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1892. Sch an da», Mittwoch, de» 18. Mai M W Sächsische WMung. Amtsblatt für das Aünialiihe AmlsgeriG and dm Sladtmlh gl Zihandaa, soioie für dm Alidigemcinderaih W MMcis. Sechsunddreißigster Jahrgang. _. „„v «„„nabend und Ist durch die Expedition diese» Mattes für 1 Mark SS Vf. vierteljährlich ,u beziehen. - Inserate für da» MMwoch-diaU ^^"^s-^lbzettung erscheint M 'twoet. i d o i bis Freitag früh st Nhr erbeten. - Preis siir die gespaltene CorpuS,eile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter siinf Zeilen ", BitreanS von Haasenstcin L Vogler, Jnvalidendank und Rud. Mosse. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Ein Geldbetrag von 10 Mark ist als gefunden anhcr abgegeben worden. Dcr sich legillmirendc Eigcuthümcr kann denselben hier in Empfang nehmen. Schandau, am 13. Mai 1892. Der Stad trath. Bürgerin. Wieck. Vom 18. Mai an bis auf Weiteres ist die irn«Ivnii«ti»It von früh 7 bis Mittag 1 Uhr geöffnet. Die Abheilung für Kaltwasserbehandlung, irisch-römische und russische Dampf bäder ist von 7 bis 11 Uhr für Männer, „ 11 „ 1 „ „ Frauen benutzbar. Die städtische Badeverwaltung. vom 18. bis »1. Mai. Sonntag früh '/-8—'/§9 Uhr im Kurgarlcn. „ Mittag ,, „ Dienstag früh 8—9 „ „ ,, Nachmittag 4—6 „ „ „ Mittwoch früh 8—9 „ „ Donnerstag Mittag '/,11—„ „ Nachmittag 4—6 „ „ Stadlpark. (Bei ungünstiger Wilicrnug ebenfalls im Kurgartcn). Freitag früh 8—9 Uhr im Knrgarten. „ Nachmittag 4—6 „ „ „ Sonnabend Mittag '/all—'/al " " " Die städtische Badeverwaltung. Politische Rundschau. Die Angelegenheit der „Indcnflinlen" ist mit dem Straf antrag, welchen Hr. I. Löwe, persönlich haftender Gesell schafter der Aktiengesellschaft L. Löwe u. Eo. i» Berlin, sowie Oberstleutnant Kühn, Direclor der Gewehrfabrik gc- nanntcr Gesellschaft, gegen den Ncclor Ahlwardt gestellt haben, endlich in den Kreis gerichtlicher Erörterungen ge rückt worden. Wie es indessen mit der Verfolgung der Ahlwardt'scheu Affairc durch die Staatsanwaltschaft steht, welche bekanntlich der „NeichSanzcigcr" in seiner Erklärung in Sachen der „Judenflinten" in Aussicht gestellt hatte, so verlautet von diesen angckündiglcu Schritten de« StaalS- anwaltcs bis jetzt noch nicht das Geringste. Ucbcrhanpt entwickelt mau von Seiten der öffentlichen Behörde gegenüber dem Ahlwardt'scheu Treiben, das selbst in antisemitischen Kreisen scharfe Vcrnrthcilnng findet, eine seltsame Nachsicht. Seine Broschüre gegen die Löwc'sche Gewchrfabrik darf nach wie vor öffentlich verkanft werden, obwohl doch das giftige Machwerk schon durch die Eiklärnng des „Neichsanzcigcrö" hinlänglich gekennzeichnet worden ist, und Herr Ahlwardt kann noch jeden Abend seine Beschuldigungen in öffentlichen BolkSversammlungen ungestraft anssprcchcn. Sollte man maßgebenden Ortes die so viel Unruhe erzeugende Judcn- flinlen-Affairc noch immer nur als eine private Angelegen heit betrachten? Der angebliche Bericht des preußischen Gesandten Grafen Enlenbnrg in München an den Kaiser, in welchem der gc- nannte Diplomat seinem Souverain Miltheilnng von der in Süddeutschland durch das preußische Bolköschulgcsctz hcrvor- gerufeneu