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7». Scchr-ang. 5K. R» A-vn-AuSsabe «»Mag. 17. Dezember I9L »ra-tinlchrtst: Nachrichten Druden Fermprecher-Summrlnummer Nur lür Nachlgr!pritchr: Nr. rovlt Schrlltlettung u> HaupIgrlchLiltfteNe: Lretdru-Ä. l, Martenstrabe »»/»» Gegründet 18SS «e,ua»«rbtU,r vom 1«. bl» »t. »e,rm»rr >»»- bet »Ogllch »wrimaltger Zustellung sret Lau» 1.70 Ml. V»slbe»ug«pre>« lür Monat Leiernder ».«0 Ml. ohne Postiuslellungtgebühr. ttlnzelnumme, io v»g. «lnieigenprelle: Lle Anzeigen werden nach üioldtnarl benchnei die einipaitigr so mm breiie Zeile Sd Psg., lür au»w»rt« »o Psg. Zaniilienanzeigrn und Stellengeiuche o ne Rabatt >» PIg. auster- halb r» Pig-, di« so mm breite ReNamezriie so« Pig., autzerdalb S»n Psg. LIsertengebiihr »0 Psg. Auewirttge Anitrige gegen Borau»dczahiung Druck u. Rerlag: Liepich ck Reichardt, Dre»den Pollicheck-Ütv. l0t'd Dresden Nachdruck nur m» deuIl.L.ue»e»angabe Lreidn Nachr. > zulüiitg Unverlangte Echrijtftücke werden nicht ausbeivahrt Boliviens Truppen im Vormarsch Weitere Vermittlungen aussichtslos - Eingreifen Argentiniens? Roch -wel varagliklstlslbr Sorls ewbett Re « york. 17. Dez. Die bolivianischen Truppen nahmen zwei weitere paraguayische Forts, Balots und Rivarola, ein und eroberten angeblich »0 Waggons Munition und Proviant, lieber Bahia Ncgra warsen bolivianische Flugzeuge vier Bomben ab. Der paraguayische General st ab wurde an die Grenze verlegt. In Paraguay ist setzt die all gemeine Mobilmachung verkündet worden. Nach Meldungen beider Länder wurde der Ausbruch des osscnen Krieges Tat sache. In Washington herrscht stärkster Pessi mismus, da der Völkerbund und die panameri kanische Sonscrcnz hilflos seien. Die neue Note Boliviens an den Völkerbund e«Uhält kcinarlei Bitte um Bcr- miltlung. Bezüglich der Besetzung des Forts Boqncro» weist Bolivien darauf hin, das, Paraguay dieses Fort widerrecht lich aus bolivianischem Boden gebaut habe. Brasilien. Argentinien, Chile und Per« zeigen für den Streitfall grösstes Interesse. Südamcrikanische Meldungen unterstreichen, daß im Falle eines aktiven Interesses Argentiniens au Grau Chaco ein allgemeiner stid- amerikanikcher Konflikt sehr im Bereiche der Möglichkeit liege. - Aus Washington wird gemeldet, dass Bolivien den lgcrmittlnngSvorschlag bcS Völkerbundes böslich aber bestimmt ablehnte, und sich ebenso gegenüber dem panamerikanischen Borschlag verhalten werde. Die Gesa idlscka't von Paraguay erklärte, dstTrnppenRnlivienSind»,, marsch gegen daS Fort General Aqpino begrisscn Icic», was Vcrtcidignngsmastnahmcn von seiten Paraguays notwendig mache. Bolivien hebe üo kacto den Krieg begonnen anb Paraguay sei gezwungen, Schritte ,« unternehmen, nm -er Situgtio« zu begegne«. Dia Kriegserklärung sei nur noch eine Frage von Stunde«. Eine außerordentliche Ratstagung Lugano, 17. Dezember. Anlästlich eines nencn Tele- qramms des bolivianischen Austenministers an Briand, worin von dem Anöbruch neuer Feindseligkeiten zwischen Paraguay und Bolivien Mitteilung gemacht wird, sieht man die Lage als austerorbentlich ernst an. Briand hat als Ra's- präsident in der letzten Geheimsitzung vom Bölkcrbundsrat den Auftrag erhalten, falls erforderlich nnd i», Fall nener offener Feindseligkeiten zwischen den beiden sttdamerikanischcn Staaten sofort eine ansterordcntliche Tagung des Bölkcrbnndsrats cin- znberuse». In mastgebcnde« Bölkerbundskreisen neigt man zu der Ansicht, dast die Einberufung des Bölkerbnndö- rates in nächster Zeit unvermeidlich werden wird. Verhandlungen sind gegenwärtig im Gange. Aoover in Montevideo Montevideo, 17. Dez. Der künftige Präsident der Ber einigten Staate», Hoovcr, ist