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Deutsche Mgemeiue Zeitung. »«hrhrit nd Recht, Freiheit »d Gesetz I» Telegraphische Depeschen ein- Arad sind bereit- mehrere Ortschaften über schwemmt, die MaroS ist auch schon in die niedrig Freit»,, 12. Detemdtr ltt?v. Der Anschlag gegen das Leben des Kaiser- Alexander. (Au« der Provinzial Lorrespondenz.) . Die Gefahr, in welcher das Leben des Kaisers Alexander und, wie nachträglich bekannt geworden ist, daS Leben eines Theiles der höchsten Würdenträger des russischen Reiches, welche den Kaiser begleitet, in der letzten Abendstunde des 1. Dec. bei der Einfahrt in Moskau durch einen ruchlosen Anschlag wilder Bos heit geschwebt hat, wurde am 3. Dec. bekannt und hat überall den gleichen Abscheu, das gleiche Entsetzen hervorgerufen. Doch hat die Gesellschaft, welche in der Erhaltung einer sittlichen Ordnung die Pflicht und das Vorrecht der Menschheit anerkennt, bei diesem zweiten Versuche, der in einem und demselben Jahre gegen das Leben eines Monarchen unternommen wird, «r.LSV. Leidig. chlort»« «ui<r Sonata^- Preis 7«. «M. >»e ei»,«In« «»»»» Inserate fia» »» die «epedtti»» t» ÜeipUg seid«». Z«srrtl,»»,e»ützr für die »d»llc»,cNe M W» »ater «i»ie^»»« »» Pf. schwemmung der Stadt zu erwarten. Heute früh «ar iudeß der Wasserstand in Arad «m 7 Centimeter ge fallen. *Sern, 10. Dec. Von der Bundesversamm lung wurden 0r. E. Welti mit 133 von 150 Stim men zum Präsidenten und F. Auderwert uiit 106 von 160 Stimmen im ersten Scrutinium zum Bice- präsidenten des Fundes gewählt. Im zweiten Scru tinium wurde der BundeSgerichtSsecretär Hafner mit 91 von 160 Stimmen zum BundeSrichter gewählt. Uebrr den RecurS des Publicisten Gehlsen gegen dessen Landesverweisung durch den BundeSrath wurde von der Landesversammlung nach längerer Debatte mit 54 gegen 45 Stimmen zur einfache» Tagesordnung übergegangen. * Paris, 9. Dec. abends. Senat: Larcy (von der Rechten) interpellirte den Minister de« Innern über die gewaltsame Ausweisung der geistlichen ! Brüder von Alais au» ihren Localstäten und sprach sich gleichzeitig misbilligend über die Haltung de« Labinet» be züglich der congregawstischen Lehrer au«. Der Minister des Innern Lepire erwiderte, da« Benehmen der Brüder von Alai» sei fast ein aufrührerische» gewesen; dieselben gerirten sich als Märtyrer und spielten eine Rolle, durch welche sich Frankreich jedoch nicht hupiren ließe. Lepire billigte die Haltung de» Maire von Alai« und de« Prä- fecten von Gard. Lhe«nelong (von der Rechten) unter stützte Larcy, warf dem Ministerium Intoleranz vor und verlangte Freiheit de« Gewissens für alle. Der Unter- richtswinister Ferry erwiderte, es exißtre bereit» 1>iefe Frei heit für alle. Al« Beweis hierfür führte der Minister an, daß in Pari» und an andern Orten zahlreiche freie katho lische Schulen vorhanden seien. Die Regierung habe da« gesetzliche Maß nicht überschritten und hab« immer Ueber- einstnnmung mit den Wünschen der Municipalitäten, welche die Repräsentanten der Majorität der Bevölkerung seien, gesucht. (Beifall.) Der Zwischenfall war hiermit erledigt. Hausonville richtete die Anfrage an he» Minister de» Jn- nern, weshalb ex sich weigere, «iney Bereinigung di« ftaat- lich« GütSAsWW, Mbwttelhe», wklch« dihi» strebe, freie Schulen zu eutwiSeln und die Gewissensfreiheit z» sichern. Leptre erwiderte, er habe