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WkMlitz-MiW Die „Weißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Posta», stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - - Amtsblatt für di- Mislich- Umt-hanptmamschast Mppoldiswaldc some für di- MUich-n Umt-g-rW- und di- Mdtr-th- ' Dippoldiswalde und Irauenstem Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnk in Dippoldiswalde. 49. Jahrgang. Donnerstag, den 31. Januar 1884. Nr. 14. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Als der Abendzug auf unserer Bahn am 29. Januar von der Station Hainsberg in den Nangirbahnhof abfuhr, sprang ein Reisender, der in Dippoldiswalde ein Tourbillet nach Dresden gelöst hatte, und der wahrscheinlich in dem Glauben war, der Zug fahre nach Dresden ab, auf den Perron eines Wagens, wurde aber von der Kette desselben zurück geworfen und fiel zwischen zwei Wagen auf die Schie nen. Da der Zug noch nicht im scharfen Gange war, wurde der Unvorsichtige nur Verb herumgeworfen und kam mit verschiedenen leichten Verletzungen davon. — Heute Mittwoch Vormittag wurde uns ein Preißelbeer-Sträußchen aus der Wendischcars- dorfer Haide überbracht, das neben völlig reifen und halbreifen Früchten auch noch den Ansatz zu Blüthen zeigt. — Das Institut der Friedensrichter hat sich seit seiner Einführung im ganzen deutschen Reiche mit Erfolg bewährt, da die meisten der angestrengten Be leidigungsprozesse auf dem gedachten Wege ihren Aus gleich zu finden vermochten. Mit der Erwähnung dieses günstigen Resultats sei nun zugleich auch noch der Hinweis verbunden, daß die Friedensrichter auch in anderen zivilrechtlichen Streitigkeiten auf Anrufen vermittelnd einzutreten haben und in dieser Beziehung neuerdings durch die höchste Justizbehörde des Landes eine entsprechende Anordnung ergangen ist, was aber mals als schönster Beweis gelten kann, wie der Werth der gedachten Institutionen an maßgebender Stelle gewürdigt wird. Möge die so segensreiche Einrichtung auch ferner immer mehr erkannt und benutzt werden. Dresden. Die zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer Sitzung am 28. Januar in allgemeiner Vorberathung mit einem Anträge des Abg. Schreck u. Gen. auf Vorlegung eines Gesetzentwurfes, durch welchen den Gemeindebehörden das Recht beigelegt wird, gegen böswillige Abgabenrestanten mit Schank- und Tanzstättenverboten vorzugehen. Die Kammer beschloß, den Antrag, welcher noch von den Abgeord neten Starke und Käuffer befürwortet und vom Abg. Bebel entschieden bekämpft wurde, durch Schlußbe- rathung zu erledigen. — In dem Befinden Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Georg ist leider eine Besserung nicht ein getreten; nur sind infolge des Fiebers die Kräfte der Patientin etwas geringer geworden. — Der auf den 30. Januar angesetzte 'Hofball ist abgesagt worden. — Die elektrische Beleuchtung im kgl. Hof theater ist vorläufig wieder eingestellt worden, da die Leipziger Feuer-Versicherungs-Gesellschaft verschiedene Sicherheitsvorrichtungen gefordert hat, die erst noch eingerichtet werden müssen. Bis dahin treten die mit Rüböl gefüllten Leuchtapparate für die Korridore in Funktion. — Die Finanz-Deputation empfiehlt der zweiten Kammer die Bewilligung von 363 300 Mark für die Landesanstalt Hubertusburg; von 144100 Mark für die Anstalt Sonnenstein; von 241500 Mark fürKolditz; von 165300 Mark für Hochweitzschen und von 90100 Mark für die Blindenanstalt zu Dresden mit Hubertus burg. Bezüglich der Straf- und Besserungsanstalten bemerkt der Bericht, daß in denselben mit Zigarren machen 642, mit Schuhmacherei 398, mit Weberei 249, mit Buchbinderarbeit 188, mit Pelznähen 182, mit Handarbeit 177, mit Stuhlbauerei 139, mit Kokos- woarenarbeit 138, mit Korsetfertigen 133, mit Strumpf wirkerei 74 Personen u. s. w. beschäftigt waren, daß die Arbeitspreise