auf seiner SUdaincrikareisc gestern hier eingctrosfen. Wie in anderen von Hoover be suchten sndamerikanischen Städten befanden sich auch hier unter den Zuschanerinengen Elemente, die gegen Hoover demonstrierten, indem sie Hochruse auf de» bekannten elhemaligcn Führer der aufständischen Liberalen in Nikaragua, General Sandino, ansbrachten. Die Demon stranten wurden von der Polizei zerstreut. lWTB.) Angriff -er Aufftantifchen auf Kabul Neu-Delbi, 17. Dez. (Reuter.) Wie aus Kabul gemeldet wird, haben die Anfständischen nunmehr die Hauptstadt selbst angcgrissen, wobei cs zu erbitterten Kämpfen kam, die in Kabul große Beunruhigung verursachten. (WTB.) Großfeuer in Berlin Berlin, 17. Dez. Heute vormittag brach in der Neuen Friedrichstrabe, in dem Viertel des dichtesten Ge schäftsverkehrs, zwischen der Grobmarkthalle Alexandcr- platz und der Börse ein Brand aus, der anscheinend von einem Lager von Feuerwerkskörpcrn seinen Ausgang nahm und von Stundezu Stundeden Einsatz weiterer A b w c h r m i t t el, zuletzt von Strahlrohren und dretmechanischen Leitern nötig machte. Gegen Mittag standen sämtliche Dachstühle des um drei Hösc herumgcbautcn Anwesens in Flammen. Eisenbahnunglück in Polen Vier Tote - sechs Schwerverletzte Warschau. 17. Dez. Auf der neugcbauten eingleisigen Verbindungsbahn, welche unter Umgehung Teutsch- Oberschlesienö Kattowitz und Posen auf der Strecke Kalety—Podzamczc verbindet, stießen Sonntag abend 9 Uhr zutschen den Stationen Wielun und Pontnow zwei Güter- züge zusammen. Tic beiden Lokomotivführer und zwei Mann des Begleitpersonals wurden sofort getötet, sechs weitere Be amte wurden schwer verletzt. 11 Güterwagen wurden zer trümmert. Das Gleis ist auf eine lange Strecke zerstört Die Strecke wird längere Zeit gesperrt bleiben, da der Versuch, eine Umgehungsstrcckc anzulcgcn, nichts nütze. StMmtMlstMVMMrsebttnEchmmM Ser amrikastische Notschalter übergibt die M<m-S»l!arsvende Heidelberg, 17. Dez. Heute vormittag um 11 Uhr fand im überfüllten festlich geschmückten Saal der Staüthalle die von der Stadt und der Universität gemeinsam veran staltete Feier statt, in der der amerikanische Botschafter Schurman die StistnngSurkunde über 590NON Dollar zum Neubau der Universität überreichte, und in der Schurman zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg ernannt wurde. Der Feier wohnten ». a. bei das badische Staats - Ministerium, der badische Gesandte in Berlin, Honold, Rcichstagsprüsiücnt Löbe und Landtagspräsidcnt Dr. Baum- gärtncr, Gcheimrat Schwörer nnd Professor Grubcr, der Erbauer des neuen HörsaalgebändeS. — Nach einem Orgel- spicl begrüßt der Rektor die Erschienenen. Dann hielt, stürmisch begrüßt, EkgchWMg«! MM Kommimistck »pst Lugano Paris, 17. Dez. Der Korrespondent des „Excelsio r" in Lugano will die Äcrhandlungcn, die neben der Bölkerbunds- ratstagung zwischen den drei Mächtcvcrtrctern gepflogen worden sind, in 11 Punkten zusammenfasscn können, die er wie folgt angibt: 1. Die Minister hätten sich verpflichtet, sich in Zukunft Kundgebungen zu enthalten, die das Werk von Locarno zerstören könnten. 3. Stresemann habe klargestcllt, daß die Fortsetzung dieser Politik n o t »v e n d t g s e t, um nicht in Deutschland das Prestige der Locarnvabkvmmcn zu zerstören. 3. Wenn gegen den 15. Januar die S a ch v e r st ä n d I g e n znsammentrcten, könnten die in Locarno begonnenen diplom.i tischen Verhandlungen unverzüglich wieder ausgenommen werden. Inzwischen würden die drei Minister ihre Re gierungen über die Verhandlungen von Lugano unterrichten, und erst dann könne man sich darüber Rechenschaft ablegen, ob die Grundlagen etnes Abkommens gefunden werden könnten. 