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Dresdner Journal : 04.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-04
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 04.06.1897
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vei»g«pret«: Kür Dre-den vierteljährlich: 2 Mark 50Ps., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: lv Ps. Erscheinen: Laglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernlpr-Anschluß: N.-.12V5. Dresdner M Journal. Aakün»«gvn»»«tbahre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 M. Bei Dabellen- und Zisternsatz entsprechender Aufschlag Heran«,rtzer: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» DreSden, Zwingerstr SO FrrnIpr.-Anschluß:Nr 12VS. v isr. Uichiumllichcr Teil. Der schlust der Neichsratssession in Österreich. Aus Wien wird uns geschrieben: D e erste Tagung des nengewählten Parlaments ist vorgestern nach kaum zweimonatlicher Tauer ge schlossen worden. Damit ist ein überaus uneryuick licher Abschnitt in der Geschichte des österreichischen Parlamentarismus beendet und zumindest die Möglich keit einer allmählichen Klärung der Verhältnisse an gebahnt. In dem - abgelausencn Tagu> gsabschnitt kam die Volksvertretung überhaupt nicht zur Emsaltung einer normalen Tyätigkeit. Das Abgeordnetenhaus beschäftigte sich, von wenigen untergeordneten Erledig ungen abgesehen, nur mit einem Vorgänge, der sich gar nicht auf dem parlamentarischen Gebiet abgespielt hatte, mit der Entscheidung, welche durch die Verord nungen der Regierungen in der Sprachenfrage erfolgt war. Der Kampf gegen diese Verordnungen verlieh ter kurzen Session ihr eigenartiges Gepräge; er wurde mit einer bislang unerhörten Erbitterung geführt, und die Anwendung der Obstruktion als Kampfmittel bc hinderte das gesamte Wirken des parlamentarischen Apparats. Wir müßten längst Gesagtes wiederholen, wenn wir nochmals erörtern wollten, ob die Regier ung bei der Veröffentlichung der Sprachenverord nungen die Hoffnung auf ein befriedigendes Ergebnis dieses Schrittes hegen durste, ob die Kritik, welche von den einstigen Obstruktiouisten des tschechischen Landtages an der Kampfweise der deutschen Abgeord neten geübt wurde, berechtigt ist re. Mit dem Schlüsse der Reichsratssession haben alle diese Erwägungen und Fragen ihre praktische Bedeutung eingebüßt. Nur die Entwickelung der Zu kunft beansprucht heute ein sachliches Interesse. In dieser Richtung sind lediglich die greifbaren Momente zu berücksichtigen, welche die jetzige Lage kennzeichnen. Tie Regierung hat offenbar durch die Sprachen- vcrordnungen eine Lösung der nationalen Streitig leiten gewissermaßen „im kurzen Wege" und unter Vermeidung parlamentarischer Konflikte einleiten wollen. Sie hat bei dem Entwürfe ihrer Verfügungen den Wünschen der Tschechen zum Teile Rechnung getragen, womit sie nur die Grundsätze einer gesunden Real politik befolgte, da unter den gegebenen Bei hält nisten die Unteistützung der Tschechen bei der Bildung der Parlamentsmehrhelt als notwendig e>schien. In den Regierungskreisen hat man aber kaum erwartet, daß der Widn stand der Deutschen gegen die Verord nungen so drastisch zur Geltung kommen werde, wie dies in Wirklichkeit der Fall gewesen ist. Wir wollen nicht prüfen, ob die Deutschen dabei nur von nationalen Empfindungen oder etwa doch auch von dem Bestreben beeinflußt gewesen sind, die Festigung einer für sie sehr ungünstigen politischen und parla mentarischen Konstellation zu verhindern Sei dem wie