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EMail und Anzeiger. Amtsötatt »er MM. Amtshmptmamschaft Großenhain, des «önigl. Amtsgericht« nnd de- StadkathS zu Ries, Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redacnon verantwortlich T. Langer in Riesa. 161. Dienstag, den 17. Deeemder lttttv. 42. J«hrg. rrsibeint in Riesa wöchentlich viermal: DtenStag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — «donnemenspreis vieneljSbrlich l Mark 2v Pfg. — Bestellungen nehmen alle »aiserl. Pchörst,'«-', Postboten, die Speditionen in Riesa und Strehla (S. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem au-gebreüeten Leserkreise eine wirksame Drröfsent» lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Bormittag» v llbr. JnserttonSvretS die dreigespaltene LorpuSzeile oder deren Raum 10 Psg. Nachdem in Gemäsheit des Reichsgosetzes vom 1. Mai 1889 und der Verordnung vom 11. Juli 1889 die Listen der Genossen für die auf Fol. 1. und 2. des Genossenfchastsregisters eingetragenen Genossenschaften: Allge meiner Consnmverein zu Riesa, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, und: Lreditverein zu Riesa, ein- getragene Genossenschaft mit unbeschrankter Haftpflicht ausgestellt sind, und an Amtsstelle eingesehen werden können, werden auf Grund von tz 165 Abs. 2 des Gesetzes alle in der Liste aufgeführten Personen, welche be haupten, daß sie am Tage des Inkrafttretens des Gesetzes — d. i. am 1. Oc tober 1889 — nicht Mitglieder der Genossenschaft gewesen sind, oder daß ihr Ausscheiden nicht richtig in die Liste eingetragen ist, sowie die in der Liste nicht aufgeführten Personen, welche behaupten, daß sie an dem bezeichneten Tage Mitglieder der Genoffenschaft gewesen sind, hierdurch aufgefordert, ihren Wider spruch gegen die Liste bis zum Ablaufe einer Ausschlußfrist von einem Monate, und spätestens bis zum SV. Januar 18VV schriftlich oder zu Protokoll des Gerichtsschreibers anher zu erklären. Nach Ablauf dieser Ausschlußfrist ist für die Mitgliedschaft am Tage des Inkrafttretens des Gesetzes und für das Ausscheiden in Folge vorher ge schehener Aufkündigung oder Ausschließung (§ 164 Absatz 2 des Gesetzes) der Inhalt der Liste massgebend. Einwendungen gegen die Liste bleiben den in 8 165 Absatz 2 des Gesetzes bezeichneten Personen Vorbehalten, sofern sie in Gemäsheit desselben den Widerspruch erklärt haben, oder hieran ohne ihr Verschulden verhindrt waren, und binnen einem Monate nach Beseitigung des Hindernisses den Widerspruch schriftlich oder zum Protokoll des Gerichtsschreibers erklärt habe«. Riesa, am 13. Dezember 1889. König!. Amtsgericht. Heldner. Glch. Tagesgeschichte. Der begeisterte Empfang, welche» Kaiser Wilhelm in Frankfurt gefunden hat, giebt dem Londoner „Standard" Anlaß, einen Rückblick auf die politischen Umwälzungen zu werfen, welche auS dem seligen deutschen Bund das neue deutsch« Reich entstehen ließen. In der alten Krönungsstadt des heiligen römischen Reich- begrüßte der freudige Zuruf der Bevölkerung einen Kaiser aus dem Hause der Hohen- zollern, die Frankfurt zu einer Provinzialstadt herab gedrückt, ihm seine Selbstständigkeit und frühere Stellung genommen haben. Noch ist eS frisch in der Erinnerung von Männern, welche in der Kraft des Lebens stehen, wie in Frankfurt Preußen zu kämpfen hatte mit dem österreichischen Bundesgenossen, der hochmüthig herabsah auf den kleinern Staat. Es waren die Tage, in welchen Herr von Bismarck seine diplomatische Laufbahn begann. In Frankfurt tagten die Versammlungen, welche Deutschland zu einigen versuchten» aber ihre Reben blieben ohne Erfolg, in Berlin wurde durch die Politik von Blut und Eisen daS neue