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Dresdner Journal : 30.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-30
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 30.04.1869
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MS8. Freitag, der, 30. April L86V. Ld,»ur»rAl,preist: I» »«rSS. Io tritt jitkeIl«L ^tkrlioti: S'rdlr. — Kxr 2 "rktr. St-wv-E-dülcr, e^tkrlicd: 1 ,, 15 ,, > »u»»«rö»It> a«» KoräU. 21oo»tlicd:— „ 15 „ I giuiä«» ?ott ooä Li»r«lQ«KullULero: 1 „ ) 8t«mp«lru»L5l»xt>>ur». Illseraltppreisr: kitt ä«o U»um einer xeipnlteneo 2eil»: 1 li^r. vut«r „Lioxe»»oät" äi« 2eil«: 8 K^r. erscheine«: lAxlicd, mit Xu8v»1iln« 6«r 8ono anä kelert«^«, Xb«o<l» für ä-n knlxeuä«» VresdnerIomiml. Verantwortlicher Redakteur: 2. G. Hartmann. »«seratrnannahmr auswürt«: I.«ixii8: I"» L»^«I>I>r,rrn>l, 6omllu„1oiUlr 6e» Oreidner ^onru»I,; «i>ev<i»».: H. L«oi.i», Lvn«» 8»mbar>x-N«rU»- Vi«n-L«ip»i^-L»r»1-rr»nllllrt » H Iltts»K»r»iK t Voal.»«, LerUn. OnorivL seli» Uiiekli., lirrn»»-»»»'» kure»u, Iivooi.1»« ölc>8»>i: Lreluvo: t!_ 8c»rorr»; vr,,l»n: I». 8r^»o«»'» ^»ooncsaUur«»», Nrxv Sr k'iriivliv; kr»niceurl »H.: ^X8l>»:»'8eke Nuckli.; Lol»; ^v. IjccvLLLil, k»ri»: K^VL», i.xrriril, Nvr.r.1»:« LOo., (8, kinc« ä« I» Nour»«); kr»x: 1» knul.lnn'6 tjuedk.! Vi«n: ^i.. Oeen.1«. Hrrausgrder: Küiii^l. kipsäitioll a«> Orvsäoor ^uuro»w, l>r«»<t«a, Llnrienitr»«»« Ko. 7. Nachbestellungen auf da-^„Dresdner Journal" für die beiden Monate Mai und Juai werden für Dresden zu dem Preise von 1 Thlr. in der unterzeichneten Expedition angenommen. Für auswärts find die Bestellungen an die Postanstalten zu richten und müssen auf das volle laufende Quartal (Preis 1 Thlr. 15 Ngr.) lauten. Inserate aller Art finden im „Dresdner Jour nal" sehr geeignete Verbreitung. Die Insertion-- gebühren betragen sür die gespaltene Petitzeile l Ngr., unter „Eingesandtes" per Zeile 3 Ngr. Üönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Marienstraße Str. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 29. April. Ihre Hoheit die Prinzessin Therese vonSachscn-Altenburg ist gestern Nach mittag '45 Uhr von Altenburg in Leipzig eingetroffen und hat die im Königlichen Palais daselbst bereit ge haltenen Zimmer bezogen. Dresden, 30. April. Seine Königliche Majestät haben den zcithengen ersten Genchtsrath und stellver tretenden Direktor des Bezirksgerichts Leipzig vr. Wil helm August Rothe, unter Belassung des Titels eines Justizrachs, zum ständigen Direkter dieses Bezirks gerichts allcrgnädigst ernannt. Dresden, 30. April. Seine Königliche Majestät haben dem Gcrichtsrathe Ri'm Bezirksgericht Leipzig Justizrath vr. Eduard August Steche die nachgesnchte Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belassung seines Titels und Ranges, zu bewilli gen, auch zu genehmigen allergnädigst geruht, daß der Gerichtsrath bei'm Bezirksgericht Eibenstock Traugott Wilibald Pomsel in gleicher Stellung zum Bezirks gericht Leipzig versetzt werde. Dresden, 30. April. Seine Königliche Majestät haben den zeithcrigen Gerichtsamtmann zu Köuigs- warthe Emanuel Martin Aurel von Schlieben zum Gerichtsrathc bei dem Bezirksgericht Zittau, und den Assessor beim Gerichtsamte Markranstädt August Gott hold Wacker zum Gcrichtsamtmann bei dem Gerichts amte Königswarthe zn