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Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein- chließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitlmg fir WamM, Seiseksdvks> Min- u. FmWsa. Jnseraie q ustzoste Spaltenzelle oder deren Raum lO Pf., für aus wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Nummer 140. Ker«sprecher: «mt Drude» 212V Donnerstag, den 27. November 1913. s-rnfprecher: Amt Deuben 2120 26. Jahrgang. Heute Donnerstag LrankonLassen^akI! ^Vaklor: ,^ngen ank!" Wün86kkn 8i6 lki-6 Ini6N688kn unpApIkissofi unä geneeki Vknir-öikn, 80 WÄKIsn §16 naek MsA»I!vo^svkIsg^ Wahlen dürfen alle Arbeitnehmer u. -Nehmerinnen, die 21 Jahre alt sind, sowie Versicherte, die 2 Arbeiter beschäftigen u. unter 2500 M. Einkommen haben. Kus NSv uns fern Rabenau, den 26. November 1913. — Bei den Ergänzungs Wahlen von Vertretern der H ö ch st b e st e u e r t e n zur Bezirksversammiung Dresden-A. wurden gewählt Fabrikdirrklor Boehm in Döhlen, Kommer zienrat Eger in Deuben, Kammerrat Gerlach in Döhlen, Ver- bandsdirckwr Grützner in Deuben, Rechtsanwalt Dr. Klotz in Döhlen, Baumeister Thümmel in Pvischappel. — Am Montag abend gegen 6 Uhr sprach der wegen seiner vielfach ausgeübten Schwindeleien von der Gendarmerie gesuchte Stuhlbauer Kästner bei Herrn Schneidermeister Börner in S p e ch t r i tz vor und versuchte in bekannter Weise mittels eines beschriebenen Zettels mit der fingierten Unterschrift „Hugo Wünschmann, Drechsler in Rabenau" 3 M. zu erlangen. Herr Börner war schon über die Kästner'schen Tricks unterrichtet, hieß ihn eine Weile warten u. ließ Herrn Gcm.-V. Schneider herbeiholen, der seine Verhaftung vornahm. Kästner wurde durch den zuständigen Gendarm in Borlas dem Amtsgericht Dippoldiswalde zugesührt. — Mit finanziellem und künstlerischem Erfolg spielte am Montag abend die Theater-Gesellschaft Walkotte - Berlin im Saale der Albert-Höhe. Bei dem zur Aufführung gebrachten 3aktigen Jbsen'schen Familiendrama „Gespenster" waren die Rollen vorzüglich besetzt und erzielte die Gesellschaft einen ungeteilten Erfolg. Vor allem wurden die Gestalten der Kam- merherrnswitwe Alving, des Pastors Mauders u. des Tischlers Engstrand lebenswahr wiedergegeben. Die trotz der Aufführung tags vorher zahlreich erschienenen Zuhörer, gegen 500, spendeten wohlverdienten Beifall. Es dürfte wohl der Wunsch aller Besucher gewesen sein, daß der Verein für Kunftpflege recht bald wieder eine derartige Aufführung veranstaltet. Ist doch der Eintrittspreis zu dem Gebotenen ein sehr bescheidener. — Der hiesige O b st bau v e r ein, Ortsgruppe des Bezirksobstbauvereins Tharandt, wird nach längerer Pause nächsten Sonntag, den 30. November, nachmittags 5 Uhr, im Amtshof zu Rabenau eine Versammlung mit Vortrag von Herrn Lindner, Geschäftsführer des Landesobstbauvereins, über Pflanzung und Pflege jüngerer und älterer Bäume halten. Dem Vortrag schließt sich eine freie Aussprache an. Den zahlreichen Mitgliedern unseres Vereins wird wiederum Ge legenheit geboten, viel Anregung zur erfolgreichen Durchführung des Obstbaues zu erhalten. Dec Besuch der Versammlung ist sehr erwünscht und sind auch Gäste willkommen, denn der Verein ist bestrebt, auch weitere Kreise für den heimatlichen Obstbau zu interessieren und zu gewinnen. — Bei der