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Blatt Amts und des StadLrathes des Aönigl. Amtsgerichts L. Förster's Erben Druck und Verlag von E. in Pulsnitz. 17. Mai 189» LonnabcnS und der Jmpfliste L. Er war guten Portion Eitelkeit, Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. sein. Die Festigkeit, ja sogar die Härte einer herrschenden Macht ist eine Bürgschaft des Friedens, sowohl nach Außen wie nach Innen. Eine Regierung, die immer bereit ist, einer Majorität nachzugeben, sei die letztere nun eine locale oder blos zeitweilige, eine parlamentarische oder auf rührerische, und welche ihr Ansehen nur durch Zugeständ nisse aufrecht erhält, von denen jedes den Weg zu einem neuen Zugeständniß anbahnt, eine solche Regierung be findet sich in einer traurigen Lage. Tage, wie der 1. Mai ist sind nicht gefährlich. Ein Feind — wenn wir die Sozialisten als einen Feind ansehen — welcher den Tag seines An griffs vorher anzeigt, braucht nicht gefürchtet zu werden. Es ist ein Scheingefecht, ein Prahlen mit Stärke, wie bei der Heilsarmee, wovon stets der Erfolg oder das Fehlschlägen zum großen Theil vom Wetter abhängen wird. Es ist wenig Gefahr eines Conflictes vorhanden, aber ob ein solcher stattfinden wird oder nicht, hängt größtentheils von bestehe« bleibt. Pulsnitz, am 16. Mai 1890. dem Ausdruck seiner Ueberzengungen war er zu der Zeit, als ich ihn kannte, vollständig aufrichtig, aber er war nicht immer consequent in seinen Meinungen, und wenn er heute lebte, so möchte ich glauben, daß er ein Conservativer sein würde, auf jeden Fall kein Sozialist." Bekanntmachung. Der Dorfweg in Gersdorf, von dessen Abzweigung von der Kamenz-Pulsnitzer Chaussee ab bis zur Miehle'schen Brauerei, wird von Freitag, den 16. dieses Monats auf 8 Tage wegen Baues desselben hiermit gesperrt und der Verkehr auf den Gersdorf-Weißbacher Weg, bez. die fiscalische Chaussee verwiesen. Kamenz, am 13. Mai 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Zezschwitz. Bekanntmachung, die Festlegung der Hunde betr. Gegenüber dem mehrfach verbreiteten Gerücht, als sei die mittelst Bekanntmachung vom 1. Mai ds. Js. für hiesige Stadt «»geordnete Festlegung der Hunde bereits wieder aufgehoben, wird hiermit bekannt gemacht, daß die Festlegung nicht aufgehoben ist, daß sie vielmehr in ihrem vollen Umfang bis 28. Zuli ds. Js. Bekanntmachung, Impfung betreffend. Die öffentliche Impfung und Jmpfrevision, welche unentgeldlich durch den hiesigen verpflichteten Jmpfarzt Herrn Or. Möä. Richter vorgenommen wird, erfolgt in hiesiger Stadt und zwar im Rathhans 1 Treppe an folgenden Tagen: Impftermin Donnerstag, den 29. Mai 1890. Impfrevisionstermin Mittwoch, den 4. Juni 1890. Nachmittags von 2 Uhr bis 3 Uhr Mädchen j ,, ,, 3 ,, „4 „ Knaben > „ „ 4 „ „6 „ der im Jahre 1889 geborenen Kinder der Jmpfliste (Ls werden hiernach die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder der nach § 1,1 des Neichsgesetzes vom 8. April 1874 impfpflichtigen Kinder bez. Vormünder unter ausdrück lichem Hinweis auf die in § 14, Absatz 2 des gedachten Gesetzes angedrohten Strafen aufgefordert, mit ihren impfpflichtigen Kindern, beziehentlich Mündeln in dem oben anberaumten Impf- und Revisionstermin, zu welchem mittelst Patent noch besonders vorgeladen werden wird, behufs der Impfung und ihrer Controlle zu erscheinen, oder die Befreiung vor dem Impftermine durch ärztliches Zeugniß bei dem verpflichteten Jmpfarzt, beziehentlich dem unterzeichneten Stadtrathe nachzuweisen. Pulsnitz, den 13. Mai 1890. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. aber noch mehr Witz und Kenntnissen. Seine Unterhaltung war entzückend; in dem Takt der Behörden ab. Vorbeugungsmaßregeln ver danken ihren Erfolg größtentheils der Umsicht der Executiv- beamten, die selten gute Politiker zu sein pflegen, sodaß ihre Maßregeln zuweilen mehr Schaden als Nutzen an richten." Von Lassalle, der früher ein intimer Freund von ihm war, sagte der Fürst: ein reizender Mensch, ein kluger Jude mit einer zu Wutsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: t. Illnstr. Sonntags- blatt (wöchentlich), 2. Eine tandrvirth- schastsich« Weik«ge (monatlich). Abonnements-Preis: Vierteljährl. 