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Dresdner Nachrichten : 19.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187902190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18790219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-02
- Tag 1879-02-19
-
Monat
1879-02
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.02.1879
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«r. so. XHV. Jahrgsng. Dresden. Mittwoch» IS. Februar 1879. ' «»,»> > »t»rt«Uth»« »t, P,ft » «,k»7ll V ,». «HWl.Nn«mern »uftW» 33000 »l»l- güe di« »lick,ob» «in», iandter iliinnuscripl« ««ch» sich di« RedncU»» «ich» »rrdtndlich. attN-Nnnah«« ««I» !ch»»>«NN«i» ««» e«Inv»mbueg,ver» Nn,schien, valel. v«»l°u. tzr«nisnrl a. Li, -U»».«»N« iaverUn. L«t,»i,. wt«n, H,«dur^ Nr««Ni>rt a. M., «lln- Kt». - »««»« » »«. in grnnifu« ». M. — «ur-nur d. ,z«»«li»»>», d««k">—Sn«»», l.,111 i«, v»IU««a o. tn Vari». geökatt für Jolitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Sörsenbertcht, Fremdenliste. Mltredacteur: vr. Lmtl Druck und Für da- Feuill.: Luckaet» Lt«p«el» L i der Herausgeber: tetol»»r«lt in Dresden. verantwortl. »«»nrt-1, lEvlitenI »arteur: e in Dre-de«. Jniernt» »««den M»rirn» «lr»te >, »«»«».» U»r «n,cn,mmen. chinnta»» »t» MM-,» »» Ud«. I« Neulladt nur an Wochen« »-,««: -r-t« «l,>i«r,»isr >«. S dt» Nachm. L UHr. — Der Raum etn«r «>»- Idlllt,cn VelilieU« k»ner I» Pike, chingelandt dt« Zeile 3(1 Psae. Ein« «aranlie »Iir da» »ilchlltäßi,« »richeinen H«r Inserat« wird nicht ,e,«drn. >u»«dr«t,e Unnoncen. »utlrüge «»» un» unbe- laniiten Meinen und Per- sdnen Iiilerieen «tr nur »e,kn V«»nu««rand-» Andlung durch Brief- Marken »der Pofteinjah. lunq. Acht Ltlden tolle» >L Psae. Inserate siir dt« Monia,« > Nummer »d«r »ach einem Festtag« die Peiittkile LS Psge. Die Witterung§äuSsichten nach dem Meteorol. Bureau zu Leipzig für heute den 19. Februar lauten: fortdauernd unbeständig, zeitweise noch windig. ^' Ä«»p p « i i Sankgsaokiitt, ^8oi»ln«s«tr. 14, sssxenUb. <1. Sporvra rill- u. Vsrlmut «dUerStnntapnpierv, pf»näbel«f«,/Zollen uto /Zunrnli-1 luve aller 6ouxolui, Uneat^slil.Lonti'ols ckcr Verloosung ulll>r Wertk- pamsrs. LUe- auok auk drieklicds», VV.-x-o vomlolletelle tllrV/eckeel.' Illidt«! «tv t steine» ktestaurant), V/ilsärutkeestraess k/o. Ist u.! dlittaestiscti von 12—3 Iltir ä la «arte u. Ouuvert. 1'able ä'büte 1'/« Illw im ÜpeiueLsal >1er ersten Ltses. Vo " " ' - .. . - - - ^oraüfrltot» trapül-Ltv bLirjsotlv Live«. ^bsncks warm« Speisen dis >/zI2 Ukr Voltttsche«. Peinlicher konnte der deutsche Reichstag nicht überrascht werden tlS durch den Antrag des Staatsanwalt Tessendorf, ihm die Verhaftung des Reichstagsabgeordneten Fritzsche zu gestatten. Der Reichstag fühlt, daß er damit selbst unter den kleinen Belagerungs zustand gestellt ist. Seine Zusammensetzung, ja sein Bestand selbst erscheinen gefährdet, von der Freiheit seiner Berathungen und Beschlüsse ganz zu geschweigen. Der Tessendorf'sche Antrag, durch Vermittelung des königl. preußischen Justizministeriums an den Reichskanzler und von diesem an den Reichstag gelangt, hat in letzterem eine hochgradige Aufregung hervorgerufen, die ihn bis zur Beseitigung von deren Ursache zur Vornahme jedes Geschäftes untauglich machte. