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Dresdner Journal : 23.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-23
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.05.1896
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Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernspr -Anschluß: Nr 1SS5. Dresdner Journal. AnküudisungSgedüdren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile Neiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition dc- Dresdncr Journal- Dresden, Zwtngerstr 20. Fernjpr-Anschluß: Nr 12V.». 118. 18S6 Sonnabend, den 23. Mai, abends. /AachbellMngen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 85 Pf. an genommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus »ärtS: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandluug des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), Herrn Kauf mann Simon, Cirkusstr. 24 (Ecke Pillnitzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr Wesser, Prager Straße 2 und Frau verw. Siegmeier, Alaunstr. 19, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 23. Mai. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Fran Prinzessin Johann <Äeora haben Sich heute Vormittag 10 Uhr 29 Min. nach Sibyllenort begeben. Grnemmugtu, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Tepartement des Kultus und öffeutlichen ttiiterrichts. Erledigt: das Schuldirektorat in Strehla. Kollator: das König!. Ministerium dc» Kultur und öffentlichen Unterrichts in Dresden. Einkommen: außer freier Amtswohnung 2S00M. Bei befriedigenden Leistungen werden nach je 2 Jahren 100 Mark Zu'age gewährt werden, bis das Höchstgehalt von 3000 M erreicht sein wird Der Anzustellende muß bcsähigt sein, die Leitung d.r Sclekle, in welcher fremdsprachlicher Unterricht er teilt wird, zu übernehmen BewerbungSgesuche nebst Zeugnissen sind bis zum 6. Juni an den Könml. Bezirksschulinspektor Eger in Oschatz einzureichcn: — zur Verwaltung der Hilfs lehrerstelle an der Sklassigen Schule zu Schönbach wird auf die Dauer von IO Monaten ein Vikar, Schulamtstandidat oder Kandidat der Theologie, gesucht Gehalt jährlich 720 M., 75 M. Holzgeld und ireie Wohnung Meldungen sind an den König!. BezirkSschulinspektor Zimmler in Löbau zu richten. Nichtamtlicher Teil. Mingstsn. Pfingsten ist das große Missionsfest der Welt, das Fest der Ausbreitung des Evangeliums unter alle Völker. Seit jenem ersten Pfingsten in Jerusalem, da durch Geisteswirkuug die Jünger Jesu, über sich selbst hinausgehoben, in fremden Zungen ansingen, die Groß- thaten Gottes zu preisen, hat der Siegcszug des Evan gelinms durch die Welt nicht nachgelassen. Aus der erhabenen Begeisterung, in der damals die Jünger sich befanden, wurden sie alsbald in die rauhe, harte Wirklichkeit zurückgezogen durch das Spottwort der Lästerer: „sie sind voll süßen Weines". Harte, ja vielleicht die schwerste, an Opfern reichste Arbeit ist die Missionsarbeit je und je gewesen, aber ihre Früchte liegen auch zu Tage. Jesus hat, in die Zu kunft der Weltgestaltung hinousblickend, seinen Jün gern die Schwierigkeiten und Hindernisse nicht ver hehlt, die sie finden würden. Im Gegenteil, man könnte sagen, wenn er es darauf hätte absehen wollen, seine Jünger von ihrem Missionswerke abzuschrecken, so hätte er es nicht in schärferen Worten thun können. Wie schildert er es, was sie finden würden auf ihrem Wege durch die Welt? Am Schluß d.s MarkuS- evangeliumS nennt er die Stichworte: Schlangen, Gift, Krankheiten, Fieber, Teufel in Menschengestalt, Sitten und Sprachen der Barbaren. Das würde ihnen entgegentreten. Aber dem Allen seht er als Verheißung in Kraft seines Geistes und seiner Ge meinschaft die Überwindung entgegen. Und in der That, er regieret auf immer. Jedem Könige, und säße er auf dem mächtigsten Throne, kommt die Zeit, wo er von ihm herunter ins Grab steigt, wo sein