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Weißeritz-Mung Nr. 263 Donnerstag den 12. November 1914 80. Jahrgang Mit achtteiligem „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen, Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die ^velberltz. Zeitung« «scheint täglich mit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge- geben. Preis vierteljähr lich 1 M. SO Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein- monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Inserate werden mit 18 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12 Pf. die SpaltzetlS oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag.—Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. TMtitW M UzM flr HMnMe, SjMekrg u. ll. AmlSÜIttH für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Kalliope Musikwerke»Aktien gesellschaft in Dippoldiswalde ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten For derungen Termin auf den 12. Dezember 1914 vormittags r/212 Ahr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt morde i. Dippoldiswalde, den l l. November 1914. Königliche» Amtsgericht. W Großes Hauptquartier, 11. November vorm. Am Werabschnitte machten wir gestern gute Fort schritte. Di.rmuiden wurde erstürmt. Mehr als 500 Gefangene und 9 Maschinengewehre fielen in unsere Hände. Weiter südlich drangen unsere Truppen über den Kanal vor. Oestlich Langer- marcku drangen junge Regimenter unter dem Ge sänge von „Deutschland, Deutschland über alles" gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2000 Mann fran zösische Linien-Infanterie wurden gefangen ge nommen, 6 Maschinen-Gewehre erbeutet. Südlich Ppern vertrieben wir den Gegner aus St. Eloi, um das mehrere Tage erbittert gekämpft worden ist. Etwa 1000 Gefangene und 6 Ma schinengewehre gingen dort in unseren Besitz über. Trotz mehrfacher heftiger Gegenangriffe der Engländer fielen die beherrschenden Höhen nörd lich Armentieres in unsere Hände. Südwestlich Lille kamen unsere Angriffe vor wärts. Große Verluste erlitten die Franzosen beim Versuche, die beherrschenden Höhen nördlich Vienne le Chateau am Westrande der Argonnen zurllck- zuerobern. Auch im Argonnenwalde, sowie nordöstlich und südlich Verdun wurden französische Vorstöße überall zurückgeworsen. Boni östlichen Kriegsschauplätze liegen keine Nachrichten von Bedeutung vor. Oberste Heeresleitung. Berkin, 11. November. Nach einer amtlichen Bekanntmachung der englischen Admiralität wurde S. M. S. Emden am 9. November früh bei den Kokos-Inseln im Indischen Ozean, während eine Landungsabteilung zur Zerstörung der englischen Funken- und Kabelstation ausgeschickt war, von dem australischen Kreuzer Sidney angegriffen. Nach hartnäckigem, verlustreichen Gefechte ist die Emden durch die überlegene Artillerie des Gegners in Brand geschossen und von der eigenen Mann schaft aus Strand gesetzt worden. Die englische Admiralität gibt ferner bekannt, daß S. M. S. „Königsberg" im Nusidschi-Fluß in Deutsch-Ostafrika, 6 Seemeilen oberhalb der Mündung von dem englischen Kreuzer „Chatam" durch Versenken eines Kohlendampsers blockiert worden ist. Die deutsche Besatzung soll sich in einem befestigten Lager an Land verschanzt haben. Eine Beschießung des „Chatam" scheint ohne Wirkung gewesen zu sein. Der stellvertretende Chif des Admiralsiabes: gez. Behncke. London. Amtliche Meldung des Reuterbureau: Der Kapitän des kleinen Kreuzer« Emden, von Müller und der Leutnant zur Lee Franz Joseph, Prtnz von Hohen- zollcrn, sind beide kriegsgefangen, nicht verwundet. Die Verluste der Emden betragen 200 Tote und 30 Ver- mundete. Die Admiralität hat angeordnet, daß den Heber- lebenden der Emden alle kriegerischen Ehren zu erweisen sind und daß der Kapitän sowie die Offiziere ihre Säbel behalten. Wien, 11- November. Amtlich wird verlautbart: Tie Operationen auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz entwickeln sich plangemäß und ohne Störung durch den der Königlich Sächsischen Armee. 