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Nummer 278 — 27. Jahrgang Eriche»» Kmal Ivöchenlt. ml» den lUnslr. «raNSdellaaen .Die veil' »nd .s?»r unser« »einen Leute', sowie den Tertbetiaoen ,«I. Benno-Blatt'. .Unterbaltun» und Wissen'. .Di« Well der grau', .«er,Nt»« Ratgeber'. Dar gute Buch' .ssilmnmd- ,«au'. Monat»»« «ezugSvret» 3 MI. einlchl. Reslellaeld. kinzelnumm« IO ^ Sonnabend- u. Sonntagnummer SO Hauvtsitzrlftl«»«: De. «. DeSc,tik. Drekden. Donnerstag. 6. Dezember 1S2S Oertagdorti Dresden «n,et,e»pret<e, Dte Igelvaltene Petit,eile »0 ^ Namtlten« an,eigen u. Stelle,igetuche SO Z. Dte Petttret,ame,eile 8» mm breit. 1 ssilir «„zeigen autzerbalb des VerbreUnngSgedtetel diePetttreNamezeileI.Driefgeb.!»«»^ ^mFall« höherer AewaN «»ich, ,ede Verpflichtung ans Lieferung iowts Erfllllnnn b. An,eigen. An,trügen u. Leilinng p. Schabenerlatz. Betchüftlicher Teil Artnr Lenz, Dresden. iSeschitstsstelle, Drnrtn.Verlag: Merinanta. titr Verlag »nd Druckerei, gNNale Dresden, DreSdcn-R. I. PoNirstratzeN. iZerimNLIOlS. Positchecklonlo Dresden ?7N3. Baickfon'n «endtdan- DreSden Nr „17tn Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen BolkSzeitung DreSden-Aitstadi I Poliersbcatze 11. ^ernrin Mit und „ntL Deutschland und Frankreich Zermes WEM MMWell Die Wiederaufnahme -er Besprechungen über einen deutsch-polnischen Handelsvertrag Warschau, 5. Dezember. Wie die halbamtliche Epoca und andere Blätter berichten, hatte der Bevollmächtigte der deutschen Regierung siir die Han delsvertragsverhandlungen mit Polen. Minister a. D. Her mes, der gestern vormittag hier eintras, bald »ach seiner An- kmnst mit dem polnischen Delegationssührer Twardowski eine zweistündige Unterredung. Eine zweite Konferenz mit Minister Twardowski, an der die Mitglieder der deutschen Delegation teilnahmen, fand von 6 bis 7 Uhr statt. Die Agentur Preß berichtete, daß der deutsche Standpunkt eine genaue Erörterung von seiten der polnischen Regierung er forderlich machen werde. Der gleichen Agentur zufolge reist Minister Hermes heute abend nach Berlin zurück. * ^'s könnte nur als für beide Seiten sehr erwünscht be zeichnet werden, wenn diese Handelsvertragsverhandlungen, die so lange von Vertagung zu Vertagung geschleppt worden sind, endlich in Fluh kämen. Der gegenwärtige Zustand des ver schleierten Handelskriegs schadet beiden Ländern und bringt niemandem Vorteil. Rascheres Juskarrdekommen -er Reparakionsverhandlungen? London, 5. Dezember. Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph schreibt: Während die Diplomatie in Paris tätiger bei den Reparationsverhandlungen ist, als in London, zeigt Sir Austen Chamberlain ein Interesse an der Sache, die das Foreign oifice vor seiner Rückkehr aus Amerika nicht gezeigt hatte. Tatsächlich waren die Verhandlungen nahezu ausschliehlich von den britischen und den alliierten Schatzämtern geführt worden Die Frage, die vcrhüllnismähig noch die größten Schwierig keiten bereitet, ist die genaue Reichweite der Unter such» n g, mit anderen Worten die Frage, wie weit die Repa rationskommission Anspruch darauf erheben könnte, das Bs- richterstatterthcma. wie es m der ursprünglichen Genfer Reso lution festgesetzt worden war, einzuschränken. Die britische Note hatte einen weiten Spielraum angeregt, während Poin- carä ihn beschränkt wissen wollte und hierbei vielleicht un- erwarteterweise die Unterstützung Parker Gilberts gefunden hat. Es wird gehofft, daß im Laufe der Woche eine Verein barung zwischen den Alliierten erreicht wird. Chamberlakn feiert Lyaukey Die englisch-französische Freundschaft. London, 5. Dezember. In einer Rede auf einem Essen zu Ehren