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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Sprech-Anschluß Amt Hermsdorf b. Dr. Rr. AI. Mittwoch, den tO November !Y20 ^9- Jahrgang. «b Zwei Jahre Republik st zu za^' ger. ffkln Vorteil der neuen Bundesrepublik genießen vor besonders, daß Schaft emeS einzigen Siaales handelt, sondern daß Republik. Dieser Erleuchtung folgte alsbald der I- * Regrerung in klingender Münze. Beim nächsten dürfte der Rückfall folgen. Die Gesinnung ist in .Politik ein brauchbares Spekulattonsobjekl. Es ist nicht ll u. sE a die maßlose Bezahlung, die oie alten Beamten und L ttßhjk' Scharen der Neuangestelllen so übermütig gemacht hat. sur veil iqm uniergeveilkli planen bedeutet- Em Lieferant, der die amtlichen Mzüge richtig zog, kann mit seinen Kunden umspringen, chm beliebt. Ist lhm amiltch eine Verkaufsmonopol loritzdors. zahler aus der Staatspartei austreten wie aus der Staatskirche, so würde die Steuerkaffe zum Schaden der Beamten wohl bald an einen fühlbaren Mangel an Einnahmen leiden. Denn letzten Endes fließen fast alle Steuern den Beamten und Staatsgünstlingen zu. Ver sicherungsbeiträge zahlt jeder Versicherte freiwillig, da die erworbene Versicherung ihm vorteilhaft ist. Weil der Staat seinen beherrschten und besteuerten Untertanen gar keinen Vorteil sondern nur Nachteile bietet, darum bedarf er des Militärs, um sie mit Gewalt unter seine Botmäßigkeit zu zwingen. Brächte der Staat den seiner Uebermacht erliegen den, widerwilligen Untertanen die Vorteile einer Gegenseitig keitsversicherung, so brauchte er nicht seinen Zwang, mit der Soldateska im Hintergründe, an den ihm Widerstrebenden zu verüben. Einen greifbaren Vorteil läßt sich niemand leichthin entgehen, den Nachteil vermeidet jeder gern. In der jetzt zwei Jahre alten deutschen Republik gibt es zwei extreme Parteien. Die Staatspartei, mit ihren Beamten und Kapitalisten, genießt den Vorteil der Republik, während die zur Steuerleistung niedergezwungenen Unter tanen der Nachteil trifft. Sie könnten sich erst ausrichten, wenn sie von den Fesseln befreit würden, die sie an ihre Bedrückung schmieden. Überreichlich versorgt sind, mögen die simplen Steuer- sich mrt dem Rest abfinden. Zu erwägen ist hierbei ) es sich in Deutschland nicht allein um die ^n, entdeckten, nachdem die Monarchen abgetan waren, > Mch ihre demokratische Gesinnung und dienten fortan eingeräumt, so ist der Konsument ihm wehrlos preisgegeben; — die Amtsstelle steht schützend hinter ihm —. Dm Be amten brachte die Republik eminent große Vorteile. Ihnen zunächst standen die Großkapitalisten, die alten und die am Massenelend des Volkes zu Millionären gewordenen Wucherer. Nichts ist dem Wucher gedeihlicher als die Not des Volkes. — Den Herren des Vaterlandes gegenüber versagt die Steuerschraube. An seine Auftraggeber (und Kollegen), die Staatspfründner,. traut sich ein richtig geschulter Staats- funktionär nicht heran. Den Agrariern wurden seitens der Regierung für ihre Produkte vorweg die unerhörtesten Höchst- vreise zugebilligt und sodann kehrten sich diese privilegierten Inhaber des Staate« ganz und garnicht an die ihnen ge zogene Schranke, sondern sie verließen sich auf „ihre" Re gierung, die pflichtbewußt zu ihnen halten würde und be trieben ihren Wucher ohne alle Rücksicht auf die amtlich vorgeschriebenen Höchstpreise. Die getreue Regierung ent sprach