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Reichstag der Requisition Tessendorf'« nicht nachgeben, sie vielmehr auf dem kürzesten Wege nachdrücklichst zurückweisen und in der persönlichen Freiheit seines Mitgliedes Fritzsche die eigene Freiheit wahren wird. Denn wenn durch einen Polizeibeschluß ein deutscher Volksvertreter des Rechtes der Ausübung seines Mandate- verlustig iverden kann, so ist die ganze Stellung der Volksvertretung erschüttert. Der Kaiser beruft die Volksvertretung ohne alle Ausnahme als Reichstag nach Berlin. Die Abgeordnetm kommen dem Rufe ihres Kaisers nach. Der Abg. Fritzsche, von Berlin auSgewiesen, hält mit Recht den Ruf des Kaisers höher als eine Verfügung der Polizeidirektion. Und jetzt soll der Reichstag ihn wegen seiner Pflichterfüllung ver haften lassen? Der Staatsanwalt Tessendorf beruft sich in seinem Rekognitionsschreiben darauf, daß bei Berathung des Sozialisten gesetzes der Abg. Windthorst vorausgesetzt habe, wie man auf Grund dieses Gesetzes „einzelne oder mehrere Mitglieder oder ganze Gruppen des Reichstages" an der Ausübung ihres Rechtes verhindern könnte. Man hatte dein scharf in die Zukunft blickenden Abgeordneten zu- gerusen: „DaS ist unmöglich!" Schlagfertig hatte der wie mit Prophetenblicke begabte Windthorst replicirt: „Unmöglich ist der Fall nicht; wenn er es ist, so soll es mir lieb sein, wenn es mir bewiesen wirb; aber er ist jedenfalls denkbar, und da ich ln den letzten 10 Jahren selbst Undenkbares erlebt habe, so wirb man mir es nicht übel nehmen, wenn ich Denkbares für möglich halte." Nun, der Reichstag wird das Seine thun, um seinen Bestand zu sichern. Was aber als bleibender Schaden nicht so leicht ver wunden werden kann, ist die Nahrung, welche die Sache der Sozialdemokratie aus dem Falle zieht. Ihr Mitglied, Herr Fritzsche, erscheint in den Augen der Masse als ein Märtyrer. ES ist wahrlich keine angenehme Aufgabe für die der Sozialdemokratie feindlichen Parteien, einen Anhänger dieser Sekte „herauszuhauen", uin in seinem Rechte das allgemeine Recht vor Verkümmerung zu behüten. Wegen eines Sozialdemokraten in einen Widerspruch mit dem Reichskanzler zu gerathen, ist eine arge Verschiebung der Verhältnisse. Man hätte diese unnatürliche Gruppirung dem Reichstage ersparen sollen. Die gegen die Sozialdemokratie so oft gepredigte Noth- wendigkeit des Zusammenhalten- erscheint zerklüftet. Nur die Sozialdemokratie wird dabei ihre Rechnung finden. Fritzsche ist übrigens einer der gemäßigten Sozialdemokraten und heißt bei ihnen wegen der Vorsicht seines Vorgehens spottweise „der Leise» treter". Zudem enthält der Rechenschaftsbericht, der über die Verhängung des Belagerungszustandes dem Reichstage zugegangen ist, durchaus keine neuenThatsachen, so daß selbst die konservativsten Abgeordneten verwundert den Kopf schütteln. Man sollte den Bogen nicht zu scharf spannen. Uns macht das ganzeVorgehen den Eindruck, als sähe man es nicht ungern, daß der Reichstag in einen Konflikt mit der Regierung geriethe, um Anlaß zu gewinnen, ihn aufzulösen Unwillkürlich fällt Einem der Gegensatz in die Augen, den Frankreich zu Deutschland in der Sozialistenfrage jetzt einnimmt. Das revolutionäre Vorgehen des Pariser GemeinderatheS hat den Präsidenten GrSvy veranlaßt, dessen Präsidium zu sich zu bescheiden und ihm eine Lektion zu ertheilen. Grövy versicherte den Herren Rothen ganz entschieden, daß, so lange er aus dem Posten bleibe, er der Republik Respekt verschaffen würde. Man müsse jetzt gerade große Mäßigung zeigen. Die großen Städte seien allerdings der Republik durchaus ergeben, aber man müsse auch mit dem Reste der Bevölkerung rechnen, der leicht aufgeregt und beunruhigt sei. Frankreich habe bereit» drei Mal die Republik besessen und drei Mal sei dieselbe durch die Schuld der Republikaner verloren gegangen. Man solle sich daher bemühen, die Republik diesmal endgiltig zu behalten. Daß diese vernünftigen Mahnungen auf die Kommunarden tiefen Eindruck gemacht oder sie gar überzeugt hätten, ist