1 M. 2S Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zusendung. Fürst Bismarck über den Sozialismus. (Fortsetzung.) Ebenso wie zwischen Nationen der Friede durch die Kriegsgefahr und die Entschlossenheit, für den Frieden zu kämpfen, wenn er bedroht sein sollte, aufrecht erhalten wird, so könnte auch innerhalb einer politischen Gesellschaft, die aus Individuen von starkem Willen besteht, weder der innere Friede noch die Gerechtigkeit aufrecht erhalten werden, Wenn sie nicht durch die ausübende Gewalt vertheidigt Werden. Wenn die Richter nicht das Recht hätten, die Vollziehung ihres Urtheils durch die Physische Gewalt der Executive zu verlangen, so würde die Gerechtigkeit bald vollständig verschwinden und ohnmächtig werden. Dasselbe gilt meiner Meinung nach von der menschlichen Gesellschaft und dem Sozialismus. Wenn die politischen Parteien, welche dem Sozialismus sich entgegenstellen, sich nicht zur Vertheidigung ihrer Unabhängigkeit und zum Besten ihrer Mitbürger und ihrer Familien vereinigen, so müssen sie der Herrschaft des Sozialismus unterliegen, bis der So zialismus seinerzeit wieder durch das Uebermaß des in ihm wie in der Sklaverei liegenden Elends erliegt. Denn das sozialistische Regierungssystem ist eine Art Sklaverei, eine Art Strafsystem; für die Vereinigung der in Aussicht ge nommenen Opfer eines solchen Systems wird die für den 1. Mai geplante Kraftprobe nicht ohne Nutzen sein. Bis jetzt ist der Haß jeder Partei gegen ihren nächsten Nachbar in der Politik noch stärker als die Furcht vor der Herr schaft der Sozialisten, weil man nicht an die Stärke der Sozialisten glaubt und in ihren Kämpfen untereinander jede Partei sich um die Gunst und das Bündniß und die Stimmen der Sozialisten bewirbt. Auch behalten sie in ihrer Gier, Stimmen zu erwerben, nicht die Gefahr und die Leiden im Auge, welchen die civilisirte Gesellschaft aus gesetzt sein würde, wenn sie nicht von dem am wenigsten Nachmittags von 2 4 gebildeten und am wenigsten intelligenten Theil der Ge sellschaft beherrscht würde, dessen Unwissenheit leicht von irgend einem beredten Lügner ausgenutzt wird, dessen Ge schäftsgegenstand „die tausend natürlichen Uebel sind, denen der Mensch unterworfen ist", für welche sie jede bestehende Regierung verantwortlich machen wollen, während sie selbst in großen billigen Versprechungen arbeiten. Das nenne ich eben ein Lügner sein; der Pöbel ist ein Herrscher, der ebenso geschmeichelt sein will wie irgend ein Sultan. Nein dieser Kampf der Classen wird niemals anfhören. Ihn lösen zu wollen, wäre dasselbe wie das Problem der Quadratur des Kreises lösen zu wollen. Es ist eine Utopie, der Traum eines tausendjährigen Reiches, des Millenium, der nur verwirklicht werden kann, wenn die Menschen Engel werden. Irgend ein Arrangement auf Grund eines festen Arbeitslohnes, z. B. 5 Shilling pro Tag, ist nicht ausführbar. Kein solches Arrangement würde bindend gemacht werden können für Diejenigen, welche 100 Jahre später leben werden. Auch würde der Arbeiter von heute nicht zufrieden bleiben. Man gebe ihm 5 Shilling, und er würde bald sechs oder selbst sieben verlangen. Es ist überflüssig, eine endgiltige Lösung dieser Frage mit Aus schluß eines jeden künftigen Kampfes für möglich zu halten. Der Sozialismus wird uns noch viel Mühe machen. Den Regierungen ist oft der Vorwurf gemacht worden, es sowohl an Energie wie an Wohlwollen haben fehlen zu lassen. Ich nenne es nicht Nachsicht, wenn ein Mensch so feige ist, dem Druck einer Demonstration nachzugeben. Zuweilen besteht das echte Wohlwollen darin, Blut zu vergießen, das Blut einer aufrührerischen Minorität, und zwar zur Vertheidigung der ruheliebenden und dem Gesetz gehorchenden Majorität. Das erste Erforderniß einer Regierung ist Energie. Sie darf nicht der Zeit sich anbe quemen, nicht die Zukunft für eine nur zeitweilig bequeme Einrichtung aufopfern. Eine Regierung muß consequent Inserat« sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben Preis für die einspaltige Cor) puSzeile (oder deren Raum- 10 Pfennige. HesiHäftsstsUen b« Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haase n- stein L Vogler u. „Invalide n- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. escheiM ^fur Pulsnitz, " Löuigsbnick, Uadederg, Uudcburg, Moritzburg und Umgegend uh- ii- z uh- x„ „ „ 6 „ der im Jahre 1889 geborenen Kinder der Jmpfliste SweiimdvrerMer Jahrgang.