durchaus den Erwartungen der Agrarier und lieb sie bei ihrem Wucher amtlich unbelästigt. Die Staatspossidentcn (die beamteten Steuerempsänger und die aus dem Staate Nutzen ziehenden Kapitalisten) können frohlocken über die be siegten Steuerzahler, die kommunen Untertanen. Die Re- aierung für ihre servile Haltung zu tadeln, wäre kurzsichtig. Sie kann nur vor allem sich selbst bedenken und sodann für diejenige Partei amtieren, die sich den Staat als HerrschaftS. instrument und zur Befriedigung ihrer Habsucht hält. Geht die Regierung nicht mit den Herren des Staates, für die allein die Institution des Staates von Nutzen ist, so geben diese Herren Staatspossidenten ihr den Lmfpab. Dürfte der zur Untertanenschaft gezwungene Landes - Steuer- die Beamten. Unbekümmert um die Notlage, in die 'Krieg und die historische Mißwirtschaft des hohenzollernschen Aschen Reiches die Untertanen versetzt hatte, unbekümmert fiste lawincnhast anwachsenden Staatsschulden, setzte die Mung für sich selbst — denn das Beamtentum bildet Legierung — vor allem eine Besoldung durch, die ge- Mt genug war, um jeden Beamten aller Einschränkung Meben. Jeder schwelgt in Teuerungszulagen, Beihilfen, WungSgeldern, Entschuldungssummen und wie die Endungen sonst noch benannt werden. Alle größeren Jicnvcreimgungen t,e itoM _ in voller OeffenUichkert ^Urch das RerchSernährungSminiperium befürwortet — Meinkäufe. Erst kommen die Herren Beamten, wenn t krsis^' rnd dar .Ottendorfer Zeitung» erscheint Dirns- tag, Donnerstag und Sonnabend. Mgr-Preis: Monatlich 2,25 Mark. Znstellnnq durch di« Boten 2.5V Mark, f Falle böberer Gemalt l-lSr-eg od. senil. snd»elcher Störungen des Betriebe» der g, der Lieferanten od. d. Besörderungs- agungen) hat der Bezieher keinen An- Lieferung oder Rachlieferunq der 'B>l<iqaht»ng».Be,»q»,rriies. vre ^icuangefleuicu sv uveeuiUilg gemaeyi yttt. die unbedingte Machtstellung, die Selbstherrlichkeit, die republikanischen Beamten eingeräumt wurde, erhebt sie s^em ganzen Gehaben. Jeder von ihnen fühlt sich als Mr im Bezirk, dem sein Volk zu gehorchen har, N Willkür die suprema lex für den ihm untergebenen viel schwerer die ihr Erliegenden bedrängt. Der Zarismus ist abgeschaffl — leider nur auf dem Papier. Dröhnen der abgefeuertcn Geschütze auf den Truppen- ^gsplätzen widerlegt den ausgehobenen Militarismus. Änichnr-l ch ist der Regierung die sie am Ruder haltende Offnere Macht so unentbehrlich, daß sie sür jeden ihrer Listen ein Kapital verausgabt, um sich diese Sicherung Kosten der Steuerzahler) zu erhalten. Der militärisch Mzwang ist allerdings gefallen. (Hoffentlich lebt er in > Garer Zeit nicht wieder auf!) Auch die Arbeitszeit verkürzt. Diese Errungenschasien sollen der Revolution ' Haus zugute gerechnet werden, ohne indessen darüber degzuschen, daß di.' Lebenshaltung del besteuerten Uuter- sich in den letzten Jahren wejcmlich verschlechtert bat Uelursluß Ler Beam.en steht d e Entbehrung des Volkes Psstscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. SchrMeitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Groß-LMM». Wiederzusammentritt zugehen. Königsbrück. Die Preisprüfungsstelle des Bezirks hat die Fleifchpreise neu festgesetzt. Es kostet nunmehr im Kleinverkauf das Pfund Rindfleisch 7 bis 9 Mark, Kalb fleisch 8 Mark, Schweinefleisch 14 bis 15 Mark. Dresden. Am Sonntag vormittag erlitt auf einem Sportplätze an der