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ss Verantwortlicher Redacteur: Carl Jebnc in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro Quart. LVNgr. Weißerih-Zeitung Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman« Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 17. Juli. Gestern haben die Theater-Borstellungen der unter der Direktion deö Herrn Becker hier angrkommenen Gesellschaft ihren Anfang genommen. DaS schöne Raupach'sche Schauspiel „die Schule des Lebens" eröffnete die Reihe, und nach dem, was unS durch die Kräfte der in dem selben aufgetretenen Schauspieler und Schauspielerin nen geboten wurde, zu uriheilen, so wird sich der gute Ruf, welcher der Gesellschaft vorauSgeht, bestätigen. Leider war die erste Vorstellung nur schwach besucht; doch war auch die schöne Witterung, die wir seit ei nigen Tagen haben, wohl mit schuld daran. Das Repertoir der künftig aufzuführenden Stücke, das uns mitgetheilt wurde, ist ein fast durchgängig neues, und haben sonach Liebhaber deS Theaters manchen genuß reichen Abend zu hoffen. Glashütte, 10. Juli*). ES würde als Un dank erscheinen, wenn von hier aus die Jahres versammlung des ZweigvereinS der Gu stav-Adolf-Stiftung in Dippoldiswalde und Umgegend, welche am 5. d. MrS. in Glas hütte Statt fand, ganz mit Stillschweigen übergangen würde. Betrachtete man eS doch hierorts fast allge mein und mit eben so viel Grund, als Freude, als eine Auszeichnung, baß der geehrte Vorstand jenes ZweigvereinS die Wahl auf unser Städtchen gelenkt und somit ein Vertrauen unS gezeigt hatte, dem einiger maßen zu entsprechen, unS wenigstens nicht der gute Wille fehlt! Den Verhandlungen selbst ging eine k rch- liche Feier voran, und hatten sich trotz schlechter Wit terung eine große Anzahl Theilnehmer von hier und auswärts im Gasthofe zur Stadt Dresden eingefun den, welche erstere von den hiesigen Schützencompag. nieen beim Zuge in die mit Blumen und Guirlanden geschmückte Kirche, gleich dem Vorstande, den Geist lichen und Lehrern, sowie den Gemeindcvertretcrn von hier Und Luchau, in die Mitte genommen und dahin geleitet wurden. Nach einem Mänergesange stimmte die zahlreiche Versammlung das evangelische Heldenlied: „Eine feste Burg ist unser Gott!" an, und dann hielt der OrtSgeistliche, Herr Pastor Rock stroh, von der Kanzel herab die Festrede. Diese ein leitend, bemerkte er, daß der Gustav-Adolf-Verein hervoraerufen worden fei durch die Bedrängnisse un serer Glaubenöbrüder in katholischen Ländern, wo Glaubensfreiheit oft nur schwer gewährt, für Errich- ') Ungeachtet des ln vor. Nr. schon enthaltenen Aufsatzes »der diese Frier, nehmen wir doch gern noch diesen uns von anderer Sette gütigst zugegangrnen Artikel hiermit auf. D. Red. tung oder Unterhaltung von evangelischen Kirchen und Schulen, sowie für Anstellung von Predigern und Leh rern in denselben, nicht nur nichts gethan, sondern vielmehr eine Menge vor Hindernissen dagegen auf- gethürmt und so das Bekenntniß unserS Glaubens, der Muth und die Treue seiner Anhänger, nicht sel ten aufs Höchste geprüft und gefährdet werbe. Hier auf stellte der Redner den Gustav-Adolf-Verein dar, als ein Werk der christlichen Liebe, denn diese rief ihn in's Leben, diese unterstützte ihn und wird ihn hof fentlich auch ferner unterstützen; schließlich aber er munterte er, wie zum Vertrauen auf den Herrn, der Sorge tragen würbe, daß seine Sache ferner geför dert werde, so auch zur thätigen Theilnahme der evan gelischen Glaubensgenossen am Vereine, da für ihre bedrängten Glaubensbrüder in fernen Landen aller dings viel, sehr viel zu thun übrig sei, obschon durch den Verein bereits Ansehnliches geleistet wurde. — Die Rede war eben so zweckmäßig und belehrend, wie anziehend und aufmunternd, es kann daher wohl ein dankender und fruchtbringender Eindruck davon bei vielen Zuhörern erwartet werden. Nach dem Gesänge: „Ach bleib mit einer Gnade," wurde der Gottesdienst mit Collecte und Segen beschlossen, und die Versamm lung begab sich zurück in den Saal des Gasthofs, wo nach einer kleinen Pause und einem kurzen Männer aesange die Verhandlungen begannen. Herr Super, lvl. v. Zobel eröffnete dieselbe durch einen, zwar zunächst geschichtlichen, doch dabei anregenden und für Biele sehr lehrreichen Vortrag, den auch nur im dürftigen AuSzuge wiederzugeben, Ref. leider nicht im Stande ist. Nachdem sodann die Rechnung vorgetragen und der Herr Vorsitzende über die Verwendung deS unge fähr 144 Thlr. sich belaufenden Kassenbestandeö hatte Beschlüsse fassen lassen, wobei 48 Thlr, der evangeli schen Kiche in Zobten zugetheist wurden: brachte eine von Herrn Sup. ÜI. v. Zobel sehr warm gesprochene Ermahnung zum fernem Festhalten am Vereine, in gleichen Worte deS Dankes für den dem Vorstände gewordenen freundlichen Empfang in hiesiger Stadt, und zuletzt wieder eine kur;e, vom Gesangvereine vor getragene Motette, die Verhandlungen, durch welche sich wohl alle Theilnehmer erhoben und befriedigt fühlten, zum Schluffe, Möge diese Feierlichkeit solche Samenkörner, die für das Gedeihen deS Vereins und für kräftige Unterstützung unserer bedrängten Glau. benSbrüder recht reichliche Früchte tragen, in beträcht licher Anzahl gestreut haben! Leipzig. Professor Biedermann, der bekannt lich iM vorigen Jahre wegen einiger Stellen der von ihm rebigirten „Deutschen Annalen" in Untersuchung genommen und zu einer Freiheitsstrafe verurtheilt wor- 18. Juli 18S4. Inserate werden mtt 8 Pf. für die Zeile kettchnet ch u. in alle« Ex peditionen an genommen.