Volltext Seite (XML)
20. Zahrgaag Nr. 83 Tageblatt erb-'" :u- Zranzöflsche Sankerungspläne. Paris, 6. April. Finanzminister de Monzi« hat heute vormittag den unter Herrtots Vorsitz versammel ten Ministern und Unterstaatssekretären seine Finanz pläne unterbreitet. Um 'für die geplante Erhöhung des Notenumlaufs von 41 stuf 45 Milliarden Franken den Gegenwert zu schaffen, 'beabsichtigt de Monzie, wie der ,Watin" bereits heute 'früh angekündigt hat, eine frei willige außerordentliche Vermögensabgabe, die grund sätzlich 10 Prozent des Vermögens des Steuerzahlers betragen soll. Die Abschätzung soll auf Grund einer Art Vermögensorkiärung, wie sie im Todesfall erfol gen würde, vorgenvmmen werden. Das Vermögen des jenigen, der keine Vermögensdeklaration abgibt, soll amtlicherseits aus Grund der von ihm gezahlten Ein kommen- und Grundsteuer abgeschätzt werden und zwar nach einem noch zu bestimmenden Koeffizienten. Diese Abgabe erbringt 4 Prozent Zinsen, und alle Staats papiere werden mit einem kleinen Abschlag in Zahlung genommen. Ter Ertrag dieser außerordentlichen Ver- Vas Kabinett Sraun. Der preußische Landlag hat den Ministerpräsidenten a. D. Braun zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Minister präsident Braun hat » , - den Staatsmtnister Dr. Am Zehn ho ff zum Staat«- und Justizminister, . den Staatsminister Se vertag zum Staat-Minister und Minister des Innern, den Staatsminister Hirtsjefer zum StaatSmintster und Minister für Volkswohlfahrt, den StaatSmintster Professor Dr. Becker zum Staat«- Minister und Minister für Wissenschaft, Kunst und Volk«- den StaatSmintster Steiger zum StaatSmintster und lper für uanowiriicyan, rovmunr» dsn Staatsminister Dr. Höpler-Aschoff zum ' ' '» den Staatsminister Dr. S ch ret b er zum StaatSmintster VMM' gew. Damen ' h Verkauf uistu ächen Präp(w )e«o D'älet.Präpal beöerg i. R. erlS.ftpril ere» >chei st. Angebot an r Suschmcn! ezgeb. § '-i i rik Wäscherei sucht rbigen en— en. «In nung. e Geschäftsstelle DvS „Berliner Tageblatt" schreibt r Ta Hellpach nicht in zwölf Tagen ein Reich er obern konnte, Simons zu spät und ganz ohne seine Ein willigung genannt wurde, so blieb Marx der selbst verständliche und notwendige Kandidat der republikani schen Parteien, und alle Republikaner, alle Demokraten werden für ihn stimmen. Die Frage lag doch so: re publikanische Eimgkeit mit Marx ooer Zertrümmerung dieser Front, Av.chipenten von der bisherigen Politik, Anschluß an den Burgerbloa, Sprengung oes Reichs banners, in dem die drei Versas,ungsparteien schwarz- rot-goloen miieinander verbunden smd. Mancher hat Bedeuten geäußert, mancher hat eine andere Liebe im Herzen getragen, aber niemand hat auf oie republika nische Allianz verzichten wollen. Ein triumphieren des Heilgeschrei würde heute aus allen antirepubltkani- schen Kehlen dröhnen und das ganze Ausland würde die Zerfahrenheit der deutschen Demokratie verlachen, wäre die Einigung gescheitert und jede der drei Par telen in romantischer Traumdu.elci ihrer eigenen blauen Sehnsucht ge.olgt. Marx ist em Mann, der durch die Vornehmheit seines Charakters und die feine Liebens würdigkeit seines Wesens befähigt ist, Sympathien zu gewinnen. Das zeigte sch in London, wo er ohne tak tische Künste sehr schnell die kühlen Seelen erwärmte und durch seine überraschende Ehrlichkeit auch den Miß- rrauischen gefiel. Man kann fmden, daß er, bei aller politischen Klugheit, zu wenig Taktiker ist, mehr Ge wissenhaftigkeit als Schnelligkeit des Entschlusses be sitzt und nicht wie ein hartnäckiger Tatmensch