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MNmfferTageblatt Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dic8gejpLtteneAaumzeile2VG»ldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Stedlame-eile im textlichen Teile 100 Goldpsennig. Aachweisungsgedühr 20 (Soldpsennig. Bor geschriebene Erscheinung»- tage und Plagvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtigt. Anzeigen annahme bi» vorvt. lv Uhr - ——» > - .. . — — - Für die Richtigkeit b« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatranspruch erlischt, wenn der Betrag dnrch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen' Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »A. NW-nft-u" Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend nehmen zu feder 0^1 Be- «eger nno w i n h-herer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung tz«AeUu», oder Kürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, weuu Porto oeiliegt. Nr 251. — 85 Jahrgang Telegr Adr .Amtsblatt« Wilsdruff - Dresden Postscheck Dresden 2640 Dienstag, den 26. Oktober 1N26 polnische „Sachlichkeit". Auf das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen trifft einigermaßen das Bismarck-Wort zu, daß d ie Völker die Fensterscheiben zu bezahlen haben, die von ihrer Presse eingeworfen werden. Ohne pharisäisch zu sein, können wir Deutschen aber sagen, daß das Fenster einwersen wirklich nur von der polnischen Presse besorgt wird, und der polnische Minister des Auswär tigen, Zaleski, hatte in seinen Ausführungen vor der Warschauer Presse wirklich nicht das geringste Recht, feststcllen zu wollen, daß man in Deutschland endlich das Verhältnis zu Polen sachlich zu behandeln beginne. Was wn- Deutschen an Unrecht und Gewalttat durch die Polen erntten haben, steht in den Büchern der Geschichte, aber Polen hat auch in allerletzter Zeit an zahlreichen Bei spielen seine hartnäckige Deutschenfeindlichkeit bewiesen Gemeint sind natürlich nur die gewichtigeren Fälle; diei zahllosen Nadelstiche untergeordneter Behörden werden ja nur selten bekannt. Die ständige Verfolgung des Deutschen Volksbundes, die jetzt wieder in K a tt o w i tz zu den ungeheuerlichsten Verurteilungen geführt hat, paart sich mit dem rück sichtslosen Vorgehen gegen die deutschschreibenden Zei tungen in Polen. Hunderte von Minderheitsanträgen aus Besuch deutscher Schulen allein schon in Oberschle sien sind abgelehnt worden, so daß die deutschen Eltern sich wieder einmal an die gemischte Kommission unter des Präsidenten Calonder Vorsitz wenden mutzte; mit allen Mitteln versucht man die letzten deutschen Be ¬ amten und Angestellten aus den polnisch gewordenen Hüttenwerken Oberschlesiens zu verdrängen; Arbeiter läßt man ja schon längst nicht mehr über die Grenze. Selbst über den Schiedsspruch des Internat. Gerichtshofes im Haag wegen des Chorzower Stickst off- u n d Elektrizitätswerks — das einzige moderns Werk seiner Art in ganz Oberschlesien —, das an Deutsch land zurückfallen soll, setzt man sich einfach hinweg, lehnt sogar jede Verhandlung darüber ab, tut so, als ob es völlig gleichgültig sei, was da im Haag entschieden ist. Und was die Ententemächte in den früheren deutschen Kolonien und sonst allüberall taten, muß doch auch Polen nachmachen: man geht den deutschen Wohlfahrts einrichtungen zu Leibe. Zwölf Anstalten dieser Art wurden den deutschen Besitzern und Leitern einfach „liquidiert«, die Deutschen hinausgejagt und Polen ein gesetzt. Und wie es selbst den deutschen Katholiken in Polen geht, die mit größerem Haß verfolgt werden als die Protestanten, das erhellt wohl am besten daraus, daß jene sich in einer direkten Eingabe an den Papst gewandt haben, um vor ihm ihre Beschwerden