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ncuiL xcvcir MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und ^>as „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lO Rpsg. Alle Postanstaltcn und Post boten, unsere Austräger u. . ... Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 fUt WllsVrUN U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger ——, . . , - Betriebsstörungen besteht tern Anspruch auf Lieferung der Leitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendcm Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpsg. — Dorgeschriedene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen- Annahme bis vormittags 10 Uhr. _ . Richtigkeit der durch Fernruf üdcrmit- ' ÄtNt üöll^^^Uss N^«806 letten Anzeigen üderneh- Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 173 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 27. Juli 193Z Kampf um die Weltmärkte. Das Gespenst der Sorge hat kein Land und kein Volk in den letzten zwanzig Jahren verschont. Unter dem Druck der Wcltkriegsfolgen — Verschuldung, Neuaufbau von Industrien in Staaten, die bis dahin in anderen Ländern ihren Fertigwarenbedarf deckten, Rohstoffmangel auf der einen nnd Rohstoffüberfluß ans der anderen Seite, Wäh rungswirren und Warenaustausch nach Kontingenten — sind die Märkte enger und die Absatzmöglichkeiten geringer geworden. Um die aufnahmefähigen Märkte, nm die kaufkräftigen Länder ist von allen Seiten ein heftiger Kampf entbrannt, der mit mehr oder weniger reellen Mitteln geführt wird. An der Spitze der Länder, die in den letzten Jahren mit besonderer Heftigkeit auf die Weltmärkte vorgestoßen sind, steht Japan. Por vier, fünf Jahren begann es die Welt mit seinen billigen Jndustrieprodukten, Glüh lampen, Strümpfen, Stoffen in Seide und Baumwolle, Fahrrädern und tausend anderen Dingen, zn über schwemmen. Es ging sehr folgerichtig vor. Erst belieferte es die qualitätsmäßig weniger anspruchsvollen Länder um den Pazifischen Ozean, Indien, Australien, Süd amerika, und brach damit dort die schon für unantastbar gehaltene Vormachtstellung der alten Industrieländer Europas und Amerikas. Dann erst wandte es sich Europa und den Vereinigten Staaten zu, wo es freilich weniger offene Aufnahme fand. Wenn trotzdem manch bedeutsamer Warenposten dort Eingang fand, so geschah das nicht zuletzt infolge der furchtbaren Krise, die um 1930/31/32 sich in Europa breit machte nnd die Länder für billige und billigste Wären attsnahmebercit gemacht hat. Damals Vollzog sich die Durchdringung mit billigsten japanischen Waren so leicht, man möchte fast sagen selbstverständlich, daß das wenig schöne Schlagwort von einer neuen „gelben Gefahr" aufkäm. Einer näheren Untersuchung hält diese Behauptung nicht ganz stand. Bei der Frage nach den besonderen Gründen, die Japan einen solchen starken Wettbewerb gegenüber den alten Industrieländern er möglichte, stößt man immer wieder auf das Zu sammenwirken der folgenden drei Punkte: die Ent wertung der japanischen Währung um rund 60 v. H., -ie ungeheuer niedrigen Löhne, nicht zuletzt be dingt durch die Frauenarbeit (besonders in der Textil industrie, deren Erzeugnisse schon zwei Drittel der japa nischen Ausfuhr ausmachen), und der niedrige Lebens standard, der sich aus der großen Anspruchslosigkeit der japanischen Bevölkerung erklärt. Aber diese drei anregenden Momente haben keinen Ewigkeitswert. Die Vorteile, die die Nenentwertung brachte, sind mit der langsam, aber sicher einsetzenden Preissteigerung in Japan im Schwinden begriffen. Sie drückt auf die Löhne und gefährdet die billige Lebenshaltung. Hinzu kommt die äußerst schwierige Finanzlage des japanischen Staates, der heute bereits eine Staatsschuld von 8,5 Milliarden Nen mit einem jährlichen Zinsendienst von 460 Millionen (d. i. ein volles