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W Witz -MW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. 51. Jahrgang. Sonnabend, den 25. Juli 1885 Nr. 87 Seuche wenigstens in der spanischen Hauptstadt an nehmen darf. Egypten. In Kassala, der zweiten Stadt des Sudan, ist bekanntlich die egyptische Garnison schon seit Jahr und Tag von den Sudanrebellen ein geschlossen. Man befürchtet daher schon, daß der tapferen Garnison das Schicksal Chartums bevor stünde, indessen erscheinen diese Besorgnisse vorläufig unbegründet. Wie nämlich eine Depesche des eng lischen Kapitäns Cherneside meldet, hätten die Auf ständischen am 15. und 16. Juni mit großer Macht die Vorstädte von Kassala angegriffen, seien aber von der Garnison von Kassala nach heftigem Kampfe zurückgeschlagen worden. Die Aufständischen hätten 3000 Todte gehabt, von den Belagerten seien den In surgenten gegen 1000 Ochsen und ebensoviel Schafe abgenommen worden, auch hätten jene 700 Gewehre erbeutet. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Im besten Wohlsein ist Kaiser Wilhelm am Dienstag in Gastein eingeiroffen und von der zahlreich versammelten Bevölkerung des reich beflaggten Kurortes enthusiastisch begrüßt worden. Der Statthalter von Salzburg, Graf Thun, ferner Finanz minister Szapary, Landeshauptmann Chorinsky und Bürgermeister Straubinger empfingen den Kaiser. In Gastein ist allgemein die Ansicht verbreitet, Kaiser Franz Joseph werde vielleicht auf. der Durchreise zum österreichischen Schützenfeste in Innsbruck am 7. August einen Besuch bei Kaiser Wilhelm abstatten. Trotzdem soll Kaiser Wilhelm die feste Absicht hegen, auch in diesem Jahre nach Schluß seiner Gasteiner Kur der österreichischen Kaiserfamilie in Ischl einen Besuch zu machen. — Die Ernennung des deutschen Botschafters in Paris, des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe- Schillingsfürst, zum Statthalter von Esaß-Lothringen gilt als keinen Zweifel mehr unterliegend. Fürst Hohenlohe, welcher gegenwärtig auf Urlaub in Deutsch land weilt, hat kürzlich auch dem Fürsten Bismarck in Varzin einen Besuch abgestattet, und glaubt man, daß Fürst Hohenlohe hierbei seine definitive Ein willigung zur Uebernahme des gedachten Postens ge geben habe. — Die in Dresden versammelten deut schen Turner, welche bei dem am Montag in der Festhalle abgehaltenen Bankett u. A. auch an Kaiser Wilhelm ein Huldigungstelegramm gerichtet hatten, sind durch ein in sehr huldvollen Ausdrücken gehaltenes Danktelegramm des greisen Monarchen ausgezeichnet worden. In demselben dankt der Kaiser den Turnern für ihre Begrüßungsdepesche, welche ihm auf der Reise zugegangen, und spricht den Wunsch aus,, daß das Turnen als Pflanzstätte der Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes sich weiter entwickeln und bewähren möge. Oesterreich-Ungarn. Während die deutschen Turner aus Oesterreich nach Dresden ausgezogen sind, um hier, empfangen von der wärmsten und herzlichsten Theilnahme, zu versichern, daß sie immerdvr die Fahne des Deutschthums im Reiche des Doppelaars hochhalten werden, haben die Czechen eine Wallfahrt nach Pest zum Besuche der ungarischen Landesausstellung ver anstaltet. Sie haben hierbei auch Wien die Ehre ihres Besuches erwiesen, und wurden die czechischen Ausstellungsbesucher von ihren in Wien lebenden Landsleuten in demonstrativer Weise empfangen. Auch in Pest haben sich die czechischen Herren seitens der Vertretung der ungarischen Hauptstadt und des Aus stellungs-Komitees eines ausgezeichneten Empfanges zu erfreuen gehabt, wobei viel von der Verbrüderung und Versöhnung der Völker Oesterreich-Ungarns die Rede war. Ob das czechisch-magyarische Einverständ- niß indessen lange bestehen wird, ist zu bezweifeln, da man allgemach auch in Pest einzusehen beginnt, daß das Erstarken des Slavismus in Oesterreich auch eine ernste Gefahr für Ungarn ist. Frankreich. In Tonkin wird die Ruhe, neuer lichen Depeschen des Generals Courcy zufolge, noch