die« grthan, weil die Statuten dieser Bereinigung wenig klar seien und der Zweck der Vereinigung, welche weite Verzweigungen habe, Mi-trauen einflöße. Feray (linke« Lentrum) interpellirte die Regie rung, ob sie den Nothstand in Betracht gezogen habe, wel cher sich infolge der strengen Kälte Herausstellen dürfte. Der Minister Leptre erklärte, daß die Regierung am Don nerstag einen Gesetzentwurf einbringen werde, in welchem zur Linderung der Noth ein Credit von 2 Mill. Fr«, ver langt wird. * Paris, 9. Dec. Ein französischer Trans portdampfer, welcher sich auf dem Wege nach In dien befand, hat Befehl erhalten, nach Massaua zu gehen und dort zu bleiben, um im Falle eines Con- flicts zwischen Abessinien und Aegypten die französi schen Unterthanen zu schützen. Petersburg, 10. Dec Nachrichten aus Cettinje besagen, Fürst Nikita sei entschlossen, gewaltsam Gussinje-Plava zu nehmen, wenn übermorgen nicht die Uebergabe erfolgt. (Verl. Tagebl.) *AuKarefl, 9. Dec. abend«. Die Deputirten- ' kämm er hat da« Eisenbahngesetz mit den bereit« er wähnten Modifikationen heute Abend mit 75 gegen 1 Stimme angenommen. *Sukarefl, 10. Dec. Da» von der Kammer votirte Gesetz betreffend den Rückkauf der Eisen bahnen ändert nicht« an dem finanziellen Theile der Vorlage. Dagegen besteht die Kammer darauf, daß als Nequivalent für die gebrachten Opfer der Sitz der Gesellschaft aus Gründen der Administration und Exploitation alsbald nach Bukarest verlegt werde. * Belgrad, 9. Dec. Die Skupschtina beschloß nach zweitägiger Debatte über die Patentsteuervorlage, die Patentsteuer fortbestchen zu lassen und eine Com mission zur Verhütung eventueller MiSbräuche einzu setzen. Der Minister der öffentlichen Bauten brachte einen Gesetzentwurf ein betreffend das Expropriations verfahren bei Eisenbahnbauten. *Äairo, 10. Dec. Oberst Gordon hat ist einem Briefe an den Gouverneur von Massaua seine Ankunft in Massaua für heute «»gekündigt. * Washington, 9. Dec. Repräfentanten- kammer: Der Deputate Frost hat «inen Antrag eingebracht, in welchem die Sympathie des Hause« mit den Bemühungen der Irländer, die Lage ihre- Vaterlande« zu bessern und eine autonomistische Stel lung zu erlangen, ausgedrückt, und der Wunsch aus gesprochen wird, daß diese Bemühungen von Erfo^ begleitet sein möchten. Der Dtpütirte Gillette brachte eine» ähnlichen Antrag ein, in welchem zugleich Prä sident Hayes aufgefordrrt wird, der enguschen Regie rung gegenüber die Hoffnung auSzufprechen, daß Ein richtungen getroffen werden möchten, durch welche die irländische ländliche Bevölkerung in den Besitz vvst Landgrundstücken zur eigenen Bewirthschaftuag gesetzt werden könne. * München, 10. Dec. nachmittags. Abgeord netenkammer: Berathung des Eisenbahnetats pro 1880/81. Auf eine Bemerkung des Abg. vr. Frank, j» welcher die Besorgniß vor einem Uebergange der bairischen Bahnen an daS Reich ausgesprochen wurde, «klärte der Ministerpräsident v. Pfretzschner, die Auf bauschung deS Eisenbahngesetzes zu einer hochpolitischen DiScussion komme ihm zwar unerwartet, da er jedoch provscirt werde, so müsse er nothgedrungen antworten. Die Behauptung des Abg. vr. Frank über sein (des Ministers) Verhalten im Reichstage anläßlich der Br- rathuug de« StellvertretungSgesctzcS sei unrichtig; gerade bei dem erwähnten Gesetzt habe man ihm seinen föderativen Standpunkt vorgeworfe». In