ernennen allergnädigst geruht. Dresden, 30. April. Seine Königliche Majestät haben die Versetzung des Vorstands des Gerichtsamts Zöblitz Gcrichtsamtmanns Ernst Ludwig Dietze in gleicher Stellung zum Gcrichtsamtc Lommatzsch zu ge nehmigen und den zeitherigen Assessor bei'm Gcrichts- amte Stollberg Luther August Julius Gotthard Kessin - ger zum Gericktsamtmaun bei dem Gerichtsamte Zöb litz zu ernennen allcrgnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 29. Avril, Nachmittags. (W. T. B.) Bei der gestrigen Eröffnung des Zöll- bundesraths unter dem Vorsitze des Grafen v. Bis- marck wurden die Ausschußwahlen vollzogen und die Präsidialvorlagrn, betreffend die Zuckerbe steuerung und den Schifffahrtsvertrag mit Ja pan, den betreffenden Ausschüssen überwiesen. Behufs Berathung der Mrnde'schen Angelegen heit (vgl. unter „TagesgOchichtc" den Bcrichi über die gestrige N^ichstagssitzung) trat heute die Geschäfts ordnungscommission des Reichstags zu einer Sitz- ung zusammen. Der Referent Cornely betonte, daß das Material zur Bcurthcilung dieser Angelegenheit noch unvollständig sei. Der Buudescommissar v. Putt kam er erklärte, daß der Bundeskanzler in dieser Angelegenheit die Initia tive nicht ergreifen könne, aber bezüglichen Anträgen nachkommen würde. Die Abgg. v. Kardorfs und v. Denzin verlangen Information, ob die Jnlwfthaltung Mende'S behufs Führung der Untersuchung geboten sei. Abg. Becker erklärt, nach den bisher bekannten Thatsachcn sei die Verhaftung Mendc's durchaus un gerechtfertigt. Die Commission beschließt Vertagung, um vom Untersuchungsrichter in Düsseldorf neue- Material cinzufordern. Wien, Donnerstag, 29. April. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Ver ordnung des Gesammtmmisteriums vom gestrigen Tage, durch welche die unterm 10. Oktober vor. I. für Prag und das Gebiet der Bezirköhauptmann- schäften Smichow und Karolinenthal getroffenen Ausnahmeverfügungen mit Genehmigung Sr. Ma jestät des Kaisers aufgehoben werden. Pefth, Mittwoch, 28. April. (Tcl. d. Dcb.) Der Deakclnb berieth gestern spät Abends noch über die ru wählenden Präsidenten des Abgeordneten- Hauses. Somssich wurde zum Präsidenten, zum ersten Vice- präsidentcn Bittö dcsiguirt, nachdem Gajzago refüsirt hatte. Als zweiter Vicepräsidcnt ist Hazmann in Aus sicht genommen. Deak machte aufmerksam, daß die siebcnbürgischcn Wahlprvtokollc bei der Verifikation nicht nach ungarischem Modus zu behandeln seien, da Siebenbürgen rin anderes Wahlgesetz habe. Auch auf deutsche Wahlprotokollc sei Rücksicht zu nehmen und seien dieselben wie andere zu behandeln. Der Club der Linken hat sich constituirt. Auch hier wurde die Präsidentschaft besprochen. Nyary ist der Candidat deS Clubs. Brüssel, Mittwoch, 28. April, Nachmittags. Wie die „Jndöpendance belge" erfährt, wird Bel» gien bei der in Paris tusammentretenden gemisch ten Commission durch Fröre-Orban und mehrere Parlamentsmitglieder, sowie wahrscheinlich auch durch den Minister v. d. Stichelen vertreten sein; seilen der französischen Regierung sind die Mini ster Rouher, Lavalette und Gressier, sowie der Ministerialdirektor (im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten) Desprez zu Mitgliedern der Com mission designirt. Der Senat genehmigte in seiner heutigen Sitz ung mit 27 gegen 