immer, sicher ist nur, daß sie in der von ihnen eingenommenen Stellung so lange beharren müssen, bis eine neue Wandlung erfolgt. Schon im Hin blick auf die gewaltsam entfachte Erregung der Wähler müssen die deutschen Liberalen und ihre Mitstreiter den Kampf gegen die Spracheuverordnungen sowohl außerhalb des Parlaments wie auch in der nächsten Session sortsetzen, wenn nicht durch ein Eingreifen der leitenden Faktoren ein Ausweg er öffnet wird. Ein solches Eingreifen ist unzweifelhaft geplant und die Unterbrechung der parlamentarischen Beratungen soll dazu dienen, eine Beruhigung der Gemüter zu bewirken und damit die Grundlage für eine ernste sachliche Erörterung der Streitfrage her zustellen Für die Entschließung der Regierung ist gewiß die am >. Mai abgegebene Erklärung des ver- Äuust und Wissenschaft. Residenztheater. — „Freiwild", Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler. (Zum ersten Male.) Mitten in den plötzlich eingctretenen heißen Sommer tagen bringt das Residenztheater eine ernsthafte dramatische Neuigkeit „Freiwild", in der es schwül genug hergeht Der sehr talentvolle Verfasser, der schon in seinem Drama „Liebelei" die Kunst zeigte, eine Fülle wirklicher Lebens züge in einen Akt zusammenzudrängen und ein energisches Losschrciten auf den eigentlichen Kern der Handlung durch höchst belebte Einzelheiten fesselnd zu machen, bewährt diese Situationskunst wiederum im ersten Akt des düstern Schauspiels „Freiwild". Wir werden in eine kleine österreichische Stadt geführt, in der ein Sommertheater floriert und die Offiziere der Kavalleriegarnison die Schau spielerinnen des bewußten Theaters als ihnen gehörige Beute, als „Freiwild" betrachten, wobei sie von dem ver- ehrlichen Schmierendirektor Schneider allen Vorschub ge leistet erhalten Ein wüster Gesell, der Oberlieutenant Karinski, der wegen Schulden, Händeln und Exzessen schon so ziemlich vor dem einfachen Abschied steht, versteift sich daraus, die eine Schauspielerin dieses Sommertheatcrs Anna Riedel, die die Leichtlebigkeit und Leichtfertigkeit ihrer Kolleginnen nicht teilt, in seinen Vergnügungskrei« hereinzwingen zu wollen, stößt bei dieser Gelegenheit mit einem jungen Zivilisten Paul Rönning zusammen, der sich für die Schauspielerin interessiert Und als sich der bei Anna Riedel abgeblitzte Karinski in frechster Weise über das Fräulein äußert, wird Paul Rönning von Er bitterung über dies Bubenstück und vom Drang seiner ihm selbst noch unbekannten Neigung für Anna Riedel übermannt, ohrfeigt den Verleumder des Mädchens in einem öffentlichen Garten Das Duell aber, das nach dem Urteil seiner Umgebungen unvermeidlich geworden Freitag, den 4. Juni, abends. 1897. fassuugstreucn Großgrundbesitzes von einiger Be deutung gewesen. Das kategorische Auftreten dieser durchaus nicht zu radikalen Leistungen geneigten Gruppe hat die Regierung davon überzeugen müssen, daß die Methode, nach welcher das Präsidium des Abgeordnetenhauses im Sinne der Wünsche der Mehr heit eine Fortführung der Beratungen um jeden Preis erzwingen wollte, unzulässig sei. Eben jener Gruppe könnte nun die Aufgabe zufallen, durch Auseinander setzungen mit der Regierung einerseits, den beiden gegnerischen Parteien anderseits einen Versuch zur Lösung des nationalen Zwistes zu unternehmen. Schon die Möglichkeit eines Gelingens dieses Ver suches wäre durch das Opfer nicht zu teuer erkauft, welches die Regierung gebracht hat, indem sie ent gegen der Forderung der Mehrheit den Sessionsschluß vollzog. Die