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s»zr md Tageblatt ^S232 iM»n< lL ^UM2K »litr», n O.trrTMLi t rr:nrr vlliix iMm si^ -G. nordamerikanischen Union die Solidarität der Interessen aller zivilisirten Nationen gegenüber den Feinden der Ordnung zum Bewußtsein zu bringen. Vor etwa 30 Jahren hätte man dies für unglaublich gehalten. Aehnlich wie bei diesen geistigen Ansteckungsstoffen, verhält es sich auch bei den Krankheitserscheinungen, welche dem Körper des Menschen gefährlich zu werden drohen. Da das Absperrungssystcm früherer Zeiten nicht mehr durchführbar ist, bahnt sich auch in dieser Beziehung ein gemeinsames Vorgehen der Nationen zur Beseitigung der Seuchenheerde an. Die neuliche Nachricht von dem Auftauchcn der Cholera in Aden veranlaßt die Presse ganz Europa's, auf internationale Maßregeln zum Schutze gegen diese entsetzliche Seuche zu dringen. Die Be strebungen für öffentliche Gesundheitspflege, welche man aller Orten mit Eifer betreibt, werden sicherlich in nicht ferner Zeit zu internationalen Vereinbarungen führen, durch welche namentlich Rußland und Oesterreich veran laßt werden, ihrer Pflicht gegen das fortwährend durch Einschleppung von Krankheitsstoffen bedrohte übrige Europa zu genügen. Ebenso erfordert die für unfere Landwirth- schaft so gefährliche Rinderpest, ^welche in Rußland und Oesterreich nie ganz aufhört, Vereinbarungen behufs Unterdrückung derselben. Es sind dies gewissermaßen polizeiliche Angelegenheiten, bei denen unmöglich dem ein zelnen Reiche auf die Dauer überlassen bleiben kann, zu thun was cs für gut hält. In wirthschaftlichcr Beziehung ist es vorzugsweise die Entwaldungsfragc, die den Nationen fühlbar macht, daß sie sich nicht isoliren können und dürfen. Der Ein fluß der Wälder auf die Witterung und damit auf die Fruchtbarkeit des Bodens ist bekannt. Noch eben belehrt uns Karl Vogt, daß eine der Ursachen des Aufstandes in Nordafrika die Wälderverwüstung daselbst sei; denn die von dem Gebirge aus durch Bäche gespeisten Oasen am Rande der Sahara gehen von Jahr zu Jahr zurück, die Niederschläge werden geringer, die Quellen versiegen, die Mißernten treten häufiger auf, weil weder Franzosen noch Araber die Wälder schonen. Aber gerade sie besitzen außerdem noch große Bedeutung als Wasserreservoirs und als Befestigungsmittel für den Boden. Es ist längst fest- gestellt, daß ein guter Hochwald kaum die Hälfte der auf ihn entfallenden Niederschläge an das tiefere Land abgiebt- Die eine Hälfte verdunstet und befeuchtet die Luft auf's Neue, die andere aber fließt nicht mit einem Male, sondern nur ganz allmählich durch Quellen, Rinnsale und Bäche nach dem Tieflande ab. Wo kein Wald im Gebirge steht, da stürzt nicht nur die ganze Wassermenge plötzlich nach dem Niederlande, sie reißt auch in Massen Geröll und Sand von den Berghängcn mit herab und führt es den Betten der Bäche und Flüsse zu. Der Erfolg ist offen kundig. Die natürlichen Wasserläufe sind nicht im Stande, außergewöhnliche Wassermengen aufzunehmen und es treten Ueberschwemmungen ein. Gleichzeitig leidet aber die B innen schifffahrt durch die damit verbundene Versandung der Flüsse auf das Empfindlichste. Die Wasserwirthschast Europa's muß gründlich gebessert werden, das fordern die Interessen von Millionen. Wenn der Wald nicht wieder zu Ehren kommt, damit er der natürliche Wasserregulator werde, dann geht Europa der Verarmung entgegen, wie die ehemals so blühenden Länder am Mittclmeere uns heute schon warnend zurufen. Zum gründlichen Bessern aber gehören wiederum internationale Vereinbarungen, denn an fast jedem Stromlauf sind mehrere Völker sehr wesentlich interessirt und nur durch gemeinsame Arbeit läßt sich hier etwas erreichen. So schlingen denn die materiellen Interessen sehr feste Bande um die Nationen. Von Jahr zu Jahr wird sich Ras Laud materieller Interessen. Es ist gewiß eine recht tröstliche Erscheinung, daß in mitten der nationalen Zerklüftung, welche in