Wort erlischt, sein Machtbereich aufhört. Jesus aber ist am Tage der Himmelfahrt erhöht worden auf den Thron der Herrlichkeit zu bleiben dem Regimente. Sein Scepter ist ein ewiges Scepter. Tas Reich Gottes auf Erden läuft nicht von allein, cs wickelt sich nicht von allein ab, es w.rkt sich nicht von allein aus, sondern hinter seiner immer reicheren und wunderbareren Entfaltung erkennen wir den Willen vnd die glanzvolle Leitung dessen, der dieses Reich auf seine Person und aus sein Lebens werk ge gründet hat. Ter Zusammenhang mit seiner Person ist es, welcher den Gedanken seines E angeliums immer wieder Macht und Nachdruck verleiht; die Macht seines Geistes ist es, mit der er seine Jünger immer wieder erfüllt und befäh gt, Großes zu wirken, sodaß die entgegenstehenden Hindernisse, Schwierigkeiten und Gefahren sich nur zu oft in Mittel zur Förderung seines Reiches verwandeln. Ideen, Gedanken, Phan tasien, Pläne mannigfacher Art steigen oft aus der geheimnisvollen Tiefe des Lebens auf, bemächtigen sich der Menschen, erfassen die Gemüter, beherrschen sie vielleicht ein ganzes Zeitalter, sind Gegenstand der Begeisterung auf der einen, erbittertster Feindschaft auf der anderen Seite, teilen die Zeitgenossen in ver schiedene Lager. Aber sind sie zu einer gewissen Reife gekommen, so überleben sie sich bald und verschwinden wieder aus den Geistesströmungen der Zeit; noch Lebende verstehen kaum, wie man sich über sie einst ereifern konnte. Nur ein gewisser, oft dürftiger Niederschlag von allem bleibt im Bewußtsein des Volkes zurück Anders das Evangelium von Ehristo. Tas tritt an jedes Volh» an jede Zeit, an jede neue Geistesrichtung, an jede neue Wechselgestaltunq immer wieder als die Forderung der Wahrheit und als Heilmittel, als Gnadengeschenk heran. Wo Schlangen, Gift, Krankheiten, Fieber, Teufel in Menschengestalt, Sitten und Sprachen von Bar baren einst herrschten, da hat es den Völkern langsam aber sicher den Frieden der Kultur gebracht. Wie es die trotzige Wildheit dec Natur gebrochen, so hat es den unheilvollen Einfluß selbstsüchtiger Priester, böser Zauberer, betrügerischer Wettermacher auf gehoben, die ihre Volksgenoss-n von einer Zeit zur andern im unlösbaren Banne ter Furcht und eines geknechteten Gewissens hielten. Die Sprachen der Völker, die den Niederschlag ihrer Geschichte, ihrer Sitten und Gebräuche, ihrer Lebensanschauung und Geistesart darstellen, hat es in den Dienst des Wortes Gottes gestellt. Sprachen, an Worten und Formen oft so arm und unbeholfen, wie die Kindeisprache, hat es durch die Predigt der höchsten und reinsten Dinge, durch die Predigt von der Liebe und dem Erbarmen des reichen Gotles, der unser Vater ist, und von Ehristo, der sich der Menschheit geweiht und die erhebendste Ausfassung des Lebens gegeben hat, bereichert und zu Schriftsprachen gemacht Damit ist aber der ganze Lebensstand eines solchen Volkes ge hoben. Und wiederum un.er Völkern mit den reichsten Sprachen, unter denen Philosophen, Dichter, Staatslenker, Künstler eine Fülle » atürlichen Geistes lebens schon hervorgebracht hatten, hat die schlichte Predigt des Evangeliums eine Vertiefung und Er neuerung hervorgerufen. Freilich, die Hindernisse und Schwierigkeiten, mit denen das Evangelium zu kämpfen hat, hören zu keiner Zeit auf. Sind sie nicht materieller Art, so sind sie geistiger Art. Dann sind sie aber nur um so gefährlicher, ist ihnen nnr um so schwerer beizukommen. Schlangen, die in den Herzen der Menschen sitzen als Macht der Versuchung, als Neigung zum Bösen; Gift, das übcr die Lippen geht in Form von Beleidigung, Haß, Bosheit und Verfolgung; Menschen, die mit Verführungs- künsten, mit Lüge, Trug und Schlauheit andere verzaubern und in ihre Garne locken; Sprache und Rede der Menschen, die, obwohl des selben Lautes, doch dem andern unverständlich wird, weil eine ganz andere Welt der