Erklärung des verfassungstreuen Großgrund besitzes hat das Ereignis des vorgestrigen Tages ein geleitet, indem sie die Unhaltbarkeit jener Zustände beleuchtete, welche sich in den letzten Wochen ent wickelten. Jene gemäßigte ui d wahrhaft patriotische Gruppe würde sich ein großes Verdienst erwerben, wenn sie ihren Einfluß nun in den Dienst der Friedenssache stellen wollte. Sie könnte dabei un- zweiselhaft auf die Unterstützung jeder Regierung zählen und zwar um so mehr, als die Be wegungsfreiheit der leitenden Faktoren durch die Schließung des Reichsrats wieder erweitert worden ist. Inmitten der Sturmszenen der verflossenen Wochen konnte die Parlamcntsmehrheit eine völlig führende Stellung erlangen und konnte es geschehen, daß die tschechischen Politiker im Einvernehmen mit den anderen MehrheitSparteien sich in ihren Organen und gelegentlich auch in offener Sitzung so geberdeten, als hätten sie allein über die gesamte Gestaltung der inneren Verhältnisse Österreichs zu entscheiden. Nur unter dem Eindrücke der Austritte, die sich Tag sür Tag im Abgeordnetcnhause abspielten, Hal man in der Öffentlichkeit übersehen, daß die Situation der Regierung gegenüber der „Regierungsmehrheit" eine ganz ungewöhnliche würde. Nun wird man aber er kennen, daß auch in dieser Richtung eine Klärung dringend nötig ist und daß die Regierung ihre Auf gabe nicht in dem strikten Gehor'am gegen die schroffen Diktate einer von übergroßem Machtbewußtsein er füllten parlamentarischen Mehrheit erblicken kann. Nach den Offenbarungen, die uns aus dem Majoritäts- lager beschicken waren, wäre dos gleichbedeutend mit der Vergewaltigung der Minderheit und mit der un absehbaren Fortdauer aufreibender Kämpfe. Die Regierung, die sich sowohl als eine „führende" be zeichnete, wird eine derartige Unterwerfung nicht voll ziehen; sie wird trachten müssen, den berechtigten Wünschen aller patriotischen Parteien zu entsprechen und der Schluß der Reichsratssession kann immerhin der erste Schritt zur Beseitigung der Fesseln sein, welche nicht nur das Parlament, sondern auch die Regierung in letzter Zeit beengten. Tagesgerichte. Dresden, 4. Juni. Wie wir vernehmen, wird Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August am 18. d. Mts. nach London abreisen, um in Ver tretung Sr. Majestät des Königs den anläßlich des Mjährigen RegiernngsjubiläumS Ihrer Majestät der Königin Victoria stattsindenden Festlichkeiten bei zuwohnen. Die Rückkehr Sr. Königl Hoheit erfolgt am 30. d. Mts. Höchstderselbe wird sich dann un mittelbar nach Zeilhain begeben, wo an diesem Tage das Exerzieren der den Befehlen Sr. Königl. Hoheit unterstellten l. Infanterie-Brigade Nr. 45> seinen An fang nimmt. Der Durchlauchtigste Prinz wird ans der Reise nach England von Hvchslseivem Hosmarschall, dem ist, verweigert Paul Rönning, da er, nach seiner Auf fassung, nur einem Buben die gebührende Züchtigung hat zu teil werden lassen und gar nicht einzusehen vermag, daß er für diesen Gebrauch seines vermeinten guten Rechtes sein Leben aufs Spiel setzen soll, das ihm schon erst sehr köstlich erschien, und nun, nach der im zweiten Akte er folgenden Verlobung mit Anna Riedel, doppelt lebenswert dünkt. Er lehnt, als ihm klar gemacht wird, was sür Karinski auf dem Spiele steht, jede Verantwortung sür den Untergang und Selbstmord des Offiziers mitleidslos ab, er will mit einem so sinnlosen Ehrbegriff, wie ihn der brave Oberlieutenant Rohnstedt und seine eignen Freunde IN Wellner und Grehlinger vertreten, ein- sür