billig zu bezweifeln. Der Pariser Gemeinderath wird seinen Beschluß, den rückkehrenden Amnestirtcn 100,000 Frank» zu bewilligen, umso weniger umstoßen, als der Minister de» Innern, Marcöre, soeben in der Deputirtenkammer den Beschluß selbst einen „vortrefflichen" nannte, der nur wegen eines dabei begangenm Formfehler» zu tadeln sei. Die Regierung wird vielmehr selbst Geldmittel zu dem gleichen Zwecke von dem Lande fordern. Mag man nur in Frankreich diese bedenkliche Maßregel nicht später bereuen. Frankreichs auswärtigePolitik wendete sich neuerdings energisch dm Orientwirren zu. Sie unterstützte kräftig die griechische Negierung in ihrm weitgehenden Forderungen der Abtretung türkischen Gebiet«. Freilich umsonst. Der Großtürke weigert sich entschieden, dm dies bezüglichen Beschlüssen de» Berliner Kongresse» nachzukommen. Ist es an sich schon bedauerlich, daß hierdurch ein neuer Streitpunkt wachgehalten wird, so ist eS für Frankreich besonders unangenehm, auf diesem diplomatischen Felde eine Schlappe davon zu tragen. Frankreich hatte sich allerdings die schwierige Aufgabe gestellt, „zwei Pferde zugleich zu reiten". Es wollte die Türkei bewegen, an Griechenland weitere Landesabtretungen zu machen, andererseits bot e» der Türkei große Summen französischen Kapitals an. Soebm unterbreitete der Franzose Torqurville dem Sultan einen höchst fein ausgedachtm und von diesem gierig ergriffenen Plan, die Türkei' — Frau Gräfin von Hqdenau aus Schloß Albrechtöburg auf's Neue zahlungsfähig zu machen. Das finanzielle Netablisse- bcl Dreo^cn besintct sich aui dein Wege der Besserung. Ihre ment der Türkei (die Details würden zu weit führen) besteht darin, alle Schulden der Türkei zu unificiren, sie auf die Hälfte ihres Nominalbetrags zurückzuführen, die eine Hälfte nicht zu bezahlen, dafür mit 200 Millionen Francs französischen Geldes das türkische Münzwesen umzugestalten, das Papiergeld einzuziehm und die drü ckendsten Schuldverbindlichkeiten abzumachen. Der Sultan erhielte Garantie für die ungestörte Zahlung der Stemm, überläßt aber den Franzosen die Erhebung derselben und die ganze Zoll- und Finanz verwaltung. Der Sultan käme auf diese Weise aus der Gewalt der Engländer, die ihm immer neue Vorschüsse vorspiegeln, aber nicht zahlen, in die Hände der Franzosen, die ihm jetzt Geld schaffen. Hätten wir doch, seufzen die Engländer, die Millionen, die uns der Kaffernkrieg kosten wird, an die Türkei gewendet! Denn wenn die Franzosen die türkischen Zölle in die Hand nehmen, dann ist es mit dem ausschließlichen Absätze englischer Industrie-Erzeugnisse in der Türkei vorbei. Der Papst wird ein „allgemeines großes Jubeljahr" aus schreiben. Das klingt ja ganz verlockend; allgemeiner Jubel ist ein mal eine Abwechselung von Orientmetzeleien, Rinder- und Menschen pest, Afghanen- und Zulukaffernkricg, Communardcn- und Social- demokrntennoth, Korn- und Viehzöllen und wie die Gebresten der Gegenwart weiter heißen. In der Katholischen Kirche sind Jubel jahre von Bonifaz VIII. her eingeführt worden, um der bedrängten pästlichen Kasse von Zeit zu Zeit aufzuhelfen. Nun fließt der Peters pfennig dürftig genug und da außerdem frühere Päpste anläßlich der Besitzergreifung des päpstlichen Stuhls ein Jubeljahr verkündeten, so macht sich auch Leo XIII. diesen Usus zu Nutze. Wer Geld nach Nom in diesem Jubeljahre schickt, kann auf Vergebung seiner Sünden rechnen. Darin besteht der Jubel. So jubelte auch schon Gevatter Tetzel: „Wenn nur das Geld in dem Kasten klingt, die Seele aus den: Fegefeuer springt." Neueste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." Berlin, 