich und England nicht diese „Bitte" Washing tons, so wird sich der Nachfolger Cooltbges gezwungen sehen, ein umfassendes Rüstungsprogramm aufzustellen. Mnlirltch, nichts kann schärfer die völlige praktische Bedeutungslosigkeit des Kellogg-PakteS erhellen, als diese Erklärung. Der Pariser Unterzcichnungsakt wird daher lediglich eine feierliche Zeremonie sein, bei der die Staatsmänner der Alten und Neuen Welt schöne Trink sprüche auf den Weltfrieden ausbringen werden, für den bis her nur Deutschland hat Opfer bringen müssen. Die Unterzeichner -es Kellosv Paktes Paris, 19. August. Bon zuständiger französischer Seite wurde Sonnabend in später Abendstunde die Liste derjenigen bevollmächtigten Staatsmänner bekanntgegebcn, die am 27. August in Paris den Kcllogg.Pakt unterzeichnen werden. Es werden unterzeichnen: Für Deutschland: Außenminister Dr. Stresemann, für die Vereinigten Staaten: Kellogg, für Belgien: Außenminister Hymans, für Frankreich: Außen minister Briand, für Grob-Britannien und Indien: Lord Lushendun, für Australien: Maclan, für Südafrika: Smith, für Kanada: Mackenzie King, für Neu-Seeland: Sir Pari, für Irland: Gilligan, für Japan: Ushida, für die Tschecho- Slowakei: Außenminister Dr. Benesch. Von Polen und Italien liegen die Antworten noch nicht vor. Dr. Stresemann wieder in Berlin ID r a h t m « I du n g unserer Berliner S ch r t s t I«1 t ü n g.i Berlin. IS. Aq-ust. Retchsautzenmintster Dr. Stresemann ist hente abend von dem thüringischen Luftkurort Oberhof nach Berlin zurückgekehlt und wirb bereits morgen wieder die Führung der Geschäft« d«S Auswärtigen Amtes, die bis- her Staatssekretär von Schubert besorgte, übernehmen. DaS Kabinett dürste, wir schon gemeldet, voraussichtlich am Dienstag zu der angekündtaten Beratung über die Böller, bundstägung in Gels und die gesamte außenpolitische Lage zulammentreten. Man glaubt in politischen Kreisen Berlins annHmen zu können, daß der Außenminister in diesen Beratungen keinerlei festumrissene Nicht linien bekommen werde, sondern daß ihm das Kabinett freie Hand lasten werde. Dies wird auch mit Rücksicht darauf geschehen, ob sich die Frage, ob überhaupt ernste diplomatische Besprechungen in Paris oder in Genf strttfinden können, erst nach der Sitzung des französischen Ministcrrats, die bekannt lich für nächsten Donnerstag vcrgesehen ist, beantworten läßt. Man glaubt auch annehmen zu können, daß der fran- zösische Ministerrat eine Entscheidung darüber treffen wird, ob Briand in den Genfer Verhandlungen sich völlig zurttckhalten soll oder ob er den in der fran zösischen Presse bereits seit Wochen erörterten Forderungen Gtresemanns gegenüber Einspruch erheben soll. In beiden Fällen wäre eine Aussprache zwischen dem französischen und dem deutschen Außenminister für Deutschland ohne sonder ltchen Nutzen, denn bekanntlich sind die französischen Forde rungen für Deutschland einfach unannehmbar. Sie WoMIlschea Minister bleiben im Kabine» Ser BrWuß des ivarleiauSIchustes Berlin. 19. August. Die gemeinsame Sitzung deS sozial demokratische« PartciauLschusseS und der sozialdemokratischen Neichstagsfraktiv« endete in der achte« Abendstunde mit der Annahme folgender Entschließung: Die sozialdemokratische ReichStagSfraktio« und der sozial demokratische Parteiansschuß treten dem am IS. August ge- fasste» Beschluß des Partei- und Fraktionsansschustes über die Haltung der der Reichsregiernng angehörigen Partei- zicht aus vorherige Befragung der Fraktion «nd des Partei« ansschnstes ,«gestimmt habe«. Fraktion und Parteiansschuß ballen die engste Fühlungnahme zwischen ihnen «nd den der Regiernug angehürenden Genosten in allen politischen Fragen siir eine unabweisbare Notwendigkeit. Fraktion und Partei- ausjchutz halten die Beteiligung an der Regierung mit Rück sicht auf das Gesamtintereste der Arbeiterschaft für außer- ordentlich wichtig. Sie leiten daher aus der Entscheidung des Kabinetts, die die Ausführung eines vom letzten