rücksichts los alle Hindernisse nicderreißt. Diejenigen, die in je-, dem Zentrums oliti.er einen verschlagenen, listenreichen Verstecks;, teiler sehen und immer an Wttidihorst denken, haben ein Bild vor Augen zu dem die Erscheinung des Herrn Marx durchaus nicht paßt. Wenn Marx erklärt, daß er als Präsio»-. „den Volksstaat, die Republik"! acheen und sichern w°roe, 'so sind das nicht Köderworte,! nicht Gesälligleitsspräche sondern Bekenntnisse einer tlaren, seit langem geklärten Ueberzeugung, auf die kein Schatten des Zweifels fällt. Und die „reservatio men talis", die Methode, den gesprochenen Schwur mit einem heimlichen Vorbehalt zu begleiten, ist nicht auf der Seite' des „Römlings", sondern einzig und allein im Lager der antirümischen Rechtsblöckler, wo man verspricht,! „auf dem Boden der Verfassung" zu bleiben und sich dabei ganz etwas anderes denkt. Verfassungstreue ans Kündigung. Die „Jesuiten" sind nicht immer dort, wo man sic sucht. ' Nun kann natürlich trotzdem in freien Geistern die Befürchtung sich regen, der Aufstieg eines ZentrumS- mannes zum höchsten Sraatöamte werbe au; oie Ent faltung des modernen Gedankens hemmend wirken und der KulturentwiUung ge.ä^rlich sein. Das ist, selbst wenn man zu dem ehrlichen und gerechten Marr . stles Vertrauen hat, ein Entwand, der im ersten Am.enblick gewiß nicht ganz falsch und unsinnig erscheint? Aber was würde, ihr freie Geister, denn werden, wenn es dank eurem Zögern, eurem Fernbleiben von der Wahl, den reaktionären Rechtsparteien geistigen sollte, den Sieg zu erringen? Tann würde der Gedanke sich wohl ungefesselt erheben, wie der Sonnenadler, mit dem Anastasius Grün ihn Poetisch verglich? Tann würde der Baum des deutschen Geisteslebens wohl herrlich gedei hen? Ist es noch nötig, den ostelbischen Horizont zu . .,. ... malen, die hohe Kultur der Hakenkreuzler und der, der Richter ist in den letztem Jahren manche Seite schwertndustriellen Presse zu schildern, an die erhabene ' Wahrheit zu erinnern, die von deutschnationalen Ka-' thedern zu der Jugend niedersteigt? Die dumpfe Lust^ der engen Klosterzelle, von der die Aengstlichen spre chen, ist nicht nur dort, wo cs enge Klosterzellen gibt. Echte Frömmigkeit, die zum Himmel ausblickt, ist jener schmeichlerischen Orthodoxie vorzuziehen, die sich, wie Gras Zedlitz-Trützschler und andere Memoirenschreiber, uns erzählt haben, so strebsam bemühte, die sehr irdi-? sche Majestät mit dem Glauben an eine göttliche Sen dung zu erfüllen. AIS am vorigen Freitag der Demo krat Riedel im Preußischen Landtag bemerkte, die Deutschnationalen hätten die Demokratie immer mit Gottes Hilfe besiegen wollen, aber ihr Gott habe bis- her auf der «kommunistischen Sette gesessen, verließen die Herren, durch diese „Blasphemie" angeblich in ihren Heiligsten Gefühlen getroffen, tobend den Sitzungssaal, und ihr Vtzepräsideltt Garntch ging dem Abgeordneten eilre Rüge an. Die Leute, die nicht immer nach dem Buchstaben der Schrift handeln und beim harmlosesten Wort — harmloser als das von Gott und den stärksten Bataillonen — eine solche Lartüffekomödie aufführen, «eigen in dankenswerter Weise, was die Getstesfrethettf von ihnen erwarten darf. Ohne Zweifel, diese Getstes- benden Schulden eingerichteten Kasse überwiesen werden. Ter Finanzminister wird bereits morgen die Gesetzent würfe der Kammer unterbreiten und deren sofortige Diskussion fordern. Milliar-enüberschreitung -es Notenumlaufes in Frankreich. Paris, 6. April. Der „GauloiS" glaubt -u wissen, daß der Notenumlauf durch die fortgesetzten Vorschüsse