1. Deutscherseits sei mit großem Nachdruck darauf be standen ivordcn, daß der Vergleich- und Fcststcl- lungöauSschuß nicht Uber das Jahr 1935 hin aus zugclasscn werden könnte. 5. Die drei Minister hätten die N a m e n der Sach verständigen ansgetauscht, die sie zur Lösung des Ne- parationSproblcmö zu ernennen gedächten. 0. Stresemann habe aus dem deutschen Standpunkt be standen. daß das Problem der N h e t n l a n d r ä u m u n g nicht mit dem der Reparativ n svcrhandlungcn verbunden werden dürfe. 7. Man habe sich jedoch dahin geeinigt, daß die Lösung des Problems auf der Grundlage praktischer, politischer Gesichtspunkte gefunden werden müsse, nicht aber aus der Grundlage juristischer Gcdankengänge. 8. Stresemann habe auf die Nachteile HIngewlesen, die die Besetzung siir die deutsche Bevölkerung darstclle nnd habe durchbltcken lassen, er betrachte diese Besetzung als gegen die deutsche Industrie gerichtet, mit dem Zweck, die deutsche wirtschaftliche Konkurrenz auf dem Weltmarkt cinzuschränken, Briand und Chamberlain hätten diese Auf fassung lebhaft bekämpft. 9. Die Minister hätten sich verpflichtet, nicht mehr Neben zu halten, die geeignet seien, schwere Miß verständnisse hcrvorzurusen. 10. Briand und Stresemann hätten miteinander über de» Anschluß gesprochen, aber diese Frage sei in das allgemeine Problem der auf der Tagesordnung stehenden und mit Ehambcrlain erörterten wirtschaftlichen und finanziellen. Fragen cingesttgt worden. ^ 11. Stresemann halte daran fest, daß, wenn die Sach verständigen für die Reparationen sich nicht einigen könnten, oder wenn ihre Vorschläge nicht von allen interessierten Ne gierungen angenommen werden würden, der Daweöplan unverzüglich aufs neue in Kraft treten müsse. Wnischt ÜnvkkMmthkiten mm Elreiemami Warschau. 17. Dez. Die Mehrheit der Warschauer Zeitungen begnügt sich vorläufig damit, die Meldungen über die Stresemannrcde in Lugano kommentarlos wiedcrzugeben. Nur einige Blätter fügen den vor Maßlosigkeiten strotzenden Berichten ihrer Korrespondenten kurze Kommentare an. Die offiziöse „Epoka" schreibt, Dr. Stresemann habe gegenüber den sachlichen nnd vollkommen der Wahrheit entsprechenden Ausführungen ZalcskiS gänzlich die Nerven verloren. Ton und Inhalt seiner Rede seien so maßlos gewesen, wie es der Völkerbund noch nie erlebt habe. Es sei ihm nicht gelungen, einen Gegenbeweis zu erbringen. In seinen Worten, daß cS schwer sei, die Begriffe Vaterlandsliebe bzw. Patriotismus nnd Hochverrat scharf voneinander abzngrcnzcn, liege viel mehr ein indirektes Geständnis. ll> — „K u r i c r P o r a n n n" spitzt sei» Kommentar aus die Behauptung zu, Stresemann habe durch sein brutales Verhalten bewiesen, daß er sich als Vertreter des Obcrschlesischcn VolkSbundcS fühle. Daraus könne man ganz klar ersehen, baß dieser BolkSbund ein E schöpf Deutschlands ans polnischem Boden sei. Der Völkerbund sei durch die aller Tradition und guten Form widersprechen den hysterische» Entgleisungen des deutschen Ministers vollkommen in die Erstarrung versetzt worden. — „Glos Praivdy" iibcrtrisst noch das bisher Angeführte, indem er erklärt, baß bas Eintreten Stresemanns sür die hochverräte rische Spionagetättgkcit des Oberschlesischen Bolksbundes jeden» ehrlich gesinnten Menschen einen üblen Nachgeschmack htnterlassen müsse, sllf Der BolkS- bnnd werbe jetzt nur um so unverschämter werden. Polen erhalte durch das ungeschminkte Auftrcten des deutschen „Locarno-Helden" bedeutsame Hinweise, die eS nicht vergessen dürfe. . Neimerktag Beriibt etrricmimiS im Mimtt Berlin, 17. Dez. NeichSaubenmtntster Stresemann hat nach Berlin Mitteilen lasten, daß er am Mittwoch von Lugano abreiscn »nd ain