Reich begründet, Frankfurt wurde durch die Hauptstadt in den Hintergrund gedrängt. Wenn man daS überdenkt, so tritt erst die Bedeutung des Empfanges scharf und klar hervor. Er zeigt, wie tiefe Verschiedenheit obwaltet zwischen einem politischen Erfolg, der nur auf roher Gewalt beruht und nicht getragen ist von nationalen Empfindungen, und einem Erfolg, den die zwingende Logik der Thatsachen schuf und die zielbewußte Vaterlandsliebe einer Gesammt- heit begleitete. Der ungemein sympathische Artikel schließt mit folgenden Worten, die an eine angebliche Keußerung deS Kaisers zu Miquel über daS veraltete Parteiwesen «»geknüpft wird: „Die Aeußerung ist außtzorventlich bezeichnend und stimmt ganz zu der offenes unceremoniellen Weise, mit welcher der Kaiser die versuchte Verschmelzung der Conservativen und Nationalliberalen im ReichSatg gebilligt hat. Der Kaiser herrscht, aber er regiert auch. Er regiert unter Beihilfe der besten und fähigsten Köpfe, welche er finken kann. DaS politische GlaubenSbekenntniß des HauseS Hohenzollern hat diesen einen Grundartikel, daß gerade wie die deutsche Armee von den fähigsten Militär» geleitet werde» muß, die deutsche Regierung und die deutsche Nation von den fähigsten, patriotischste» und uneigennützigste» Staatsmännern geleitet «erden sollen. Während das allgemeine Wahlrecht, weil eS eben Mode ist, angenommen wurde, glaubt er nicht daran, daß eine Nation gut, weise und sicher regiert «erden könne durch zwei Parteien, die fortwährend sich eifersüchtig bekämpfen und Haffe», vo» denen jede der anderen eins zu versetzen, sie anzuklagen und sie zu stürzen bemüht ist. Auch kann man nicht zweifeln, daß, falls ei» Theil deS deutschen Volk« sich wirklich dieser Theorie und Praxis der Regierung widersetzen sollte, Deutschland bald spüren würde, daß persönliche Freiheit etwas Herrliche» sein mag, die nationale Stärke aber doch vo» größerer Bedeutung ist." In ähnlicher Art bespricht die „St. James Gazette" die Reise und meint, daß Kaiser Wilhelm seiner Rolle als sichtbares Sinnbild der Einigkeit Deutschland» i» vollem Maße gerecht werde. ES ist die- übrigens ein Gedanke, den auch der „Standard" in sehr ähnlicher Weise ausgeführt hat. Der Kaiser fördere das Werk der Aussöhnung zwischen Preußen und dem Süden, und alle Deutschen könnte» ihn in Folge dessen empfangen, ohne daS unbehagliche Gefühl zu empfinden, daß fie sich dadurch vor einem preußischen Gebieter beugen. Der Besuch in Frankfurt gewähre einen schlagenden Beweis von dem Wachsthum de» deutschen EinheitSgefühleS unter preußischer Führung. Deutsches Reich. Der Fürst von Schwarzen- burg-SonderShausen, der vor längerer Zeit auf der Jagd von Hirschen umgerannt wurde, wobei er ver schiedene heute noch vorhandene Kontusionen erlitt, ist zur Maffagekur in Wiesbaden eingetroffen. Abg. Dr. Haarmann hat der Antrag gestellt, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die Position im nächsten Etat angemessen zu erhöhen, um den Mann schaften des stehenden Heeres im Fall der UrlaubSer- theilung alljährlich für eine Reise in die Heimath freie Fahrt auf den deutschen Eisenbahnen zu gewähren. Zum Schutz der Vögel ist im Bundcsrath ein auf Elsaß-Lothrigen bezüglicher Gesetzentwurf eingebracht worden. Nach der „Köln. Ztg." wies der preußische Minister des Innern alle Polizeibehörden de« rheinisch-west fälischen Kohlenreviers an, eine öffentliche Bekanntmachung zu erlassen, worin die Arbeiter darauf hingewiesen «erden, daß nach dem jüngsten Reichsgerichts-Erkenntniß eine öffentliche Aufforderung zum Vertragsbruch, also zur sofortigen Arbeitsniederlegung, strafbar sei und worin die Arbeiter ferner ermahnt