am Montag vom Giflüzelzüchterverein ver anstalteten Verlosung fiel der Hauptgewinn in Gestalt zweier Niesengäuse auf Herrn März hier. — Der Zweiten Kammer ist ein Antrag Wittig- Schönfeld zugegangen: Die Kammer wolle beschließen: die Königliche Staatsregieruug zu ersuchen, den in Z 9 dec Aussührungsordnung zum Gesetz über die Austaltsfüriorge an Geisteskranken vom 12. November 1912 festgesetzten täglichen Verpflegsatz oon 1.25 Mark für diejenigen sächsischen Orls- armenverbände und Gemeinden wesentlich zu erniedrigen, die bei ihren wirtschaftlichen Verhältnissen schwerlich in der Lage sind, den erhöhten Verpflegsatz aufzubringen, und weiter eine Interpellation Castau, in der die sozialdemokratische Fraktion anfrägt: 1. Was gedenkt die Staatsregieruug zu tun, um das gesetzlich gewährleistete Koalitionsrccht gegen Angriffe sicherzu stellen? 2. Welche Gründe hatte die Slaalsregierung zu dem Erlaß des Justizministeriums Vom 11. Dezember 1912 wegen Beschleunigung des Strafverfahrens bei sogen. Maffenüelikten? — Der Arbeiter Ernst Robert Bernhardt aus Wilms dorf hat sich vor dem Schwurgericht Freiberg zu verant worten. Dem 51 Jahre alten, wegen SittlichkeitLvergehens u. Bettelns vorbestraften Angeklagten wird zur Last gelegt, in der Nacht zum 12. August dS. Js. zu Lungkwitz bei Kreischa Wohngebäude und Scheune des Gutsbesitzers Kaden vorsätzlich in Brand gesteckt zu haben. Die Gebäude find vollständig niedecgebrannt. Vor dem Brande, den er nachts angelegt, hatte B. einen Streit mit seinem Brotherrn Kaden, der in eine Prügelei ausartete. Hierbei habe ihn Kaden, der über 70 Jahre all ist, so arg mißhandelt, daß seine geistigen Funk tionen gemindert worden feie«. Es handelte sich bei dem Streite um 25 Pfg-, die dec Angeklagte zu wenig abgeliefert. Bernhardt gab zu, daß er sich dieferhalb an Kaden habe rächen wollen. Diese Angabe deckt sich mit den Aussagen des als Zeugen geladenen Gutsbesitzers Kaden und dessen Tochter, denen gegenüber der Angeklagte beim Verlassen des Hofes ge äußert hatte: Seid froh, daß Euch die Bude nicht abbrennl! Der Zeuge Kaden gibt an, V0M Angeklagten angegriffen wor den zu fein. Bernhardt wurde zu 3 kinhalb Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrmrechisverlust verurteilt. 3 Monate gelten durch die Untersuchungshaft als verbüßt- — Der Bauarbeiter Karl Richard Bleier und der Glas ¬ macher Albert Hermann Berndt, beide inDöhlen wohnhaft, stiegen am 14. September durch den Lattenzaun in den Hof der dortigen Glasfabrik und entwendeten vier Z-ntnsr alles Eisen, das einen Wert von 10 Mark besaß. Bleier eignete sich ferner einen dem Altwarenhändler Förster in Pot - schappel gehörigen Handwagen und einen Kastenwagen mit Plane und Stangen zu einer Schaukel an. Am 22. August verübte Bleier in der Wohnung des genannten Altwarenhänd lers einen Hausfriedensbruch und einige Sachbeschädigungen. Beide Angeklagte sind vorbestraft. Das Urteil lautet gegen Bleier aus 1 Jahr 8 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehren rechtsverlust, gegen Berndl auf 2 Monate Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt gelten. Kleine Notizen. — Die 5jährige Erna Lerk stürzte beim Spielen in Zwickau von einer schrägen Hofmauer und erlitt einen schweren Schäüelbruch, an dessen Folgen das Kind kurz darauf