18. Februar. Neichstagssitzung. Der Reichstag ist beschlußfähig. Bei der Wahl eines 2. Vicepräsidenten sind 22l Abgeordnete anwesend. Es werden 168 gillige Stimmzettel ab gegeben. Das Eentrum giebt unbeschriebene Zettel ab. Fürst Hohenlohe-Langenburg (freikonservativ) erhielt von den Rational liberalen und der Fortschrittspartei 82, Abg. Lucius (ebenfalls frei konservativ) erhielt von den beiden korservativen Parteien 79 Stim men, vr Haenel außerdem 6 und v. Frankenstein 1 Stimme. In folge dessen engere Wahl zwischen allen 4, wobei Fürst Hohenlohe 106, Lucius nur 79 erhielt. Der erster« ist somit gegen die Stim men seiner eigenen Partei gewählt. Zu Schriftführern werden durch Akklamation dis früheren: die Abgg. Gras Kleist, Bernards, vr. Thilo, Eysoldt aus Pirna, Pr. Soden, Blum, vr. Weigel und v. Minnigerode gewählt. Der Gesammtvorstand des Reichstags ist somit konstituirt. Hierauf stellt Abg. LaSker bezüglich der nachge suchten Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung des Abg. Fritzsche den Antrag: 1) die Genehmigung zu versagen, 2) zu erklären, daß der Reichstag den 8 28 des Sozialistengesetzes nicht in dem Sinne auffaßt, daß ein Mitglied durch polizeiliche Ausweisung an der Er füllung seiner Obliegenheit, an den Reichstagsverhandlungen Thcil zu nehmen, verhindert werden dürfe. Es heißt, die Nationallibera len, die Fortschrittspartei, das Centrum und die deutsche Neichs- partei werden für beide Nummern des Antrages stimmen, der ersten Nummer würden auch die Deutsch-Konservativen zustimmen. Zum Schluffe ging dem Reichstage ein zweites Schreiben des Mcekanz- lers Grafen Stolberg zu, worin auch gegen den Sozialisten Abg. Hasselmann die Genehmigung zur Verfolgung und Verhaftung nachgesucht wird. Das Haus vertagte die Berathung über beide, Fritzsche und Hasselmann betreffende Schreiben auf morgen. Wien, 18. Februar. Abgeordnetenhaus. Der neue MInI- sterpräs. v. Stremayc erklärte: DaS neue Kabinet habe weder ein Zukunstsprogramm, noch eine neue politische Aktion zu verkünden, sondern zunächst dafür zu sorgen, daß die parlamentarischen Ge schäfte reine Unterbrechung erleiden und baß die veriassungS mäßigen Funktionen auf ein neues Abgeordnetenhaus störungs los übergehen. Die Verwaltung werbe in gewissenhafter Obiektivltat mit fester Hand geführt werden. Einer Dar legung seiner maßgebenden Prlncipien bedarf es nicht, da die bisherigen Mitglieder teS KabinetS in ihrer sieben jährigen Vergangenheit Gelegenheit hatten, dieselben zu be- thätigen und Ne sich durch eine bewährte Kraft lGras Taaffe) verstärkten. Vor Allem seien das Budget und die damit zusammenhängenden Vorlagen zu erledigen. Für die Beziehungen zum Orient sei durch den Berliner Vertrag eine bestimmte, fest- begrenzte Grundlage geschaffen. Auf dieser fußend, erkennt cs die Regierung als idre Pflicht bei der dem gemeinsamen Mini sterium zustehenden Durchführung der auf dem Berliner Kongresse übernommenen Ausgaben für äußerste Sparsamkeit In jeder Rich tung einzusteben und soweit e» mit der Ebre und Sicherheit der Monarchie vereinbar, neue Opfer zu verhüten. Minister von Strcmayr schloß mit einem Appell an die staatSmännische Ein sicht und Vaterlandsliebe, welche alle Volksstämme, alle Parteien zu gemeinsamer, ersprießlicher Thätigkeit auffordere. Locale- a«d GSchstfche». - Vorige Woche hat Se. Mai. der König dem neuen Kadettenhause einen längeren Besuch gewidmet. Seine Majestät erschienen in Begleitung deS Herrn KriegömintsicrS ^ v. Fabrtce völlig unerwartet früh kurz vor 8 Uhr in dem Ka dettenbause und wohnten vier Unterrichtsstunden in vier ver schiedenen Divisionen bei. Darauf folgte eine