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1. Oct-ber 1881. 77 Weißerttz-Ieitung Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen vurch alle Post anstalten. Preis pro Quartal 10 R-r. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- Ulld Anzeige DM -er Königlichen Gerichts-Aemter NN- Itadträthe za Dippoldiswalde, Muenstrjn nnd Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne ja DjpppldiSwalde. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Am 26. Sept, hatte sich in unsrer Stadt eine größere Anzahl Freunde und Be kannte des Herrn Bürgermeisters Rüger bei einem Mittagsmahle versammelt, um demselben bei seinem Scheiden noch einen Beweis ihrer aufrichtigen Zunei gung und Hochachtung zu geben. Nach den, dem Scheidenden gewidmeten persönlichen Toasten, sprach derselbe ungefähr Folgendes: „Was ist es, das uns unsre Mitmenschen lieb und werth auf der einen, mißliebig und wi derwärtig auf der andern Seite macht? Es ist, meine ich, die Harmonie ober Disharmonie der Grundsätze und Lebensanschau ungen, die sich die verschiedenen Individuen zur Norm ihres Denkens, Dichtens und Trachtens genommen haben. Ich begrüße daher das mir zu Ehren veranstaltete heutige Fest mit lebhafter Freude und danke von Herzen für Ihre zahlreiche Betheiligung; denn ich kann daraus folgern, daß die von niir adoptirten Prin- cipien des Denkens und Handelns niit denen der intelligenten Majorität der Bevölkerung hier und in der Umgegend, in der Hauptsache im Einklänge sich befinden. Es sind aber die Wah r- heit, das Recht, die Humanität und Freiheit, die ich als Grundlagen der sittlichen Vervollkommnung, als Strebziele jedes vernünftig denkenden Menschen aufstelle. Nach diesen Grund anschauungen zu denken nnd zu handeln, lehrte mich frühzeitig Erziehung und Erfahrung. Letztere gab mir, mit zum Therl unsanften Schlägen, zu erkennen, daß an allem Erdenglücke und Erdengute der Fluch der Vergänglichkeit und des Todes klebt, nnd ich fühlte, wie gewiß Sie Alse, das Bedürfniß, im Gewühle des vergänglichen Daseins einen Anker zu besitzen, an dem die Hinfälligkeit nicht hastet. Ich fand ihn in jenen Grundsätzen und sie gaben den Commentar zu meinem Sein. Darnach mußte ich auch tue Verwaltung hiesiger Stadt wesentlich im Geiste der Versöhnung, des Friedens und der Humanität fuhren, und, so weit nicht die unabweisbare Pflicht ein Anderes gebot, die ein zelne Frage nach ihrem Werthe oder Unwerthe für die sittliche Ordnung der Dinge beurtheilen. — Kann ich nun annehmen, meine Herren, daß Sie mit diesen Principicn übereinstimmen, und Sie das Streben nach sittlicher Vollendung als die höhere Auf gabe des menschlichen Daseins betrachten, so werden Sie gewiß gern mit mir in den Rus einstimmen: Es lebe die geistige und sittliche Harmonie der Menschheit!" Von den zahlreichen Trinksprüchen, welche die auch in materieller Hinsicht sehr gut ausgestattete Tafel würzten, heben wir nur noch den einen aus die Gattin Herrn Rüger'S hervor, welcher derselben sofort auf telegraphischem Wege, d. h. durch eine Deputation, überbracht wurde, nnd dann den aus das ehrenwerthe Verhalten R. als Abgeordneten der 2. Kammer des letzten Landtags. Schließlich stimmen wir vollkommen dem Wunsche eines Festtheilnehmers bei: daß der Geist Rüger'S, d. h. seine Humanität und seine Thatkraft, in der städtischen Verwaltung fortleben möge! Zinnwald. Der seit Jahresfrist für unfern Ort, Georgenfcld und die weitere Umgegend bestehende ge sellige Verein „Concordia" feierte kürzlich sein Stif tungsfest, das in jeder Weife auf die befriedigendste Art verlief. Die Hindernisse, die bei seiner Gründung sich in den Weg stellten, das Gpöfteln, das die Unter nehmer zu erleiden hatten, Alles ward beseitigt, und man erfreut sich eines Verein-, dem langes und kräftige« Bestehen um so mehr zu wünschen ist, als auch da erwähnte Stiftungsfest ein Zeugniß gab von dem guten Geiste, der die Mitglieder beseelt. Dresden. Den bevorstehenden größeren Uebungen der königl. sächsischen Truppen werden verschiedene Generale, Stabs- und Oberoffiziere anderer deutscher Bundesstaaten al- Zuschauer beiwohnen; von Generalen namentlich der königl. preußische Generalmajor Hiller von Gärtringen, Kommandant der 1. Garde-Jnfan- teriebrigade, und der königl. hannoverische General major von Sichart, Chef des Generalstabes. Auch einzelne Offiziere anßerdeutscher Armeen (England, Schweiz) find hierzu angemeldet. Leipzig. Am Abend Des 24. Septbr. ist einem Meßfremben eine Brieftasche mit 2042 Thlrn, aus der Brusttasche entwendet worden. Ein Frauenzimmer hatte den Fremden in der Nähe des Stadttheaters angesprochen, ibn nach einem der, hinter dem Theater befindlichen Gänge der Anlagen zu locken gewußt und ihm dort unter Beihülfe zweier plötzlich erschienener, dem Fremden den Weg vertretender Mannspersonen die Brieftasche entwendet. Der Bestohlene hat ans die Wiedererlangung deS Gestohlenen und Entdeckung der Diebe eine Belohnung von 300 Thlrn. gesetzt. — Am 18. Sept, wurde in einer Restauration in Chemnitz, der sogenannten Getreidebörse, einem Getreipehändler die eben abgelegte Geldtasche mit circa 120 Thlrn. spurlos entwendet. Da der Verdacht sich gleich von vornherein auf den rechten Mann wendete, so wurde der Dieb nach kaum einer Stunde mit sammt dem Gelbe in einer andern Restauration ergriffen und verhaftet. Der Bestohlene, welcher indessen nach Riesa hatte abreisen müssen, fand die günstige Nachricht bei seiner Ankunft in Riesa bereits per Telegraph gemeldet vor. — Die Pflanzen-, Blumen-, Frucht- und Ge- müseanSstellung des erzgeb. Gartenbauvereins, die vom 19.-26. Sept, in Chemnitz stattfand, hat außeror dentlich angesprochen und-war fehr zahlreich besucht. -- Die Chemnitzer Stadtverordneten bewilligten die Geld mittel zu einer Turnhalle. — Der Turnverein zu Freiberg, 280 Mitglieder stark, beschäftigt sich jetzt mit Erbauung einer Turnhalle und Gründung einer Feuerwehr, nach dem Muster der Berliner. — Am 16. Septbr. fand in Penlg die erste Jahresversammlung des dortigen Vorschuß- und Spar vereins statt. Dem Geschäftsbericht entnehmen wir,