des Marschalls Lyantey sagte gestern abend Sir Austen Chamberlain u. a.: Ich freue mich immer, an einer Veranstaltung teilzuneh men, bei der wir die Notwendigkeit der Freundschaft Frank reichs und Großbritanniens anerkennen und bekräftigen. Der Marschall hat in Worten die mich tief gerührt haben, von der loyalen Zusammenarbeit gesprochen, die er seit seiner Ankunft in Marokko bei den britischen Vertretern gefunden habe. Ich möchte, das; das überall so der Fall sei. Wir arbeiten zusam men für den Frieden. Wir werden nicht erlauben, daß ein Mißverständnis sich in unsere Beziehungen drängt. — Chamber lain sagte weiter, ivas für oberflächliche Differenzen es auch zwischen beiden Ländern gebe, sie berührten nicht Tiese und Dauerhaftigkeit der gemeinsamen Interessen. Die beiden be freundeten Länder hätten die Differenz«,, der Vergangenheit begraben. In Zukunft sei ihr Schicksal miteinander verbunden. Sie hätten «In und nur ein gemeinsames Ziel, nämlich die Aus- reckterhaltung des Friedens und die Entwicklung der Zivili sation. Cooli-ge für -en Kelloggpakl Ne uyork, 5. Dezember. Wie Herold Trib. aus Washington meldet, teilte Präsident Coolidge bei der Uebersendung des K e l l og g p a k t e s dem Senat mit, er würde sich freuen, wenn der Vertrag noch in dieser Session angenommen »nd ihm damit Gelegenheit zur Unterzeichnung des Vertrages gegeben würde. Die Ardettsausrmhme an -er Ruhr Bisher 70 Prozent -er Belegschaften wieder eingestellt Dortmund, 5. Dezember. Der Arbeitgeberverband teilt aus Anfrage mit: I» der weiterverarbeitenden Industrie sind zurzeit VVProzent der Belegschaft wieder bei der Arbeit und bei den Hüttenwerken 30 Prozent. Die Hüttenwerke beginnen heute mit den Anblasen der Hochösen. In der Frage der Unterstützung für die Aus- gesperrten in der Gruppe Nordwest bis zu der Zeit, in der die erste Lohnzahlung wieder einsetzt, hat die Reichsver sicherungsanstalt folgende Entscheidung getroffen: Da natur gemäß die Aufhebung der Aussperrung durch den Arbeitgeber verband Nordwest zunächst nur die Wiedeieinstellung eines Teiles der Belegschaften bedeuten kann, ist es unausbleib lich, daß ein großer Teil der Ausgesperrten erst nach Ablauf einer gewissen Zeit die Arbeit wieder aufnehmcn kann. Diese Arbeitnehmer werde», soweit sie mindestens sieben Tage aus gesperrt waren, in die Arbeitslosenversicherung ausgenommen. Für die Arbeiter, die weniger als sieben Tage ausgesperrt waren, tritt die Aufnahme in die Arbeitslosenversicherung am siebenten Tage ihrer Arbeitslosigkeit automatisch ein. Einzelne Werke, wie die Firma Krupp, Essen, haben be schlossen, bis zur ersten Lohnzahlung den wiedereingestellten Arbeitnehmern Erleichterung zu schassen durch Zahlung von Lohnvorschiissen, Stundung der Mieten für Werkswohnungen sowie Stundung sonstiger Abzüge. In allen rheinisch-westfälischen Gemeinden des Aus- sperrungsgebietes sind durch die lausenden Unterstützungen Niesen betrüge verausgabt worden. So hat ). B. die Stadt Mülheim-Ruhr mit 13 500 Unterstützten bisher LMOM RM. zu zahlen. Zn diesem Betrag treten beträchtliche Aufwendungen für Sachleistungen. Die Stenerausfälle werden für diese Stadt auf etwa 40 000 RM. wöchentlich geschätzt. Die Stadt Duisburg hat im November an durchschnittlich über rovoo Unterstützt« fast 1 Million Mark ausgcgeben. Esse», 3. Dezember. Die Arbeit wurde nunmehr auch in Mülheim-Ruhr wieder ausgenommen. Die F rst e d r i ch - W i l h e l m - H ü t t e stellte in den Maschinenabteilungen die Arbeiter sofort wieder ein. in den Hochöfen und Kokerei-Betrieben kann sich die Ein stellung erst in de» nächsten Tagen allmählich vollziehen. Das selbe