Drittel aller ordentlichen Einnahmen) hat. Diese enorme Schuld geht zu einem be trächtlichen Teil ans die militärischen Abenteuer Japans in China und der Mandschurei zurück, die Unsummen sür Kriegsmaterial verschlungen haben. Aufschwunghemmend wirkt weiter das Bemühen der europäischen Länder, die Einfuhr japanischer Waren mit Ausnahmezöllen zu be legen, und zum anderen die schlechte Lage der Landwirt schaft, die zugunsten der Industrie in den letzten Jahren völlig vernachlässigt worden und jetzt dicht vor dem Zu sammenbruch ist. Alle diese Umstände lassen es mehr als zweifelhaft erscheinen, daß Japan den schnellen Erfolg der letzten vier Jahre auf die Dauer wird fortsetzcn können. Auf der anderen Seite muß aus Gründen der Gerechtigkeit zugegeben werden, daß nicht Übermut Japan ver anlaßte, mit allen Mitteln um seine politische und wirt schaftliche Ausbreitung zu kämpfen, sondern vielmehr der mangelnde Lebcnsraum für seine ständig wachsende Be- dölkerung. Um dieses Mißverhältnis anszugleichen, führt es seine Kriege und wird es sie weiterführen. Die Be fürchtung, es werde sich auch in den Konflikt Italien- Abessinien einschalten, hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich- Es wird ihn höchstens dazu benutzen, in dem Augenblick, in dem Europas Aufmerksamkeit nach Afrika gelenkt ist, in Asien seine Hegemoniepläne schleunigst vorwärtszutreiben. Mit gleicher Entschiedenheit wie Japan kämpft auch die Sowjetunion um neue Absatzmärkte. Dabei ist dieser Kampf für sie besonders schwierig, weil sie immer mehr zu einer Einfuhrbeschränkung übergeht, während sich in den großen Wirtschaftsstaaten der Grundsatz der Gegenseitigkeit mehr und mehr durchsetzt. Trotzdem hat die Sowjetunion jetzt eine Handelsvereinbarung mit Meistbegünstigung mit den Vereinigten Staaten abge schlossen, um die sie jahrelang vergeblich gekämpft hat. Gegen das Versprechen, in den nächsten zwölf Monaten Waren im Werte von 30 Millionen Dollar in USA. ein zukaufen, wurde ihr die Meistbegünstigung gewährt. Für die Sowjetunion ist das Abkommen vor allem im Hinblick aus die russische Mangancrzausfuhr von größter Bedeutung, die schwer gefährdet war. als die Vereinigten Jur Wmem der Weltzerstörer. Pieck und Genossen unter sich. — Kriegerische Reden. Der Siebente Weltkongreß der Kommunistischen Internationale trat unter Teilnahme von Vertretern der kommunistischen Parteien aus 65 Ländern im Ge- werkschaftshaus in Moskau zusammen. Anwesend waren u. a. der aus dem Reichstagsbrandstifterprozeß bekannte Dimitroff für Bulgarien, der deutsche Kommunist Pieck und andere Koryphäen. Wilhelm Pieck, „einem der ältesten Führer der internationalen Arbeiterbewegung", wie die amtliche Meldung sagt, wurde die Aufgabe zuteil, den Kongreß für eröffnet zu erklären. Thälmann wurde Ehrenvor sitzender. Pieck wandte sich in einer Rede mit besonderem Haß gegen das neue Deutschland und erging sich in diesem Zu sammenhang sogar inwildenKriegsdrohungen. So verkündete er, daß das „Proletariat und der Kommu nismus" nicht umhin können würden, einzugreifen, wenn der „deutsche Faschismus" einen Anschlag auf die natio nale Unabhängigkeit und Einheit heute selbständiger kleiner Nationen Europas unternehmen sollte. (!) Bezeichnend für diese Umgebung war ein Zwischen spiel. Den Saal betrat eine Abordnung von männlichen und weiblichen Fallschirmspringern, die zur Erhöhung der theatralischen Wirkung himmelblaue Hosen trugen. Einer von ihnen hielt eine mit großem Beifall auf- genömmene kriegerische Rede. Dieser Ansprache folgte die Rede einer Fallschirmspringerin, die noch kriegerischer als ihr männlicher Genosse auftrat. Den beiden Fallschirm springern folgten auf der Rednertribüne Vertreter der jüngsten Jungkommunisten, der sogenannten Pioniere und Oktoberkinder. Am Freitag, dem zweiten