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und Tageblatt Amtsblatt sür die lölliglichea and Mtischm Bchördca W Freiberg und Brand. -»/» LUALH ! Erscheint jedenWochentagNachmittagS6Uhrfürden .HO . andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Marl 2b Pf., * zweimonatlich 1M. 50 Pfg. u. einmonatlich 75 Pfg. 44. Jahrgang. Sonntag, den 18. Oktober. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Pfg. Außerhalb deS Landgerichtsbezirks 1b Pfg. 1«S1. Belanntmachnng, die Einlieferung von Personen in das Hospital St. BartholomLi zu Freiberg betresseud. Es ist wiederholt vorgekommen, daß die Ueberführung von siechen Personen in das Hospital St. Bartholomäi zu Freiberg ohne vorherige Anmeldung bei dem Stadtrathe zu Freiberg erfolgt ist, wodurch UnzutrSglichkeiten entstanden sind. Die Ortsarmenverbände des hiesigen Verwaltungsbezirks werden daher hierdurch veranlaßt, in Zukunst den Stadtrath zu Freiberg vom Tage und Stunde der Uebersührung der aufzunehmenden Personen und zwar spätestens am Tage vor der Etn- litserung in Kenntnitz zu setzen, damit die Hospitalverwaltung in der Lage ist, rechtzeitig die zur Aufnahme erforderlichen Vorbereitungen treffen zu können. Freiberg, am 1. Oktober 1891. Königliche Umtshauptmannfchast. Belaimtmachuog. Für den Bezirk der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ist Herr Ed. Oben dorf in Naundorf als Vertrauensmann und Herr Max Fr. Stanft in Niederschöna als stell vertretender Vertrauensmann der SteinbruchS-Berussgenossenschaft auf die Zeit bis zum 1. Oktober 1893 gewählt worden. Freiberg, am 16. Oktober 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. Ur. IIsksrlLorii. Bekanntmachung. Vom heutigen Tage ab ist das Polizei-Meldeamt und die Sportelkasse, ferner die Meldeftelle für «ranken-, Unfall-, JnvaliditSts- und Altersversicherungswesen vereinigt und nach dem Halvgeschotz deS StathhauseS verlegt worden. Die Bureaustunden im Meldeamt sind wie zeither auf Vormittags 9—12 und Nach mittags auf 2—5 Uhr festgesetzt worden. Freiberg, am 12. Oktober 1891. Der Stadtrath. vr »LUn»«, Bürgermeister. Kdn. Bermiethuug. Im Vorm. Weise'schen Hause (Wasserthurmstraße Nr. 19) ist eine im 1. Stockwerk gelegene neu vorgerichtete Wohnung sofort zu vermiethen. Angebote sind bis zum 22. dieses Monats an Rathsstelle, Zimmer Nr. 5, schriftlich oder mündlich abzugeben. Freiberg, am 14. Oktober 1891. Der Stadtrath. Vr »ÄUim«, Bürgermeister. Kßlg. Die rückständigen Brandverficherungsbeitrüge sür 2. Termin dieses Jahres sind ohne Verzug zur Vermeidung sofortiger Zwangsvollstreckung an die Stadtsteuereinnahme hier abzuführen. Freiberg, am 15. Oktober 1891. Der Stadtrath. Dr. Vüliim«, Bürgermeister. Bgm. Das Schulgeld sür die Bürgerschulen auf das 4. Vierteljahr 1891 ist bis längstens den 30. Oktober 1891 nebst dem etwa noch rückständigen Schulgeld für die Frisch'sche Arbeitsschule in unserer Schul- gcldeinnahme zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu bezahlen. Freiberg, am 12. Oktober 1891. Der Stadtrath. Vr- VLUm«, Bürgermeister. Kh. Das Schulgeld für die einfachen Volksschulen auf das 3. Vierteljahr 1891 ist bis längstens den 30. Oktober 1891 in den Schulen selbst, beziehentlich, was die Schüler der beiden untersten Klassen anlangt, an den Kassenboten Lempe zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu bezahlen. Freiberg, den 12. Oktober 1891. Der Stadtrath. Vr. »üstm«, Bürgermeister. Kh Das Schul-eld sür die Fortbildungsschule auf das 3. Vierteljahr 1891 ist bis längstens den 30. Oktober dieses Jahres an den Kassenboten Lempe zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu bezahlen. Freiberg, am 12. Oktober 1891. Der Stadtrath. Idi». VLIiiu», Bürgermeister. Kh. Die Gemeindeanlagen für 4. Termin 1891 find am 20. dieses Monats sättig und mit 5 Einheits sätzen binnen 14 Tagen an die Stadtsteuereinnahme hier zu eutrtchte». Freiberg, am 15. Oktober 1891. Der Stadtrath. Idi», »«Lme, Bürgermeister. Bgm. Grundstücksversteigerung. ErbtheilungShalber sollen von dem unterzeichneten Amtsgerichte «outag, de» 26. Oktober 1891, 10 Uhr Vormittags die zum Nachlasse des Restaurateurs Ernst Friedrich Helbig in Brand gehörigen Hausgrundstücke alS: 1. das Wohnhaus mit Hintergebäude und Kegelschub, Fol. 20 des Grundbuchs, Nr. 21 d«S Brandkatasters und Nr. 187 des Flurbuchs für Brand, ortsgerichtlich auf 16 000 Mark gewürdert, 2. das Wohnhaus mit Hintergebäude, Fol. 21 des Grundbuchs, Nr. 22 des BrandkatasterS und Nr. 188 des Flurbuchs für Brand, ortsgerichtlich aus 10 000 Mark gewürdert, an Amtsgerichtsstelle freiwillig versteigert werden. In den Grundstücken ist zeither ein Materialwaarenhandel betrieben und das Schankgewerbe ausgeübt worden, und würde der Ersteher daS vorhandene Waarenlager und die Schankutcnsilien mit übernehmen können. Die Versteigerungsbedingungen sind aus dem an der hiesigen Gerichtstafel aushängenden An schläge zu ersehen. Brand, am 10. Oktober 1891. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Der hiesige Eommun-Bierfchank kommt infolge Ablebens des zeitherigen Pachter- Mittwoch, den 28. dieses Monats, Vormittags 11 Uhr im hiefigen RathSsesstonSzimmer anderweit aus sechs Jahre zur Neuverpachtung. Die Bedingungen werden im Termine bekannt gegeben. Brand, am 16. Oktober 1891. Der Stadtgemei«derath. Bürgermeister. Auktion in Halsbrücke. Mittwoch, den 21. d. M. Vormittags 10 Uhr sollen bei der Besitzung Kat.-Nr. 90 zu Halsbrücke ein Walzenstuhl (Mahlwerk), 1 Partie Braun kohle, 1 Anzahl Mehlsäcke, 1 Backtrog und einige Backtrögel, Backschüsseln, Stvllentrögel, Kuchen bleche und Brod- pp. Schieber gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Freiberg, am 17. Oktober 1891. A.-G.-Aktuar «oümlckt, G.-B. Aus -er hohen Politik. Wenn es noch eines Beweises dafür bedürfte, daß sich unser politisches Leben in einem bedenklichen Zustande hochgradiger Ner vosität befindet, dann müßte er durch die Erörterungen, die an die in Mailand stattgefundene Zusammenkunft der Leiter der russischen wie der italienischen Politik geknüpft werden, als er bracht gelten. Oder ist es vielleicht kein krankhafter Zustand, wenn die durch die politische Presse repräsentirte öffentliche Mei nung beständig in zitternder Unruhe ist, wenn sie an den Lippen der über die Geschicke der Völker beschließenden Machthaber hängt, um immer aufs Neue beruhigende Versicherungen und Phrasen vom Fortbestand des Friedens zu vernehmen, die sie doch nicht glaubt, und wenn jeder Vorgang im politischen Leben mit Mißtrauen und hypochondrischer Besorgniß beurtheilt wird? Von diesem Gefühl nervöser Unruhe sind zweifellos die Be trachtungen