verstarb. — Eine große Pleite ist die der Manufakturwarenfirma Ludwig Krautheim in Adorf. An Pas siven sind rund 36 000 Mk. vorhanden, denen an Masse nur 6000 Mk. gegenüberstehen. — Die bei dem Felsabsturz am Weiher bei Bodenbach schwer verletzte Witwe Berta Teufel ist ihren Verletzungen erlegen. — In Chemnitz verunglückte das 1jährige Kind des Musikers Schubert dadurch, daß es in das üoerheiße Wasser einer Badewanne fiel. Das Kind erlitt schwere Brandwunden und starb kurz darauf. — In der bei Kötzschenbcoda aus der Elbe gelandeten, unbekannten Leiche wurde die in einem N-staurant in Dresden in Stellung gewesene 22 Jahre alte Minna Junge rekognosziert. Die Un glückliche unterhielt ein Liebesverhältnis. Als sie vor einiger Zeit die Nachricht erhielt, daß ihr Geliebter sich in Hamburg habe überfahren lassen, wurde das Mädchen schwermütig und verübte gleichfalls Selbstmord. — Wegen fahrlässiger Brandstiftung wurde der Fabrik arbeiter Wedrich aus Oederan vom Schwurgericht Freiberg zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. — Wegen Erregung öffentlichen Aergcrnisses in Tateinheit mit öffentlicher Belei digung, wegen Diebstahls und wegen Gewaltunzuchl und Be leidigung wurde vom gleichen Gericht der vorbestrafte Schlosser und Bauarbeiter Böhme aus Frankenberg zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechisverlust verurteilt. — In Lunzenau bei Penig vergiftete sich die 25- jährige Ehefrau des Lehrers M. Richter. Ehrverletzende Nach reden sollen sie in den Tod getrieben haben. Gleichzeitig wurde der Lehrec A. Richter, der in die Angelegenheit ver wickelt zu sein scheint, seines Amtes einstweilen enthoben. — Der 29 Jahre alle verheiratete Arbeiter Jaughans aus Haßlau wurde in einer Achjenfabrik in Roßwein von einer zersprungenen Schmirgelscheibe an den Unterleib getroffen und so schwer verletzt, daß er zwei Tage nach dem Unfall in einer Dresdner Klinik verstorben ist. — Seit 14 Tagen wurde der 71jähcige Gutsauszügler Klöoen in Merzdorf ver mißt. Jetzt wurde dec Vermißte in der Zschopau in der Nähe der N^xsteinbrücke tot aufgefunden. Der Greis ist sicher lich das Opfer eines Unfalls geworden. Dresden. Aus dem Fenster stürzte am Dienstag das 3jährige Töchterchen Lotte des Dücerplatz 13 im drillen Stock wohnenden Kaufmanns Müller. Das Kind hatte sich, um den Zippelinkreuzer „Sachsen" bester sehen zu können, zu weit aus dem Fenster herausgedeugt, verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Straße hinab, wo es tot liegen blieb. — Von einer größeren Anzahl interessierter Gemeinden ist der Bau einer neuen vollspurigen Verbindungsbahn zwischen Dresden und dem östlichen Erzgebirge angeregt worden. In einer von diesen Gemeinden Unberufenen Versammlung, an der auf Einladung auch Vertreter der Sladtgemeinde Dresden teilgenommen haben, ist beschlossen worden, eine Petition an die Stänbekammer abgehen zu lasten, in der um Genehmigung zur Vornahme der Vorarbeiten für den Bau einer neuen Eczgebirgsbahn Dresden-Kceischa-Dlppoldiswalde- Landesgcenze gebeten werden soll. — DerMefsias, Oratorium von Händel, aufgeführt von der Roberl-Schumann-Akademie in der Dreikönigskirche, bot, was die Leistungen des Chocs, der Solisten und des Ge- werbehaus-Occhesters betrifft, einen seltenen Genuß. So rein, klangschön, straff