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mit dem sowohl geballte, massive Wirkungen wie auch zarteste Stimmungen und Farbtöne erzeugt werden. Mit der ihm eigenen liebenswerten Naivität gab der Komponist (in enem Brief an Felix Weingartner) kurze Erläuterungen zum Werk: „Im ersten Satz ist der Trompeten- und Cornisatz aus dem Rhythmus des Themas: die Jodesverkündi- gung', die immer sporadisch stärker, endlich sehr stark auftritt, am Schluß ,die Ergebung’. Scherzo: Hauptthema, Deutscher Michel genannt; in der zweiten Abteilung (NB das Trio ist gemeint) will der Kerl schlafen, und träumerisch findet er sein Liebchen nicht; endlich klagend kehrt er selber um. Finale: Unser Kaiser bekam damals den Besuch des Zaren in Olmütz; daher Streicher: Ritt der Kosaken; Blech: Militärmusik; Trompeten: Fanfare, wie sich die Majestäten begegnen. Schließlich alle Themen; wie bei .Tannhäuser' im zweiten Akt der König kommend, so als der Deutsche Michel von seiner Reise kommt, ist alles schon im Glanze. Im Finale ist auch der Totenmarsch und dann (im Blech) die Verklärung." Das solchermaßen in Worten fast unbeholfen Gestammelte erhebt sich in der Musik weit über die naive Bildhaftigkeit der Erklärungen hinaus, die uns jedoch zumindest darüber Auskunft geben, woher der Komponist die Intonationen für sein Themenmaterial gewann, denn natürlich hat er in seiner Sinfonie nicht die „Begegnung der Majestäten" in Olmütz, nicht den Ritt der Kosaken dargestelit. Der erste Satz (Allegro moderato) wird mit dem sogleich einsetzenden, sich aufreckenden Thema ausdrucksmäßig umrissen: eine düstere, unheimliche Gespanntheit wird wach. Das motivische Material dieses ersten Themas hat in der ganzen Sinfonie tragende Bedeutung. Ein trostvoller Gedanke im Streicher piano bildet das zweite Thema, während sich das dritte aus Elementen des ersten und zweiten zusammensetzt. Der musikalische Verlauf des ersten Satzes versinkt nach wildem Aufbegehren wieder in die resignierende Anfangsstimmung (Coda), in das gespensterhafte Klopfen der „Totenuhr" (nach Bruckner), reali stisch dargestellt von Pauken und gezupften tiefen Streichern. Der erste Satz — bei Bruckner eine Besonderheit — verklingt im Piano. Erstmalig hat der Komponist in der „Achten" das Scherzo (Allegro moderato) an die zweite Stelle des sinfonischen Zyklus gerückt (wie auch in seiner „Neun ten" wiederum). Sicherlich wollte Bruckner damit die tragische Grundstimmung des ersten Satzes auflockern. Mit Recht sagte Ernst Decsey: „Auf die Totenuhr folgt die Lebensuhr." Doch auch das Scherzo wird weithin von düsteren Partien getragen, kein Beethovenscher Kampfgeist kommt auf. Bruckners „deutsche- Michel" scheint sich mit manchen teuflischen Anfechtungen herumzuschlager. Das ihm zugeschriebene Thema, von den Hörnern angekündigt, von den Brat schen und Celli ausgeführt, hat etwas behäbig Schwerfälliges, zugleich aber auch etwas trotzig Eigensinniges. Im Trioteil waltet idyllisch-melodienselige Romantik. Mit kraftvoller Selbstbehauptung schließt der wiederholte Scherro- hauptteil. Nach dem urwüchsigen Scherzo bringt die ruhevolle, feierliche Weihe und Weite des Adagios einen wunderbaren Gegensatz. Dieses Adagio, das Bruckner selbst für seinen bedeutsamsten sinfonischen Satz gehalten hat, ist die eigentliche geistige Mitte der ganzen Sinfonie und umschließt ihr tieferes humanistisches Anliegen, über Streichertrioien erklingt das Hauptthema in sanfter Gelassenheit und sehnsuchtsvoller Bewegung. Seelische Spannungen und Entspannungen gleichen sich glücklich miteinander aus. Einen tragischen Grundton bringt das Hauptthema des ersten Satzes. In Bruckners letztem Finale sind alle sinfonischen Kräfte nochmals aufgeboten. Kunstvollster Aufbau (Themenverknüpfung!) verbindet sich mit differenzierter Erlebnisfähigkeit und bezwingendem Gefühlsreichtum. Kraftvoll stimmen Hörner und Posaunen das Hauptthema an, aus dem sich die anderen thematischen Gruppen herauslösen, choralartige Festlichkeit schaffend. In der Coda erschei nen, auf der Kraft des Final-Hauptthemas beruhend, die Hauptthemen des ersten, zweiten und dritten Satzes mit dem des vierten kühn übereinanderge schichtet. Das „Michel"-Thema überstrahlt alles sieghaft. In strahlendem, macht vollem C-Dur verklingt die Sinfonie, in ihrer humanistischen Sinngebung we't über Bruckners Anmerkungen über den Entstehungsanlaß des Finales (Kaiser zusammenkunft) hinausreichend zur Botschaft vom Siege des Lichts über die Nacht. VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 26. Februar 1977, 20.00 Uhr, Freiverkauf Sonntag, den 27. Februar 1977, 20.00 Uhr, AK (J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solisten: Renate Frank-Reinecke, Berlin, Sopran Siegfried Lorenz, Berlin/Leipzig, Bariton Chor: Philharmonischer Chor Dresden Werke von Penderecki und Brahms Freitag, den 18. März 1977, 20.00 Uhr, Anrecht A 1 Sonnabend, den 19. März 1977, 20.00 Uhr, Anrecht A 2 Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig Festsaal des Kulturpalastes Dresden 8. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Hartmut Haenchen, Schwerin Solisten: Renate Frank-Reinecke, Berlin, Sopran Annelott Damm, Dresden, Alt Reiner Goldberg, Dresden, Tenor Hermann Christian Polster, Leipzig, Baß Hans Otto, Freiberg, Orgel Chöre: Philharmonischer Chor Dresden Kinderchor der Dresdner Philharmonie Werke von Bartök, Bach und Janäcek Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1976/77 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 T. ItG 009-12-77 EVP —,25 M •irosoloe^r (•Nlbiamoomio 7. PHILHARMONISCHES KONZERT 1976/77