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Nummer 2VS — 29. Jahrgang Erscheint «mal wSchil. mit tllustr. Erali»etkngen.Heimat un» Welt' und der Kinderbeilage .Frohmut', sowie den Tertbettagen .St. Benno-Blatt'. .Unterhaltung und Wissen». .Die Welt der Frau', .«erzllicher Ratgeber'. .Das gute Buch'. .Filmruu». schau'. Monatlicher Bezugspreis S X einschl. Bestellgeld. Einzelnummer IO 4. Sonnabend- u. Sonnlagnummer 80 «. HuupIIchristleiler: Dr. <S. DeSrztzk, Dresden. SachMe Freila^, den 5 September I9ZV BerlagSort, DreSde» Slnzetgenprets«: Die Igespaltene petttzetle SU 4. Familie», anzeigen u.Stellengesuche !ru 4 Die Petitretlamezetle. 8S mm breit. I ^e. Für Anzeigen autzerhalb des VerbrcUungSgebieteS 4U 4. die petilretlamezetle I .SU^e. Brtesgeb.Si»^. Im Falle höherer Gewali erlischt jede Berpslichtung aus Licsemng sowie Erfüllung v. Anzeigeii - Austrllgen ». Leistung v. Schadenersatz, Geschäftlicher Teil: Frau» Buugar», Dresden. ilolrssenuna «etchäftSslelle, Drutt».Verlag, Mermania. A^>«. IHr Berlag und Dructerei. Filiale Dresden. Dresden.?!. I. Polierslrahe l?. FerimiiSioiL PoNIchecklonio Dresden rnantln-Ni Stadtbant Dresden ?!r nt,>2 Für chrislliche Polilik und Kultur Redakttoa der Sitchttschea »Volk»,»!»»»« Dresden.ÄUstadi 1. Polterstratze ID Fernrui MII und»1012. Immer wieder Thüringen Riiürzahlunq der Polizeikotten-Vorschüsse verweigert — Abzug von der regelmätzigen Sleuerüberweisung Berlin. 4. September. sin der Frage ser Jahresabrechnung für 1929 bat zwischen dem Varsilzenden des Ihüringischen Staats.uinistcriums. Staats- minisler Lirinm. dem Reich-sminister des Innern Dr. Wirth und dem Reiche-minister der Finanzen Dietrich ein Schriftwechsel slaltgenmden. in dem M i n i sts r Ba u m am 1. dieses Monats dem Veichsminister des Innern n. a mittcilte. daß die thürin- gische Regierung es ablekinen müsse, die »ach der an sich als richtig anzuerlreiinenden Berechnung des Reichsministers des Innern an das Land Thüringen Z» viel gezahlten Reichs- zuschüsse für polizeiliche Zwecke für 1929 zuriickzuzahlen, da das 9>e!6>slninisteriuin des Innern ohne rechtlichen Grund die Pali- zeizilschüsse gesperrt habe. Die thüringische Regierung wünsche, daß die Entscheidung de? Staatsgerichtshases abgewartet werde. In dcr Antwort des R e i ch S i v u e u m i » i st e r s vom 9. Seplember crlvidert dieser, er habe »nnmehr den Reichs- flnanzniinisicr ersuche» müssen, den Betrag von 619-121,20 Mort, gegen die o»s Relchssleueriibcrwe'sungen auszuzahlcnden Summ-',, z„ verrechnen. In einem Schreiben vom gleichen Tage bestätigt der Reichsminister der Finanzen dem Staats- Minister Baum die vom Reichsinncnminister mitgcteilte Mah nahme. Wie man weiter hört, soll der ?lbzug der von Thüringen geschilderte» Summe in Raten erfolgen. Ob Thüringen Ge gen m a s; n a h m e n versnckien wird, sieht dahin. Eine recht liche Möglichkeit dazu besteht nicht da die Finanzämter in Thüringen der Verwaltung des Reichsslnanzministeriilins unterstehen, also eine Sperrung der Uebcrweisungen nach Verün durch das Land Thüringen ohne Ncchtsbruch nicht mög lich ist. -rick gegen KommunMen Weimar, 4. September. Das thüringische Innenministe rium hat dem kommunistischen Gemeindevorsteher Kohlransch in Ruhla mit schartiger Wirkung bis auf weiteres die Polizei- gewalt entzogen. Die Palizcigewalt ist dem Polizeihauptmnnn Numer von der thüringischen Schutzpolizei übertragen worden. Begründet wird diese Mahnabme damit, dah bei der gerade in Nubla beliebenden starken Spannung zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten die Wahrnehmung von Ruhe. Ordnung und Sicherkeit n>cbt in die Hand eines ausgesprochenen Partci- mannes gelea! »»"den könne. Gewiß ist es an sich zu begrüßen.