gilt sür die Firma Thyssen, Abteilung Stahlwerk- Betriebe. Bei der Deutschen Maschinenfabrik be- gann heute früh die Arbeit mit dem größten Teil der Beleg schaft der Rest wird Mittwoch eingestellt. Bei den Siemens- S ch u ck e r t - W e r k e n ist die Arbeit seit Montag vormittag wieder in Gang. In E c l s e n k i r ch e n - B u e r kann nach Mitteilung der Werke am Dienstag bereits wieder der größte Teil der Belegschaft zur Arbeitsstelle zurückkehren. Die Ver einigten Stahlwerke in Eelsenkirchen werden am Dienstag wie der voll arbeiten, mit Ausnahme einiger Walzenstraben. Un gefähr dasselbe Bild ergibt sich für die Mannesmann-Nöhren- Werke »nd die Gute Hossnuiigs-Hiitte, Abteilung Eelsenkirchen- Bner. Die Verwaltungen der Hochöfen erklären, daß sic allerdings nicht mehr in der Lage sind, ihr ge samtes früheres Personal wieder einzu- srellen, weil die Beschäftigung in den letzten Wochen er heblich nachgelassen hat. Es wird jedoch ausdrücklich erklärt, daß diese Maßnahme nicht mit der Aussperrung im Zusammen hang steht, daß vielmehr Stillegungsantrnge schon geplant waren, ehe der Konflikt in der Nordwestlichen Gruppe begann Die Werke der weitervernrbeitenden Industrie, die Gußstahl werke Hermann Francke und die Firma Küppersbusch u. Söhne, nehmen den ganzen Betrieb mit geringen Ausnahmen Dienstag früh wieder auf. Im Bochumer Bezirk vollzog sich die teilweise Wiederausnahme der Arbeit heute srüh gut. Das Stahlwerk des Bochumer Vereins hofft man Anfang nächster Woche in Be trieb zu nehme», während das Walzwerk in Höntrop voraussicht lich schon Dienstag oder Freitag wird voll arbeiten können. Die große Rede Briands. Paris. 5. Dezember. Nach Chamberlain hat nunmehr gestern auch Briand das Wort ergriffen, um das Verhältnis seines Landes zu Deutschland darzulegen. Man wird beiden Reden, die zeitlich in so ausfallender Weise rasch auf einander folgen, besondere Bedeutung beimessen dür fen. Offensichtlich wünschen die beiden Außenminister, auf diese Weise die allgemeine Grundlage zu schaffen für die Verhandlungen der Sachverständigen, die wäh rend der nächsten Monate über die Reparaionsfrage stattsinden sollen. Vriand wandte sich zunächst gegen den von sozialistischen Rednern in der Kammer zum Ausdruck gebrachten Pessimismus. Wenn man die leisten Jahre überblicke, io müsse man festsiellcn, daß cs nach dem schrecklichen Krieg und den Friedensbedingniigcn, die so manches Mißvergnügen hcrvorgeruse» hätte», trotzdem möglich gewesen sei, den Frieden ausrechtzucrhallcu; aber ein solider könne nur auf soliden Grundlagen aufgebaut werden. — Mit Entschiedenheit wandte sich der Minister gegen die von soziali stischer Seite au seiner Genfer Rede grüble Kritik: „Man darf mei ner Genfer 'Rede nicht den Sin» gebe», den sic nie gekickt Kat. Ich hake nur darauf geantwortet, weil der Reichskanzler mit viel Mäßigung nichts weniger gesagt habe, als daß Vriand eine doppel seitige Politik betreibe. Da ich Frankreich vertrete, so habe ich das Bedürfnis empsuude», den Vertretern aller Nationen zu er klären, das; Frankreich ebensosehr wie jedes andere Land den Frieden wolle, daß es Anhänger der Entwassnung sei. Aber wenn, so fuhr Vriand fort, zwei große Länder wie Frankreich und Deutschland, die Eadrcs eines Heeres besitzen, eine mächtige In dustrie, Millionen von Menschen, die einen großen Krieg durch gemacht haben, ist es ihnen immer möglich, Krieg zu führen. So- lange man nicht vom Friesensgeist beseelt, solange das Vertrauen zwischen den zwei Ländern nicht hergestcllt ist, würde man Illu sionen schaffen, wenn man sie im Glauben ließe, daß cz ihnen un möglich wäre, Krieg zn führen. Ich