Tage des 7. Weltkongresses, wur den zwei Sitzungen abgehalten, die fast völlig im Zeichendes Rechenschaftsberichtes des deutschen Kommunisten Wilhelm Pieck über die Tätigkeit des Vollzugsaausschusses der Komin tern standen. Pieck entwarf ein Bild von den großen Veränderungen in der internationalen Cage, von der „Entwicklung der revolutio nären Bewegung der Völker" und von den Arbeiten der Sek tionen der Komintern in den sieben Jahren zwischen dem sech sten und dem gegenwärtigen siebenten Kongreß. Pieck ging von „zwei grundlegenden Tatsachen, dem sozialistischen Aufbau in der Sowjetunion und dem wacklig gewordenen Kapitalismus" aus, Tatsachen, die, wie der Berichterstatter meinte, durch den Gang der Ereignisse glänzend bewiesen seien. Gleichzeitig un terstrich er den „schmachvollen Bankerott" der Sozialdemokra tie und der Opportunisten aller Schattierungen. Zieck teilte seinen Bericht in drei Teile ein: 1. Anwachsen der revolutionären Bewegung, 2. die Revolutionsbewegung in den Jahren der schärfsten Krise und 3. Umkehr der sozialbe- mokatischen Arbeiter zur Bildung der Einheitsfront mit den Kommunisten. Um seine Feststellungen zu „beweisen", sprach Pieck von der Zunahme der Streikbewegungen in aller Welt nach dem Abschluß des sechsten Kongreßes vor sieben Jahren. Die „g/rgenkapitalistische" (inzwischen längst zusammengebro chene) Agrarrevolution in China sieht Pieck als besonderer Be weis für den Erfolg der Tätigkeit der Komintern. Die Sek tion der Komintern (die kommunistischen Parteien in den ver schiedenen Ländern. Die Redaktion.) hätten zu dieser Zeit für die Taktik „Klasse gegen Klasse" bestens agitiert. Tim zweiten Teil seines Berichtes über die „weltrevolutio näre Bewegung" stellt Pick die übliche bolschewistische Behaup tung auf, daß die „Imperialisten" einen neuen Krieg zur Ver nichtung der Sowjetunion vorbereiteten. Obwohl Pieck unter Hinweis auf Streikbewegungen in verschiedenen Ländern, auf die spanische Revolution, den Streik bei der englischen Kriegs flotte, den Aufstand in der holländischen Flotte usw., von einem Anwachsen der weltrevolutionären Bewegung sprach, mußte er dennoch mit Bedauern feststellen, daß trotzdem diese Tatsachen „sich noch nicht zu einem politischen Massenkampf gegen den Kapitalismus ausgewachsen hätten". Es fehle noch an einer re ¬ volutionären Einheitsfront, und die kommunistischen Parteien hätten sich noch nicht stark genug erwiesen. Anschließend ging der Redner auf das beliebte Thema des Kampfes gegen den Fascismus und der Bildung einer gewerk schaftlichen Einheitsfront ein. Im letzten Teil seines Berichtes besprach Pieck, wie der amtliche Kongreßbericht einsilbig hervorhebt, „die Aussichten der weltpolitischen Entwicklung und der Weltrevvlution". Was der „deutsche" Kommunist über dieses intekeffante Thema zu sagen hatte, darüber schweigt sich der amtliche Bericht aus, der an dieser Stelle die weltrevolutionäre Propaganda dieser ganzen Veranstaltung zugunsten der außenpolitischen Rücksichten der Sowjetunion und der Genfer Tätigkeit des Außenkommis sars Litwinow zurückgestellt hat. Nach der Rede des berüchtigten „deutschen" Kommunisten Pieck sprach in der Nachmittagssitzung am Freitag einer der Führer der Kontrollkommission über die Säuberungsaktionen innerhalb der verschiedenen Sektionen der Komintern in den letzten sieben Jahren. Er führte zahlreiche — in dem amtlichen Taß-Bericht nicht näher bezeichnete — Beispiele aus der Praxis der kommunistischen Partei an und sprach von dem Kampf an zwei Fronten, den die Kcntrollkommission für die „Reinheit der Lehre über die Weltrevolution" zu führen gehabt habe. Wenn zahlreiche Widerstände in den eigenen Reihen hätten überwun den werden muffen, so Hobe es gegolten, gegen die linken Trotz kisten genau so wie gegen die rechten Opportunisten