Mißstimmung gemacht haben sollte, hat in dcr bayrischen Volksvertretung bcmerkcuswerlhe Nachspiele ge habt. Im Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer war der behauptete Bericht des Grafen Eulenburg durch die Ecutrumsmitgliedcr Or. Ortcrcr und Or. Daller zur Sprache gebracht morde« und hatte hierbei namentlich ersterer Herr das angebliche Verhalten des preußischen Gesandten einer ziemlich abfälligen Kritik nMerzogcn. Die Erwiderungen des Ministerpräsidenten von Crailsheim ließen an Bestimmtheit zu wünschen übrig. Nunmehr hat aber der leitende Staats mann Bayerns im Plenum der Abgeordnetenkammer be stimmt und kräftig Stellung gegenüber dem Auftreten Or- lcrcr's genommen. Herr v. Crailsheim erklärte, die bayri sche Negierung habe selbstverständlich die durch die preußi sche Schulgcsetzvorlage hcrvorgcrufenc Bewegung aufmerksam verfolgt, sic sei aber nicht gesonnen gewesen, irgend eine Einwirlnug auf die Entschließungen der preußischen Negier- nng auszuübcn. Schließlich sprach der Ministerpräsident sein tiefes Bedauern über die in der Angelegenheit entstandene ZeitungSpolemik ans, in welcher die völkerrechtliche Stellung eines Gesandten völlig außer Acht gelassen worden sei. Daö feige Verhallen der Pariser Geschworenen und des Gerichtshofes im Navachol-Prozcssc hatte in ganz Frankreich den übelsten Eindruck gemacht und es mußte der franzvsi- schen Negierung daran liegen, diesen möglichst zu verwischen. Diesen Zweck verfolgte offenbar die Rede, welche Minister präsident Loubet bei dem am Freitag in Pints stallgcfun- dcncn Begräbnisse dcö unglücklichen Bcry gehalten hat. In derselben erklärte Lonbct, die Negierung werde für die Frau und Tochter Verys sorge», und bestätigte er dann die ein- stimmige Vcrurlhciluug der anarchistischen Attentate. Weiler veisichcrtc der Ministeipräsideut, die Bevölkerung lasse sich nicht lcrrorisircn, die öffentlichen Gewalten würden kein Mittel zum Schlitze der Gesellschaft vernachlässigen. Diese Pathetische Versicherung des leitenden französischen Staats mannes wird natürlich den Franzosen wieder neuen Muth gegenüber dem Treiben der einheimischen Dynamilbolde ein- Die Constilllirung des neuen italienischen Eabinels geht Nichtamtlicher Theil. nur ruckweise vor sich. Nach einer officiöscn Meldung ans Nom vom Sonnabend hatte bis genannten Tag Giolitti den Vorsitz und das Portcfcnille des Innern cndiltig übcrnom- men, Brin Auswärtiges, Bonacci Justiz, Ellcua Finanzen, Pclloux Krieg, San Bou Marine, Geuala öffentliche Ar beiten, Lacava Ackerbau, Martini Unterricht. Der Minister der Posten und Telegraphen ist noch nicht ernannt worden. Giolitti, der ncnc italienische CabinetSchcf, war Schatz- nnd Finanzminister im zweiten Cabinct Crispi gewesen, ans welchem er am 9. Dcccmber 1890 anöschicd; auch Brin, der ncnc Leiter der auswärtigen Politik Italiens, gehörte als Marincministcr schon dem Cabinct Crispi au. Giolitti wie Brin sind als lrcnc Anhänger des Dreibundes bekannt, die Stellung Italiens zu seinen beiden Verbündeten wird also auch durch den jüngsten Wechsel im römischen Cabinct völlig unberührt bleiben. lieber ein angeblich ernstes Unwohlsein dcö Snltauö waren in den