- wenn einem kommu nistischen Gemeindevorsteher die Polizeigemalt entzogen wird. Denn nach dem Programm und der sonstigen Haltung der KPD muß angenommen werden, daß ihr Beauftragter nicht loyal gegenüber dem Staate handeln wird. Aber die Begründung: ein „ausgesprochener Parteimann" dürfe die Polizeigcwalt nicht in Händen Hallen, ist fadenscheinig. Mit der gleichen Be gründung könnte man es für unzulässig erklären, daß Herr Frist? als ausgesprochener Parteimann die Leitung der Thürin ger Polizei in Händen hat Preirhen und evangelische Kirchen Der Entwurf des Staatsvertragcs sertiggcstcllt. Berlin, 4. September. Wie von unterrichteter Seile ver lautet. ist der Entwurf eines Staatsvertrages zwischen Preu ßen und den evangelischen Landeskirchen, der analog dein Kon kordat, auch den evangelischen Kirchen die Berechtigungen und Verpflichtungen gegenüber dem Staat gesetzlich bindet, bis zur Unterschrift fcrtiggestetlt. Zwischen den Verhandlungspartnern wurde über alle wesentlichen Fragen nach langwierigen Be sprechungen Einverständnis erzielt. Das bezieht sich vor allem auch auf die Erhöhung der außerhalb des Zuschusses zu den Psarrergcbültern zu leistenden finanziellen Subvention für die evangelischen Kirchen, sowie andererseits auf ein gewisses Mit- bcstimmnngsrecht des Staates bei der Besetzung führender Po sitionen in der evangelische» Kirchenorganisalion. Tie Unter zeichnung des Staatsvertrages wird im Augenblick lediglich nach dadurch verzögert, daß hierzu eine Plenarsitzung des Slaatsministeriums erforderlich ist. die zurzeit wegen der Som merurlaube und Wahlinanspruchnahme der Minister kaum zu-' stände zu bringen wäre. Die Fertigstellung des Staatsvcrtrages entspricht dein wiederholt ausgesprochenen Wunsche der evangelischen Reli gionsgemeinschaften. Daß der Slaatsvertrag trotz der Fülle der schwebenden Streitfragen verhältnismäßig so rasch fertiggestcllt morden ist, ist in erster Linie dem Drängen des Zentrums zu danken, daß in dieser Frage rviederkolt beim preußischen Ministerpräsidenten vorstellig geworden ist. Das Recht der Minderheiten 40 Millionen leiden in Europa unter der nationalistischen Politik Eens, 3. September. Hier wurde am Mittwoch der 6. Europäische Minderheiten- kongreß durch den Präsidenten Dr. Wilfan eröffnet. Dieser begrüßte in deutscher Sprache, die die Hauptsprache des Kon gresses ist, die Vertreter von 30 Mindcrhcitengruppen aus den europäischen Staaten, darunter besonders die Vertreter der in diesem Jahre neu beigetretcnen Gruppen der Basken in Spa nien. der Litauer in Deutschland, der Rumäne» in Südslawien und der Schweden in Estland. Der Präsident machte davon Mitteilung, daß den Ver tretern der deutschen und ungarischen Minderheiten in Süd- slawirn von der Regierung die Pässe zur Teilnahme an dem Kongreß verweigert worden seien. Zu dem Paneuropa-- geda^lcn betonte der Redner, daß als Voraussetzung für eine Vereinigung der europäischen Staaten die geistige An näherung und Befriedung Europas notwendig sei. Eine geistige Annäherung dürfe sich nicht auf die Annäherung der Regie rungen beschränken, sondern müsse auch in einer Annäherung der Völker als der wahren Träger der Bindungen und Tren nungen zwischen den Völkern bestehen. Die Minderheitenfrage berühre unmittelbar die Beziehungen zwischen den europäischen Völkern. Wenn die Minderheiten nur für die Wahrung ihres Volkstums kämpften, so bedeute das keinen Kampf gegen di« Regierung. Die Minderheiten lehnten jedoch den Gedanken der Verschmelzung, die ihnen ihr nationales Bolkstum nehmen