der Banque de France an die Finanzverwaltung bereits das gesetzliche Maß überschritten habe, und zwar, im Be trage von 2 Milliarden. Es sei also notwendig, in dieser Frage Ordnung zu schaffen, so unangenehm die» auch für die Regierung sein möge,. Das Blatt glaubt deshalb, daß der neue Finanzminister de Monzie die Erhöhung de- Notenumlaufs von 41 auf 45 Milliar den Vorschlägen werde. Außerdem habe er die Absicht, eine größere Konsolidierungsanlethe 'au^ulegen, die von allen den Franzosen gezeichnet werden müsse, di« Einkommensteuer bezahlen»ausgenommen die Beamten. OK Lage ln kur-kstaq. Aus Angora wird ünterm 6. April über die Lage im Kurdistan gemeldet: Der Sche» Chemseddin, dessen Bande in einem Kampf« in der MH« von Silvan start« Verlust« erlitten hatte, ist mit seinen Anhängern in der Richtung auf Guendj« entflohen ünd wird nachdrücklich verfolgt. Infolge der Kundgebungen, die unsere Site- her^bwurfen, kehrten dir Einwohner mehrerer an der Spitze der deutschen Republik ein Richter m» lauterster Gesinnung stehen füll. Ein Vorbild kürj^ den, der- eines braucht. Marx wird nach außenhtn da- Rechc Deutschlands vertreten und imZnnemdaL Recht des Volkes auf seinen republikanischen Staat. Wir wählen den guten Richter Marx. / Berlin, 7. April. Ter Kandidat des Volks- blockes Marx wird nach Ostern eine Rund reis« durch Deutschland unternehmen und am 14. April in Königs berg, 15. Stettin, 17. Berlin, 19. Magdeburg, 20. Münster, 21. Koblenz, 22. Karlsruhe, 23. Stuttga^ sprechen. Tas weitere Programm der Reiss wird noch festgesetzt werden. Jarreskan-i-atur in Preußen gesichert. Berlin, 7. Avril. Die deutschnattonalen Mttglia- der des preußischen StaatsrateS haben sich einstimmig für die Kandidatur Jarres ausgesprochen. määche! >lger Family I äs Aufwasty. st , KircheiswLik! äfsteSe Mer Tageblatt MM- Mzeiger für -as Erzgebirge --MM < ?iue. posifiheck-iwntoi flmt teipslg «r.i««« r»l,grammi: Tageblatt Nu»r,g,b»rg.. Enthalten- -ie amtlichen Bekanntmachungen -es Nate» -er Sta -l s — Mittwoch» tten 8 April 1925 Kanctiäalur Mara:. freiheit ist doch 'besser als bei Garnich, Jarres, Knüppel- Kunze, Ostelbiern, Hakenkreuzlern, ehemaligen Hvs- kränzchen und Jndustriejournalrsten ber dem Zentrums mann Marx aufgehoben, Hutter dem alle demokratischen Volkselemente stehen. Und Vie deutsche Kultur wird wohl auch nicht im Weihwasserbecken ertrinken, aber im trüben Teich der Reaktion würde sie untergeben. Die deutsche Außenpolitik gewinnt Aktivität und Initiative, was man — ganz gleich, wie die einzelnen Schritte und Ideen auch beurteilt werden mögen — wirk lich nicht tadeln Hann. Es ist schon gut, wenn der hart gefrorene Boden aufgepflügt, Vie starre Masse irgend wie in Bewegung gesetzt, der eingeklemmte Wagen ir gendwo augepackt wird, und Phrasen, Heldengesänge, Monumentale Posen und Anäbleindrill sind unterhal tende, manchmal auch Unterhalt verschaffende Dinge, mit denen Deutschland leider nicht vorwärts kommen kann. Eine für lange Strecken berechnete, vom frem den Nationalismus argwöhnisch betrachtete Politik kann nur zu Erfolgen führen, wenn ein von der Welt drau ßen vertrauensvoll empfangener und tatsächlich ver trauenswerter Präsident mit seiner Persönlichkeit und seinem Namen für ihre Friedlichkeit bürgt. Wir wählen Marx, weil mit 4hm, soweit überhaupt Möglichkeiten be stehen, Liese außenpolitischen Erfolge möglich sind. Einem Deutschland, das einen vom nationalistischen Troß umjauchzten Präsidenten!zur Schau stellen wollte, würde man sofort abwinlen und alle Wege versperren. Wer