Gedanken dahinter steht, weil mit den klaren Begriffen gespielt und sic mit ganz anderem Inhalt erfüllt werden: das sind heute mitten in der Christenheit die Schwierigkeiten und Hindernisse, Gefahren und Kämpfe, die dem Evangelium entgegentreten. Aber der Geist der Pfingsten ist nicht bloß ein Geist der Kraft, der andere Geister innerlich zu überwinden vermag, sondern auch ein Geist der Liebe Darin liegt der Schlüssel, auch die härtesten Herzen zu erschließen, darin liegt der Trieb, auch dem Fernstehenden gerecht zu werden, darin liegt die Weisheit, auch dem Verbitterten und sich znrückgestvßen Fühlenden nahe zn kommen. Viel ernstliche redliche Versuche sind schon gemacht worden. Will der Erfolg nicht sogleich sichtbar werden, so sollen sich darum die Vorkämpfer nicht abschrecken lassen. Zähigkeit, Ausdauer und Treue wird von jedem, welchen Berufes und Standes er sei, verlangt, der die Volkswohlfahrt fördern will. Die nachhaltige Kraft, das Ganze sittlich mit zu heben, zieht der Ein zelne aber nicht aus sich, auch nicht ans der Gesamt heit der Mitkämpfendeu, sondern allein aus dem Geiste Gottes. Viele halbe Kräfte geben noch keine ganze Kraft. Treten wir aber znsammen im Glauben an die neumachcnde GotteSkrast, deren Siege in der Ge schichte der Welt so offen daliegen, beseelt uns die Zuversicht und die Hoffnung auf die göttliche Leitung, wie sie am Pfingsttag sichtbar in die Welt herein- getreten ist, dann wird uns -das Höchste gelingen. Gott schenke den rechten Pfingstgeist des Glaubens, des Gebets, der Liebe, der Gerechtigkeit, der Hoffnung unsrem lieben Volke. Tages geschichk. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser gedachten heute früh Pröckelwitz zu verlassen und nachmittags 6 Uhr auf der Wildparkstation wieder einzutreffen. — In der St. Hedwigskirche fand gestern vormittag um 10 Uhr für weiland Se. Kaiser!, und König!. Hoheit den Erzherzog Kar! Ludwig von Österreich ein feierliches Requiem statt, welches von dem Prälaten Propst vr Jahnel unter Assistenz von zwei anderen Geistlichen celebriert wurde. Der Hauptaltar des Gottes- l)aufes und dieses selbst trugen die Zeichen der Trauer; ersterer war von Palmen umgeben, die Kronleuchter vor dem Altar sowie die großen Kandelaber zu beiden Seiten und die zahlreichen Ältarleuchter in schwarzen Flor ge hüllt Zu beiden Seiten des Altars waren schwarz dra pierte Sessel aufgestellt. Zur Rechten hatten der in Ver tretung Sr. Majestät des Kaisers erschienene Erprinz von Hohenzollern, Durchlaucht, und der im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin der Trauerfeier beiwohnende Kammerherr v. d Knesebeck Platz genommen, während auf den Sesseln zur Linken des Altars sich der Kaiser!, und König!, österreichisch-ungarische Botschafter v. Szögyeny- Marich und sämtliche Mitglieder der Botschaft nieder gelaffen hatten Anwesend waren ferner: der Oberhof- und Hausmarschall Graf A zu Eulenburg, der Minister des Königl. Hauses v Wedel, oer Staatssekretär, Staats minister Vr. v. Boetticher in Vertretung des Reichs kanzlers Fürsten zu Hohenlohe, der Staatssekretär, Staats minister Freiherr Marschall v Bieberstein, der Chef des Generalstabes Graf v. Schlieffen, der kommandierende General des Gardecorvs v Winterfeld, der Ehes des Militürkabinetts General v. Hahnke, die Botschafter und das gesamte diplomatische Eorps, die Generalität, die Mitglieder des Bundesrates, das Offiziercorps des Kaiser Franz- und zahlreiche Offiziere des Kaiser Alexander- Gardcgrenadierregiments, viele andere Offiziere und ein überaus zahlreiches Publikum auS den vornehmsten Kreisen der Reichshauptstadt. — Folgende Offiziere und Arzte fahren am 3l. Mai mit der Verstärkung der Schutztruppe von Ham burg nach Südwestafrika: Hauptmann Kaiser von den 8 Jägern in Schlettstadt; die Sekondelieutenants Bensen vom l2. Infanterie-Regiment (Frankfurt a. O ), v. Winter feld, 20. Infanterie-Regiment (Wittenberg), v. Altrock II, 28. Infanterie-Regiment (Koblenz), Steinhausen, 48 In fanterie-Regiment (Küstrin), Schultze, 74. Infanterie-Re giment (Hannover), Frhr. v. Schönau-Wehr, 113. Infan terie-Regiment (Freiburg in Baden), Kepler, I! 8. Infanterie- Regiment (Mainz), v Bonin, !. Gardedragoner, v Bödecker, 18. Dragoner (Parchim), Ziegler, 20. Dragoner (Karls ruhe), Graf Bethusy-Huc, 8. Dragoner (Oels), Reiß, 22. Dragoner (Mülhausen), Schultz, 20. Fcldartillerie (Posen), Franke, Ingenieur von der Fortifikation in Kux- Haven, Assistenzarzt 1. Klasse vr. Langhold, Leibgarde- Husaren in Potsdam, Assistenzarzt 2 Klasse Or. Kuhn, 1. Husaren in Danzig. — Der Botschafter der französischen Republik, Her- bette, ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Boischaft wieder übernommen. — Das gestern ausgegebene „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht eine Garnison-Veränderungen betreffende Allerhöchste KabinettS-Ordre, wonach verlegt werden: der Stab der 16. Kavallerie-Brigade von Trier nach Saar brücken, das 2. Rheinische Hufaren-Regiment Nr. 9 unter Ueberttitt in den Verband der 31. Kavallerie-Brigade von Trier nach Straßburg i. E, das Manen-Regiment Großhenog Friedrich von Baden (Rheinisches) Nr 7 unter Ueberttitt in den Verband der 16 Kavallerie-Brigade von Saarburg nach Saarbrücken (St. Johann) und das Schleswig-Holsteinsche Ulanen-Regiment Nr. 15 unter Ueberttitt in den Verband der 30. Kavallerie-Brigade von Straßburg i. E. nach Saarburg — Bei der unmittelbar nach den Psingstferien im Reichstage bevorstehenden Erörterung des sogenannten Depotgesetzentwurfes wird auch eine von der be treffenden Reichstagskommission vorgeschlagene Resolution zur Besprechung kommen, in welcher der Reichskanzler er sucht wird, mit Rücksicht darauf, daß die gewerbsmäßige Verwendung fremder Gelder seitens der Banken und Kaufleute Sicherheitsmaßrebeln für das mit Einlagen solcher Art beteiligte Publikum dringend er fordert, die Frage einer Prüfung zu unterziehen, wie solche SicherhcitSmaßregeln getroffen werden können, und eventuell ein diesbezügliches Gesetz baldthunlichft vorzulegen. Jeden falls wird die Verhandlung über diese Resolution Anlaß zu sehr eingehenden Debatten geben. — Mit Bezug aus das vom Reichstag genehmigte neue Zuckersteuergesetz, dessen Veröffentlichung in den nächsten Tagen bevorsteht, bringt die „Nordd. Allg. Ztg " folgende, durch den Druck als offiziös gekennzeichnete Er klärung: Bis zum Jahre 1887 war die deutsche Zucker steuer eine reine Materialsteuer und betrug infolge fort schreitender Verbesserung der Technik die gewährte Aus fuhrprämie für den Doppelzentner bis zu 4H M Dieser Betrag sank infolge des Gesetzes des Jahres 1887, durch welches ein gemischtes System, d. h. eine Verbrauchsabgabe neben der Materialsteuer eingeführt wurde, auf rund 2,50 M. Durch das Gesetz von 1891 wurde die gänz liche Beseitigung der Ausfuhrprämien vom 31. Juli 1897 ab beschlossen und bis zu diesem Zeitpunkte der Prämiensatz auf 1,25 M. bez 1 M ermäßigt Jenes Gesetz erging indes in der ausdrücklichen Voraussetzung, daß die anderen Zucker aussührenden Staaten in gleicher Weise mit der Ab schaffung ihrer Zuckerprämien vorgehen würden. Diese Voraus setzung hat sich bisher nicht erfüllt Durch die vom Reichstag beschlossene Novelle zum Zuckersteuergesetz ist deshalb die Ausfuhrprämie wiederum auf 2,50 M. für den Doppel zentner zu 100 lc^, d. h. aus den Satz vor Erlaß des Gesetzes von 1891 erhöht. Die deutsche Regierung ist indes nach wie vor ernstlich gewillt, auS finan ziellen und allgemein wirtschaftlichen Gesichtspunkten bald möglichst mit der gänzlichen Abschaffung der Aus fuhrzuschüsse vorzugehen, und cs hat dementsprechend in dem Gesetzentwurf eine Bestimmung Ausnahme ge- r Kunst und Wissenschaft. Tie Eingeweide der Steine. Der