wolle, ab. Sie riesen das Gewissen der Welt aus zum Kampf gegen jede Gewaltanwendung. Der Präsident unterstrich sodann, daß es auf diesem Kongreß zum ersten Male möglich sei. einen Ge samtüberblick über die tatsächliche Stellung und Entwicklung der Minderheiten in den europäischen Staaten zu erlangen. Der Generalsekretär des eurockäischen Minderheiten» tongresses Amcnde erstattete dann Bericht über die Schluß folgerungen. die sich aus den Lageberichten der einzelnen euro- päischen Minderheit«» ergäben. Aus der Tagesordnung stehen 1. die Lageberichte der Min derheitengruppen in den einzelnen Staaten und die daraus sich ergebende Gesamtschlußfolgerung über die heutige Lage der Minderheiten. 2. die Stellungnahme zum Paneuropagedanken und 3. die Bindung von nationalen Volksgemeinschaften der einzelnen Minderheitengruppen. Der Generalsekretär des europäischen Minderheiten- kongrcsses, A m ende, erstatten: dann Bericht über die Schluß folgerungen, die sich aus dem Lageberichten der einzelnen euro päischen Minderheiten ergeben. Die Lageberichte zeigten, daß die Minderheitenfrage heute ein gesamteuropäisches Problem darstelle. In Europa (ohne Rußlands lebte,, heute 40 Millionen Menschen als Minderheiten in 15 europäischen Staaten. Aus den verschiedenartigsten Behandlungen der Minderheitenfrage entständen die tiefgehenden Gegensätze, die heute „och die euro päischen Völker trennten. — Das europäische Mindcrheiten. problem sei in wachsendem Maße eine Frage der Beziehungen zwisstsen dem Stammesvolk und den außerhalb der Staats grenzen lebende» Minderheitengruppen. Ein überspitzter Nationalgedanke sei bei der Verschiedenartigkeit der nationalen Zusammensetzung fast jeden europäischen Staates unmöglich. In einzelnen Staaten werde eine offen zugegebene Enl- nationalisierungspolitik gegenüber den Minder heiten betrieben. In anderen Staaten würöen die Methoden der wirtschaftlichen und kulturellen Unterdrückung der Minderheiten trotz theorelisstser Anerkennung der Mindcr- heitcnrechte gehandhabt. Am schlimmsten sei die Lage in den» jenigen Staaten, -ie das Vorhandensein der nationalen M». derheilengruppen bekämpfen. Die urirtschastljche Schädigung der Minderheiten in den letzten zehn Jahren durch Bermögens- enteignung usw. geh« bis zu 75 vom Hundert des Nationalver mögens der einzelnen Minderheltengruppen. Der 69. Katholikentag In Westfalens Hauptstadt hat am Mittwoch die 69. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands de- . gönnen. Wieder steht diese Taauna — wie stie vorjährige <n Freiburg unter' dem lvkotto Ter Rettung Her christkichen Familie — im Zeichen eines der brennendsten Zeit probleme. Die Fragen der christlichen Er ziehung sollen den Beratungen des Bertretertages zu grunde liegen, der seit Magdeburg mit der eigentlichen Katholikenversammlung verbunden ist, und dessen Methode, die Klärung und Erarbeitung bestimmt abgegrenzter Fragenkomplexe in geschlossenen Aussprache-Gemein schaften, sich auch in Freiburg bewährt hat. Die Frage der christlichen Erziehung ist nach wie vor eines der Kardinalsprobleme der Gegenwart. Kein ge ringerer als der regierende Heilige Vater Pius XI. hat auf seine überragende Bedeutung im geistigen Ringen unserer Zeit hingewiesen, dadurch, daß er diese Frage znm Gegenstand eines eigenen Weltrundschreibens machte. In der Enzyklika „Ilopras^ovtailti in iviu-a", datiert vom 31. Dezember 1929, wird das Erzieh nngsproblem in der ganzen geistigen Weite angefaßt, wie sie nur der katholischen Kirche eigen ist. Kirche, Familie und Staat, die drei Repräsentanten der Erziehung, werden in ihrem Rechts- und Pflichtenkreis festgelegt