und gegen Abweichungen aller Art vorzugehen. Sm Verlaufe dieser sieben Jahre seien aber olle Widersacher der „einzig wahren Stalin- schen Richtung" beseitigt worden. Im Verlauf der Nachmittagssitzung erschien auch der fran^ zösische Schriftsteller „Genosse" Burbusso im Saal. Auf Anweisung ber kommunistischen Partei werden m al len Fabriken Arbeiterversammlungcn abgehalten, in denen kom munistische Agitatoren für die Losung der Komintern Prema- ganda machen. Neue Durchführungsverordnung zum Oevisengeseh. Verschärfung der Devisenkontrolle bei der Einfuhr. Der sogenannte „Neue Plan" geht von dem Grund satz aus, daß der ausländische Lieferant einer Ware nur dann auf Bezahlung rechnen kann, wenn eine Devisen bescheinigung erteilt wird. Trotz dieser Warnung hat es sich gezeigt, daß immer noch Einfuhren ohne Devisenbescheinigungen erfolgen, die im Gegen satz zu dem „Neuen Plan" zu einer neuen Warenverschul dung führen müssen. Um diese Schwierigkeiten zu ver meiden, ist daher durch die zweite Durchführungsverord nung zum Gesetz über die Devisenbewirtschaftung vom 24. Juli 1S35 angeordnet, daß der Einführer bei der Ab fertigung bestimmter Waren zum freien Verkehr im deut schen Zollgebiet oder zu einem Vormerkverkehr im weiteren Sinne einschließlich des Zollsicherungsvermerks eine Devisenbescheinigung einer über wach u n g s st e l le oder ein entsprechendes Ersatzpapier vorzulegen hat. ! - Ohne Vorlage eines solchen Papiers wird die zoll amtliche Abfertigung nicht vorgenommen. Da Devisen bescheinigungen auch für die von der Verordnung be troffenen Waren im bisherigen Umfange weiter erteilt werden, wird die legale Einfuhr von der Neu reglung nicht berührt. Die Reichsstelle für Devisen- bewirtschaftnng ist ermächtigt worden, diejenigen Waren, bei denen die Gefahr einer erneuten Verschuldung besteht und die daher der Neuregelung zu unterwerfen sind, durch Bekanntmachung im Rcichsanzeigcr zu bezeichnen. Mit Wirkung vom 1. August 1935 wird die Pflicht zur Abgabe der Erportvalutazahlung auf die in Päckchen und Wertbriefen versandten Waren ausgedehnt. Schließlich werden durch die Durchführungsverordnung einige Lücken auf dem Gebiete des Devisenstrafrechts ge schloffen. Staaten Brasilien in der Frage des Manaanzolles sehr entgegenkamcn und gleichzeitig erklärten, daß die Sowjet union diese Vorteile nicht erhalte. Heute sind sie ihr ver traglich zugesichert. Mit derselben Energie, aber mit weit weniger Erfolg, kämpfen die Russen seit Jahren um den Absatzmarkt S ü d- und S ü d o st e n r o p a s, der ihnen als vorwiegendes Agrargebiet zurAbnahme russischer Halbfabrikate und Roh stoffe sehr geeignet scheint. Bisher, wie gesagt, ohne sonder lichen Erfolg, trotz der wie so oft in den letzten Jahren mit beispielloser Unbekümmertheit angewandten Versuche der Preisunterbietungen und Schleuderkonkurrenz. Jugo slawien, Bulgarien, Rumänien haben sich bisher dem Liebeswerben der Sowjetunion gegenüber sehr zurück- gehalten mrd ebenso wie die Türkei sich auf den Bezug deutscher Waren größtenteils eingestellt. Jugoslawien und Bulgarien, die heute schon ein gut Teil unseres Roh stoffbedarfs decken und sich in ihrem Anbau landwirt schaftlicher Erzeugnisse und Rohstoffe großenteils auf die Bedürfnisse des deutschen Marktes eingestellt haben, haben umgekehrt ihren Fertigwarenbedarf mehr und mehr bei uns gedeckt. Der neue Fünf-Jahres-Plan der Türkei, der vor allem die Bergwerks- und Kraftwirtschaft der Türkei ausbauen will, das riesige Verkchrsnetzprojekt der Süd slawen und ihre Elektrifizierungspläne eröffnen der deut schen Industrie ausgedehnte Absatzmöglichkeiten. Wohl sind die Märkte enger geworden in den letzten Jahren, aber bisher hat die Onalitätslieferung sich immer noch behauptet. Davon weiß die deutsche Industrie zu erzählen. 'L. Hamel.