Bernstein, jene Absonderung aus vorweltlichen Nadelhölzern, hat uns eine Unzahl von Vertretern der Fauna und Flora einer versunkenen Welt erhalten und «S ist al« spezielle Gefälligkeit der Natur zu betrachten, daß sie für die neugierigen Augen der modernen Forscher auf diese Weise z B. Insekten präpariert hat, deren Summen vor Jahrtausenden und Aberjahrtausenden einen Jchtyosauru« im Schlummer störte. Hat nun jene« fossile Harz sich hauptsächlich um die Zoologie und Botanik ver dient gemacht, fo ist e« eine große Zahl von Mineralien und Gesteinlatten, die durch Einschlüsse der mannig fachsten Art einen Kommentar zu ihrer Entstehungsgeschichte geliefert haben Am meisten finden wir wohl, daß Mineralien von anderen umschlossen werden und die aufmerksame Beob achtung des Zusammenvorkommens von Steinen — der ParagenefiS, wie sie Breithaupt nannte — hat schon wichtige Aufklärungen und Entdeckungen zur Folge gehabt Ein sehr prächtiges Naturspiel, da« farbige Schillern vieler Minerale, da« lebhaft an den Glanz der Flügeldecken von tropischen Schmetterlingen erinnert, ist hierauf zurück- zuführen Der Sonnenstein z. D. verdankt seine glänzend rötlichen Farbenreflere nur unzähligen winzigen Partikelchen von Eisenglanz, die er einschließt und die da« einsallende Licht tausendfältig gebrochen wiederstrahlen Nicht minder häufig sind Flüssigkeit«einschlüffe, die aber in den meisten Fällen für da» unbewaffnete Auge «sichtbar sind Da, wo die« aber nicht der Fall ist, er regte diese Erscheinung schon in früheren Zeiten die Aus merksamkeit der Menschen und sie wurde al« Phänomen angeftaunt Claudianu«, ein römischer Dichter der Kaiser zeit, schrieb sieben Epigramme „äs crM Mo, «ui aqua inerut", d. h. über einen Krystall, der ein Waffertröpschen enthielt. Im Mittelalter, da« sehr für das Geheimnisvolle und Mystische eingenommen war, fertigte man Schmuck sachen au« dergleichen Steinen und schrieb ihnen wunder bare Kräfte zu In der Sammlung der Akademie zu Pisa befand sich ein Ouarzkristall al« Ring gefaßt; in einer Höhlung des Krystalles, die zur Hälfte mit Wasser gefüllt war, war ein kleine« Insekt eingeschlossen Die früheren Besitzer dieses Ringe« mögen diefe« kleine Tier chen, das durch eine gewiß sonderbare Verkettung von Umständen in den Quarz gelangt war, für einen ein- gekapselten Dämon gehalten haben, der zur Strafe für maßlose Frevelthaten in den Stein gebannt worden war Die neue Zeit vernachlässigte merkwürdigerweise lange die mikroskopische Untersuchung der Mineralien und erst vor wenigen Jahrzehnten gelangte man, nachdem das Mikroskop eifriger von den Mineralogen gehandhabt wurde, zu un geahnten Aufschlüffen, die in hohem Maße zur Lösung der wesentlichsten genetischen Fragen beitrugen David Brewster und später vor allem Henry Clifton Sorby be schäftigten sich fpeziell mit der Frage übcr die Beschaffen heit der Flüsfigkeit«einschlüffe und letzterer hat da« Ver dienst, die einschlägigen Untersuchungen zuerst an künst lichen Krystallen vorgenommen zu haben Lasten wir z B ein« gesättigte Chlorkaliumlösung bei gewöhnlichster Tempe ratur auSkrystallisieren, so setzen sich Würfel ab, die einen milch- iveißen, viereckigen Kern besitzen, um den sich ein klarer durch sichtiger Mantel gebildet hat Sehen wir näher zu, so findet sich, daß die Trübung von massenhaften kleinen Höhlungen I>ci iwraerufen wird, die völlig mit der Mutterlauae d h der Chlorkaliumlösung erfüllt sind Geht die Krystall- bildung bei höherer Temperatur vor sich, so entstehen Sechsflächner desselben Aussehen«, nur mit dem Unter schied«, daß beim Abkühlen leve» eingeschloffen« Mutter- laugettöpfchcn sich zusammrnzieht und so in d«n Flüssig- keitsemschlüstrn je ein kleines LuftbtäSchen — eme Libelle, wie bei einer Wasserwaage — entsteht, das, wenn die Höhlung groß genug ist, beim Bewegen des Krystalls sich lustig herumbewegt. Genau