allemal nichts zu thun haben. Die gleiche Selbstgerechtigkeit aber, die den blutlosen Helden in diesem peinvollen, mit viel Scharf sinn und Debattierkunst spannend gemachten zweiten Akt erfüllt, hindert ihn im dritten, den einzigen Ausweg zu betreten, der ihm bleibt und schleunig abzureisen Rönning erfährt, daß der Oberlieutenant, der nur noch den Tod durch eigne Hand vor sich sieht, vom mildesten Rachegesühl gegen ihn, seinen Verderber, erfüllt ist, und nun erscheint es ihm als Feigheit, dieser Bedrohung auszuwcichen, er trotzt den Bitten der Freunde und der Braut, tritt Karinski waffenlos gegenüber und wird von dem Wüten den niedergeschossen Den Selbstmord, der dem Morde folgen muß, be kommen wir nicht mehr zu sehen Aber auch so ist der Mißlaut, mit dem das Stück schließt, grell und schrill genug. Und was schlimmer ist: für den Träger der An schauung, die der Dichter verficht, vermögen wir uns nicht zu erwärmen Mag« sein, daß der „Coder", von dem Poldl Grehlinger mit so komischem Pathos spricht, voll kommen überlebt und sinnlos ist, gleichwohl fühlt jeder Zuschauer, daß unter allen Umständen ein anderer Coder an seine Stelle treten müßte und keine Gesellschaft dabei bestehen könnte, wenn jeder allein Thäter, Prüfer und Richter seiner eigenen Thaten wäre Die Unbrsangen- Kammerherni und Major z. D. Frhrn. v. Reitzenstein, sowie dem Premiellieutenant v Metzsch des 2. Jäger- bataillons Nr. 13 begleitet sein. Dresden, 4. Juni. Der hiesige Königl. Bayerische außer vldeutliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Fihr. v. Niethammer, ist vom Urlaub zurnckgekehrt und Hal die Leitung der Königl. Bayerischen Gesandt schaft w'cder übernommen. Deutsches Reich. * Berlin Sc. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag im 'Neuen Palais die Vorträge des KricgS- ministers, Generallieutenants v Goßler, des Chefs des Militärkabinetts, Generals v. Hahnke, Les Chefs des Teneralstabes, Generals Grafen v Schliessen, und des Chefs des Ingenieur- und Pioniercorps, Generals Vogel v Falckcnstein Um 'z l Uhr empfingen Se Majestät den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe Um l Uhr begaben Sich Se. Majestät iu die Wohnung des Kom mandeurs des l. Garderegiments zu Fuß Obersten und Flügeladjutanten v Kalckstein, um der Taufe des jüngst- geborenen Sohnes desselben, bei welche».; Se. Majestät Patenstelle übernommen haben, beizuwohnen — Reichskanzler Fürst Hohenlohe gedenkt die Psingstsciertage in Podibrad in Böhmen zuzubringen — Kontrcadmiral Tirpitz ist mit dem Schnelldampfer „Trave" in Geestemünde eingetroffen und über 'Nordenham nach Berlin weitergcreist — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung den» Gesetzentwurf, betr. den Verkehr mit Butter, Margarine :c, sowie dem Entwurf eines Ge- ieyes über das Auswanderungswesen in der vom Reichs tage beschloßenen Fassung die Zustimmung erteilt und außerdem den Antrag Preußens, betr Abänderung der Instruktion zur Ausführung des Viehseuchengesetzes, an genommen. Den zuständigen Ausschüssen überwiesen wur den die Resolution des Reichstags, betr die Herstellung eines Präsidialgebäudes für den Reichstag, der Entwurf eines Gesetzes für Elsaß-Lothringen über die Registrierungs- abgabcn für die Übertragung von Apotheken und Kuxen, sowie über die Erbschaftssteuer von Kuxen, die Beschlüße des Lankesausschusses zu dem Entwurf eines Gesetzes sür Elsaß-Lothringen über die Rechtsverhältnisse der Gerichts vollzieher und die Errichtung einer Pensionskaße sür Ge