und da, wo unsere Zeit Verwirrung und Unklarheit geschaffen hat, mit zwingender Begründung gegeneinander abgegrenzt. Dis Kirche Christi erscheint hier als der erste Repräsentant der Erziehung kraft eines doppelten übernatürlichen Rechts- titels. Ihr hat der göttliche Stifter das oberste Lehramt und das oberste Hirtenamt znm Heile der Menschheit anvertraut. Dieses Lehramt und dieses Hirtenamt sichern ihr in allen Fragen der Erziehung die unbedingte Priori tät, eine Schlußfolgerung, der man sich nur dann ent ziehen kann, wenn man' mit dem „modernen" Zeit geiste die göttliche Stiftung und Sendung der Kirche überhaupt a»zuzweifeln wagt. Wie die Kirche in der übernatürlichen Ordnung, so argumentiert die Enzyklika weiter, ist die Familie in der natürlichen Ordnung die Quelle allen Lebens, darum hat sie auch unmittelbar'vom Schöpfer den Auftrag erhalten, dieses Leben durch die Erziehung zu formen und fortzubilden. Neben die Familie tritt endlich als Erziehungsfaktor der Staat, ans dessen Wesen und Zwecksetznng seine Verpflichtung resultiert, „das ältere Recht der Familie auf die christliche Erziehung der Nachkommenschaft zu schützen und folgerichtig da? über natürliche Recht der Kirche auf eine solche christliche Er ziehung zu achten". Das der gröbste Umriß der Erziehungslehre, dis Pius Xl. in seinem Wellrundschreiben als Lehrer der Kirche den Irrtümcrn unserer Zeit gegenüber klarstem. In dieser Enzyklika werden die Beratungen des deutschen Katholikentages einen fundamentalen Ausgangspunkt haben. Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises darauf, daß die Probleme, denen wir uns bei dein' Thema „Er ziehung" heutigentags gegenübersehcn, in immer weitere technische Progressionen wachsen. Sicher stehen die Kern fragen um Familie und Erziehung und das Ringen um Schule und Erziehung nach wie vor im Brennpunkt des » öffentlichen Interesses. Gerade unsere Zeit aber hat Er- ziehungssragen aufgeworfen, die weit über das Gebiet der Jugenderziehung hinausragen, die mitten hineinführen in die Menjchheitsprobleme und die großen wirtschaft lichen und sozialen und weltanschaulichen Aus einandersetzungen. Tausend Fragen und Sorgen um Filin, Rundfunk, Presse, Literatur, Sport, ja letzten Endes auch um den Staat und die Erziehung zum Volkstum und zur Volksgemeinschaft rufen nach Klärung und Lösung. Es gibt kaum ein Gebiet des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens, das nicht irgendwie mit der Erziehungskrise unserer Tage in engerem Zusammenhang stünde. Uebcrall, wo die geistige Krise der Gegenwart ihre Wellen schlägt, tun sich pädagogische Fragestellungen auf. Inwieweit hat die Erziehung Mitschuld an dem Niedergang der abendländischen Kultur, und inwieweit kann durch Ver tiefung und Vervollkommnung der christ lichen Erziehungsideen der geistigen Zer setzung unserer Tage gesteuert werden? So gesehen sind es Lebensfragen der christlichen Kultur, die ans dem Münsterschen Katlwlikentag zur Debatte stehen und dis die beginnende Tagung in ihrer ganzen schwerwiegenden Bedeutung erkennbar werden lassen. Die Erziehung der Massen iit heule zum Spielball de» ösfenllichen Meinung geworden, die Repräsentanten. — dis beute mit dem Anspruch des Erziehers vor die Menschheit hintreten und um ihre Gefolgschaft buhlen, sind — fast möchte man sagen — Legion. Selbst dem kritischen Menschen m es kaum noch möglich, die Vercchtigungsans» weise und Bestallungsurkunden dieser modernen Erzieher pi prüfen, sofern sie solche überhaupt vorzuweisen belieben. Kein Wunder, wenn die Umwertung aller Werte so er« schreckende Dimensionen angenommen bat. In dieser Wirr« 'jk I -Fl Ä K