habe erklärt, Frankreich und Deutschland hätten keine Gelegenheit verpaßt, ibren Friedens willen öffentlich zn bekunde». Nach dieser Rede und dieser offenen Aussprache waren alle Mißverständnisse beseitigt, und die Verhand lungen, die Sic kennen, konnlen eingelcitet werden. Vriand sprach darauf von der L o c a r n o p o l i t i k. In Deutschland babe man erklärt, sie habe Bankerott gemacht, wäh rend sie tatsächlich einen Erfolg erzielt habe. Man habe den Pakt von Locarno etwa so dargcstellt wie den Hut eines Zauberers, ans dem man alle möglichen Gcgcnstänse hcrvorbole» könne. Lo carno sei ein im Rahmen der Verträge abgeschlossenes Abkomme», dessen haupijächlichste Bedeutung darin liege, daß cs die freiwillige Unterschrift Deutschlands trage. Keinerlei Beding»»» sei vor dem Abschluß gestellt worden, und als Reichskanzler Dr. Lulher ihm im Laufe der Verhandlungen ein Memorandum über die dcmschen Wünsche habe unterbreiten wollen, habe er cs nickt i» Empiang genommen, damit er keine Vervslichlnngen übernehme, die er nicht halte» könnte Jetzt aber, nachdem er »ach der Unterzeichnung Kenntnis von-den deutschen Wünschen genommen babe. müsse ec erklären, daß diese Probleme in ihrer Gesamlbeil aurchaeiübn wor den seien, und daß Frankreich nach dem Patt vu» Locarno alle deutsche» Wünsche erfüllt kicke, st?) Es sei im Rheinland ein Re gime crricktet worden, aas nicbi mehr denselben Ebarakier trage ivie früher. Kein gutgläubiger Mensch köipie dies ablengnen. Tcntschland habe ans Locarno einen große» Nutzen gezogen. der viel größer sei. als es vor den Verhandlungen über den Pakt er wartet habe. Er beglückwünsche sich dazu, der französische Minister des Acußcr» gewesen zu sei», der diese Entschlüsse gefaßt habe Vriand erwähnte mm die Genfer Verhandlungen vom Mo nat September. Die Vertreter der Alliierten seien mmiiimeii- getretcn, und Reichskanzler Müller habe zu ikuc» gesagt: Deutsch land Kat das Recht, die sofortige Rkci » ln » dräu ,» u » g zu fordern. Franlrcich und England Köllen darauf mit dem Vertrage !,» der Hand geaulwortet; Das ist nicht richtig, Deutschland lsat dieses 'Recht nicht. — Vriand erklärte alsdann, wie man cmz» ge kommen sei, trotz der deutschen Forderung die Verhandlungen sorl- zusctzcn. Frankreich, so sagte rr. wolle nicht mit seinem Pfand spe kulieren, aber es müsse bedenke», daß es selbst Vcrpsiiclilimgen übernommen hat. Könne es etwa zugcben, daß Deutschland eines Tages die Arme kreuzt und erklärt, es werde nicht mebr bcealiten, während Frankreich Verpflichtungen zn erfüllen Kobe? Das sei unmöglich. Er wolle das deutsche Volk in teiner Weise beleidigen, aber er sei doch verpslicklel, Schwankungen in Rechnung zn stellen, die sich in der deutschen Politik noch zeigen könnten. Vriand sprach dann von de» Genfer Abmachungen zwischen den Vertretern der sechs Mächte und fuhr fort: Wenn die Deut sche» wie wir ausrichiig de» Friesen wünsche», wenn sic alle Rei. bniigsmögiichkeiten, die nach zwischen uns bestehen, beseitigen wol len, dann sage ich: Eine Lösung ist möglich. Es genügt, aufrichtig zu wollen, und das Ziel wird erreicht werde». Frank reich »nd Deutschland sind zwei große Völker, die »usierordentliche Qualitäten besitze». Beide könne», wen» sic ihre Fricdcuearlieit richtig betreiben, die beste Friedensgarantie schaffe». Wenn cs möglich sein wird, daß zwischen Frankreich uns Deutschland eine wirtschaftliche Zusammenarbeit in einer verlrancnSvollen Almo- späre geschaffen werden kann, glauben Sie dann, daß der Friede» in Europa dann nicht endgültig sichergcstellt sei» wird? Das Die heutige Nummer enthält die Beilage ..Unter« haltungund Wisse n".