dieselbe Erscheinung treffen wir auch in der Natur an Hier sind die mikroskopisch kleinen Hohlräume bald rund, bald eiförmig, bald zeigen sie unregelmäßige Verästelungen und schlauchförmige Aus läufer von den abenteuerlichsten Formen, bald wievcr sind sie eine treue Kopie der Gestalt des sie einschltestenden, regelmässig gebauten Minerals und so gewissermaßen ein negativer Krystall, ein krystallisiertcS Nichts Beinahe jeder aber ist mit einem meist beweglichen kugelrunden Luft- bläschen auSgestattet Die Zahl dieser Einschlüffe ist oft ungemein groß; gewisse Gesteinarten, z. B Granit, sind geradezu durchtränkt mit Flüssigkeit wie ein vollgesogener Schwamm: man hat bis zu 250 Einschlüße auf einem Raum von '/>». Quadratmillimeter gezählt! Da« kaum fühlbare Erzittern de« Mikroskopiertisches reicht hjn, um all die kleinen Libellen der Hohlräume eine« Dünnschliffe« zum Tanzen zu bringen, sodaß sie eine konstante Eigen- btwegung zu besitzen fcheinen, die man auch mit der rätselhaften, spontanen Molekularbewcgung in Einklang zu bringen suchte Kein Zweifel besteht übngen«, daß diese eigenartige selbstständige Bewegung auch >m Innern von GebirgSmaffen stattfindet, sodaß in einem Granitblock — der Verkörperung der starren Ruhe — Milliarden von Lustbläschen vieÜeicht seit Millionen von Jahren in rast losem Tanze umherwirbeln. — 77«»r« v"' Die richtige Antwort, wie diese FlüssigkeitSeinschlüffe — fluiä eariti«,, wie sie Sorby nennt — wohl in da« starre Mineral gelangt sein mögen, ist, daß fi« schon bei der ursprünglichen Bildung de« beherbergenden Steine» mechanisch umschlossen und so gewissermaßen gefangen ge- nommen wurden Die Natur der emgeschloffenen Liquida »st sehr verschieden: e« findet sich ganz reine« Wasser, ferner allerlei Salzlösungen, die zum Teil sogar grsättigt sind, sodaß sich neben den beweglichen Libellen noch ganz durchsichtige Kryställchen des betreffenden Salzes zeigen Die chemische Zusammensetzung der emgeschloffenen Lösung ist hierbei häufig völlig anders als die des umgebenden Minerals Wir treffen z B im Quarz, der krystallisierten Kieselsäure, Würfrlchen von Kochsalz (Chlornatrium) an, die so wasferklar find, daß man durch ihre Masse deutlich die Hinteren Ecken und Kanten Hindurchschimmern sieht. Zu den merkwürdigen fluiä eavities werden wohl die jenigen gehören, deren Beschaffenheit von zwei Gelehrten, nämlich von Vogelsang und Sorby, fast gleichzeitig und absolut unabhängig voneinander richtig erkannt wurde Beide behaupteten nämlich, in Quarzkörnern flüssige Kohlen säure als Einschluß gefunden zu haben und bewiesen ihre kühne Hypothese — Kohlensäure kommt in der Natur nur al« Ga« vor — durch geistvolle Berechnungen und schlagende Unter suchungen: die Theorie stimmte in allem mit den gefundenen Thalsachen überein Diese Quarzstückchen mögen wohl unruhig bewegte Geburtsstunden gehabt haben, wo beim rasenden Toben der Elemente Gase zu Flüssigkeiten ver dichtet und in Steine gepreßt wurden Gasige Einschlüsse (m^ eavities) sind übrigen» auch keine Seltenheit Da« Knistersalz von Wieliczka — seinen Namen hat e« von der Eigenschaft, beim Erwärmen unter fortwährenden kleinen Explosionen zersprengt zu werden, wa« ein knisternde« Geräusch hervordrinat — enthält neben aasiger Kohlensäure, Sauerstoff und Stickstoff noch jene« berüch tigte, unheimliche Sumpf- oder Grubenga«, bei dessen Nennung jedem Bergmann« ein Schauder über die Haut fährt. Ein, ich möchte sagen: „unfashionableS" Gegenstück zu diesem Knistersalz ist der sstiä lwav^ spar, der beim Pulvern stark nach Schwefelivafferstosf riecht, eine GaSart, bei deren Dust kein Sterblicher sich einreden wird, in den Rosengärten von Cchira» zu wandeln Co mannig facher Art nun die Einschlüsse find, vom starren Stein vi» zum luftigen Ga«, di« man im"Reich der Minerale
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