anzu bringen. die unzählig aber sind die Beispiele dafür, wie was deuuAschwerste Beschimpfungen alles dessen, an s e - A nomer wieder veröffentlicht. Gerade also die Mahnung r'w^n Polnische Außenminister oie anaynung richten ,ollen, sachlich zu sein bei der Be- handlung des Verhältnisses zu Deutschland. Bisher hat mit Deulschlnnd noch nicht dis gefährlichen Wirkungen gezeitigt, die eingetreten wären, hätte nicht der englische Bergarbciterstrcik Polen mancher lei Ausfuhrmöglichkeiten verschafft, die aber doch eines Tages aufhören werden. Daher auch die Hartnäckigkeit polnischerseits, in der Frage des Niederlassungsrechts Deutscher in Polen das geringste Entgegenkommen zu be weisen. Herr Zaleski sollte vor allem an die eigene Presse die dringende Bitte richten, „mit der unfreundlichen Propaganda auszuhören, die eine politische Zusammen- arbeit der beiden Staaten unmöglich mache«. h;" r s/cilich geschehen wird, ist ebenso zweifelhaft wie cm Erfolg, selbst wenn es geschähe. * Deutsche amtliche Aeußemng. < - des polnischen Außenministers Wird durch W. — B. folgende Bemerkung veröffentlicht: Wir mochten hierzu nur bemerken, daß Deutschland Polen gegenüber immer um vieles sachlicher und ruhiger ' eingestellt war und ist als umgekehrt. Zum Beweise ge- nügt es, auf die deutschfeindliche Betätigung aller pol nischen Parteien zu verweisen. ^>m übrigen begrüßen wir es, wenn Zaleski eine günstige Losung zahlreicher zwischen beiden Ländern schwebender Fragen ankundigt. Denn wir hoffen, daß sich diese Ankündigung in eine ent gegenkommendere Haltung der polnischen Regierung auf vielen Gebieten umsetzt. Die gegenwärtigen ^.aten der polnischen Regierung, ihre Haltung bei den Nieder- lassungsverhandlungen, der Kattowitzer Prozeß, die Ehor- zchvangelegenheit, die drohende Ausweisung einiger reichsdeutscher Direktoren aus Polnisch-Oberschleften, ore dieser Tage erfolgte Liquidierung von zwölf deutschen Wohlfahrtsanstalten bilden einstweilen einen wenig er freulichen Kommentar zu den Worten des polnischen Außenministers. polnische Lhorzownote nach Berlin Die Ehorzownote der polnischen Regierung ist nun mehr in Berlin überreicht worden. Die zuständigen Res- Deutscher Tag in Newyork. Das Deutschtum in Amerika. Die deutschen Tugenden werden gefeiert Professor Barnes vom Smith College hielt bei der Feier des Deutschen Tages in Newyork einen ausführ lichen Vortrag über das Kriegsschuldproblem, das er aus Grund von Dokumenten und Tatsachenmaterial analy fierte. Er bezeichnete den Friedensvertrag von Versailles als ungerecht und wir 1 schastlich unausführbar und verlangte Rückkehr zu den Vierzehn Punkten Wilsons und einen im Ein klang mit ihnen stehenden Wiederaufbau Europas. Der unter Auspizien der Bereinigten deutschen Gesellschaften und der Steuben Society und unter sehr großer Teil nahme der Bevölkerung im Meccatempel stattsindenden Feier wohnten zum erstenmal Vertreter der Bundes marine und des Bundesheeres bei: Admiral Plunkett, Kommandeur des III. Marinedistrikts, vertrat die Marine, Major Johnson vom Stabe des Generals Summeral vom Newyorker Kvrpsbezirk die Bundesarmee. In ihren Ansprachen rühmten Plunkett die Ziels der Steuben Society, Johnson die deutsche Kunst und Wissenschaft und dieKraftderdeutschen Rasse. Bürgermeister Walker feierte die Bürgertugen den der Deutschamerikaner. Er wies auf die Gastfreund schaft hin, die seine Frau in Deutschland genossen habe, und meinte unter scherzhafter Anspielung auf das Pro hibitionsgesetz und auf die von Frau Walker in Hamburg vorgenommene Schiffstaufe: „Meine Gattin ging nach Deutschland, um eine Flasche zu zerschellen. Hätte sie meinen Rat befolgt, so hätte sie die Flasche nicht zerschellt, sondern