jedoch die Klagen über die Konkurrenz der Strafanstaltsarbeit keineswegs gerechtfertigt er scheinen lassen. Für Waldheim ist ein Zuschuß von 433 900 Mark; für Zwickau-Nossen von 209 700 Mk.; für Sachsenburg von 76 200 Mark; für Hoheneck von 47 200 Mark; für Voigtsberg von 38800 Mark; für Grünhain von 21800 Mark; für Hohnstein-Radeberg von 127 100 Mark; für Bräunsdorf von 62900 Mark und für Großhennersdorf von 27 000 Mark erforder lich. Außerdem werden für die Anstalt Hubertusburg zu Fortsetzung der Einrichtung des Hauptpalais für irre Frauen gefordert 15000 Mark, also gemeinjährig 7500 Mark. Für die Anstalt Kolditz sind zum Bau eines neuen Sektionshauses 6400 Mark eingestellt; für das Staatsgut Bräunsdorf zum Umbau des Ka- pellengcbäudes 11600 Mark, zu Erbauung eines Zellenhauses beim Männer-Zuchthause zu Waldheim 393000 Mark, zu Erbauung eines Weiber-Zuchthauses in Waldheim 560000 Mark, zur Erweiterung der Anstalt Hoheneck 617000 Mark, zum Umbau der frei werdenden Militär-Kaserne in Zwickau behufs Ver wendung für Anstaltszwecke 55 000 Mark. Die Depu tation empfiehlt die Bewilligung dieser Summen, lehnt jedoch die Befürwortung einer Petition des Rittergutspachters Wehner in Raschau bei Oelsnitz ab, welcher die Kammer ersucht, „die Bewilligung der Kosten zum Bau eines Weiberzuchthauses an die Be dingung zu knüpfen, daß die Anstalt Voigtsberg er weitert und die Gefangenen möglichst mit landwirth- schaftlichen Arbeiten beschäftigt werden." Ferner wird der zweiten Kammer vorgeschlagen, zu der mit der herzoglich sächsischen Regierung zu Altenburg unter Vorbehalt der ständischen Genehmigung verabredeten Übereinkunft, die Mitbenutzung einiger diesseitiger Landesanstalten Seiten der herzoglichen Negierung betreffend, ihre Zustimmung zu ertheilen. Freiberg. Der hiesigen Staatsanwaltschaft sind aus dem Freiberger Landgerichtsbezirke im Jahre 1883 in rechtskräftig beendeten land- und schöffengerichtlichen Strafsachen wegen Verbrechen und Vergehen gegen Neichsgesetze, mit Ausnahme der hiervon ausgeschlossenen Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle, 2251 Zähl karten zur Sammlung und Absendung an das kaiserlich statistische Amt zu Berlin zugegangen. An dieser Zahl sind betheiligt: Die beiden Strafkammern des Land gerichts mit 518, die Amtsgerichte Brand mit 68, Dippoldiswalde mit 135, Döbeln mit 173, Frauen st ein mit 46, Freiberg mit 440, Hainichen mit 78, Lengefeld mit 68, Marienberg mit 64, Nossen mit 118, Oederan mit 107, Roßwein mit 54, Sayda mit 183, Tharandt mit 91 und Zöblitz mit 108 Per sonen. Leipzig. Im Jahre 1883 sind 14802 literarische Erzeugnisse des deutschen Buchhandels (gegen 14774 im Jahre 1882) erschienen; am hervorragendsten sind darunter vertreten die Pädagogik, deutsche Schulbücher u. s. w. mit 1691, die Theologie mit 1504, Juris prudenz, Politik, Statistik und Verkehrswesen mit 1301, die schöne Literatur mit 1207 Werken. Bautzen. In eine recht üble Lage, allerdings durch eigne Schuld, ist ein Grundstücksbesitzer in unsrer Wendei gerathen. Derselbe halte im Verein mit seinem Onkel (einem alten, reichen, ebenfalls kinderlosen Bauer) ein hübsches Sümmchen Geld geerbt. Der Onkel machte nun aber gar keine Anstalten zum Thei- len des Nachlaßes, und doch hätte der Neffe das Geld so sehr nothwendig gebraucht! Als die Noth ganz drückend geworden, da holte denn der Neffe einmal heimlich aus der Kommode des Onkels ein ganzes Päckchen Staatspapiere, an 3000 Thaler im Werthe, und verkaufte diese. Als der alte Onkel den Verlust merkte, war er ganz außer sich; die Polizei spürte überall herum und sperrte mehrere Personen ein. Der Neffe blieb aber ganz ruhig und muckte nicht. Durch einen Zufall kam es denn heraus, daß er die Papiere sich angeeignet. Das Gericht hat den Neffen nun wegen „Diebstahls" zu 6 Monaten Gefängniß verur- theilt. Es