Reichstag beschlossenen Gesetzes betras. trotz ihrer grundsätzlich ab, weichenden Aussassnng über den Erfatzba« deS Panzer kreuzers nicht die Notwendigkeit ab, unser« Ge nosse» znm RitcktrittanSbem Kabinett aus,«fordern. Unsere Berliner Schriftlcitung meldet weiter dazu: Der Beschluß, der mit einer Mehrheit von 119 gegen Sll Stimmen angenommen wurbc. zeigt, baß die Entrüstung der sozialdemokratischen Provinzprcsse und der Bartet- vr,Ionisationen im Lande zu einem guten Teil Theaterdonner mar. um die Anhänger im Lande von der mit allem Nach, druck arbeitenden kommunistischen Agitation abzuziehen. Trotz, dem augenblicklich eine Krise deS Kabinetts vermieden worden ist. dürste die Spannung, in deren Zeichen das Leben des Kabinetts steht, noch nicht beseitigt sein, denn in der sozial, demokratischen FraktionSsttzung ist gefordert, und vom Reichs- kanzler Müller nach Verlautbarungen, die bis jetzt weder dementiert noch bestätigt worden sind, zugesichert worben, zu. nächst dieAuSdehnnng der sogenannten Krisen- sttrsorge von 26 auf 99 Wochen im Kabinett durchzusetzen. Die übrigen Kabtnettsmitglieder dürften sich zu einer solchen Verlängerung kaum bereit finden, da aus allen Teilen des Reiches Klagen, namentlich der land- wirtschaftlichen Arbeitgeber darüber vorltegcn, baß cs ihnen nicht möglich sei, Arbeitskräfte zu erhalten, weil die Unter- stützungssätze vielfach höher seien, als das, was sie an Lohn zahlen könnten. Aber ein baldiges Vorgehen aitt diesem Gebiete ist für die nächste Zeit nicht zu erwarten. Denn die SPD. will den Bestand des Kabinetts, nachdem eben erst eine schwere Gefahr mit Mühe beseitigt worden ist, nicht gleich wieder aufs neue in Frage stellen. Berlin, 19. August. Da auf einen Antrag der komm», ntstischen NeichstagSfraktion, den Reichstag zwecks Beratung der Panzerkreuzerfrage nnd der kommunistischen Inter pellation sofort einzubernfen, bis Sonnabend nachmittag keine Antwort eingegangen war, hat. wie die „Rote Fahne" meldet, im Aufträge der kommunistischen Reichstagsfraktion der Abg. Stoecker erneut ein Schreiben an den Präsidenten Löbe ge richtet, worin nochmals bringend die sofortige Einberufung des Reichstages gefordert wird. „Wkim scheu Krieg, dann Bürgerkrieg!" Leipzig, 19. August. Am Sonnabend und Sonntag fand in Leipzig bet sehr starker Beteiligung das mittel deutsche Treffen des Roten Frontkämpfer-Bunde- statt, zu dem u. a. auch aus Hamburg. Berlin und Stettin größere Ab ordnungen erschienen waren. Den Hauptunkt bildete am Sonntagmittag eine große öffentliche Kundgebung, bei der zehn Redner sprachen. Die in den Zügen mitgestthrten Pla kate sowie auch der Inhalt der Ansprachen gingen im wesent lichen auf die Zustimmung der sozialdemokratischen Reichs- minister zur Erbauung deS Panzerkreuzers ein. „Wir lehnen," so hieß eS in den Ansprachen, .alle KrtegSrttstungen ab, wenn es sich um Kriege handelt, in denen das Proletariat für den Kapitalismus wieder verbluten soll. Wenn schon Krieg, dann Bürgerkrieg!" Zu Zwischenfällen ist rS bisher nicht gekommen. Die rettende Formel »es Scherdengerichts Und sie gingen hin, die 170 Mann des hochnotpeinlichen Scherbengerichtes der Sozialdemokratischen Partei Deutsch lands, und verhandelten den Fall, der zur Entscheidung stand, mit todernsten Gesichtern, als wenn sie berufen wären, über eine Angelegenheit zu beraten, die das Wohl und Wehe -er ganzen Nation beträfe. Dabei war es aber nur eine erbärm liche, am Boden kriechende Partcisache, um die so viel Brim- borium gemacht wurde: die Abweichung vom heiligen Partei- dogina, das Bekämpfung des „Militarismus" bis zum bitteren Ende befiehlt, begangen durch die Zustimmung der sozialisti schen Minister zum Ban des Panzerkreuzers X. Es ist nicht nur schwer, sondern völlig unmöglich, über diese groteske Affäre keine Satire zu schreiben. So etwas ist nur in Deutsch land möglich: in jedem anderen Lande ist der Boden für solche Unkrautwucherungcn eines überspannten, weltfremden