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Vesper in der KreuMrche. Dresden, den 2. Januar 1892, Nachmittags 2 Uhr. 1. HuIIoIu.jii aus dem „Messias" von G. F. Händel, für Orgel eingerichtet von Johann Schneider. 2. Motette von Moritz Hanptmann. Duuäu animu moa. luuüu Dominum. Duuclabo Domi num i» vitu moa. psullam Doo moo, ^Vllolchs! (Lobe den Herrn, meine Seele, lobe den Herrn! Ich will Len Herrn loben in meinem Leben: ich will singen meinem Gott! Alleluja!) 3. Aes Kirten Wiegenlied in der heiligen Wacht, Pastorale für engl. Horn (gespielt von Herrn Ritter Schmidt, Königlicher Kammern,usikus) und Orgel von Oskar W ermann. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 286, 1. Der Herr ist meine Zuversicht, mein bester Trost im Leben. Dem fehlt es nie an Heil und Licht, der sich dem Herrn ergeben. Gott ist mein Gott! auf sein Gebot wird meine Seele stille; mir genügt des Vaters Wille. Nsrtesrrrrg. 5. Geistliches Wiegenlied für eine Altstimme mit Begleitung von Viola und Orgel von Joh. Brahms. (Das Alt-Solv bat Frl. Adele Lindau, die Viola Herr I. F. Rcmmelc gefälligst übernommen.) Die ihr schwebet um diese Palmen in Nacht und Wind, ihr heil'gen Engel, stillet die Wipfel, es schlummert mein Kind. Ihr Palmen von Bethlehem in Windesbrausen, wie mvcht ihr heute so zornig sausen! O rauscht nicht also, schweiget, neiget euch leis' und lind, stillet die Wipfel, es schlummert mein Kind. Der Himmelsknabe duldet Beschwerde, ach, wie so müd' er ward vom Leid der Erde. Ach, nun im Schlaf, ihm, leise gesänftigt, die Qual zerrinnt; stillet die Wipfel, es schlummert mein Kind. Grimmige Kälte sauset hernieder; womit nur deck' ich des Kindleins Glieder! O all' ihr Engel, die ihr geflügelt wan delt im Wind, stillet die Wipfel, es schlummert mein Kind. 6. Weujahrslicd für vierstimmigen Chor (zum ersten Male) von E. F. Richter. Wie flieh',, im raschen Wechscllauf des Lebens flücht'ge Stunden, kaum stieg die Sonne Morgens auf, ist auch ein Tag verschwunden, und Jahre geh'n mit Sturmes Weh'n, bald Heller und bald trüber, uns Streblichen vorüber. Doch seh'n in's Meer der Ewigkeit auf's Neu' ein Jahr wir steigen, ist noch Erinn'rung gern bereit, Vergangnes uns zu zeigen; besiegten Schmerz fühlt noch das Herz und jede reine Freude beseligt uns noch heute. Und vor uns liegt, uns unbekannt, von Nebeln noch um geben, der Zukunft heiß ersehntes Land, ein wcchselvolles Leben, da blinkt so rein der Hoffnung Schein auf unfern neuen Wegen den Jagenden entgegen. So mög' uns denn bedeutungsvoll Erinn'rung heut' um schweben, den Blick in ferne Zukunft soll der Hoffnung Wort beleben. Bringt Dank ihm dar, der manches Jahr uns- väterlich erhalten, den Herrn laßt ferner walten.