nahm zwar an, daß das entwendete Geld zum Nachlaß gehört und der Neffe auf denselben ein Anrecht gehabt, daß er aber sich nicht eigenmächtig an demselben vergreifen dürste, sondern die Hilfe des Ge richts behufs Theilung in Anspruch nehmen mußte. Di- Rechtswidrigkeit des Willens wurde darin erblickt, daß der Neffe ein halbes Jahr lang geschwiegen und auch dann geschwiegen, als Andre wegen Verdachtes des Diebstahls verhaftet wurden; ebenso in einigen Aeußerungen zu den recherchirenden Polizeibeamten. Tagesgeschichte. Berlin. Die Genesung des Kaisers schreitet in gewünschter Weise fort. Da derselbe dem ersten auf Donnerstag anberaumten Hofball beizuwohnen wünscht, ist letzterer auf einige Tage verschoben worden. — Bei dem Leichenbegängnisse des Abg. vr. Las ker am 28. Januar waren in der Synagoge anwesend der Neichstagsprüsident v. Levetzow und der Vizeprä sident v. Heeremann, die früheren Minister v. Bernuth, Camphausen und Delbrück, der Berliner Magistrat, Mitglieder des Stadtverordneten - Kollegiums und der liberalen Parteien. Auch Mitglieder der konservativen und klerikalen Parteien, darunter vr. Windthorst, so wie Mitglieder der Universität waren vertreten. — Der Oberrabiner Frankl entwarf ein Lebensbild Las kers, worauf Friedrich Kopp dem Verstorbenen einen Nachruf widmete und im Namen seiner Partei einen Kranz auf den Sarg legte. Kiel. Mit dem Beginn des Frühjahrs soll mit dem Bau der Forts der Kieler Landbefestigungen begonnen werden. Die Grunderwerbungen sind schon vor einiger Zeit geschehen. Oesterreich. Auf dem Wiener Südbahnhofe ist am 27. Januar ein sozialistischer Agitator, welcher an geblich Brüllmeyer heißt und der zuletzt in einer Florids- dorfer Pappendeckelfabrik beschäftigt war, unter dem Veroachte der Mitwissenschaft an dem Morde des De- tektives Blöch verhaftet worden. Derselbe ist, als der Mord verübt worden, an dem Thatorte gesehen worden. — Am 25. d. M. ist in Laibach der dortige Fürst bischof vr. Johann Pogatschar im Alter von 73 Jahren gestorben. Der Name des Fürstbischofs ist besonders aus den Tagen bekannt, da er für die neuen Volks schulgesetze eintrat, wie er denn überhaupt viele Jahre lang im Sinne der Aufklärung und des österreichischen Einheitsstaates energisch thätig war. Frankreich. Angesichts der in der französischen Deputirtenkammer jetzt zur Verhandlung kommenden und im Interesse der Arbeiterbevölkerung vorzunehmen den Gratisauslösung verpfändeter Gegenstände bis zum Betrage von 10 Franks und von Arbeitswerkzeugen und Kleidern bis 20 Franks wird folgende Statistik veröffentlicht: Beim Pariser Versatzamt sind verpfändet 5500 Lorgnetten, 400 Reißzeuge, 150 Farbenkasten, 425 Gebetbücher, 400 Handschuhschachteln, 650 Fächer, 70 Pfeifen, 150 Christuffe, 50 Handspiegel, 950 kleine Broncen, 3000 Suppenlöffel, 100 Bestecke zu einem . Dutzend, 250 Eßservies, 4000 Couverts für je sechs Personen, 3000 Sonnen- und Regenschirme und Stöcke, 2321 Musikinstrumente, 2269 Kupferkasserole, 600 Liqueurbehälter, 230 kleine Teppiche, 65 000 Ehe ringe. Alle diese sind bis zu dem Betrage von 10 Franks versetzt worden und machen eine Summe von ca. 4 Millionen Franks aus. Bis zum Betrage von 20 Franks sind versetzt: 392 293 Männer- und Frauen kleider, 187767 Stück Bettwäsche, 95 034 Stück Leib wäsche, 41 860 Decken, 26308 Deckbetten von Eider dunen, 3369 Werkzeuge, 3464 Nähmaschinen, 11218 Matratzen, 2406 Federbetten, 4253 Paar Schuhe, zu sammen im Betrage von 5159 820 Franks. Von den Winkelversatzämteru wird hierbei ganz abgesehen. Es können blos 7000 Gegenstände per Tag ausgefolgt werden, so daß 5 oder 6 Monate für die Auslösungs arbeit nothwendig wären. In den, außerhalb des in der Kammer zur Verhandlung gelangenden Antrages liegenden Kategorie verpfändeter Gegenstände befinden sich 380000 Uhren (verpfändet um 14 Millionen^