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Der Priester Km; Mar. vo^iren unv solgereich,ten angesehen werde; daS könnte ihn zu Bestrebungen reizen, die weder ihm noch unserem Herrscherhause, . Zierde.' Wohl aber gehört die Aufnahme, welche dies Ereigniß bei den Römischen und in der öffentlichen Meinung gefunden hat, zu den Erscheinungen, aus denen man den Geist des Katholizismus und den Geist unserer Tage deutlich erkennen kann. Das soll jetzt kurz beleuchtet werden. Die römische Kirche sucht überall ihren Pomp und ihre Macht ins Licht zu stellen; sie will damit schlichte Gemüther bestechen und zu der Annahme führen, sie sei die von Gott berufene Herrin der Welt. Jede Gelegenheit, welche den blendenden Schimmer der römischen Kirche hervorkehrt, wird reklamehast dazu aus- ' — SS. Jahrgang. —— Freitag, de« 27. November urtheilen; das ist ganz und gar des Prinzen eigene Angelegen heit, für die er nur seinem Gott und seinem Hause Rechenschaft abzulegen hat. Bekanntmachung. sind vom I^Dezember"^ ab° glöffmtMmandoS und Hauptmeldeamts zu Freiberg, Neugasse 8,1. Wochentag- r 9—1 Uhr Vormittags - . 3—5 „ Nachmittags «onm und Feiertags: io-°-11-° Uhr Vormittags. — - Königliches Bezirkskommanvo. Erscheint jeden Wochentag Abends >/,7 Uhr für dm Ag Preis vierteljährlich S Mk. 2b Psg. zweimonatlich 1 Mk. bO Psg. u. emmonatlich7bPfg. ES wäre ein Zeugniß protestautischenEhr^^ ^eier fern zu bleiben, die von den Römischen als >yr ^rrumpy Lp°L". LrL Sm»' »i- mrllich I- daß wir nur noch gut genug s-nd, vor den Siegeswagen der Ultramontanen gespannt zu werden? Wie wird die Thatsach^ daß dem Gottesdienst viele Protestanten anwohnten druben a^ gebeutet! Sehet, so wird man sagen, wie die Sach! en ihr M>tz- trauen und ihren Widerspruch gegen Rom fallen lassen, welche herzliche Theilnahme sie dem prinzlichen Pnester °us ihrem Herrscherhausc entgegentragen, wie viele sich semes Schritts freuen! Laßt unS weiter arbeiten für die Romani,irung SachsenS, der Boden ist bereitet! Und wenn nun unter uns eme lebhaftere, ultramontane Agitation einsetzen und allerlei Wirren in unserem Volke Hervorrufen sollte, so kommt dies aufRechnung ^uer neu- gierigen Schwächlinge, die sich einbildeten, durch ^re Gegenwart in der katholischen Hoskirche den Glanz der Feier erhöhen gefühl tief erniedrigt ist. Und noch weiter. Ich sagte oben, die ultramontane Partei übt immer Reklame; das gehört zu ihrem Geschäft; sie hofft da durch Staunen und Bewunderung für die katholische Kirche wenigstens bei den Protestanten hervorzurufen, die ihre eigene und die römische Kirche nicht kennen. Man sollte glauben, daß unsere protestantische Presse sich für dieses ultramontane Reklame- bedürfniß nicht mißbrauchen ließe. Allein wie oft findet maniu den Zeitungen Notizen über den Prinzen Max, als wäre es für uns eine der wichtigsten Angelegenheiten, zu erfahren, was der junge römische Priester treibt. Ich richte an unsere Presse die Bitte, das zu unterlassen. Es ist nicht heilsam für den jungen Priester, wenn über ihn so viel berichtet wird; er könnte zu der ,Meinung kommen, daß seine Thätigkeit als eine der ereigniß- niedersinken und ihm die Füße küssen." Und wenn das katholische Kirchenblatt dazu schreibt, hoffent lich wirke diese Predigt nachhaltig, was kann dies Anderes besagen wollen, als daß nun der Ladung des prinzlichen Priesters recht viele Protestanten aus Sachsen folgen möchten, zumal da dasselbe Blatt vor Kurzem die Erwartung ausgesprochen hat, das Sachsenvolk werde in 10 Jahren unter dem erlauchten Scepter der Wettiner wieder katholisch geworden sein. Wir dürfen das Ereigniß nicht auf die leichte Achsel nehmen. Rom verfolgt sein Ziel zähe, die Welt und vor Allem das protestantische Sachsen wieder römisch zu machen; es bedient sich dazu wesentlich politischer Mittel. Die Geschichte erhebt, uns warnend, ihren Finger. Ein Wettiner Prinz, Christian August von Sachsen-Zeitz, trat 1689 zur römischen Kirche über und wurde bald Bischof und Kardinal mit einem Einkommen von über 200 000 Reichsthalern. Damals schrieb er an