14 Stimmen die von der Com mission beantragten beschränkenden Bestimmungen zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Schuldhaft; der Justizminister hatte sich gegen diese Aenderungen erklärt. Florenz, Donnerstag, 29. April. (W. T. B.) Die Zeitungen melden, daß die Schritte, welche das italienische Cabinet bei der schweizer Bundes regierung wegen der letzten Mazzinistischen Com- plotS gethan hat, bewirkt haben, daß Mazzini Lu gano verlassen wird. Madrid, Mittwoch, 28. April, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Cortes er klärte der Finanzminister auf eine an ihn aerich- tete Interpellation: Die spanische Anleihe sei an den fremden Plätzen gut ausgenommen worden, die Zahlung der JulicoüponS sei gesichert, und die Unificirung der Staatsschuld werde möglich sein, sobald die Finanzlage sich gebessert habe. Der Justizminister verlas den Entwurf einer Amnestie für die in Andalusien Compromittirten. Hierauf wurde die Berathung der Verfassung fortgesetzt. Zwei Amendements zu Gunsten einer einheitlichen Kirchenverfaffung wurden abgelehnt. London, Donnerstag, 29. April. (W.T. B.) Eine Kabeldepcsche der „Times" auS Philadel phia vom gestrigen Tage meldet: Die UnionSre- aierung wird in Cuba die amerikanischen Interes sen schützen, eine sonstige Einmischung und die An- erkennung des Aufstandes aber vermeiden, nachdem feststeht, daß der Aufstand ohne Hilfe von Seiten des Auslandes unhaltbar ist. Dublin, Donnerstag, 29. April. (W. T. B.) In verwichenener Nacht haben hier Straßentumulte stattgefnnden, wobei mehrere Personen verwundet wurden. DaS Militär stellte um Mitternacht die Ruhe wieder her. Tagesgeschichte. * Berlin, 28. April. Wie die hiesigen Blätter be richten, wird Se. Majestät der König vorläufigen Be stimmungen zufolge auch in diesem Jahre eine Badccur in Ems gebrauchen und demnächst auch Wiesbaden und Homburg besuchen. — Ihre königl. Hoheiten der Kron prinz und die Kronprinzessin gedenken mit Höchst- ihren Kindern nach den bisherigen Bestimmungen das Seebad Norderney zu besuchen. — Se. königl. Hoheit der Prinz Karl wird dem Vernehmen nach sich Mitte Mai zur Cur nach Wiesbaden begeben. — Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Alice (Gemahlin des Prinzen Ludwig von Hessen und Schwester der Kronprinzessin von Preußen) gedenkt am 6. Mai zum Besuche des königl. Hofes hier einzutreffen. — Der gestrigen Schluß sitzung der internationalen Conferenz der Ver eine zur Pflege verwundeter rc. Kncger wohnten der Kriegsministcr v. Roon, der Minister Graf Eulenburg und gegen Ende auch der Ministerpräsident Graf Bis marck bei. Um '45 Uhr empfing Se. Maj. der König eine Deputation dcs Cvngressts, welche ihm eine Adresse überreichte zum Dank für die gewährte huldvolle Auf nahme in der preußischen Hauptstadt. Se. Majestät antwortete in französischer Sprache. Abends fand eine Abschiedsbegrüßung der Mitglieder des Congresfes im „Hotel du Nord" statt, welcher Graf Bismarck bis gegen 11 Uhr beiwohnte und bei welcher er Gelegen heit nahm, sich mit den einzelnen Herren eingehend zu unterhalten. — Der kaisrrl. französische Botschafter am hiesigen Hofe, Benedetti, ist vorgestern Abend auf kurze Zeit nach Paris gereist. — Drr „Ltaats-Anz." meldet, daß Se. Majestät der König dem außerordent lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am königl. sächsischen Hofe, v. Eichmann, die allerhöchste Genehmigung zur Anlegung des demselben von des Herzogs von Sachsen-Altenburg Hoheit verliehenen Grvßkrruzes dcs herzoglich sachsen-Erncstinischcn Haus- vrdrnSZ» Heilt hat. — Von verschiedenen Seiten wird eine Modifikation dcs Paßgesetzes vom Jahre 1867, durch welches bekanntlich die Legitimationspflicht sehr vermindert ist, als dringend wünschcnswerth bezeichnet, indem sich seit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes die Zahl der Landstreicher in bedenklicher Weise vermehrt haben soll. — Wie der „Z. C." von unterrichteter Seite versichert wird, soll dcr Erpvrt von Tuch- waarcn nach Amerika, Indien und Japan in erfreu lichem Aufschwünge begriffen sein. — Unter der Auf schrift „Mißbrauch einer Depesche" spricht sich die „Prov.-Corresp." heute in sehr scharfer Weise gegen die im 4. Bande dcs östcrr. Generalstabsberichts über den Krieg von 1866 erfolgte Veröffentlichung einer ganz vertraulichen Depesche aus, die Gras v. Bismarck am 20. Juli 1866 an den königl. Botschafter in Paris, Grafen v. d. Goltz, in Chiffreschrist gerechtet hat. Die „Prov.-Corresp." wesst zusördcrst daraus hin, daß eine solche Depesche „nur durch eine doppelte Veruntreuung" zur Kenntniß einer frcmdcn Regierung gelangen kann, indem diese nicht nur die Depesche selbst, sondern auch den „Schlüssel" zu derselben an sich bringen müsse; nun könne cs wohl Vorkommen, daß eine Negierung, zumal in Kricgszeiten, sich „auf Nebenwegen" in den Besitz wichtiger Schriftstücke anderer Regierungen setze, daß aber „eine Regierung in tiefem Frieden in einem amtlich hcrausgcgebcnen Werke fremde Staatsschristen, auf deren Besitz und Gebrauch sie kein Recht hat, zu welchen sie vielmehr nur auf dunkeln und nicht offen eittjugestehendcu Wegen gelangt sein kann, veröffent lichen läßt, und daß dies benutzt wird, um eine Re gierung, mit welcher man, nach sonstigen amtlichen Versicherungen, in Frieden und Freundschaft leben will, öffentlich zu verunglimpfen und zu schädigen", — ein solches Verfahren fee wohl schwerlich schon vorgckommen. Die Depesche au und für sich enthalte Nichts, was nicht >n Bezug auf die Stellung dcr preußischen Re gierung bei den Fricdensverhandlungcn aus d^n bereits veröffentlichten Aktenstücken, namentlich aus dem fran zösischen Gelbbuche bekannt wäre; nur eine Entstellung derselben, wie sic bet der österreichischen Veröffentlichung zu Tage liege, konnte dazu benutzt werden, die Politik der preußischen Negierung vor dem deutschen Volke und ebenso gegenüber dem uns damals verbündeten Italien zu verdächtigen. Durch die sofortige Mitthci- lung des wirklichen Wortlautes jenes Schriftstücks sei diese Absicht alsbald vereitelt worden. „Das seltsame Vorgehen von österreichischer Seite — schließt die „Prov. Corresp." — wird daher in Wahrheit nicht für Preußen, sondern nur sür die österreichische Negierung selbst von empfindlicher Wirkung sein. Die doppelt befremdliche Thatsachc dcs Mißbrauchs und der Ent stellung einer fremden Depesche in einem amtlichen Werke kann nicht verfehlen, bei allen Negierungen, mit welchen Oesterreich in Beziehung steht, ein peinliches Aussehen zu machen. Für uns aber ist dieser Vorgang ein neues Anzeichen, daß die