durch Banden gestört, welche im Delta des Rothen Flußes auftreten. Der General hofft, daß der neuen Negierung in Huc die Wiederherstellung der Ruhe gelingen werde. Gleichzeitig verlautet gerüchtweise, daß der König von Dahomey in das französische Schutzgebiet von Portonuovo in Westafrika eingefallen sei und mehrere Dörfer niedergebrannt habe. Im französischen Marineministerium sind noch keine offi ziellen Mittheilungen hierüber eingetroffen. Spanien. Die Choleranachrichten aus Spanien lauten wieder besorgnißerregender. Die Epidemie breitet sich nach Westen wie nach Norden aus und ist in den Provinzen Soria, Salamanca, Badajoz, Huesca und Cuenza neu aufgetaucht. In Madrid tritt die Cholera dagegen nach wie vor verhältnißmäßig mild auf, so daß - man ein recht baldiges Erlöschen der Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 24. Juli. Der Dresdener Abendzug an vergangener Mittwoch brachte uns' den versprochenen Besuch von 20 Crefelder Turnern unter Führung des Herrn Turnlehrer V. Thurm, der auch, begleitet von seiner ältesten Tochter, der seit vierzehn Jahren verlaßenen früheren Heimath einen längst ersehnten Besuch machen wollte. Freilich war derselbe kurz genug, da die wackeren Rheinländer schon Donners tag früh nach Kipsdorf weiter fuhren, um von hier aus zunächst eine Fußtour nach Teplitz zu unter nehmen; aber so geringe Zeit cs uns auch vergönnt war, die lieben Gäste bei uns zu sehen, so ließ doch der Verkehr mit denselben nichts zu wünschen übrig, und wir sind überzeugt, daß es Allen bei uns gut gefallen hat. Als der Zug bei der Ankunft vorfuhr, erscholl Begrüßungsmusik der Freiwilligen Feuerwehr, die sich in stattlicher Anzahl neben dem gleichfalls zahlreich vertretenen Turnverein am Perron aufge stellt hatte und die Kommenden mit „Gut Heil" be grüßte. Jni Saale des Gasthofs zum Stern fand darauf gesellige Vereinigung statt, an welcher auch zahlreiche Nichtmitglieder, als Freunde Herrn Thurms, theilnahmen und bei welcher von den Hiesigen und von den Gästen manch gutes, zündendes Wort ge sprochen wurde. Die Turnvereinssänger erfreuten durch mehrere frisch und fröhlich gesungene Lieder und gern wäre man noch länger beisammen geblieben, wenn nach den an den Festtagen ertragenen und nun noch zu ertragenden Strapazen der Körper nicht dringend der Ruhe bedurft hätte. Diese war übrigens kurz genug, denn schon um Uhr traten die Crefelder in der Turnhalle zu einem kleinen Kürturnen an, bei welchem indeß Leistungen am Reck und Barren zur Vorführung kamen, die mit höchster Achtung vor der Tüchtigkeit der rheinischen Turngenossen erfüllen mußten. Unsere Dippoldiswaldaer Turner waren leider durch Ablauf ihrer Urlaubszeit und durch den Wieder anfang ihrer Arbeit gehindert, mit den Crefeldern in einen Wettstreit einzutreten, in dem sie sich jedenfalls auch wacker gehalten haben würden. — Die an ver schiedenen Orten für Donnerstag angesagt gewesenen Turner sind nicht gekommen, die gemachten Bestellungen dagegen telegraphisch zurückgenommen worden, was den meisten Wirthen nicht unbedeutenden Schaden verursacht, da bei der warmen Sommerwitterung (die übrigens am Mittwoch und Donnerstag einer er quickenden Kühle gewichen war) größere Speisevor- räthe, die doch angeschafft werden mußten, verderben. Freilich war bei der langen Dauer des Festes ein der artiges Resultat vorauszusehen. Die Leute werden müde und wollen ins Haus und zur Arbeit zurück, auch dürfte bei gar vielen eine Ebbe im Portemonnaie eingetreten sein; wenigstens sah man schon am Dienstag an manchem Hute die Firma: „Mein Geld ist alle!" — Nächsten Sonntag soll in Glashütte das Jahres Anserate, welche der de-.. bedeutenden Auslage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Stauin berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. fest des Dippoldiswaldaer Zweigvereins der evangel. Gustav-Adolf-Stiftung gehalten werden. Wir fordern auch hierdurch zu recht zahlreichem Besuche der kirchlichen