beeinflußt, welche die Begegnung des russischen Mi nisters des Aeußeren von Giers mit dem italienischen Minister präsidenten Rudini in Mailand in der Presse Deutschlands wie Oesterreichs und Englands veranlaßt hat. Daß es sich bei dieser Be gegnung nur um einen Höflichkeitsakt gehandelt habe, glaubt kein Mensch,denn beide Staatsmänner waren von einem Stabe diploma tischer Adjutanten begleitet: Rudini von den italienischen Botschaftern in Wien und Paris wie von seinem Unlerstaatssekrrtär Grafen d'Arco und Herr von Giers von dem Botschafter Vlangali. Atan wird daher zu der Auffassung genöthigt, daß die Zusammenkunft ernste politische Zwecke hatte. Aber welche? In Paris giebt man sich den Anschein, als ob die Begegnung harmlosester Natur sei — Gerade diese Heuchelei ist verdächtig. In England da gegen ist man der naheliegenden Meinung, daß Herr von Giers in erster Linie beabsichtigt, Italien von seinen Verbündeten im Dreibund zu trennen. Ju diesem Sinne äußert sich die „Times", jedoch mit dem Hinzufügen, daß dieses ein Unternehmen wäre, welches wenig Aussicht auf Erfolg biete. R"diui sei ein eben so fester Anhänger des Dreibundes als Crispi selber. Ueberdies würde jede gründliche Veränderung in der Politik Italiens der Zustimmung des Königs Humbert bedürfen, de.n Wunketmüthig- teit nicht zugcmuthet werden dürfe. Man könne sich deshalb der Besorgniß, daß Giers einen gründlichen Umschlag in den Bezieh ungen der europäischen Mächte bewerkstelligen werde, entschlagen. .Standard" ist ähnlicher Ansicht und schließt seine Betrachtungen wie folgt: „Glücklicher Weise steht der Dreibund ungeschwächt da und muß fortgesetzt die wärmste Theilnahme Großbritanniens genießen, so lange er ein Friedensbund bleibt." Die Wiener offiziösen Zeitungen geben sich dem gegenüber den Anschein als ob die Begegnung nur den Zweck verfolge, die Garantien des Friedens zu verstärken — nur finoen sie mit ihrem Optimismus keinen Glauben. Die Berliner Presse spricht sich in ihrer überwiegenden Mehr heit im Sinne der englischen Blätter aus. So schreibt die „Nat.-Ztg." : „Man hat kaum eine andere Wahl, als einen russischen Versuch der Absprengung Italiens vom Dreibund oder einen alsdann ebenfalls von Rußland ausgehenden Versuch einer Klärung der Beziehungen dieses Landes zum Dreibunde zu vermuthen. Hätte man im Kabinet des Zaren einen Versuch der letzterwähnten Art im Ange, so wäre es immerhin erklärlich, daß er zuerst Italien gegenüber unternommen würde, weil die russischen Beziehungen zu diesem Lande niemals die Spannung angenommen haben, wie in manchen Augenblicken die zu Deutschland und Oesterreich. Für das etwaige Unternehmen, Italien dem Dreibünde abspenstig zu machen, hätte der Moment wohl kaum schlechter gewählt werden können, als angesichts der jetzigen italienisch-französischen Beziehungen. Aus der erwarteten Rede des italienischen Minister präsidenten Rudini wird man, wenn nichc früher, wohl etwas über die Bedeutung der Zusammenkunft von Mailand und Monza erfahren." — Ganz in diesem Sinne äußerte sich auch die „Voss. Ztg." in einem bemerkenswerthen Artikel: „Die russische Diplo matie ist seit geraumer Zeit in lebendiger Thätigkeit. Sie hat am Goldenen Horn einen nicht unerheblichen Erfolg erzielt. Denn schon die wiederholten Versicherungen des Sultans, daß die Türkei bei