den Papst. „Gebt mir Kanonikate und Prälaturen, und ich werde Sachsens Bekehrer sein." Er ist es, der August den Starken zum Katholi zismus gebracht hat; er war es, der das Versprechen, das dieser den Ständen gegeben hatte, der Kurprinz solle evangelisch er zogen werden, unwirksam machte; er war es, der die Hoffnung des Papstes, Sachsen werde sich ihm unterwerfen, immer wieder aufstachelte, zumal nachdem August der Starke dem Papste ge schrieben hatte: „Eure Heiligkeit hat geruht, mit zärtlicher Liebe eine in den Jrrthümern der Ketzerei verlorene Seele in Ihren väterlichen Schooß auszunehmen. Eurer Heiligkeit hat es gefallen, zu preisen genutzt. Die katholischen Organe haben das Priesterthum des Prinzen Max ausgiebig für den Glanz des Papstthums ver- werthet; wie bestrickend muß dieses sein, wenn sogar das Glied eines Herrscherhauses sich ihm zur Verfügung hält, das ist der Gedanke, den man drüben herauskehrt. In Eichstädt ist Prinz Max am 26. Juli l. I. zum Priester geweiht worden. Welchen Aufputz hat dieser Tag empfangen! Der Eichstädter Rath hatte die Bewohner der Stadt ausgefvrdert, die Häuser zu flaggen und zu schmücken; am Abend vorher wurde das Rathhaus illumiuirt und trug ein riesiges Transparent mit dem Namens zug des Prinzen Max unter einer Königskrone. Eine festliche Prozession bewegte sich zur Kirche, die durch Draperien von rothseidenem Damast zu einem glänzenden Raum umgestaltet war. An dem Gottesdienste nahmen die Spitzen der königlichen Behörden, der Magistrat und das ganze Offiziercorps Theil; anwesend war auch Seine König!. Hoheit Prinz Georg mit seiner Familie. Der Elchstädter Bischof hielt eine, wie es heißt, „überaus schöne Ansprache, welche den mächtigsten Eindruck hinterließ". Aus ihr sei folgende Stelle bemerkt: „Im heutigen Evangelium haben wir gehört, daß der göttliche Heiland Jernsalem betrat und über das Schicksal der Stadt Thränen vergoß. Hätte er heute ebenso Eichstädt betrete», so würde er auch geweint haben, aber nicht über das Unglück, sondern über das Glück der Stadt Eichstädt, die heute eine solche Feier in ihrer Mitte gesehen." Natürlich sah es auch der Papst als ein solches an. Ex schickte zu der Feier eine goldene Münze mit seinem Bildniß und der Umschrift: Es werde eine Herde und ein Hirte, und mit einem Schreiben an den Bischof, in dem es heißt: „Mit welch großer Freude uns die Nachricht von der nahe bevorstehenden Priester weihe des durchlauchtigsten Prinzen Max erfüllt hat, kannst du leichst abnehmen aus der Liebe, welche uns gegen den Prinzen beseelt, wie auch aus unserem beständigen Streben, die Ehre und das Ansehen der katholischen Kirche befördert zu fehen. Denn diese heilige Priesterweihe ist ebenso eine Auszeichnung für den Weihekandidaten, als für die katholische Kirche em Glück und eine auch die katholische Hofkirche in Dresden benutzt. Prinz Max mußte dort seine erste Predigt halten. Auch den protestantischen Sachsen sollte als ein Triumph der katholischen Kirche der Um stand vor die Augen gestellt werden, daß ein Glied ihres Herrscher hauses sich dem römischen Klerus eingereiht habe. Und zunächst bat man drüben den Erfolg daoongetragen, daß die Predigt Schaaren Neugieriger herbeigezogen hat. Das katholische Kirchen blatt berichtet darüber: „Prinz Max hielt am Sonntag in der katholischen Hofkirche unter außerordentlichem, einem Hochfeste der Kirche entsprechenden Andrang von Menschen die erste Predigt. Sie machte einen tiefen Eindruck und war wirklich ein Ereigniß des Tages, das vielfach besprochen wurde und hoffentlich nach haltig wirken wird." Die Ultramontanen hatten erreicht, waS sie wollten; sie hatten genügendes Aufsehen erregt und die Gedan ken der Menge wieder einmal damit beschäftigt, was es doch für großes Ding um den Katholizismus sein müsse. Und sie halten die öffentliche Aufmerksamkeit noch in Äthern. Von Zeit zu Zeit wird immer etivas in der Presse über den Prinzen Max mitge- theilt; es wird gern erzählt, wie eifrig er als Priester wirke; eS wird darauf hingewiesen, welch freundlicher Seelsorger er