mitgebracht." Richter Oberwager wies in seiner in deutscher Sprache gehaltenen Festrede auf die nen- e r w a chte B e g e i st e r u u g für die d e u t s ch a m e r i - kanische Sache hin und sagte: „Die Deutschameri kaner kämpfen wieder mit offenem Visier für deutsche Kulturgüter und treten aus der Defensive in Offensive." Er gedachte der erneuten Versuche von gewisser Seite, die germanischen Rassen zurückzudrängen, und schlug einen Protest gegen die geplante Beschränkung der deutschen Einwanderung vor. Die Anwesenden billigten einstimmig seine Anregung. Graf Luckner spricht Nach einer ergänzenden Meldung aus Newyork über den dort abgebaltenen Deutschen Tag führte Prof. sorts sind mit ihrer Prüfung beschäftigt. Soweit man erfährt, ist die Reichsregierung geneigt, dem polnischen Vorschlag entsprechend in direkte Verhandlungen zu einer Verständigung über die Zukunft des Stickstoffwerkes ein zutreten, obwohl bei der grundsätzlich entgegengesetzten Auffassung wenig Aussicht auf einen erfolgreichen Ver lauf besteht. Die Politik von Thoiry. Wegfall des F i n a n z p l a n e s? Der deutsche Botschafter in Paris, von Hoesch, iß erneut vom Generalsekretär im französischen Außenmini- sterium, Berthelot, empfangen worden und hatte mit ihm wieder eine längere Unterredung über die in Thoiry von Briand und Stresemann angeschnittenen Probleme. Dem nächst wird, wie in Paris verlautet, eine internationale Konferenz von Delegierten der s o z i a l i st i s ch e n P a r - teien von Deutschland, Frankreich, Belgien und Groß britannien stattfindcn, auf der über eine Kundgebung zu gunsten der Politik von Thoiry beraten werden soll. Der diplomatische Korrespondent der „Westminster Gazette" meldet, daß entgegen „Abbruch"gerüchten nur jene Vorschläge im Thoiryplan, nach welchen Deutschland Frankreich finanziell unterstützen sollte, indem es deutsche Eisenbahnsicherheiten unter den Dawes-Reparations zahlungen auf verschiedenen Märkten unterbringe, als Gegenleistung für französische politische und militärische Konzessionen am Rhein, zusammengebrochen seien. Statt dessen wolle nun die französische Regierung einen Plan gegenseitiger französisch-deutscher politischer Konzessionen setzen, worin Frankreich sich bereit erklärt, Deutschland auf halbem Wege bezüglich der Fragen der Rheinland- besetzung und der zukünftigen Verwaltung des Saar gebiets entgegenzukommen als Gegenleistung für andere deutsche Garantien. Reues Kohlenabkommen mit Frankreich. Behebung aller Schwierigkeiten. Das Rheinisch Westfälische Kohlensyndikat hat ein Abkonrmen getroffen, nach welchem die Reparationslirfe- rungen nach Frankreich grundsätzlich nicht mehr als Zwangslieferungen, sondern im Wege freien Ber- Barnes noch aus, daß gewisse Kreise in Rußland uno Serbien um den Mordplan gegen Erzherzog Franz Fer dinand gewußt haben. Rußland habe den Krieg gewollt und Frankreich habe es unterlassen, Rußland zurückzuhalten. Deutschland und England seien 1914 die einzigen Länder gewesen, die den Krieg nicht gewollt hätten. Barnes äußerte sich dann über die ausweichende Haltung Greys und ermahnte die Deutschen und Deutsch amerikaner, geduldig abzuwarten und extreme Erklärun gen zu vermeiden. Der Tatbestand verschaffe sich selbst schließlich Geltung. Graf Luckner, Kommandant der „Vaterland", aufs herzlichste begrüßt, sprach dann über seine Mission. Er erklärte, daß er Amerika sehr genau kenne, denn er habe hier vor 26 Jahren Kuhställe ausgemistet und Türklinken geputzt. Großen Beifall erntete er, als er ausführte, daß er der Welt bewiesen habe, wie man Krieg führen könne, ohne dabei Menschen zu töten. * Amerika gegen bas Wirtschastsmanisesl. In seiner Erklärung über das Wirtschaftsmanifest