also will, vast nichts geschieht, daß nirgends der! Hebel angesetzt, gar nichts versucht wird, um die Si-^.,. tuation Deutschlands zu verbessern, der mag sich mitj - , Jarres oder einem ähnlichen markigen Mann und mit Minister mx Landwirtschaft, Domänen und Forsten, den gleichfalls markigen'Vereinsschlagern begnügen, und T.. " und er wird warten linnen, bis ihm der Bart durch die StaatMinist^^d'Nrwnzm^ntster'ünd Tischplatte wächst. Es "scheint, daß aus dem langen, er-^ Etaalsminisrer 2-r. «Schreiber zum e bitterten Streit, der jetzt in dem verfassungslosen, ver- ^l) Minister für Handel und Gewerbe ernannt, wirrten Lager des Rechtsblockes und der Löbellei tobt, doch wieder Herr Jarres als „bester Deutscher" als Kan- dat der gespaltenen Einigkeit, hervorgehen wird. Die HugenbergSPresse posaunt täglich, daß nur mit Jarres die nationale Wählerschaft durch dick! und dünn gehe, aber ebenso treffliche Blätter glauben nicht einmal mehr an das Dünn. Diese ungemütlichen Kollegen, die> den armen Jarres schon eingescharrt haben, riefen mit Gebärden der Verzweiflung den alten Hindenburg als^ Nett,er an. Hindenburg war verständig und taktvoll ge nug, dankend abzulehnen aber wie wurde dir, Strese- mann? Die Kandidatur Geßler mußte verschwinden, weil sie dem Anstande gegenüber „untragbar" erschien. Und nun wollten dre deutjchnationalen Stützen der Neichsregierung Hindenburg haben, ver draußen, tau sendmal in Paraleuni.orm und Ordenschmuck zwischen strammer Verehrerschar abgebilvet, als Jvol aller Re vanchetrommler gilt.! Keine Kleinigkeit für einen Mi nister des Aeußern, der selbst zum Rechtsblock gehört und mitverantwortlich wäre, und für einen Neichskanz-^ ler, der über außenpolitische Pläne siuntck Die drei re publikanischen Parteien aber können aus der wuchtigen ..... Balgerei, aus der heillosen Konfusion des feindlichen Mögensabgabe wird der zur Amortisierung der schwe,- Heerhamens ersehen, wie itlug und richtig ihr einigen der Beschluß gewesen rst. Marx, ehemals OberlandesgerichlSrat, Landcsge- richtspräsident und Senatspräsident beim Kammerge richt, kommt aus vem Hause der Gerechtigkeit. Dem angefügt worden, die nicht fleckenfrei war. ES mußte in diesen Zeitverhältnissen schon Befriedigung erregen, daß neulich in Tilsit ein Gerichtshof sich entschloß/ viehisches Gesindel, das lau" nationaler Gesinnung einen Juden totgeprügelt hatte, Mr drei Jahre ins Gefäng nis zu sperren. Leider erhielt gleich darauf ein repu blikanischer Stadtrat in Striegau zwei Jahre, weil er -war nicht gemordet, aber angeblich mit dem Reichsban ner, einer staatSireuen Einrichtung, die antirepublika- nischen Lämmer qcrauSgefordert hat. Fast könnte die Meinung aufkommen, es gebe bei vielen Gerichten in politischen Prozessen einen voppelten Tarif. Anhänger des alten Systems sind frei oder zahlen den Halben Preis. Dennoch darf Man nicht meinen, daß auf den deutschen Richterstand ein« Anekdote zutreffe, die man aus den Tagen des unschuldig verurteilten und dann be freiten CalaS erzählt. Als der Herzog von A. einen Einwohner von Toulouse 'fragte, wie das Gericht die ser Stadt so sebr habe irren können, erhielt er die Ant- wort: e» gibt 'kein Pferd, das nicht auch einmal füllt. „Ein Pferd, mag sein," sagt« der H«rzog, „aber ein ganze» Gestüt?" Rein, ganz so wie in dieser Stadt Toulouse liegen, dem Himm«l sei Lank, die Dinge in Deutschland nicht. Wir dürfen »rn« darüber freuen, daß ell.Blenen-Schle rein,vorschme<tc sd.-Eim.Mk.lv! n., halbe Mk. 6. Uurhonig-Spezt au SV, Franzslr. ge, bill. zu ve Gefchäftsst. d. ?