Be treff deS ReichS-EisenbahnprojectS erinnere er an seine frühere Antwort auf die diesbezügliche Interpellation, ! er hoffe, daß seine Antwort deutlich genug gewesen and vvm ganzen Hause verstanden worden sei. Er müsse sich aber dagegen verwahren, daß der Abg. vr. Frank seine zukünftigen Beschlüsse schon jetzt glaube vorauSsrhen zu können. Zu Kap. 1 der Vorlage be antragte det Abg. Daller die Summe der Einnahmen für die Personenbeförderung durch Erhöhung der Fahr preise von 18,126500 M. auf 20 Mill. M. zu er höhen. Der Antrag wurde nach lebhafter Debatte mit 74 gegen 58 Stimmen angenommen. * Wien, 10. Dec. Der heute Vormittag hier er» Mnele Agrar tag ist von 27 landwirthschaftlichen Gesellschaften, und Vereinen aller Kronländer beschickt und hat den Fürsten Sapieha (Lemberg) zum Präsi- d«Me», den Grasen AttewS (Wien) und den Fürsten Hst Bictpräfidente« gewählt. GW * Budapest, 9. Dec, abend». Da« Unterhaus h«t den Eksetzentwurf Über Verlängerung des finan- zielltn Ausgleichs mit Kroatien und den Gesetzentwurf über Inartikulirung der mit Frankreich Über daS Ar menrecht abgeschlossenen Verträge angenommen. Nach längerer Debatte würde auch der Gesetzentwurf über Verlängerung des Handelsvertrages mit Deutschland genehmigt, nachdem der Ministerpräsident diese Vor lage vom volkswirthschaftlichen und politischen Stand punkte aus der Opposition gegenüber gerechtfertigt hatte. — Nachrichten aus Arad zufolge war das Hochwasser heute früh gefallen, mittags aber wie der in andauerndem und rapidem Steigen; der Eis stoß stand, die Witterung war lau und mild. *BnVapest, 10. Dec. Das Unterhaus wird sich bom 13. Dec. bis zum 20. Ian. vertagen. — Bei irr i gelegenen Theile der Stadt «»gedrungen; bei einem 10- De . chm ag . weitern Steigen de« Wassers ist «ine allgemeine Ueber- * Frankfurt a. M., . . mittag« hier fällige pariser Postzug ist nicht ein getroffen, »ach cingegangene» Nachrichten hat eine Entgleisung desselben bei Pont-ä-Mouffon stattgrfunden. Ein zweiter Brief Nvrdenfkjöld's. (Schluß au« Nr. 28S.) „Von Nunamo wendeten wir uns nach Port Cla rence an der amerikanischen Seite der BeringSstraße. Der Anker fiel am 22. Juli nachmittags nach einer auf der asiatischen Seite in eiSgefülltem, auf der ame rikanischen in eisfreiem Wasser bewerkstelligten Ueber- fahrt. Port Clarence ist ein sehr großer, aber sonst vortrefflicher Hafen, dicht unterhalb der westlichsten Spitze von Amerika. Dies war der erste wirkliche Hafen, in welchem die Vega seit dem 18. Aug. 1878 ankerte. So lange hatte sie stets nur auf offenen Rhedey gelegen ohne Landschutz gegen Sturm und Wogendrang. Gegen daS Meer hin ist Port Clarence durch eine lange Sandbank abgeschloffen, an deren nördlicher Seite sich eine tiefe Einfahrt befindet. Inner halb deS Hafen« mündet ein Fluß, der eine kurze Strecke weiter im Lande einen kleinen See bildet. Die Berge im Hintergründe steigen bis zu 2—3000 Fuß Höhe empor; in manchen ihrer gegen die Sonnenstrah len geschützten Thäler lag noch Schnee. Ich hoffte hier Anzeichen von ehemaligen Gletschern zu finden, aber keine Spur einer frühern Eiszeit war zu ent decken, ebenso wenig wie Ueberreste vorweltlichcr Thiere «der Pflanzen. Kaum war der Anker niedergelassen, so erhielten wir den Besuch mehrerer mit Männern, Weibern, Kindern, Hunden, Zelten und andern« Geräth voll be ladenen Boote. Ein Theil