führte Staatssekretär Mellon aus, obwohl das Manifest europäische und nicht amerikanische Verhältnisse betreffe, habe seine Veröffentlichung zu Angriffe« auf die ameri kanische Zollpolitik geführt, weil das amerikanische Zoll system angeblich die Rückkehr der Weltwirtschaft zur Pro sperität behindere. In Wirklichkeit sei die amerikanische Zollpolitik nicht schädlich, sie spiele im Gegenteil eine füh rende Rolle bei der Erholung der Welt von den Kriegs- verlnsten. Solange wir die Lebenshaltung in Amerika nicht auf das europäische Niveau herabsetzen wollen, so erklärte Mellon, können wir eine Tarifänderung nichtinEr wägungziehen, so wünschenswert das auch in Europa erscheinen mag. Im Falle der Aufhe bung des amerikanischen Zollschutzes würde ein größerer Teil der Produktion ins Ausland verlegt werden, wo dis Kosten geringer sind. Als Beispiel führte Mellon die Alluminium Company an, die beim Wegfall des Zollschutzes vorteilhafter aus ihren ausländischen An lagen liefern könnte. Diejenigen, welche glaubten, das Auslaitd könne gegenwärtig nicht nach Amerika verkaufen, dürfte, so sagt Mellon weiter, die Feststellung überraschen, daß 65,2 Prozent der Einfuhr des Jahres 1926 zollfrei eingingen, d. h. 60 Prozent mehr als die Gesamteinfuhr des Jahres 1914. träges bewirkt werden. Die Verrechnung erfolgt uver den Generalagenten. Das Verfahren steht in seinen Grundsätzen und seiner praktischen Durchführung mit deni Abkommen von London und den Bestimmungen der Re parationskommission in Einklang. Neben den Repara tionslieferungen bleibt die Einfuhr weiterer Mengen nach Frankreich unbeschränkt. Alle zwischen der deutschen Regierung und dem Koh- lcnsyndikat einerseits und der französischen Regierung an dererseits schwebenden Meinungsverschiedenheiten sind durch das Abkommen aus dem Wege geräumt. Um den Boden für ein derartiges Abkommen freizumachen, hat das Kohlensyndikat sowohl der deutschen als auch der franz zösischen Regierung gegenüber auf einen Teil der ihm zu- stehenden Preisansprüche verzichtet. Es hofft, einen Aus- gleich für diesen Verzicht darin zu finden, daß nach Besei tigung aller Reibungen sein Ausfuhrhandel nach Frank reich sich günstig entwickeln wird. Das Abkommen liegt der deutschen und der französischen Regierung zur Geneh migung vor. Ksmemordprozeß in Landsberg. 8 LandSberg a. d. W., 25. Oktober. Unter lebhafter Beteiligung der Öffentlichkeit begann vor dem Schwurgericht in Landsberg der erste der vier für die,e Schwurgerichtstagung zur Verhandlung stehenden Feme mordprozesse. Die Angeklagten, gegen die verhandelt wird, sind der Kraftwagenführer Reinhold Thom, der Drogist Alfred Rathsmann und der Kaufmann Hails Buch holz. Aus dem Eröffnungsbeschluß ergibt sich, daß der An geklagte Thom unter dem Verdacht steht, in Küstrin im Juni 1923 den Entschluß gefaßt zu haben, den Leutnant a. D. Richard Jahnke durch Gift zu töten und diese Absicht durch vorsätzliche und überlegte Handlungen, die den Anfang der Ausführung des Verbrechens enthalten, betätigt zu haben; Rathsmann wird beschuldigt, dem Mitangeklagten Thom durch die Tat wesentliche Hilse geleistet zu haben, und Buchholz, den Mitangeklagten Rathsmann mit Begehung des Ver brechens des Totschlags bedroht zu haben. Der Antrag der Verteidigung, die Öffentlichkeit von den Verhandlungen aus zuschließen, wurde vom Gericht abgelehnt. Es beginnt daun die Vernehmung des Angeklagten Buchholz. Er erzählte, daß es schon immer sein Wunsch gewesen sei, Offizier zu werden. Er habe sich in Berlin über die Schwarze Reichswehr informiert und seine Wünsche dem Oberleutnam Schulz mitgetcilt. Aus diese Weise wäre er schließlich zum Arbeitskommando in Küstrin gekommen. Als er dort vier-