und kosmopolitisch verschwommenen Pazifismus viel zu national. Was ist nun bei der so gewaltig aufgemachten Ge schichte herausgekommen? Ein Wechselbalg von Kompromiß, der eine seltsame Mischung von Vernunft und Unvernunft üarstellt: „Bedauern" über den Kabinettsbe- schlutz, aber keine Zurückziehung der sozia listischen Minister. Unvernünftig ist es in höchstem Grade, etwas zu „bedauern", was vom nationalen Interesse so zweifellos gefordert wird, wie der Ausbau der geringen Seemacht, die zu unterhalten uns -erBersakllerBertragerlaubt. Der politischen Vernunft entspricht dagegen der Beschluß, die Regterungskoalition aus diesem Anlaß nicht aufflicgen zu lassen. Für die kaum entwirrbare Zwangslage, in die sich die Partei durch ihre hemmungslose Wahlagitation gebracht hat. ist aber die Tatsache ungemein bezeichnend, daß der Sieg des einfachsten Gebotes der politischen Vernunft im Scher bengericht in so blamabler Weise erkauft werden mußte, mit einer Rüge der sozialistischen Minister für ein Verhalten, bas anders gar nicht sein konnte, wenn die „Beschuldigten" nicht jede Spur von Einsicht und Verantwortlichkeit ans dem Altar des Parteifanattsinus opfern wollten. Mit was für einer Sorte von Radikalinskis sich die ein sichtigeren Parteimitglieder herumschlagen müssen, zeigt fol gende Auslassung eines sächsischen linkssozialistischcn Organs: „Wir haben keinerlei Verantwortung für einen Staat zu tragen, der Morbtnstrumente baut und Dutzende von Millionen hinaus wirft für sinnlose Rüstungen. Wir haben lediglich die Verantwortung für das Proletariat und seinen Kampf für bis Ausführung der Gelöbnisse, die wir in Brüssel ab legten. Und darum bleibt es dabei: Fort mit der Pan- zerkreuzerrcgierung! Heraus, Genossen, aus dieser Koalition!" Von diesem Radikalismus führt eine direkte Brücke zu der Geistesverfassung der Kom munisten hinüber, die mit Pauken und Trompeten ver künden. daß sie der „bourgeoisen Waschlappigkeit" der um gefallenen Sozialisten mit einem Volksbegehren zu Leibe gehen wollen, dessen Hauptparagraph lauten soll: „Der Bau von Panzerschiffen und Kreuzern jeder Art ist verböte n." Als geradezu erschreckend muß es be- zeichnet werden, baß die Vertreter derartiger Anschauungen so viel Macht und Einfluß besitzen, baß sie das Berliner Scher bengericht, das die Partei so schwer kompromittiert, zustande- bringen konnten. DaS eröffnet trübe Aussichten für die Zu kunft. In dieser nationalen und moralischen Notlage des deut schen Sozialismus tritt die A l t s o z i a l i st i s ch c Partei Deutschlands mit einer bemerkenswerten Kundgebung auf den Plan, die sich „wider die sächsischen Brand stifter" richtet und den LinkSsoztalisten u. a. folgendes tnS Stammbuch schreibt: „Der Unterschieb zwischen unserer Staatsarbeit und derjenigen der S. P. D., zu der auch nur ein Teil dieser Partei bereit ist, liegt darin, daßdie Alten Sozialdemokraten niemals mit schönen und schließlich unmöglichen Versprechungen ope rierten, sondern der Arbeiterschaft die Wahr- heitsagten. DenLinkösozialistcn wirdeSfctzt zum Verhängnis, daß sic mit der Vertrauens seligkeit der Arbeiterschaft ein unehrliches Spiel trieben, als sie ihre Wahlparolen und Ver sprechungen unter die Wähler brachten, denn sie mußten wissen, daß sich wesentliche Teile dieser Versprechungen nicht erfüllen lassen. In Sachsen ist das Spiel aber noch um viele Grade unehrlicher, weil man hier überhaupt nicht daran denkt, sich an einer Regierung zu beteiligen, um solche Versprechungen verwirklichen zu können." Das sind sehr beherzigenswerte Worte. Wie sich die Dinge einmal zugespitzt haben, kann man sich nur darüber wundern, baß die einsichtigeren Elemente der Sozialdemo kratischen Partei, die durch den Verlauf der Panzerkreuzer- Affäre «Ine so niederschmetternde Belehrung über die Un heilbarkeit der radikalen Krankheit erhalten haben, noch immer zögern, den einzig konsequenten Schritt zum Alt« sozialtSmus hinüber zu tun.