gesührt hat man lange keinen Chorgesang gehört; das Orchester überraschte durch eine außerordentlich sorgfältige Begleitung, die sich in den reinen Jnstrumental- sätzen zu einer Größe des Tons steigerte, die die zahlreiche Zuhörerschaft geradezu entzückte. Dies Wunder hat man zum großen Teil dem neuen Dirigenten des Vereins, Herrn Lindner, zu danken. Fleißigste Arbeit, jugendliche Begeisterung und fortreiß-nde Dlrekstonsbegabuug sind in ihm vereint. Unter den Solisten boten Herr Soot und Fr. Siems das Beste. Händels unvergängliches Werk erschien so in ganz neuer Gestalt. — Das Landgericht Dresden verurteilte den früheren Kanzleivorstand Friedrich Emil Weigel, der in seiner Stellung bei zwei Dresdner N'chtLanwällen durch Unterschlagung und Betrug ungefähr 60 000 Mark erlangte, zu 4 Jahren und 4 Monaten Gefängnis, sowie 5jährigen Ehrenrechtsverlust. — In Dresden verstarb im 59. Lebensjahre der Oberlandes gerichtsrat Geh. Jusiizrat Flemming. — In Mügeln bei Pirna geriet in dem Luxusglas werk der Firma Beckmann u. Weis das bei den Eltern wohn hafte, 15 Jahre alte Mädchen Marie des Glasmachers Rosa, das in genannter Fabrik beschäftigt ist, in die Transmission, wobei ihm der linke Arm herausgerissen wurde. Bei der von Kisten umstellten Transmission stand ein Eimer; diesen wollte das Mädchen hervorholen, kam dabei aber der Welle zu nahe. Die Verunglückte wurde durch Samariter in das Johannstädter Krankenhaus gebracht. — Beim Anzünden von Licht entstand in der Annen straße 28 in Dresden eine gewaltige Explosion. In einer im 2- Stockwerk befindlichen Wohnung war ein Gashahn nicht geschlossen worden. Die Fenster der Wohnung wurden heraus- gedrückt, während die anwesende Frau und ein Kind unverletzt blieben. Ein 17jähriger Laufbursche erlitt Brandwunden im Gesicht und an den Hände». — Die Thomickschen Fallschirm- abstürze auf dem Kaditzer Flugplätze fanden heute Mitt woch nachmittag statt. — Vom Landgericht Freiberg wurde verurteilt der Mau rer Günther aus Ullrichsberg wegen Unzucht mit Kindern zu 2 Jahren 2 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechts verlust. — — Vor dem Schwurgericht zuBautzen fand die Ver handlung gegen de» 18 Jahre alten Blumenarbeiter Heinrich Ollo Hertwig aus Neustadt in Sachsen statt, der aus Eifer sucht in der Nacht zum 15. September d. I. seine frühere Geliebte, das erst 17 Jahre alle Dienstmädchen Elisabeth Heinke aus Niederneukirch, und den 19 Jahre alten Kontoristen Willi Benicke aus Meerane i. Sa., die beide in Neustadt in Stellung waren, mit einem Messer, einem sogenannten Nick fänger, erstochen hatte. Diese furchtbare Bluttat hatte sich nach rinem Tanzvergnügen in der Oststraße in Neustadt abge spielt. Bald nach der Tat wurde der Mörder festgenommen; der Vater Hertwigs, der Nachlschutzmann ist, hatte die traurige Pflicht, seinen Sohn zu verhaften. Der Angeklagte, der noch unbestraft ist, war geständig. Tas Urteil lautete wegen Tot schlags in zwei Fällen auf 5 Jahre 6 Monate Gefängnis und 5 Jahre Ehrenrechtsverlust. Die gute Lebensführung und das jugendliche Alter des Angeklagten, sowie das Geständnis des selben haben bei der Urteilssprechung Berücksichtigung gefunden. — Der Reichstag hielt unter Vorsitz seines Präsidenten Dr. Kaempf die erste Sitzung nach der Sommerpause ab. —