Marienbrücke ein 19 Jahre alter Betriebs beamter beim Fußballspiel einen Bruch des linken Beines und wurde mit dem Unfallwagen dem Krankenhause Fried richstadt zugesührt- Grimma. In dem großen Stallgebäude des Guts besitzers Götzeschen Anwesens in der Schulstraße hier entstand abends ein Feuer, das sich, da in dem Gebäude mehrere hundert Zentner Heu und Stroh lagerten, schnell über das ganze Gebäude ausbreitete. Das Vieh konnte in Sicher heit gebracht werden. Dar Gebäude ist vollständig auSge- brand. Die Entstehungrursache ist unbekannt. Oederan. Der Fahrstuhlführer Gustav Wiedrich verunglückte dadurch, daß der Fahrstuhl sich plötzlich von selbst in Bewegung setzte und Wiedrich zwischen Fahrstuhl und Wand zerquetscht wurde. - Am Sonnabend abend kam auf dem Heimwege die 77 Jahre alte Gattin des früheren LandesscharfrichterL Brand im dichten Nebel vom Wege ab, fiel in den nahe ihrer Wohnung befindlichen Teich und ertrank. Leisnitz. Am Donnerstag abend ist bei dem Guts besitzer Görner eingebrochen worden. Es wurden die Kleider, schränke ausgeräumt, mehrere Anzüge, Schuhe, Ulster nebst den in den Sachen enthaltenen Gegenständen gestohlen. Dem einen Sohne wurden sämtliche Sachen bis auf die Arbeitskleidung, die er anhatle, entwendet. Waldenburg. Infolge der schlechten Finanzlage der St dt müssen zur Deckung der haushaltplanmäßigen Fehlbeträge die Grundsteuer, die Hundesteuer und die Miet steuer in doppelter Höhe, sowie der Wafferzins in fünffacher Höhe der seitherigen Sätze erhoben werden. Zwickau. Bei der Firma Jung und Simons, Weberei und Färberei in Schedewitz, ist die Arbeiterschaft einschließlich der Maschinisten und Heizer in den Streik ge treten. Die Zahl der Ausständigen beträgt gegen 500. — Der Verband der Landwirte im Erzgebirge hat bei Beginn der freien Fleischwirtschaft seinen Mitgliedern Durch- schnittspreife für Vieh ab Stall als Richtlinien empfohlen, vor Wucherpreisen gewarnt und erklärt, daß er alle an ihn kommenden Anzeigen wegen übermäßiger Forderungen weiter verfolgen werde. Elsterberg. Aus einer hiesigen Fabrik wurde in den letzten Tagen ein wertvoller Doppeltreibriemen 11,70 Meter lang, 17 Zentimeter breit und 15 Millimeter dick, gestohlen. Lertttche» ««d Sächsisches. Vttendors-VkrEa, den 8. November ryao. — In der am Freitag abend stattgefundenen Schul vorstandssitzung teilte der Vorsitzende, Herr Gememdevorstaud Richter, mit, daß die zwei neueingerichtelen Klassenzimmer sertiggestellt find, und einen Kostenaufwand von etwa 14000 Mark beansprucht haben. In der zum Vortrag ge brachten Schulkassenrechnung von 1919 bis April 1920 wurde mitgeteilt, daß ein Fehlbetrag von 17 000 Mark be stehe. Der Kostenvorar.schlag sür 1920—1921 betrifft nur noch die Unterhaltung der Gebäude usw. da die sonstigen Lasten vom Staat übernommen worden sind. Herr Direktor Endler weist gleichzeitig daraus hin, daß die Schaffung eines weiteren Klassenzimmers sich als notwendig erweise. Diese Anforderung brachte eine längere Aussprache und soll sich die Baukommission mir dieser Angelegenheit befassen. Für die Zwecke der Bibliothek wurde die angesetzle Summe von 400 Mark auf 600 Mark erhöht, auch soll die Bibliothek sür die Folge größere Zuwendungen erhalten. Da sich der Abputz der neuen Schule als notwendig erweist, sollen die sich notwendig machenden Arbeiten auf dem Wege der produktiven Erwerbslosenfürsorge Erledigung finden. Herr