werden, ihre Ber- tragspflichten strengstens innezuhalten. Eine am Sonntag in Essen «behaltene allgemeine Bergarbeiter-Versammlung hat nachstehende Resolution angenommen: „Die heutige, von mehreren tausend Berg leuten besuchte Versammlung erklärt mit Rücksicht auf die Unterstützuug, welche die hohe Staatsregierung den Bergarbeitern entgegengebracht, und welche die Arbeiter mit Dank zu würdigen wissen, ferner mit Rücksicht darauf, daß zunächst abgewartet »erden muß, ob die den Arbeitern gegebenen Versprechungen erfüllt und gehalten werden, zur Zeit von einem Ausstand abzu sehen und eine friedliche Haltung zu bewahren. Die Bergleute wünschen zugleich, daß ihnen in Zukunft die Sympathien der hohen Staatsregierung und der ge- sammteu Bürgerschaft erhalten bleiben mögen." Major Wißmann ist laut Berichten auS Sansibar am Asthma erkrankt, jedoch trotzdem nach Pangani ab gesegelt, um eine große Expedition nach Usambara zu organisiren. Frankreich. Prinz Louis Napoleon giebt sich redlich Mühe, feinen Uebertritt au- der italienischen in die russische Armee mit so viel Lärm wie nur irgend möglich zu vollziehen. So muß die bonapartistisch» „Autorits" folgende Note veröffentliche»: „Prinz Loui» Napoleoo erklärte gegenüber einer hohen politischen Per sönlichkeit, CriSpi bereite einen Krieg gegen Frankreich vor. Dies sei der Grund, weshalb der Prinz da italienische Heer verlassen." Diese neueste Leistung de» vielversprrchende» jungen Reklamekünstlers wurde in den Wandelgängen der französischen Kammer viel besprochen. Der Boulangisten-Au-schuß in Pari- beschloß dieser Tage, die Deputaten, deren Wahl von der Kammer für ungültig erklärt wurde, bei den Neuwahlen grund sätzlich wieder als Candidate» aufzustellen und mit de» Conservativen zu dem Zweck über die Erneuerung de» Wahlbündnisses zu unterhandeln. Ferner beschloß der Ausschuß, an der Entrüstungs-Versammlung theilzu- nehmen, welche die Voulangisten von Clignancourt angesichts der Gültigkeitserklärung der Wahl Joffrio» planen. England. Die Königin von England hat folgendes Telegramm an Stanley nach Sansibar ge sandt: Meine Gedanken weilen oft bei Ihnen und Ihren wackeren Gefährten, deren Gefahren und Drang sale nunmehr zu^Ende sind. Noch einmal beglü ckwünsche ich alle herzlich, die am Lebe» gebliebenen tapfere» Sansibarer, welche solche Hingebung und Stand haftigkeit während Ihre- wunderbaren ZugeS be kundeten, mit inbegriffen. Ich hoffe, das Emin Paschas befinden günstige Fortschritte macht. Viktoria, Königin-Kaiserin. Ungewöhnliche Erbitterung verursacht in London die Meldung auS Sansibar, daß, »ährend zwischen London und Lissabon ein diplomatischer Schriftwechsel im Gauze ist behufs Feststellung der Besitzrechte Eng lands und Portugals in Südafrika, dir Portugiesen da» unter britischem Schutze st hcnde Mahololvland unterjochten, wobei Hunderte von Eingeborenen mit Mrtrailleusen erschossen wunden und der portugiesische Commandeur den Entschluß ausdrückte, da» ganze Ge biet bis Nyaffa zu erobern. Die Londoner Blätter betrachten diese- Verhalten Portugal- al- Kriegsfall und drohen mit Repressalien. Die Krankheit de» Prinzen von Wales besteht in einem mehrjährigen zum Theil akuten Leberleide«. Die Aerzte haben dem Prinzen bereits vor längerer Zeit eine Diät vorgeschrieben, der zufolge der Kranke nur Milchspeisen genieße« sollte. Der Prinz ver nachlässigte jedoch die ärzlichen Weisungen. Ma» hält hier die Krankheit nicht für unmittelbar lebens gefährlich. Portugal. Als der Dampfer „AlagoaS", nachdem er die brasilianische Kaiserfamilie in Lissabon gelandet hatte, die neue brasilianische Flagge zu hissen versuchte, ließen die portugiesischen Behörden