Gesinnung, welcher der preußische Generalstab in Uebereinstimmung mit unsrer Negierung und mit dem Sinne unsers Volkes Ausdruck gab, von Seiten de< österreichischen Negierung auch jetzt noch keine entsprechende Würdigung und Erwide rung findet." — Der Biersteuerentwurf umfaßt nach der „C. S." zwei Paragraphen und bestimmt, daß innerhalb dcs Bundesgebietes, jo weit es in die Zoll linie des Zollvereins gezogen ist, mrt Ausnahme Hvhcn- zvllcrns, der Aemter Hohenstein und Königsberg (Ko- burg-Gotha) vom 1. Oktober ab die auf 20 Sgr. sür jeden Ccntner Malz- oder Gctreideschrot bestimmte Steuer auf 1 Thlr. erhöh» wird. Für die noch nicht in die Zolllinie gezogenen Gcbietstheile bestimmt das Präsidium dcn Lag des Eintritts dcr Wirksamkeit. — Dcr Bundesrath des Zollvereins trat heute zu einer Plcnarsitzung zusammen. k. Berlin, 28. April. Der Reichstag brachte hcute eine vtelgliedrige Tagesordnung zur Erledigung. Nach Beantwortung einer auf die Auswanderung be- zügtich.n Interpellation beschloß man, einen Antrag dcr Svcialisten, welche die sofortige Freilassung dcs in Gladbach verhafteten Abg. Fritz Mende verlangten, zur schleunigen Berichterstattung an die Geschäfisoronungs- cvmmsssion zu vee weisen. Dann nahm man den An trag Miquel, die Bundescompetenz auf das gesammte Civilrechl und die Gcrichtsorganlsation zu erstrecken, an, lehnte dcn Antrag Heubner, die Lotterien auf- zuhcben, durch Ucbcrgang zur einsachcn Tagesordnung ab und überwies mehrere Petitionen, die eine uuvee- weilte Aushebung der Elbzöllc verlangten, an dcn Bun deskanzler. — Vor Eintritt in die Tagesordnung der heutigen Sitzung verlas dcr Präsident eine Mit- theilung dcs Oberstaatsanwalts zu Düsseldorf, welche den Reichstag davon in Kenntniß setzt, daß der Reichs- tagsabg. Fritz Mende vcrl astet worden ist unter der Anklage, rn der Nacht vom 24.-25. April zu Glad bach sich an einem dort stattgehabten Aufruhr durch Verwundung von Beamtcn >n »tticio, Widerstandslei- stung gegen dieselben und durch Zerstörung fremden Eigenihums betheiligt, sowie Personen, die diese strafbaren Handlungen verübt, dazu augeieizt und ver leitet zu haben. — Sodann begründet Abg. Dr. Löwe folgende Interpellation: „Wird dem Reichslage noch in dieser Session ein Gesetz zum Schutze der deuischen Auswanderer iu den Hasen des Norddeutschen Bundes und aus dcn demselben angehöri gen Schissen vorgelegt werden, und welche Maßregeln sind riuwischen ergriffen, um diesen Schutz bis zum Erlaß eines solchen Gesetzes zu bewirken?" Präsident Delbrück bcanlwortet diese Anfrage dahin, daß eine von Bundeswcgcn eingesetzte Commission sich FeuMeton. Ueber Algier. ss Unter den verschiedenen klimatischen Curorten, in welche sich Leitende vor den rauhen Winter ihrer Heimath flüchten, nimmt sitzt Algier eine hervorragende Stellung ein. Es verdankt dieselbe zunächst seiner gleichmäßig milden Temperatur, seinen sehr geringen Schwankungen der Wärmegrade zwischen Tag und Nacht. Aehnlich sind zwar die Verhältnisse zu Madeira und Kairo, zwischen denen es in Manchem und namentlich in Beziehung auf Feuchtigkeit oder Trockenheit der Luft, so ziemlich in der Mitte steht. Die Möglichkeit aber, Algier in weit kürzerer Seefahrt zu erreichen, seine lebendige Verkehrsvcrbindung mit Europa, seine zau berische Lage, wie