für die armen Deutschen in London sei. Die ultramontane Reklame, vr» schweigt nicht, sie redet nur „zu höherem Ruhm der Kirche." kann. DaS katholische Kirchenblatt beruhtet, daß zur Pnestev' Aber dahinter stecken doch auch ernsthaftere Ziele. ES soll daslweihe deS Prinzen auS Leipzig von konservativen Protestanten berechtigte Mißtrauen gegen Rom eingeschläfert und weiterer» herzliche Glückwünsche dargebracht worden seren, die Prinz Raum für ultramontane Ansprüche und Versuche gewonnen^ telegraphisch beantwortete: „Besten Dank für freundliche Wunsche, werden. Ist eS ohne Zweck, daß der Papst der Medaille, die er l die mich ganz besonder» erfreut haben. Ich kann kaumgtauvm, dem Prinzen Mar schenkte, die Umschrift gab: ES werde ein es daß Konservative, dis zu unserer Kirche gehören, lenen Herde und ein Hirt? Ist eS ohne Bedeutung, wenn der Prinz in seiner Predigt sagt: „Gott möge abermal das Hephatah über unS anSsprechcn, da mit die Wahrheit überall verkündet und vernommen werde, die eine und einzige Wahrheit, welche die katholische Kirche besitzt? Die Arme der Kirche seien weit geöffnet, die Rückkehrenden liebend zu umfassen, sie würde gern für jede rückkehrende Seele den letzten Blutstropfen vergießen, vor dem Hcimgekehrten mit Freuden Bekanntmachung für Frewergsdorf, die Gcmeinverathswahl betr. Wie«- Die Wählerliste für die am 15. Dezember v. A E^Afe zu EzembervlJ. hier stattfindende G-m-inderathSwahl hängt vom 27. November bis 1-. D-zemo^ in dem genannten Locale znr Einsichtnahme der Bethelugten aus. Alles Weitere ist aus der, der Wählerliste beigefugten Bekanntmachung nsich l ch. FretbergSVorf, den 26. November 1896. idie mich ganz besonders erfreut haben. I daß Konservative, dis zu unserer Kirche gehören, reuen Gtua- wunsch abgesandt haben. Es liegt im Interesse der konservativen Partei, daß dies klar gelegt werde. Ich nehme an, daß der Vater jener Wünsche derselbe Literat ist, der unter dem Titel eines Protestanten für die ultramontanen Zeitungen Berichte schreibt, in denen er das Katholische verhimmelt, derselbe Literat, der an die letzte Synode die ungemein dreiste Petition auf Ab schaffung des Reformationsfestes gerichtet hat und in dieser Pe tition sich unterschrieb als Protestant und Konservativer. Aber weiter. Prinz Max wird als Priester der deutschen katholischen Gemeinde in London verwendet. Dort wurde er in dem Gesellenverein begrüßt. Bei dieser Gelegenheit hat ein Herr v. Limburg, ein Protestant, ausgesprochen, daß sich die Deutschen, gleichviel ob Katholiken oder Protestanten, um den Prinzen in London schaaren würden; Bonifazius sei einstens der Apostel der Deutschen gewesen; er hoffe, daß S. K. Hoheit ein neuer Apostel unter den Deutschen in London werden würde. Wir wissen, daß Bonifazius seiner Zeit die christliche Kirche in Deutschland fest mit dem römischen Bischof verbunden hat. Der Vergleich des Protestanten v. Limburg läßt den Schluß zu, daß Prinz Max berufen sein möchte, wenigstens zunächst die Deutschen in London in gleicher Weise um den Stuhl Petri zu vereinigen. Man muß sagen, daß in solchen Worten das evangelische Ehr- "S 1896. Außerhalb deS LandgerichtSbezirkS 15 Psg II——— ... v... * - und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen md Müschen Behörden zn Freiberg nnd Brand. " »erantworttiche Lett««-: Georg »«rkhardt. die Hand und das Werk des Herzogs zu Sachsen, dessen Elfers sich die Rechte des Allmächtigen bedient hat, um rin Haupte vollsten und folgereichsten ^geschVn ^e'rde;^^ Sachsens das Haupt Les Lutherthums zu vertilgen." Bestrebungen reizen, die weder ihm noch unserem Herrscherhause Wir verdanken es also einem zum Priester gewordenen noch unserem Vaterlands zum Segen gereichten Es ist nickt Wettiner Prinzen, daß nnser Herrscherhaus römisch wurde, daß gut für die Protestanten, sie immer mit römischer Thätiakeit ru es die Führung des Protestant.,chen Deutschland verlor, und daß unterhalten; manche bilden sich dabei den Walm ein ab nnt der unseligen Pvlenkrane Unglück nnd Elend über unser Vater- .drüben besonders Großes