eingehende Be sichtigung des ganzen Gebäudes, seiner Einrichtungen und Um gebung. Se. Malestät verließen die militärische Unterrichts anstalt seine» Königsreichs. wie e» schien. sehr befriedigt von dem Befunde. — Den BezirkSgerichtS-Assefforea Eugen Küttner in Leip zig und Clemens Oes er in Freibrrg ist der Titel und Rang «Ine» Gerichtßratbe» deiaekegt worden» beiden Söhne sind nach Berlin zurüctgekehrt. — Laut dem amtlichen stenogiaphischen Bericht über die erste Sitzung des Reichstages waren bei dessen Eröffnung anwesend Von den sächsischen Abgeordneten die Herren: Acker mann, Dietze, Estsoidt, vr. Frege, Günther, Hvltzniann, Land mann, Reich, Richter, Schmiedel, vr. Stephani, Streit. Vopcl, vr. Rcntzsch. Ala krank war gemeldet: Grützner, entschuldigt waren: Bcbcl, vr. von Schwarze. Bahlteich, ohne Entschuldig ung fehlten: Bracke, Kapser, Liebknecht, Meiner. Von den sämmtlichen sächsische» sozialdemokratischen Abgeordneten ist also bei der Eröffnung des Reichstages nicht rin einziger anwesend gewesen. — Da baS Unwohlsein des Herrn OberappellatlonsralhSKlemm noch nicht völlig behoben ist, wird morgen sein Herr Kollege Scheele vor dem Jurltten-Aubitorium seine Vorträge über die neue Konkursordnung beginnen. — Von den Gebäuden, die zu Astern vom KrlcgSmintsterium an den StaatoriSkuS übergeben werden, hat taö Ministerium deS Innern die Raume der Militärstrasabthetlung iür Zwecke der Eivilgefangenen In Anspruch genommen. Die Arrest- Häuser auf der Pillnitzcrstraße und in dem Be-lrksgerlcht aui der LandhauSstraße reichen nicht, wie es scheint, bei dem jetzigen Stande der öffentlichen Moral für die Unterbringung aller Ge fangenen aus. Die Garde retterka ferne und die Pferce- stallungen im Jäg erbose hat Herr Advokat L eöky iür die Abhaltung künftiger Pierteauöstellungen gemtethet, wozu sie sich umsomehr eignen, als das bisher dazu benutzte Areal lm Central- schlachthose viele Unannehmlichkeiten bot. Wa» mit der Garde- rcitcrkaserne aus der Rcttbahnstraßc wird, ist noch unbekannt. Früher hieß es, daß die Administration des gräflich Vitzthunl ieben G1) mngilu m ö auf einen Theil desselben bebuis Neu baues eines Ghmnasiuiiiö rechne. Das ebenfalls frelwerdende Garnisonlazareth an der Elbe, dieser sargartlge Kasten, den Dresden dem einst allmächtigen Geh. Rath Walther ver dankt. harrt ebentalls noch seiner Verwendung. Sollte eS nicht die Stadt gebrauchen können? — Der Brand des Saxonia-SchachteS bei Brüx stellt sich nach unö zergehenden sicheren Nachrichten ganz anders heraus, als es die durch taS repllh-Ossegaer Unglück im ganzen Ncrkwestböhmen aufgeregten Gemütver auige!aßt, geschildert und an diverse Zeitungen berichtet haben. Am 10. und N. d. gingen durch das leuchte Wetter mehrere Brüche, von den alten sogen. Baucrn-Bauen verrührend, in der Nähe des kleinen StelgerbauieS zu Lage, dieselben wurden sofort zugefüllt und zur Vorsicht bas HauS geräumt. In der Nacht vom 11. auf ven 12. d. entstand unter einem provisorisch ausgekübrten Pferdestalle ein Loch, welcher Vorgang den Verlust des Pterdeö zur Folge batte. Durch das Weitcrbrechen des Lockeö mögen wahrscheinlich alte Fcuerorte wieder in Brand gerathen sei», so daß man zur Erstickung des selben die Ecke des Steigerbauses abreißen mußte, um mit anderem Material alles gut zu verschütten. Diese Vorfälle haben aber mit den Schack tanlagcn selbst nichts gemein, dadurch sind weder die alte noch die neue Anlage getährdct, welche aus festem Kohlen- körpcr ruhen. Die Störung der Förderung dürste ln Kürze be hoben kein, inzwischen ist aber Vorsorge getroffen, die Kundschaft nach wie vor zu befriedigen. — Die Stellen