der französische Comfort in nicht zu theuern, zum Theil sehr guten Gasthäusern, in Pri vatwohnungen und sonstigen Einrichtungen, fallen so entschieden zu Algicrs Gunsten, daß man die mit je dem Jahre sich steigernde Frequenz des Kurortes sich wohl erklären kann. Nicht wenig Deutsche giebt cS unter den Touristen und Kurgästen, welche alljährlich zur Winterzeit in Algier sich einzufinden pflegen. Um so empfindlicher ward in der deutschen Reisclitera- tur der Mangel eine- praktischen und zuverlässigen Führers. Gegenwärtig ist rin Buch erschienen, wel ches diese Lücke ausfüllen wird. Dasselbe betitelt sich: „Drr klimatische Kurort Algier. Echildrrun- gen nach dreijähriger Beobachtung in Stadt und Pro vinz, zugleich rin Rathgeber für Reise und Aufenthalt von Otto Schneider. Dresden, 1869. G. Schön feld'- Buchhandlung (C. A Werner).' Drr Verfasser (beiläufia brmrrkt, der Besitzer der Löwenapothrke in DreSdrn) ist ein guter Beobachter, hat sich mit warmem Inter«sfr über Land und Leute zu unterrichten gesucht, und weiß frisch, anschaulich und fesselnd seine reichen Kenntnisse, Beobachtungen und Erfahrungen mitzuthci- len. Ohne in eincn trocknen Reisrhandbuchstil zu ver fallen, giebt sich drr Verfasser von seinen ersten Nach schlägen zu den Rcistvorbereitungcn an, als liebens würdigen und erfahrenen Reisebegleiter; auf der Reise weilt er mit uns in Lyon und Marseille, und nachdem er mit allen Schiffsgelegenheiten uns bekannt gemocht, eilen wir mit ihm über das blaue Meer nach Afrika. Auf alle Fragen, die bei der Ankunft den Reisenden beunruhigend sich ausdrängen, wie über Gasthöfe, Acrzte, Einrichtung in das algiersche Leben, Unterhaltungen u. s. w. wird Antwort ercheilt. Aber nicht nur auf das praktisch Nützliche ist Bedacht genommen, um den Aufenthalt erfreulich und ersprießlich zu machen; mit der Geschichte, den Märchen und Bräuchen dcs Landes vertraut, empfänglichen Sinnes für das Schöne in Na tur und Menschenleben, versteht der Verfasser auch an regend zn plaudern und mit guter Laune uns in die rechte Reisestimmung zu versetzen. Mit lebenssrischcn Farben schildert er Hafen, Stadt und Umgegend Algiers, wie dessen bunte Bevölkerung; überall tritt uns eine intime Sachkenntnis, Sicherheit der Auslassung und Anmuth drr Darstellung entgegen; Eigenschaften, welche das Buch auch Solchen, die es nicht zu Reise- zwccken gebrauchen, als eine angenehme, belehrende und unterhaltende Lectüre cmpfehlcnSwerth erscheinen lassen. Auszugsweise thrilen wir in Folgendem Einiges auS dem interessanten Buche mit. So zunächst die Schilderung einer arabischen Fantasia, charakteristi sche und auf Theilnehmrr wie Zuschauer berauschend wirkende Scheingefechte, die bei besonders festlichen Ge legenheiten auf dem Exercirplatz in Algier veranstaltet werden. Au diesen Kompffrsten kommen die ChaikS, KaidS, AghaS und PaschaghaS aus weiter Ferne mit ihrer zahlreichen Dienerschaft einen oder einige Tage vorher an, schlagen zuvörderst die mit grüncn und rothen Stoffen odcr sonst buntgefültcrten und mit dem Halbmonde verzicrtcn Zelte auf, und um das Zclt je ihres Häuptlings gruppircn sich die kleinen Zelte dcr Gums, das heißt ihrer Reiter. Das Innere dcs Häupt- lingszeltes wird mit Teppichen und goldg« stickten Kis sen ausgeschmückt, und die edlen Rosse