geleistet würde als ob deu'römCcken ^d h-reinbra^ August den Dingen vor allen andeLn B^ Starken das sachp che Volk d.e rom.,che K.rche zu ziehen, miß- Hoensbroech hat auf der Darmstädter Generalver ammluna des wng damals vollständig. Aber sie besteht noch heute. Im Evangelischen Bundes gesagt, eine der besten Wasfin a aen den Sack Ä Unsere Zeitungen werden recht daran thun, wenn sie die fernere recbnet nur mit zuruckzufuhren. Rom Thätigkeit des jungen Priesters der schweigsamen Stille über- rechnet nur mit den Mächten der Erde, nicht nnt den geistigen lassen, in die sie acbört . durch die Großen der Erde denkt es diel In den Thastachen, die ich angeführt habe, finde ich die m ziehen. Wir Sachsen haben alle Urfache, für Klage über die charakterlose Schwäche mancher Protestanten Vie Zukunft die Augen weit anszuthun für die Gefahren, die uns gegen Römisches bestätigt; sie machen vor diefem ihre Verbeugung von Rom kommen können; Mißtrauen gegen ultramontane In- und vergessen, daß sie damit sich des Evangeliums von Christo triguen ist mehr als berechtigt, es ist unfere heilige Pflicht. 'schämen, das die Kraft Gottes »st, während in Nom nur die Und ilmsomchr ist dies unsere Pflicht, wenn wir fehen, wie Kraft weltlicher Klugheit liegt. Aus diesen Thatsachen ergiebt charakterlos, wi? .urtheilSloS viele* Protestanten sich zu diesem sich, wie nöthig der Evangelische Bund ist, der das protestantifche , . Ereigniß verhalten haben. Wer hat denn die katholifche Hofkirche Ehrgefühl wieder wecken will. ES giebt keine Sache in der Welt, ES genügte aber den Römischen nicht, m Eichstädt mit dem bei der ersten Predigt deS Prinzen gefüllt? Zu -/. waren eS auf die man stolzer sein könnte als auf den Protestantismus - er prinzlichen Priester ihren Prunk zu entfalten; eS wurde dazu Evangelische, welche verkehrte Neugierde dorthin getrieben hatte, ist der reichste SegenSspender für die Völker, der fleißigste Arbeiter ^Äer"'eS ist hierbei nicht bloS die charakterlose SM tadeln, etwas zu sehen, waS man für interessant halt, es hat sich bei diesem Anlaß auch byzantinisches Wesen dreck gemacht, daS Iden Evangelischen und den Herzog von Sachsen, vr. jur., ist bekanntlich las» lAer Pnester geworden. Diese Thatsache hat in großen Kreisen, .^Europa Aufsehen erregt und beschäftigt noch heute viele west über ihre Bedeutung hinaus. des Prinzen ist Sache seines Gewissens: Fremde Wir Protestanten zumal müssen Jedem "°ch siiner religiösen Ueberzeugung zu handeln, soll nicht auch ein Prinz, der in festem Gehorsam gegen ^rche und in der Meinung erzogen worden ist, wahre christliche Kirche, in sich den Drang spüren, seine Kraft ihrem Dienste zu widmen und mit ihren Mitteln zum Wohle der Menschheit, wie sie es versteht, zu wirken? Dieser Trieb kann durch den Blick auf die äußere Stellung ge- < . ^-0", welche der Katholizismus in unserer Zeit errungen ^f- Dle katholische Kirche hat ihre Kraft einheitlich zusammen- das Volk, zumal in Deutschland, unterwirft sich skfavisch ihrem Wort; die päpstliche Diplomatie erringt Erfolge; selbst die preußische Regierung beugt sich vor ihr, sie sucht des CentrumS Gunst und Unterstützung. Eine Gemeinschaft aber, die Macht und Erfolg an sich kettet, wird immer manche Gemüther anziehen und begeistern. Wir dürfen auch nicht übersehen, daß die römische Kirche Ehren und Einkünfte zu gewähren vermag, wie sie ein Staat anzubieten selten in der Lage sein wird. Kardinale und Bischöfe werden an den Höfen und von der Bnreaulrätie wie Fürsten behandelt; das abergläubische Volk liegt vor ihnen auf den Knieen und meint, im päpstlichen oder bischöflichen Segen die segnende Hand des Allmächtigen aus seinem Haupte zu fühlen. Die Huldigungen, welche die römische Hierarchie empfängt, können auch einem Prinzen begehrenswerth erscheinen. Die religiöse Ueberzeugung von der Wahrheit der römischen Kirche und der Eindruck ihrer Machtenfnltung in unseren Tagen reichen für mich auS, den Eintritt des Prinzen Max in den Priesterstand zu er klären. Ueber diesen seinen Entschluß selbst haben wir nicht zu