diesem Jahr hundert auf unserem Erdtheile sich hcrausgebildct und denselben gewissermaßen in ein großes Kricgslagcr ver wandelt hat, zahlreiche Symptome vorliegen, die uns deutlich lehren, wie schließlich die Verhältnisse doch stärker find als die menschlichen Leidenschaften. Die Nationen mögen noch so haßerfüllt, eifersüchtig und grollend einan der gcgenüberstchcn, die unwiderlegliche Wahrheit, daß sie auf einander angewiesen sind und jede durch ein Hand in Hand gehen mit der anderen ihr eigenes Wohlbefinden fördert, macht sich immer wieder aus's Neue geltend. Dasselbe Jahrhundert, welches mit dem Ausbau des Nationalitäts-Prinzips recht breite Scheidelinien zwischen den einzelnen Völkern zog, hat durch die gewaltige Ent wickelung des Verkehrs dafür gesorgt, uns stets von Neuem zu Gemüthe zu führen, wie eng mit einander die Interessen der Nationen verwebt sind. Ganz unmcrklich wachsen die Völker des europäischen Kontinents, trotzdem sie noch neidisch und eifersüchtig aufeinander blicken, zu einer einzigen größeren Gemeinschaft zusammen. Wollen wir unsere Augen nicht absichtlich verschließen, so bringen zahlreiche Thatsachen dies fortwährend der Menschheit zum Bewußtsein. Von dem beständigen Austausch auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft wollen wir ganz absehen, da dieser Punkt zu nahe liegt und man uns mit Recht einwenden könnte, alle diese lebhaften Beziehungen auf geistigem Ge biete hätten doch niemals Feindseligkeiten der Völker gegen einander verhindert. Auch von den nöthig werden den Vereinbarungen zur Befriedigung der Anforderungen des internationalen Verkehrs sehen wir ab, da solche Vereinbarungen — so willkommen sie auch sind — doch nicht mit absoluter Nothwendigkeit den einzelnen Nationen sich aufdrängen und deren wichtigste Lebensinte- rcsicn berühren. Wohl aber möchten wir auf einige Punkte aufmerksam machen, die da zeigen, wie die zivili sirten Nationen mehr und mehr zu einer Völkerfamilie , zusammenwachsen, innerhalb deren ein jedes Glied durch das Thun und Lassen des anderen in Mitleidenschaft ge zogen wird. In politischer Beziehung zeigten uns die Attentate der letzten Jahre recht deutlich, wie Heutezutage ein viel t lebhafterer Austausch der geistigen Strömungen unter den t Nationen stattfindet. Kein Land kann sich mehr isoliren, I keins ohne Gefahr für alle seine eigene Wege in der I Duldung extremer Richtungen wandeln. Das internationale »Recht ist heute auf dem Punkte, viel schärfer aufgefaßt I und viel weiter ausgedehnt zu werden als sonst. Die I beiden Länder Schweiz und England, welche früher ziem- I lich glcichgiltig den für andere Reiche erwachsenden Ge- I fahren zusahen, sind sich heute ihrer Verantwortlichkeit für I die Sicherheit und Ordnung in Europa vollauf bewußt. I In England ist die öffentliche Meinung sogar dabei, der L, türmten icn Lnfe pmuL Amtsblatt für dir kömglichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur Julius Brau» iu Freiberg. Nachbestellungen auf den «»«I für die Monate Oktober, November »mb Dezember werden von siimmtlicheu Postanstalteu wie von der Unterzeichneten Expedition vvd den bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Lavgenan, Halsbrücke, Langhenuersdors and Wettzenborn znm Preise von 2 M. 25 Pf. angenommen. Lxpstt. riss „prsib. kn-sigs», u. Isgebisll". Inserate werden bi» Bormittag» 11 Uhr angenom- men und beträgt der Mei» für die gespaltene Zelle 1 D oder deren Raum lb Pfennige. nicht nur in diesen Punkten, sondern in zahlreichen anderen Beziehungen die Gemeinsamkeit der Interessen unserer europäischen Bevölkerung geltend machen. Tagesschau. Freiberg, 5. Oktober. Kaiser Wilhelm hat an den Magistrat und die Stadt verordneten von Berlin folgendes allerhöchste Handschreiben gerichtet: „Die Vermählung Ihrer Großherzoglichen Ho heit der Prinzessin Viktoria von Baden, meiner theuren Enkelin, mit Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Gustav von Schweden und