richtsvollzieher und deren Hinterbliebene, die Vorlagen betr Abänderung der Bestimmungen über die Befähigung von Eisenbahnbetriebsbeamten vom 5. Juli 1892 und betr die Neuwahl und Berufung nichtständiger Milglieder des ReichsversicherungsamtS aus dem Stande der Arbeit geber und der Arbeitnehmer, ein Antrag Lippes, betr. Doppelbesteuerung der lippeschen Ziegelmeister, der Bericht der Reichsschuldenkommission, betr die Verwaltung des Schulvenwesens des Norddeutschen Bundes, bez. des Reichs und der ihrer Beaufsichtigung unterstellten Fonds:c, sowie die Reichstagsbeschlüsse zu einigen Petitionen. Außerdem wurde über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — Ter „Reichsanzciger" veröffentlicht die Ver ordnung betreffend die Ausdehnung der 88 135 bis 139 und des 8 >39l> der Gewerbeordnung auf die Werkstätten der Kleider- und Wäschekonfektion vom 31. Mai 1897. — Die deutsche Seefischerei erweitert sich von Jahr zu Jahr. Einen völlig zutreffenden Maßstab dafür geben die Jahresumsätze ab, welche auf den Fischouktionen an der Nordseeküste seit ihrem Bestehen erzielt sind. In Geestemünde betrug der Umsatz im Jahre 1888 noch nicht 200 000 M, im Jahre 1895 schon 2^ Mill, in Bremerhaven 1892 noch nicht 400000 M und 1895 nahezu 800 000 M, in Altona 1887 etwa 50 000 M und 1895 über 1'^ Mill und in Hamburg 1887 noch nicht 'r Mill und 1895 nahezu 1'2 Mill Die drei Fischouktionen zu Geestemünde, Altona und Hamburg, welche bereits 1888 bestanden, hatten zusammen damals einen Umsatz von etwa 1,1 Mill M, im Jahre 1895 war ihr Umsatz aus 5L Mill gestiegen, hatte sich also in dieser Zeit »nehr als vervierfacht — Zur ReichStagserfatzwahl in Königsberg hat der ostpreußische konservative Verein für die Stadt Königs berg eine Erklärung veröffentlicht, daß die konservative Partei, um weitere Zersplitterung zu vermeiden, von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten absieht, es aber sür heit, mit der Paul Rönning jede Verantwortung seines an sich so begreiflichen Thuns von sich ablehnen will und von der Welt gleichsam ertrotzen möchte, daß sie im Hand umdrehen seine Anschauungen teile, ihn gegen jede Folge seines Auftretens schütze, hat beinahe etivas Kindisches Die Frage, ob man mit den Wölsen heulen dürfe, solle oder müße, kann doch wahrhaftig nicht mit der Forderung beantwortet werden, daß die Wölfe singen lernen mögen Aus der unorganischen Verbindung realistischer Sitten schilderungen und halbabstrakter Erörterungen geht in „Freiwild" wohl ein interessantes, aber kein gutes, dra matisch ergreifendes, seelisch überzeugendes Stück hervor Tie vortrefflichen Einzelheiten, gewisse Meistcrzüge der Charakteristik, der tiefe Ernst, dem eü dem Verfasser ist, ja sein Bemühen, das einmal aufgeworfene Problem von den verschiedensten Seiten her zu beleuchten, können für den Mangel einer vollen, ergreifenden uns mit sich fon- reißenden Handlung, zu der immer ein Held gehört, mit dem wir zu fühlen und zu leiden vermögen, nicht ent schädigen Nichts destoweniger hätte das Schauspiel ein besseres Schicksal verdient, als vor einem klaffend leeren Hause dargestellt zu werden Leider muß es gesagt sein, daß diese Leere Anlaß war, die drei Akte im vollen frischen Zug und ohne die wider wärtigen am Residcnztheater üblich gewordenen Rcstau- rationSpausen zu spielen Das Ensemble der Darstellung »var vortrefflich Die Herren Carl Witt (Karinski), Friese (Poldl Grehlinger), I>r Manning (l>> Wellner), I. Janda (Theaterdirektor Schneider) sowie Frl