2. Grenadier-Regiment Nr. 101° 2. Kompanie. Petzold, Edwin Bruno, Grenadier aus Ober cunnersdorf, vermißt, vermutlich gefallen oder gefangen. 5. Infanterie-Regiment Nr. 104. 8. Kompanie. Liebscher, Willy, Vizeseldwebel aus Rechenberg. 5. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 64. 5. Batterie. Hänsel, Arthur Eduard, Unteroffizier der Reserve aus Döbra. Leibgarde-Inf -Regiment Nr. 115, Darmstadt. 4. Kompanie. Freutel, Karl, Unteroffizier der Reserve aus Altenberg. Infanterie-Regiment Nr. 241. Martin Erich, Kriegsfreiwilliger aus Kreischa. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 103. Templer, Arthur, Soldat aus Altenberg ist seinen Verwundungen im Lazarett zu Metz erlegen. Feind. In dem von uns freiwillig geräumten Gebiet Mittelgalizicns sind die Russen über die untere Wisloka, über Rzeszow und in den Raum von Lisko vorgerückt. Przemysl ist wieder eingeschlossen. Im Strnjtale mutzte eine feindliche Truppe von dem Feuer eines Panzerzuges und überraschend austreiender Kavallerie unter großen Verlusten flüchten. (W.T.V.) Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabes. v. Höfer, Generalmajor. Die Neugruppierung der deutsch-österreichischen Armeen im Osten. Budapest, ll. November. Im „Pe.ti Hirlap" äußerte sich ein höherer Offizier über die Neugruppierung unserer und der deutschen Streitkräfle in Russisch-Polen. Er sagt, die russische Armee, die bei Iwangorod vordrängte, war die sogenannte fünfte russische Armee, die, wie später von gefangen genommenen Offizieren, sestgestellt wurde, cen Befehl hatte, nach Berlin zu marschieren. Wir haben dann den Feind aufgehalten und, um eine zum Angriff günstige Position zu suchen, auf Anregung des General obersten von Hindenburg die Ausstellung gegen die große feindliche Uebermacht in der Richtung von Kielce genommen. Inzwischen 'rat sich die russische Armee in der Lysagori zwischen Kielce und Radom postiert. Die durch neue Verstärkungen angewachsenen russischen Streitkräfle können auf etwa 20 Armeekorps angesetzt werden. Eine montenegrinische Abteilung aufgerieben. Budapest. Nach einer Meldung aus Serajewo ver suchten dieser Tage 750 Mentenegriner bei dem sDorfe Lisac nach Dalmatien einzudringen. Die Truppen gerieten zwischen ein Doppelseuer von Geschützen und Maschinen gewehren und wurden bis auf den letzten Mann auf gerieben. llm das brennende Wern. Genf. In Ermangelung eines amtlichen Berichts über die Entstehung und den Umfang der in Ppern aus gebrochenen Feuersbrunst wurden in Paris zwei Gerüchte verbreitet. Das eine geht dahin, die deutschen Granaten hätten das Südende Ppern» erreicht und von dort habe der Brand sich ausgebreitet. Da» zweite berichtet, ein Zeppelin habe Brandbomben geworfen. In Rußland kämpft bereits Reichswehr. Der Kriegsberichterstatter der Reichspost meldet, daß Rußland bereits Reichswehrformationen ins Feuer führte. Die gegen das karpathische Wtldgebirge eingesetzten Truppen bestanden vornehmlich aus Apoltschenieformationen (Reichs wehr), die in eigene Divistons- und Brigadeverbände i zusammengesatzt waren. Im Zusammenhang mit der Tat sache, daß vor Przemysl siebzehnjährige russische Jünglinge gefangen wurden, ergibt sich daraus der Beweis, daß Ruß land schon nach zweimonatiger Kriegsdauer auch Truppen dritter Linie heranzuziehen gezwungen ist. General Rennenkampf nach dem Kaukasus versetzt. In Berlin trafen ausgewiesene Reichsdeutsche au« Rußland ein. Von ihnen hört der B. L.