Norwegen, hat zu meiner großen Freude von allen Seiten weit über die Grenzen des badischen Landes hinaus eine lebhafte innige Theil- nahme gefunden. Zahlreiche Beweise der Liebe und Ver ehrung sind dem jungen Paare von nah und fern darge bracht worden und haben dem frohen Ereignisse, mit welchem gleichzeitig die silberne Hochzeit Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Baden, meiner geliebten Tochter, gefeiert worden ist, eine erhöhte Bedeutung verliehen. Unter diesem wohlthuenden Eindruck sind mir die Glückwünsche, welche Magistrat und Stadtverordnete meiner Haupt- und Residenzstadt Berlin in altgewohnter Treue und Anhänglichkeit mir zu der für mich und mein Haus so erhebenden Doppelfeier ausge sprochen haben, besonders angenehm gewesen und es drängt mich, Ihnen meinen herzlichsten Dank dafür zu sagen. Mit Ihnen hoffe ich zu Gott, daß, wie das elterliche Jubelpaar heut auf eine 25jährigc glückliche Ehe zurück- schauen kann, auch dem jungen Neuvermählten Paare der geschlossene Ehebund zum Heil und Segen gereichen werde. Baden-Baden, den 26. September 1881. gez. Wilhelm." Auch die Kaiserin Augusta hat an dieselben Körper schaften Dankschreiben gerichtet, aus deren einem wir fol gende Stelle hcrausheben: „Die Erfahrungen eines ernsten Lebensjahres fanden, am Schluffe schwerer Prüfungszeit, reichen Ausgleich durch die glückliche Feier in der meinem Herzen so nahe stehenden badischen Familie und ich fühlte mich beim Rückblick auf die fünfundzwanzigjährige Dauer eines Bundes, durch welchen dem Kaiser und mir so viel wahre Herzensfreude zu Theil geworden, zu ganz beson derem Danke gegen Gott erhoben, dessen gnädige Fügung mich diesen bedeutungsvollen Tag, vom Krankenlager er standen, unter den Meinigen verleben ließ." — Der Kron prinz und die Kronprinzessin sind vorgestern Abend nach Potsdam zurückgekehrt. — Gencralfeldmarschall Graf Moltke hat gestern zu Kiel im dortigen Offiziers-Kasino der Marine eine Rede gehalten, deren Inhalt etwa fol gender war: Von der allen Staatsbürgern obliegenden Pflicht, dem Kaiser und dem Vaterlande mit allen Kräften, Jeder in seinem Berufskreise, treu zu dienen, ausgehend, wies Graf Moltke darauf hin, daß dem Kriegerstand als spezieller Zweig dieses Dienstes die Verthcidigung und der Schutz der landesherrlichen Grenzen nach außen an vertraut fei. Damit sei der einheitliche Zweck der beiden Hauptfaktoren des Vertheidigungswesens, der Armee und der Marine, klargcstellt- Zwar schienen die Aufgaben beider Faktoren, wenn man ihr Leben und Treiben sowohl in Zeiten des Krieges als des Friedens oberflächlich be trachte, sehr verschieden zu sein. Im Frieden müsse näm lich die Grundlage künftiger Siege gelegt werden. Das Personal des Heeres habe in normalen Zeiten, im Frieden, seinen festen Standort auf dem vaterländischen Boden, und nur dann und wann sei es den Angehörigen desselben vergönnt, auf kurze Zeit in die Fremde zu ziehen. Der Marine liege es umgekehrt gerade während des Friedens ob, die Ehre des Vaterlandes an allen Orten der weiten Welt zu wahren, den dort wohnenden Landsleuten Schutz zu gewähren und dem deutschen Namen Achtung zu ver schaffen. Im Kriege müsse das Heer den glücklichen Aus gang außerhalb der Grenzen des Vaterlandes sicherstellen, während die Marine gerade ihre Hauptrolle an den heimi schen Küsten spielen müsse. Das Alles seien aber nur scheinbare Verschiedenheiten, der eigentliche Zweck mache im Gcgentheil ein brüderliches Hand in Hand gehen beider Faktoren zu einer Nothwendigkeit, wofern sie ihre Aufgaben voll erfüllen sollten. Unsere Kriegsschiffe könnten auch nur dann unsere Küsten erfolgreich schützen, wenn ihnen diese wiederum feste und sichere Zufluchtsstätten böten, die sie, wie der Vogel sein Nest, nach ihrem Fluge über ferne Meere wieder auf suchen könnten. Der Vogel baue aber sein Nest nur an . u 33. Jshrgavg. — - Erscheint jeden Wochentag Abend» S Nhr für dm l!" I Donnerstag, de« d. Oktober. §