des Waisenvaters und der Waisen mutter in dem neubcgründetcn Walsenhause sind nunmehr vom Stadtrath durch Hrn. Privatuö Moritz Hertzsch und dessen Ehe frau besetzt worden. — Der in der Stadt vielbesprochene Selbstmord eines AnnenrealschülerS ist auch in der letzten Sitzung der städtischen Schulbeputation zur Sprache gekommen. Man hat dabei den unseligen Entschluß deS Schülers, wie die Handhabung beo Gesetzes durch Herrn Rektor Viötor einer eingehenden Kritik unterzogen. Bestimmte Beschlüsse scheinen noch nicht gefaßt zu sein. Wie man jedoch erzählt, hat die Auffassung deS „Spickens" des Schülers als eines „Betrugs" den tiefsten Eindruck auf den Unglücklichen gemacht, da derselbe nach Ostern als Avantageur in die Armee eintreten wollte und es bekannt ist, daß man im Offiziersstande und mit Recht den Begriff der „Ehre" äußerst gewissenbait auffaßt. — Seit 187? bestand zwischen der Gemeinde Lo schwitz und der Sächs.-Böhmtschen Dampfschifffahrts-Gesellschaft ein Prozeß wegen deS sogenannten „Loscvwitzer Gemrindekahnö", d. h. wegen teS FährrechtS zwischen Loschwitz und Blascwitz. Die erstgenannte Gemeinde behauptet, von Alters her im Besitze dieses F-ährrechteö zu sein und die DampsschMahrtsgesellschast hatte im Jahre 1802 taS Recht auf 15 Jahre mit sammt einem Lanteplatze am Loschwitzer User für jährlich 200 Thlr. erpachtet. Als 187? der Pachtvertrag ablief, wollte der Loschwitzer Ge- meinderath den „Gemelndekahn" selbst in Bewegung setzen und ein Ortscinwohner erhielt taS Fährrecht für ein Billiges; drüben aber, am Blasewitzer Ufer, kehlte der Gemeinde ein Landeplatz, denn die DampfschifffabrtS Gesellschaft batte schon vorher in be deutender LängcnauSdehnung dieses User vom Staate gekauft und verweigerte den Landeplatz, während Loschwitz ein „ding liches" Reckst aus solchen behauptete. Inzwischen machte die Ge- sellschalt aber immer noch Pachtanerbletnngen. Jetzt endlich baden sich die streitenden Parteien verglichen, bezahlen die Prozeßkosten gemeinschaftlich und die Gesellschaft übernimmt wieder pachtweise - iedoch nunmehr nur für 300 Mark jährlich — die Gcmeinbe- üverfavrtSgerechtlgkeit bis zum Jahre 1892 unter ausdrücklicher Anerkennung derselben und emeS Landungsplatzes am Blase- witzcr Ufer! Hätte Loschwitz nicht prozeisirt, wäre eS freilich be deutend besser gefahren, denn außer dem damals gebotenen höheren Pacht wollte die Gesellschaft auch noch die Uferstrecke am Lan dungsplätze der Fähre aus Loschwitzer Seite aus ihre Kosten ab- pflastcrn lassen. — Im Jnseratenthclke findet sich ein Hilferuf kür die Hinterlassenen der durch die Katastrophe in mehreren böhmischen Braunkohlenbergwerken verunglückten Bergleute, sowie für die vielen Familien, deren Ernährer durch die Ersäukung der Berg werke brodloS geworben sind. Möchten die Gaden reichlich fließen» auch die kleine Spende wird manche Thränc trocknen. — Der aus dem Vorjahre von den Meinerträgnissen der vr. Mttntz'schenStlftung dem Stadtrath zur Verfügung stehende Ueberschuß von 76,462 Mark, soll folgendermaßen ver wandt werten: 600 Mk. zur Armcnspessung, 150 Mk. Unter stützung an den Verein zur Hebung deS sittlichen Gefühl- der Dienenden. 12.000 Ml. zum Bürgerbospltastond. 12.000 Mk. zur vr. Güntz'schen Asylstistung und die Restsumme Von 51.712 Mk. zu dem Verfchönerungvfond derselben Stillung. - Ueber den Neustädter Marktplatz soll nun auch von dem Ende deS östlichen Trottoirs der AugustuSbröcke, vis zum Anfang teS gleichen Trottoirs der Hauptstraße ein erhöhter Fußweg von Eemrnt mit Granitborb hergestcllt werden. Der Weg wirb 1690 Mark kosten.
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