werden mit lan gen Stricken an den Füßen neben den Zelten angebun- den. So bildet also jeder Stamm einen Kreis von Zelten, welcher sich an dcn andern reiht. Ist die Einrichtung in dcn Zelten vollendet, so ver lassen die Frauen ihre Atatichs, ihre von Kamecicn ge tragenen mit Gardinen geschlossenen Palankine, um das Zelt mit dem Gatten oder Vater zu thrilcn. Vor dcn Zelten abcr dreht man übcr knistcrndcm Femr ganze Hammel am Eptrße; der Rauch und Dunst der Feuer, der arabische Gesang und die gellende Pfeife, das Grunzen der Kameele, das Wichern der Rosse und das Blökrn der Schafe erfüllen weithin die Luft, und spät erst zieht Ruhe in die Zelte,stadt ein. se Der Festtag und die festliche Stunde ist da: die Frauen schlüpfen in ihre Atatichs, mit denen sich die vorher knienden Kamcele erheben. Beim Klange der Tamtams und der schrillen Pfeifen stampfen die Rosse ungeduldig ihre Herren erwartend den Boden, und diese treten nach und nach in reicher, oft goldgestickter Kleidung, malerisch den weißen, rothen oder schwarzen Burnus um die Schulter geworfen, aus den Zelten. Der breite bunte Leibgürtel birgt die silberbeschlagenen Pistolen und den Uatagan, die Hand faßt dir langläu fige korallen- und stlberverzicrte Flinte. Dcn Kopf bcdcckt über dem Turban ost noch ein hohcr Palmen« strchhut mit Straußenfedern. Jetzt ergreift er dcn goldgestickten und mit Scheuleder versehenen Zaum und schwenkt sich in den hehcn sammetnen oder ledernen golbvcrzierten Sattcl. Nun ist der Araber in seinem Elemente, die Augcn sprühen aus dem braunen Ant litz Feuer und der dünne Mund mit den weißen Zäh nen stößt das Feldgeschrei aus. Im Bügel halb auf recht stehend, schnellt er Lem Pfeile gleich dahin, nimmt die Zügel in die Hände, wirft die Flinte empor und im Erfassen drückt cr sie nach irgend einem Gegenstände ab; am Ziele angekommcn, hemmt er dcn wüthenden Galvp mlt einem Rucke, dreht auf einer Stelle, wie ein Teller groß, das hochbäumcnde Roß, und ist un ter Schwingen dcs Uatagans oder den, Abfeucrn seiner Pistolen, in wenigen Momenten wieder bei seinem auf- jubelndem Gum, wo ein Blick seiner Mokera und der charakteristische Beifallsruf derselben aus dcn etwas gr- öfsncten Gardinen des Atatichs ihn sür sein und seines Rosses Bravourstück lohnt und zu weitern Ritterlich keiten ermuntert. Dcn Einzelnen folgen mehrere, sie messen die Leistungefäbigkeit ihrer Nosse und ihre Ge schicklichkeit in dcr Führung derselben und in Hand habung ihrer Waffen. Immer mehr brtheiligen sich dabei, cs bleibt Nicht mehr ein Messen im Wettlauf, schon begegnen sich die Klingen, und die blind gela dene Pistole hat zum Ziele einen oder mehrere Fcmde. ES gruppiren sich Parteien, das Volk nimmt immer mehr Theil; wer nicht beritten ist, hält sich amPfrrde- schweis an oder am Sattel, um so im Sprungläufe an die Kampfstätte zu kommen. Der Kampf zu Noß und zu Fuß wird immer allgemeiner, der kämpfende Knäuel wälzt sich bald hier, bald dorthin, oder löst sich daturch, daß die «ine Partei in die Flucht geschlagen wird. Diese sammelt sich jedoch wieder an den eignen Zelten oder bei den Atatichs ihrer Frauen und ver- »heidigt diese mit dem Scheine der Verzweiflung. End lich weicht der Feind, und nun wiederholt sich wie ost
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