Stehle (Pepi Fischer) zeichneten sich in lebensvoller Verkörperung ihrer Rollen besonders aus. Hr. Burmester (Paul Rönning) und Frl Garnow (Annr Riedei) kämpften mit der etwas unklaren, monotonen Anlage der von ihnen dargestellten Gestalten, gewannen ihnen jedoch immerhin das Möglichste ab und halsen den Eindruck sichern, den das Schauspiel trotz aller seiner Mängel verdientermaßen hinterläßt. Adolf Stern eine Ehrenpflicht eines jeden konservativen Wählers erklärt, an dem Tage seine Stimme für einen Kandidaten der Lrdnungsparteikn abzugeben — Als solche kommen der nationalliberale IN. Krause und der antisemitische Hand werker Störmer in Betracht. — Nach 8 80a der Instruktion vom 27 Juni 1895 zur Ausführung des Reichsviehseuchengesctzes sind Rindviehbestände, bei welchen die Impfung gegen Lungen seuche gemäß 8 45 dieses Gesetzes auf polizeiliche Anord nung ausgesührt ist, rücksichtlich der polizeilichen Schutz- maßregeln dem der Ansteckung verdächtigen Rindvieh gleich zu behandeln, d. h sie sind nach 88 80 und 91 der In struktion auf die Dauer von sechs Monaten einer nur in einigen Beziehungen etwas gemilderten Gehöftsperre zu unterwerfen. Für die Ausnahme Lieser die Anwendung der Zwangsimpfung außerordentlich erschwerenden Bestim mung in die Instruktion war lediglich die Besorgnis maß gebend, daß die Impfung eine gewiße Gefahr für die weitere Verbreitung der Lungenscuche durch das geimpfte Vieh in sich schließe. Diese Besorgnis hat sich inzwischen als unbegründet erwiesen, denn es wird jetzt von der Veterinärwissenschast allgemein anerkannt und ist durch die Praxis bestätigt worden, daß die Impfung an sich eine weitere Verbreitung der Lungenscuche weder mittel- noch unmittelbar begünstigt. Das geimpfte Vieh braucht deshalb keinen besonderen Lchutzmaßregeln unterworfen zu werden, wenn es nicht, abgesehen von der Impfung, entweder der Ansteckung verdächtig oder mit ansteckungsverdächtigen Tieren in Berührung gekommen ist. Da für diese Fälle in den 88 74, 75, 78 und 91 die erforderlichen Vorkehrungen getroffen sind, ist 8 80a entbehrlich. Der Bundesrat hat daher in seiner gestrigen Sitzung die Aushebung des 8 80a beschlossen. — In der „Köln. Ztg." lesen wir: „In einem Teil unserer Preße nimmt die ödeste Nörgelsucht in einer Welse überhand, die einen ehrlichen Widerspruch heraussordert. Am vorigen Sonnabend haben auf Einladung der Ham burger Gartenbau-Ausstellung eine größere Anzahl von Mitgliedern des Bundesrates und des Reichstages mit ihren Damen einen gemeinsamen Ausflug nach Ham burg gemacht, der nach den übereinstimmenden Nachrichten vieler Berliner Blätter trefflich verlausen ist und allen Teilnehmern einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen hat, obwohl selbst Hr Ahlwardt sowie eine größere Anzahl sozialdemokratischer Abgeordneten dem Ausflug sich an geschloßen harten Da kommt natürlich das Amtsblatt des Abq Richter, der an derartiger harmloser Geselligkeit sich nicht zu beteiligen pflegt, und stellt mit Sperrdruck fest, daß, weil der Hamburger Bürgermeister v> Möncke- berg in seiner Begrüßungsansprache bei Tisch erklärt habe, daß man von einer Reihe von offiziellen Reden abgesehen habe, dies „als Entschuldigung sür den ausblcibcnden Kaisertoaft" aufzufassen sei Dieses Stichwort wird nun sofort von einigen Zeitungen der Rechten mit Freude aufgegriffen, gegen das Ausbleiben de« Kaiser toastes losgezogen und gar die unseres Erachtens geradezu schmierige (!) Verdächtigung ohne die geringste Spur eines