europäischen Verwickelungen die strengste Neutrali tät beobachten wolle, bedeuten einen Sieg des Zarenreiches. Nikolaus gab sterbend die Losung aus, di« Türll müsse in Mittelasien erobert werden. Die neueren Wortführer der russischen Politik haben erklärt, Konstantinopel müsse ans dem Wege über Berlin und Wien gewonnen werden. Die russischen Diplomaten folgen beiden Wegen, welche daS nämliche Ziel verfolgen. Was war natürlicher, als daß der Dreibund angesichts dieser Pläne mit Sicherheit darauf rechnete, daß die Türkei eine Kriegserklärung Rußlands an Oesterreich ihrerseits mit der Mobilmachung gegen Rußland beantwortete? Das galt als so selbstverständlich, daß es nicht besonders ausgemacht zu werden brauchte. Hat sich Rußland der Neutralität der Pforte vergewissert, so hat es ' eine Armee mehr gegen Österreich und Deutschland frei. Es könnte Niemand Wunder nehmen, wenn Herr von Giers durch den Erfolg von Konstantinopel gehoben, nun folgerichtig den Drei bund zu lockern suche, indem er Italien die schönsten Verheißungen für den Fall eines Zusammenwirkens mit Rußland oder auch nur für die Zusicherung strengster Neutralität machte. „Theile und herrsche!" ist von je der Grundsatz der russischen Politik gewesen. Frankreichs ist man in Petersburg sicher. Einen Keil zwischen Deutschland und Oesterreich zu treiben, hält man mit Recht für unmöglich. Weiß man Italien von diesen Staaten zu trennen, so kann man sich in Siegeszuversicht wiegen, und — „die Geschichte mit Konstantinopel kann später wieder auf die Bahn gebracht werden," wie Alexander I. am 18. Juli 1812 schrieb. Es wäre ungerecht, wenn man Herrn von Giers den Versuch Italien zur Verletzung der Bundestreue zu verleiten, verübeln wollte. Ein solcher Schritt liegt in der Natur der russischen Politik und ist durch die wichtigsten Interessen des Zarenreiches geboten. Jeder russische Minister, wie immer er hieße, müßte einen solchen Schritt unternehmen. Herr von Giers kann sich zu dieser Maßnahme um so eher veranlaßt sehen, als er die Zielscheibe der Angriffe der panslavistischen Rathgeber und Generale des Zaren ist. „Ohne die Zaghaftigkeit des Herrn von Giers," so äußerten schon vor Jahren die Generale Fürst Dondukow, Korsakow und Scheremctiew, „würden wir die Kosakenpferde längst im Prater grasen lasten." Seit der Verbrüderung von Kronstadt ist wiederholt der Rücktritt des Herrn, von Giers und seine Ersetzung durch Baron Mohren heim angekündigt worden. Durch einen Erfolg bei Italien würde Herr von Giers seine Stellung befestigen. Indessen wird diesseits ver Alpen Niemand wähnen, daß der russische Minister sein Ziel erreichen könne, selbst wenn er mit Engelszungen redete Rudini hat schon als Abgeordneter am 6. Dezember 1890 zu Termini die Erklärung abgegeben, daß er lange vor CriSpi em Anhänger des Bündnisses mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn gewesen sei und in seiner Programmrede vom 31. Januar versicherte er seine Regierung werde den Bündnisten, „feste und reine Treue hallen." Es liegt eben so wenig Grund vor, an der Erfüllung dieses Wortes, wie an der erprobten Zuverlässigkeit König Hum- bert's zu zweifeln. Herr von Giers wird daher, wie wir zu versichtlich erwarten, von Mailand und Monza die Ueberzeugung mtt- nommen haben, daß die Mittel, welche in Konstantinopel anscheinend