Direktor Endler weist darauf hin, daß ab Ostern 1921 die Mädchenfottbildungsschule eingcführt werden müsse und dann die Schaffung einer Kochschule notwendig sei. Da aber sür diesen Zweck keine Räume zur Verfügung stehen, so wird cs nicht ander« angehen, als dem seit Jahre» geplanten Bau erner Turnhalle nüherzulreten, in der dann diese Räume Seit dem November 1918 besteht die alte deutsche Hftaaterei fort unter dem neuen Titel „die Republik ^tschland". Wem zum Vorteil, wem zum Nachteil? — deutschen Steuerzahler, die Untertanen, sind die Leid- °Wen in der jungen Republik. Ihre Freiheit ist so ^«schnitten, daß jede Selbständigkeit, jeder Lebensimpuls Amtlicher Teil. Flachsanbau. Die Flachsanbaucr wollen die Aussaat und Anbau- dieses Jahres bis spätestens 10. Movember dss. Is. Gemeindeamt — Meldeamt — anmelden. Httendorf-Woritzdorf, am 1. November 1920. 1 Der Gemeindevnrstand. ... / unter der Ueberwachung und Bevormundung eines l,Mlich angewachseneu Beamtentums. Bis auf die 5^en familiären und allerpersönlichsten Verhältnisse cr- sich die Kontrolle der nach Steuerbarem spähenden . ^stellen. Irgend ein Recht der Person wird behördlich ^anerkannt; ein Selbstbewußtsein oder eine Eigenwürde Untertanen wird amtlich weder gewünscht noch respektiert. Wei ist der Regierungsapparat so eminent viel teurer ge sell, daß die schon früher drückende Steuerlast neuerdings mit geschaffen werden könnten. Der Vorsitzende macht hier zu den Vorschlag die Aufbringung der dazu benötigten Geld- mittel im Wege der SchuldverschreibungenZdurch Anteilscheine in Höhe von 500 bis 1000 Mark aufzubringen, die nach entsprechender Zeit zur Auslosung gelangen. In der Frage des Religionsunterrichtserteilung entspann sich eine ziemlich bewegte Debatte, da vonseiten der Lehrerschaft die Erteilung des Religionsunterrichts abgelehni worden war, schließlich kam eine Einigung insofern zustande als sich die Lehrer bereit erklärten, den in der jetzigen Form erteilten Religions unterricht bis Ostern weiter zu erteilen. Die kostenfreie Lieferung von Lernmitteln für Bedürftige fand dahin Er ledigung, als dem Vorsitzenden die Prüfung der vorkommen den Fülle mit übertragen wurde. Die Anschaffung von einigen Obstbäumen für die Fortbildungsschule fand all gemeine Zustimmung. Hierauf geheime Sitzung. — Die Zahl der Erwerbslosen in Sachsen betrug am 1. Oktober 71080 männliche und 34748 weibliche erwerbslose Personen, am 15. Oktober 68 167 männliche und 34 879 weibliche Personen, Hieraus geht hervor daß die Zahl der Erwerbslosen ersreulicherweise abgcnommen hat. — Die Arbeiten über die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen sächsischen Königshause sind nunmehr soweit feriiggestellt, daß die abschließenden Besprechungen mit dem Vertreter des ehemaligen Königs beginnen können. Be kanntlich waren die Auseinandersetzungen besonders deswegen schwierig, weil die privatrechtlichen und staatlichen Ansprüche aus die Sammlungen der Gemäldegalerie, des Grünen Gewölbes ' usw. geklärt werden mußten. Die Regierungs vorlage hierüber dürfte dem neuen Landtage bald nach dem der vielen deutschen Miniatur-Republiken mit den , "Ansprüchen eines zahllosen Beamrenheeres zu rechnen Die Beamten schnitten wahrlich bei dem System- in den Bundesstaaten vorzüglich ab. Dieselben .^eün Personen, die früher überzeugte Monarchisten und vielleicht in den Kriegerveremen das große Wort