Beweises erhoben, daß der Kaisertoast unterblieben sei mit Rücksicht aus die Anwesenheit der paar sozialdemokratischen Festgäste, die dadurch hätten in Verlegenheit gesetzt werden können Wir meinen, die Festgeber sowohl wie die Fe st teilnehm er haben allein das Recht, darüber mitzusprechen, welche Reden gehalten werden sollen und wen sie feiern wollen. Beide, Festgeber und Fcstteilnehmer, sind in diesem Falle die berufensten und die einzig entscheidenden Beurteiler, und wir meinen, daß niemand unter den Nichtteilnchmern des Festes ein Jntereße oder einen An spruch daran hat, gehört zu werden, wenn er der Ansicht sein sollte, daß cr selbst im gegebenen Falle als mattr« <1s plaisir anders gehandelt hätte und das Licht semer Beredsamkeit anders hätte leuchten laßen. Ein derartiges Nörgeln mag ja manchem ein unbeschreibliches Vergnügen bereiten, aber es ist nicht bloß billig, sondern in solchen Fällen auch nicht einmal anständig." . . Daß Vorstehendes gegen Nörgelei ein Blatt schreibt, welches bekanntermaßen in „ödem Nörgeln" seit langem schon Vollendetes leistet, nimmt sich nur sonderbar au«; daß ein nationalliberales Organ aber den Grundsatz ausstellt, eine nicht ausschließ lich von Sozialdemokraten und Demokraten gebildete Fest versammlung in einem monarchischen Lande könne ganz nach Belieben darauf verzichten, des Landes Herrn zu ge denken, das muß großes Bedauern erwecken und verdient festgehalten zu werden. Pariser Theater. Das erste Auftreten der Eleonore Düse in Paris fand am 1. Juni im Theater der Re naissance, dem Theater der Sarah Bernhardt, und in deren bester Rolle, der „Kameliendame", statt Es war kein geringes Wagnis, gerade in Paris das beliebte Stück Dumas' in italienischer Übersetzung darzustellen; aber vas Wagnis ist vollständig gelungen Selten hat man in Paris ein so glänzend besetztes Haus gesehen, und der Beifall war mit Ausnahme des dritten Aktes außerordent lich Trotz der späten Stunde — die Vorstellung dauerte bis 1 Uhr — ertönte am Schlüße ein vierfacher Her vorruf. Der Vergleich der Düse mit Sarah Bernhardt ist schwer durchzuführen, dagegen fiel die Analogie mit Frau Röjane jedermann auf Die anscheinend ungünstigen physischen Vorbedingungen, der möglichst weit getriebene Naturalismus im Spiel und eine fühlbare Aufregung der Künstlerin, die sich dem Zuschauer unwillkürlich mitteilt, sind beiden Schauspielerinnen eigen Die Sterbeszene der Düse erinnerte vor allem an die Sterbeszene der R-ffane in „Le Partage". Nur einen Punkt hat die Bernhardt der Düse abgelernt, daß sie nämlich im letzten Akt den oft gelesenen Bries des Vaters Duval auswendig hersagt und Vann wieder eine Stelle, die ihr halb entfallen, darin sucht und abliest. Dieses Szenenspicl giebt die Düse besser als die Bernhardt. Eigentümlich sind der Düse die wiederholten gesteigerten Ausrufe „Armando!" in der Spielszene und im letzten Akt Sie bringen eine ungeheure Wirkung hervor, aber im Texte Dumas' sind sie keineswegs vorgesehen. Flavio And<> schien etwas alt als Armando und über trieb hier und da die Wärme des Spiel« bis zum Un schönen Die übrigen Mitspieler kommen kaum in Betracht. — Seit vier Jahren hatte die Pariser „Große Oper" kein neue« Ballet gegeben Direktor Gailhard tischte eben, so lange cs irgend ging, den Abonnenten immer wieder Vidals „Maladetta" aus, weil er einer der Ver fasser des Textbuchs war Am 31. Mai endlich erlaubte er der „Etoile" von Anderer und C de Roddaz mit
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