Donnerstag wieder in Berlin ein. treffen werde. Der Reichskanzler wird sür Donners tag bas Kabinett einberusen, da Dr. Stresemann sofort nach seiner Rückkehr die RcichSrcgiernng über bas Er. gcbnis seiner Besprechungen in Lugano informieren möchte. der amerikanische Botschafter eine Rede, in der er u. a. aussührte: Hunderte von amerika nischen Studenten wurden an der Heidelberger Universität während des 19. Jahrhunderts erzogen. Ich erscheine vor Ihnen heute als ihr Wortführer. Die Dankesschuld ist größer, als zu zahlen möglich ist. Glücklicherweise bot sich eine Gelegenheit, um den Gefühlen so vieler meiner Lands, leutc gegenüber dicker Universität greifbaren Ausdruck zu verleihen. ES stellte sich heraus, daß ein neues Lehrgebäude dringend erforderlich wurde. Es wurde beschlossen, in Amerika einen Fonds von 1!>0 090 Dollar auHubringcn sür die Errichtung des neuen Gebäudes. Diese Summe ist jetzt zusammcngebracht worden. Herr John D. Nocke feiler jr. verpflichtete sich, die Hälfte der Gesamtsumme bcizusteucrn unter der BorauS. sct'iing, daß die verbleibende Hälfte innerhalb einer bestimm» tcn Zeit von anderer Sette ansgebracht werden würde. An» gleichen Tage spendete F. Baker 60000 Dollar. Die vcr. bleibenden 150 000 Dollar wurden später von 86 andere»« Herren gespendet. Da -»""MO Dollar wahrscheinlich zur Dcckuna der Kosten nicht ansreichcn würden, wurde später beschlossen, 5 00000 Dollar anfzubringcn. Drei groß zügige amerikanische Bürger, die nicht genannt sein »volle», gaben die letzten 100 000 Dollar. Ihre Wiegen habe» am Rhein gcstanden. Das Geschenk ist mit keinen Bedingungen irgendwelcher Ar« behaftet. Möge das neue Gebäude sich als ein neues Band zur Verein igun gderStuden tcn und Lehrerbeider Länder soivie beider Völker erivciscn. — Darauf über- reichte Schiirman die Stistungsurkunde. Rektor Prof. Heinsheimer dankte dann den» Botschafter und den Stiftern, denen er so bald wie möglich den Dank der Universität direkt überinitteln ivcrde. Der Botschafter sei nicht nur der Ueber- bringer, sondern der Urheber der Stiftung. Man habe beschlossen, die Namen der Stifter neben einer Büste des Botschafters für die kommenden Gcncrattoircn tm neuen Untvcrsttätögebäude zu vereivigen. Die Universität werde zu alten Zeiten ihre Gastfreundschaft gegenüber den Amerikanern Hochhalten und mit besonderer Hingabe pflegen. Nachdem der badische K u l t u s m s n i st e r, Dr. Leers, den Dank der Negierung abgestattet hatte, ergriff der Ober- bürgermeister Prof. Dr. Walz das Wort zu einer An- spräche, tn der er die Verdienste Schurmans um die Stadt und Universität feierte und ihn bat, das Ehrenbürger, recht in dem Sinne cntgegenznnehinen, in dem die Ver leihung gemeint sei. Mit einem dreifachen Hoch, in das die Versammlung begeistert einsttmmtc, schloß der Ober- bürgermeister. Dann stattete der A st a - V o r s i tz e n d e den Dank der Studentenschaft ab. — Zum Schluß dankte Botschafter Schurman mit begeisterten Worten für die Ehrung, indem er unter anderer« aussührte: Er sei glücklich, ein Bürger dieser ehr würdigen »nd berühmten Stadt zu sein, die er schon lange kenne. Er erblicke tn der Ehrung auch eine Höflichkeitsbezeigung für das Land, besten wirksicher Bürger «nd amtlicher Vertreter in Deutschland er zur zeit sei. Zum Schluß sagte Schurman, zum Oberbürgermeister ge wandt, wörtlich: „Möge bas neue Gebäude ein dauerndes Zeichen unserer Freundschaft und der hohen Ziele der beiden Nationen sein." Nach einem Orgelsplcl verließ der Festzug wiederum unter F a n f a r e »»k l ä n g e n den Saal. Im Anschluß an die Feier gab der Oberbürgermeister den Ehrengästen et» Frühstück i», kletne», Kreise..