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^7 41. Frcitxg den 36. Mai 1871. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sicbeulchn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. Erstatteter Anzeige nach werden die Vorschriften des Gesetzes vom 10. September 1870, die Sonn-, Fest- und Buß- lagsfcier betr., insbesondere die Bestimmungen in Z 3 und 6, wonach während des Vor- und Nachmittags-Gottesdienstes die Kaufs- und Gewerbsläden, Magazine, Buden und die Schaufenster geschlossen zu halten und Verkaufsstände mit Waaren nicht zu belegen sind, im hiesigen Amtsbezirke nicht allenthalben genau beobachtet. Es werden daher die Vorschriften gedachten Gesetzes hierdurch mit dem Bemerken eing.schärft, daß Uebertretungen derselben nach § 11 mit Geldstrafen bis zu 10 Thaler —- —welche im Wiederholungsfälle bis zu 50 Thaler —- —- gesteigert werden können, oder im Fall des Unvermögens mit verhältnißmäßiger Haft zu ahnden sind. Weiter wird, da auch Uebertretungen der Bestimmungen in H 369 sud Xr. 2 des Bundes-Strafges.-Buches zur An zeige gelangt sind, zugleich darauf hinmwiesen, das; Gewerbtreibende, bei welchen ein zu ihrem Gebrauche in ihrem Gewerbe geeignetes, mit dem Stempel eines Norddeutschen Aichamtes nicht versehenes Maß oder Gewicht oder eine unrichtige Waage vorgesunden wird, oder welche sich sonst einer Verletzung der Vorschriften über die Maß- und Gewichtspolizei schuldig machen, neben Einziehung des ungeaichten Maßes und Gewichtes sowie der unrichtigen Waage, mit Geldbuße bis zu 30 Thalern oder Haft bis zu 4 Wochen zu bestrafen sind. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 24. Mai 1371. Leonhardi. Bekanntmachung. Der nächste Jahrmarkt hier wird Donnerstag, den 8. Juni d. I., abgchalten. Wilsdruff, am 24. Mai 1871. Der Stadtrath. Kretzschmar. Tagesgeschichte. Dresden, 24. Mai. Die Kronprinzessin ist aus Frankreich zurückgekehrt lind hat sich ZN Ihren Majestäten nach Jahnishausen begeben, woselbst auch die Herzogin von Genua eingetroffen ist. — Rach dem „Dr. Jouru." dürste der Rückmarsch des sächsischen Armce- corps aus Frankreich etwa Mitte Juni beginnen können. Die Truppen marschircn bis Frankfurt und werden dann von dort per Bahn befördert. Wie verlautet, soll der sächsische Landtag Ende September ein berufen werden. Am Mittwoch Abend ist in Dresden die Ehefrau eines dortigen Klcmpnermeisters durch das Umfallen einer brennenden Petroleum lampe in Brand gerathen und dermaßen verletzt worden, daß sie schon Tags darauf gestorben ist. Wie der „Glückauf" meldet, sind in dein seit dem 27. April 1867 im Abtcufen begriffenen, im Plauenschen Grunde auf Bannewitzer Flur gelegenen freiherrlichen von Burgk'schcn Glückauf-Schachte am 18. d. Mts. bei einer Teufe von 1403 Fuß Kohlen ausgefunden worden. Am 17. Mai wurden in Daubnitz bei Lommatzsch zwei kleine Wirthschasten, den Besitzern Mann und Nünchritz gehörig, cin- geüschert. Auch in Obcrherwigsdorf bei Zittau sind die natürlichen Blattern, sowie in Lautitz die Spitzblattcrn zum Ausbruch gekommen. Da'im letzteren Orte das SchulhanS betroffen worden ist, so ist die Schule bis auf Weiteres geschlossen worden. In der Nacht des 20. Mai sind in der Stadt Werdau in der Nähe des Marktes 5 Wohnhäuser und eine Scheune abgebrannt. Da das Feuer in der Scheune herausgekommen, so wird Brandstiftung vermuthet. Berlin, 22. Mai. Die „B. B.-Z." schreibt: Die gegenwärtige Conferenz des Fürsten Bismarck mit dem französischen Bevollmäch tigten in Frankfurt a. M., wird wahrscheinlich einen bedeutsamen Wechsel in der Situation zwischen Paris und Versailles zur Folge haben. Wie wir hören, handelt cs sich nicht lediglich um einen Aus tausch der Ratificationen, zu welchem der Reichskanzler wohl schwer lich in Person hingcreist sein würde, sonder» namentlich um ein neues Arrangement, welches der französischen Negierung als Entgeld für die beschleunigte Zahlung von 1500 Millionen Francs schon in der allernächsten Zeit die Forts im Norden und Osten von Paris zur Verfügung stellen wird. Nach zuverlässigen Nachrichten wird sich die Regierung in Versailles schneller als sie gehofft, zu jener Zahlung in den Stand gesetzt sehen. In Bezug auf die Dotationen derjenigen Generale, die sich im letzten Kriege ganz besondere Verdienste erworben haben, erfährt die „M. C.", daß dem Reichstage in dieser Angelegenheit für jetzt gar keine Vorlage zugehen wird; vielmehr erwartet inan im Kreise der Bundesregierungen, der Reichstag werde selber die Initiative er greifen und eine bestimmte Summe für die den Generalen nnd dem Fürsten Bismarck zu gewährenden Dotationen auSsetzcn. Als die zu Dotircndcn nennt man außer dem Reichskanzler die Generale von Moltke, Kirchbach, v. d. Tann, Fransccky, Werder, Göben und Voigts-Rhcctz. Der auf Bayern treffende Antheil der Beute von Belfort, be stehend aus 20 Kanonen und 5000 Chassepotgcwchrcn, ist in Mün chen angekommen und im Zeughaus unlcrgcbracht worden. Am 21. Mai haben die ersten Truppen der Negierung in Ver sailles die Ringmauer von Paris an zwei Stellen überschritten und hierdurch das unzweifelhaft baldige Ende der Commune in der fran zösischen Hauptstadt in größere Nähe gerückt. Im Anfang vermuthete man, der Plan der Versailler laufe darauf hinaus, das Thor von Ncnilly zu forciren, nm durch die Avenue des Champs Elysces mög lichst rasch in das Innere von Paris zu gelangen, indessen scheint Marschall Mac Mahon dort nur Scheinangriffe habe aussührcn lassen, während der Hauptstoß gegen die durch lange dauerndes Geschütz feuer schon am 20. gänzlich demvlirte Paräe der Enceintc beim Point du Jour gerichtet war, und gleichzeitig vom genommenen Fort Montrouge aus eine Abtheilung Regierungstrnppen durch das im südlichen Theile der Ringmauer gelegene Thor Montrouge cindrang. Bis zur Stunde liegen weitere Nachrichten über diesen Erfolg noch nicht vor, doch ist er immerhin wichtig genug in der ganzen Ent-