-A., daß General von Rennenkampf nicht mehr auf dem östlichen Kriegs schauplatz kommandiert. Er ist nach seinen ostpreußischen Abenteuern einigermaßen in Ungnade gefallen und nach dem Kaukasus versetzt worden. Nicht einen Sou für die Engländer! Ein reicher französischer Privatmann hat kürzlich für die französischen Gefangenen in Hessen eine vamhafte Summe gespendet. An dieses Geschenk hat er ausdrücklich die Bitte geknüpft, nicht einen Sou davon für die Eng länder zu verwenden. Feldzüge und ihr Aufwand. Der gegenwärtige Krieg sprengt durch seine Riesen heere im Felde vollends alle gewohnten Begriffe, wir sehen jedenfalls heute, daß die letzten größeren Feldzüge — der damalige Burenkrieg mit ca. 4 Milliarden Mark und der russisch-japanische Krieg mit etwa 2>/2 Milliar den Mark Kosten auf jeder Seite — gegen heute gänz lich verblassen. England hat bis jetzt schon 2 Milliarden Mark verbraucht, Frankreich 2400 Millionen Francs Vor schüsse bei der Bank von Frankreich, also ungefähr auch 2 Milliarden Mark (Banknotenpreise einstweilen, zu einer Anleihe iit Frankreich zurzeit untauglich): rechnen wir Deutschland, Rußland und Oesterreich mit etwa gleichem Aufwand, so ergibt sich nach alledem, daß der jetzige Krieg schon in diesen ersten drei Monaten Dauer gegen 10 Milliarden Mark verschlungen hat! Dabei sind eine Menge Nebenkosten, wie z. B. die Unterstützung der Familien der Feldzugstellnehmer, natürlich noch gar nicht inbegriffen. Ein gewaltiger Aufwand! Zum Tröste bleibt uns dabei, datz von diesem Aufwande wenigstens nicht« verloren geht (etwa durch Abfluß ins Ausland); alle diese Millionen und Milliarden fließen vielmehr als Entgelt für Kriegslieserungen wieder in den Bolkshaushalt zurück, sie bringen ungezählten Händen in Form von Arbeit Brot und Verdienst, was in der Zeit des Krieges und seiner sonstigen Stockung natürlich doppelt hoch anzu- schlagen ist. Und dabei verdienen bekanntlich nicht nur die Waffen, und Munitionsfabriken, sondern auch tausend andere Betriebe: Nahrungsmittel-Lieferanten und die Bekleidungs Industrie vor allem. Hier haben unzählige Werkstätten alle Hände voll zu tun. Sechs deutsche Offiziere aus Tsingtau entkommen. Aus der Schweiz, 11. November. Aus Tokio wird gemeldet: Major Zimmermann und fünf andere Offiziere seien laut „Kokumin" vor der Kapitulation, unbekannt wie, aus Kiautschou entkommen und befänden sich auf der deutschen Gesandtschaft in Peking in Sicherheit. Der Kampf um die Kanaiküste. Rotterdam. Der Berichterstatter des „Ttlegraaf" meldet au» Sluis, daß die Deutschen eifrig damit beschäf tigt sind, Schanzwerke zu errichten. Die Deutschen brechen alle Brücken, die den Verbündeten von Nutzen sein könnten, ab. In ganz Nordslandern dauert der Kanonendonner ungeschwächt an. Englische und französische Flieger ver suchten vergebens, Bomben aus deutsche Truppenabteilungrn bei Blank-nberghe zu werfen. Die Bomben richteten keinerlei Schaden an. Die Ausstellung neuer Geschütze am