letzten Tagen beunruhigende Gerüchte in die Well gesetzt worden. Dieselben erweisen sich aber als völlig unbegründet, wie ans einem vom Großvczir Djcwnd Pascha an die officiösc „Agcnec de Constanlinople" gerichteten Schrei ben hcrvorgcht. In demselben wendet sich der Großvczicr mit Entrüstung gegen die Meldung, wonach er selber den znr Zeit in Constantinopcl weilenden erbprinzlich mcining'schcn Herrschaften Miltheilnng von der Unpäßlichkeit des Sultans gemacht haben sollte. Zugleich erklärt der Großvczicr, daß sich dcr Sultan der vollkommensten Gesundheit erfreue. Zu welchem Zwecke eigentlich die Fabel von dcr Erkrankung Abdul Hamids erfunden worden ist, bedarf noch der Auf klärung. In Griechenland haben am Sonntag die allgemeinen Wahlen zur Depulirtcukammcr stattgcfnnden, vou deren Aus fall der Bestand des neuen CabinclS Constantopulo abhängt. Da die Wahlbcwegnng vielfach Unruhen erzeugt Halle, so waren von dcr griechischen Negierung für den Wahltag selbst außerordentliche Vorsichlsmaßrcgcl» getroffen worden. Hof fentlich ist infolge dessen daö Wahlgcschäft ungestört von stallen gegangen. In das rnssische Getreide Ausfuhrverbot ist endlich das erste Loch gemacht worden. Ein kaiserlicher Ukas gicbt den Mais-Export aus Nnßlaud gänzlich frei und gestattet die Ausfuhr der in Liban, Ncval, Niga und Archangcl lagern den Hafcrvorrälhe. Mit dcn HandelöverlragSverhandlungen zwischen Spa nien und Deutschland sicht cs mißlich aus, weil sich Spanien wcigert, Deutschland die Meistbegünstigung zuzugestchcu. Wie erinnerlich, sind die gleichen Verhandlungen, welche auch zwischen Spanien nnd England schwebten, bereits gescheitert; sic wurden cuglischcrscilö abgebrochen, weil sich die Spanier zu keinen Zugeständnissen verstehen wollten. Locales und Sächsisches. Schandau. Die am 15. Mai in dieser Saison er schienene erste Nnmmcr dcr Knrliste weist 65 Parteien mit 131 Personen nach. — Zur Eröffnung dcr dicöjähr. Badc-Saisou fand wäh rend dcö erstmaligen Knr-Concertes am Sonntag Vormittag in dcr Wandclbahn dcö KnrhanögartcnS cin Gabelfrühstück statt, zn welchem sich auf ergangene Einladung seilens dcö Wir- hcö, Herrn Canzlcr, eine ziemlich große Anzahl Thcilnehmer cingcfundcn hatte. Herr Canzlcr war in dcr Lagc, dnrch die schmackhaft nnd gnt zubcrcitetcn Speisen und auöcrlcscncn Weine, welche geboten wurden, den Beweis liefern zn kön nen, daß er in Allem zum Empfange dcr Kurgäste vorbc- rcitct ist, und dcn weitgehendsten Ansprüchen Genüge zn lei sten vermag. Leider erhielt daö F"ihstück eine plötzliche Unterbrechung durch das inzwischen ertönende Feuer-Alarm signal. — Vom 3. Januar bis mit 14. Mai d. I. sind ins- gcsammt 2769 beladene Fahrzeuge beim Kgl. Hauptzollamtc hier znr Abfertigung gelangt. — Am Sonntag Mittag kurz nach 12 Uhr brach in dem an der Badstraße gelegenen Tischler W. Richlcr'schcu HanSgrundslücke und zwar in dcr Wcrkstellc auf nicht be stimmt fcstzustcllende Weise Feuer ans. Als dasselbe bc. merkt wurde, halte daö Feuer in dem Nanmc so zugenom. meu, daß auö demselben nichts mehr gerettet werden konnte, znmal auch dcr sich entwickelnde gewaltige Nauch ein Ein dringen nicht gestattete. Mit möglichster