der Eingeborenen befand sich offenbar auf der Reise zu nördlicher gelegenen Jagd- und Fischereigründen; ein anderer hatte seine Zelte am inner» Hafen oder am Strande des erwähn ten SeeS aufgeschlagen. Sie gehörten alle zum Stamme der Eskimos und verstanden kein Wort Tschuktschisch. Unter ihnen befand sich eine Tschuktschin, welche uns mittheilte, daß ein wirklicher Tschuktschenstamm auf der amerikanischen Seite zwischen Point Barrow und Cap Prince of Wale» wohne. Einige der Männer ver standen etwas Englisch und einer von ihnen war schon einigemal in San-Francisco und Honolulu gewesen. Man sah eS den Eingeborenen an, daß sie in häufigere Berührung mit Amerikanern kamen. Die meisten wohnten in Zelten von Baumwollstoff, einige trugen europäische Kleider. Ihre Haartracht war die tschukt- schische. Die Frauen hatten das Gesicht tätowirt. Die Männer trugen Schnurrbärte, einige sogar einen Vollbart. Viele hatten unter den Mundwinkeln 6—7 Millimeter große Löcher, in denen Stückchen GlaS, Knochen oder Steine steckten. Ein junges Mädchen hatte sogar ein Loch in der Nasenwand, aus welchem eine große blaue Perle herabhing; sie wurde nicht wenig verlegen, als sie gewahrte, daß dieser eigenthüm- liche Schmuck die allgemeinste Aufmerksamkeit erregte. Die Weiber trugen sämmtlich Perlenschnüre in den Ohren, und an den Armen Ringe von Eisen oder Kupfer. Die Hautfarbe der Leute war etwas dunkel mit deutlich gerötheten Wangen, da« Haar schwarz, die Augen klein und braun, das Gesicht platt, die Nase klein und an der Wurzel eingedrückt, und die durchbohrten Lippen, da in den meisten Fällen keine Schmuckgegenstände darin getragen wurden, erschienen nur wenig verunstaltet. Der absonderliche Gebrauch deS Löchereinstechen» erscheint übrigens im Begriffe, zu verschwinden oder er wird wenigsten» europäisirt durch den Wechsel von der Lippe zu den Ohren. Hände und Füße der Eingeborenen waren klein, sie hielten sich reinlicher als die Tschuktschen und in ihren Zelten herrschte Ordnung und Sauberkeit. Auf der Nordfeite des Hafens stießen wir auf eine ehemalige europäische oder amerikanische Thran- schmelzerei. Nicht weit davon befanden sich zwei Eskimogräbrr. Die Leichen lagen auf freiem Erd boden, ohne weitern Schutz als eine Menge in den Boden geschlagener und kreuzüber gelegter Zeltstangen. Bei der einen Leiche befand sich auch ein Rajak, ein geladenes Doppelgewehr, verschiedene andere Waffen, Feuerzeug, Kleider, Schneeschuhe, Trinkbecher, aus Holz geschnittene Wurmgestalten und andere wunderlich geformte Thierbilder. AehnlicheS fand sich auch in Zelten. So bemerkte ich in einem Zelte auf einem 2 Ellen hohen Sockel einen in roher Weise au» Holz geschnittenen bemalten Vogel mit ausgebreiteten Schwingen. Ich versuchte, denselben gegen einen großen grauen Filz cinzutauschen, allein vergeblich, cbwol ich für diesen Artikel sonst in der Regel so ziemlich alles Mögliche erlangen konnte. Als einen eigenen Beweis von der Findigkeit der Amerikaner im Anpreisen ihrer Waare will ich noch erwähnen, daß während unserS Aufenthaltes im Hafen ein Eskimo auf das Schiff kam und imS einen be druckten Fetzen Papier vorwies, auf welchem ein Han delshaus in San-FranciSco den »Kportinx gentlomon in üerinßssunck» (EskimoS?) seinen Vorrath von aus gezeichnetem Iagdschrot empfahl. Gleichwie an der europäischen, so streicht auch an