Feier (Herr Diakonus Schuch aus Leipzig wird die Predigt halten), sowie der im Gasthofe „Stadt Dresden" sich anschließenden berathenden Versamm lung, bei welcher Herr Schuldirektor Engelmann den Vortrag halten wird, auf. — Unfallversicherung betreffend. Infolge der amtshauptmannschaftlichen Bekanntmachung vom 1. Juli, die Anmeldung unfallversicherungspflichtiger Betriebe betreffend (Nr. 79 d. Bl.), sind irrtümlicher Weise auch wiederum eine große Anzahl Anmeldungen über vorhanvene Mahl- und Brettschneidemühlen, über Baubetriebe, Brauereien u. dergl. eingegangen. Wir wollen daher nicht unterlassen, im allgemeinen Jnter- esse darauf aufmerksam zu machen, daß es sich gegen wärtig nur um Ausdehnung der Versicherungspflicht auf den gewerbsmäßigen Fuhrwerksbetrieb, den ge werbsmäßigen Speditions-, Speicher- und Keller betrieb, den Gewerbbetrieb der Güterpacker rc. handelt. Gewerbsmäßig aber ist ein Fuhrwerksbetrieb erst dann, wenn aus dem Betriebe des Fuhrwerkes ein Gewerbe gemacht wird und Letzteres nicht zu Zwecken des son stigen Gewerbes — wie bei Holzhändlern zur Zu- und Abfuhre der eigenen Hölzer, bei Müllern zur Zu- und Absuhre des Getreides und Mehles rc.— dient. Zu den Anmeldungen ist zwar nur bis zum 20. dieses Monats Frist gestellt worden, doch werden eventuell Formulare für die nächsten Tage bei der k. Amtshauptmannschaft zur nachträglichen Anmeldung noch verabreicht. — Die infolge der Wahl des Herrn Lehrers Müller vakant gewesene ständige Schulstelle in Röthen bach ist dem seitherigen Hilfslehrer in Niederlungkwitz, Herrn Karl Albin Barth, übertragen und ist die Wahl des Letzteren vom k. Ministerium des Kultus bestätigt worden. — Das Schlafen bei offenen Fenstern ist im Volke höchst unrechter Weise in Verruf gekommen und gilt als gefährlich, sowie überhaupt die Nachtluft als schädlich. Die Luftströmungen zur Nachtzeit sind aber nur in denjenigen Gegenden nachtheilig, in welchen Sumpfboden besteht, besten krank machende Aushauchungen sich gerade zur Nachtzeit in die Luft erheben. In Gegenden mit trockenem Boden, auf Bergen und in den höheren Stockwerken der Häuser ist umgekehrt die Nachtluft reiner und gesünder als die Luft des Tages. Um durch offene Fenster während der Schlafzeit diese Luft sich zuzuführen, verfahre man so: Wer neben seinem Schlafzimmer über ein während der Nacht unbewohntes Zimmer verfügt, der öffne die Verbindungsthür zwischen beiden Zimmern und laste je nach der Jahreszeit im anderen Zimmer nur einen der oberen Fensterflügel offen stehen. Wer dagegen nur ein Schlafzimmer ohne Nebenräume hat, der öffne einen der oberen (von seinem Bette möglichst ent fernten) Fensterflügel so weit, daß der Querriegel zwischen Fenster und Fensterrahmen eingeschoben wird, oder er klemme einen Korkstopfen zwischen beiden fest und binde mittelst einer Schnur die beiden Fenster griffe so einander, daß das geöffnete Fenster zur Nachtzeit sich nicht bewegen kann, sondern nur eine gleichmässige Spalte offen bleibt. Hierauf laste man die Fensterrolle nieder. Dann wird während der ganzen Nacht ein Ausgleich der Luft und der Tem peratur stattfinden, man wird in kühler, reiner Luft viel erquickender schlafen und sich am andern Tage weit mehr gestärkt und arbeitslustig fühlen, als im geschlossenen, mit schlechter Lust gefüllten Raume. Ebenso wird Jeder an seiner Arbeitslust und Arbeits fähigkeit den Vortheil der zur Sommerzeit geöffneten oberen Fenster spüren. Die Oeffnung der oberen Fensterflügel gewährt noch den Vortheil, daß nicht nur die Luft des Zimmers sich schneller reinigt, sondern Die „Welßerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag. Donners ¬ tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatkich 42 Pfg. Einzelne Pummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Aaenten nehmen Be- , , , Amtsblatt kür di- Königlich- Amtshauptmamschast Dippoldiswalde, sowie sür di- Königlichen Amtsgerichte und di- StadtMe ' " zu Dippoldiswalde uud Irauenllein