Schnelle waren die städtischen Spritzen, wie diejenige der Feuerwehr an der Brandstätte angclangl, so daß cö möglich war, dem weite ren Umsichgreifen des Feuers Einhalt zu thun. Obwohl auch die Michbcwohuer, welche in anfänglicher Bestürzung mit großer Eile ihre Wohnungen räumten, dnrch Beschädigun gen an Möbelstücken rc. nicht vor Schaden bewahrt blieben, so ist doch dcr Besitzer am schwcrstcn betroffen worden, da ihm anßcr dcn venu sachten Beschädigungen dcö Hauses sämmtlichcö Handwerkszeug und eine große Menge rohes nnd schon zu Möbclthcilen rc. verarbeitete« Holz, sowie Lack nnd Farben verbrannt sind, so daß dcr AcdancrnSwcrlhc in seiner Arbeit und seinem Verdienst arg gestört ist. Es wäre wohl am Platze, wenn sich mitleidige College» des Beschädigte» »»d Einwohner znr Hilfeleistung bei Einricht ung seiner Arbeitsstätte durch einige Zmvcndnngen herbci- lassen wollten, wie auch dnrch Erlheilung von Aufträgen dem Geschädigten hilfreich bcigcstandeii werden könnte.—h. — Dcr am Sonntag hier eingclroffcne Prager Exlra- zug brachte eine große Anzahl Vcrguüguugsreisendc nach unserm Städtchen. Leider wurden dieselben' dnrch die Un- gnnsl der Witterung an weiteren Ansflügen verhindert. — Nccht erfreulich ist cs, bemerken zu können, daß die höchst romantische Schrammsteingrnppe in diesem Jahre schon recht lebhaft besucht wird. An jedem dcr sich zu Auö- flügen cigneudcu Sonutagcu trafen rüstige Bergwandercr, lhcils einzeln, thcilö in größeren Gesellschaften cin, um nu ferer herrlichen Gebirgsgegend einen Besuch abzustatteu. — Von Böllerschüssen begrüßt kam am Montag Abend gegen 8 Uhr daö kürzlich erst auf der Wexkt in Blasewitz fertig gestellte Dampfschiff, welches an Stelle dcö verkauf te» Schiffes den Name» »userer Stadt erhalten hat, hier an. Vielfach hatte man an dcr Elbscitc ans diesem Anlaß gcflaggt. Daö ncnc Schiff, welche« eine vorzügliche mit allen Neuernngc» ansgcstaltclc innere Ausstattung enthält, wurde mit Erlanbuiß dcö Kapitäns von viele» hiesigen Bewohner» besichtigt. Auch vcranstallctc ein kleiner Kreis Herre», welche daö Ercig»iß besonder« freudig berührte, im Nestanrationöranmc einen Commers. Möge das Schiff dazu berufen sein, alljährlich große Schaarcn von Touristen, Sommerfrischlern und Kurgäste» «ach nuferer herrlich ge legenen Stadt zu kürzerem wie längerem Aufenthalt hier- selbst zn befördern, und so dcn hiesigen Verkehr vermehren zu helfen. —st. — Am Montag fanden sich Mitglieder dcr zum Schü- tzculnmdc für die Sächs. Schweiz gehörenden Schützengesell. schäften Schandan, Sebnitz, Königstein und Wehlen im Schützcnhansc zn Königstein cin, nm daselbst das Buudeö- schcibcnschicßcn, zu welchem jede dcr vorerwähnten Gesell- schnflcn einen Preis gestiftet hatte, nbzuhaltci,. Am Lagcn- schießen behelligte man sich cmögiebig. Königstein hatte das Glück, zwcr Preise zu erringe», während nach Sebnitz und »ach hier je einer mitgenommen wurde. —st. "A'^iger Zeitung" schreibt man unten» 15. Mai: Dcr Schwindler, welcher sich kürzlich in Schandan in rafftnirtester Weise vier Stück Schiffer- acttim im Werhc von 3500 Mark erschwindelt hatte, wurde am 14. d. M. in Leipzig mit noch zwei Genossen dingfest gc-