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Ur 15 Weißmh-ZMmg 21. Februar 1868. Preis .. pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zü beziehen durch alle Postanstalten. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Fraueusteiu. Veranimorilichkr Nedacteur: Lart Zehnr in Dippoldiswalde. TageSgesehichte. Dippoldiswalde. Mit dem 1. nächsten Monats verläßt uns leider der bisherige Herr Gerichtsamts- Assessor Kühn, der als Gerichts-Amtmann nach Jo hanngeorgenstadt versetzt worden ist. Man bedauert sehr dessen Weggang; seine Stelle im Gerichtsamte wird auch nicht anderweit besetzt werden. — Am vorigen Sonnabend fand man den Sattler Kegel in Quohren, welcher früher in Possendorf ein sehr ausgebreitetes Geschäft betrieb, in seiner Wohnung erhängt. Er soll ein Opfer des Trunkes sein. Dresden. Das jetzt zur Ausgabe gelangende Gesammtquantum der neuen sächs. Cassenbillets wird aus folgenden Appoints bestehen: 9,000,(XX) Stück zu 1 Thlr., 1,100,000 Stück zu 5 Thlr., 350,000 Stück zu 10 Thlr., welche drei Sorten einen Gesammt- werth von 18,000,000 Thlr. repräsentiren. Das Pa pier ist von weißer Farbe, aus Hanfstoffen bereitet und geleimt. Leipzig. Das Carnevalsfest wird Heuer groß artiger werden, als 1867. Sonntag, 23. Febr., wird Nachmittags die Einholung des Prinzen Carneval vom Leipzig-Dresdner Bahnhofe erfolgen; dann Einzug ins Hotel de Prüfst, daselbst Brautschau und Brautwahl. Dann Narrenmarkt auf dem Roßplatze; Abends Sere nade und Ordenscapitel des Prinzen. Montag Vor mittag der große Festzug; Abends Festvorstellung im alten Theater, dann Narrenfestabend im Schützenhaus. Dienstag großer Maskenball im Schützenhaust. Man hört, daß der „Narrenmarkt" am Sonntag eine glückliche Neuerung sein wird; wenigstens findet er schon jetzt insofern großen Anklang, als eine Menge von Anmeldungen reicher und drolliger Gaben vorliegt, durch die der Markt eine große Mannigfaltigkeit er halten und eigenthümliches Leben verbreiten muß. In den Buden und Ständen auf dem Roßplatz werden Menagerien, Riesen und Zwerge, Indianer rc. zu sehen sein, Conditoreien und Waffelkuchen uns anlocken, Ver kaufsstände mit reizenden Verkäuferinnen und mit tau send närrischen Gegenständen ausgestattet uns zum Kauf einiger Andenken einladen. Und wer möchte da widerstehen? weiß man doch, daß der Erlös den Armen zukommt, und daß, wenn man so närrisch ist, ein guter Käufer zu sein, man auch zugleich ein „guter Kerl" ist! Es werden an diesem Treiben u. A. auch zwei der ersten Schauspielerinnen mit Theil nehmen und die eine in einer Wurstbude, die andere in einer Kaffeebude feil halten. Berlin. Die zwischen der preuß. Regierung und den depossedirten Fürsten abgeschlossenen Abfindungs verträge sind nunmehr von beiden Häusern genehmigt. Im Herrerchause erklärte ,jedoch nach Annahme derselben det FitianMülster Frhk.' v. d. Heydt: Wenn nach der Publikation des Vertrags mit dem König Georg die Umtriebe von Hietzing aus nickt aufhören würden, so würde die Regierung das Vermögen des Königs Georg sequestriren und keinen Thaler Rente bezahlen bis zu ehrlicher Erfüllung des Vertrages. — Daß hannö versche Flüchtlinge von Oesterreich Pässe erhalten haben, wird hier arg getadelt und die Sache dadurch nicht gut gemacht, daß die österreichische Regierung sich entschuldigt, weil von Seiten der unteren Polizeibehörden mehrfache Fehlgriffe in dieser Angelegenheit vorgekommen seien. Oeffentlich werden Mahnungen an den König Georg in Hietzing gerichtet: die Gastfreundschaft Oester reichs nicht zu mißbrauchen und Hietzing nicht zur Re sidenz einer hannöverschen Gegenregierung zu machen. Auch spricht man sich dagegen aus, daß das Familien fest des Königs Georg, die silberne Hochzeit, zu einer politischen Demonstration gemacht worden sei. (Weite res über die neuesten Vorgänge s. unter Wien.) — Der Kurfürst von Hessen scheint sich dem König von Hannover ebenbürtig erweisen zu wollen; er hat in einem Schreiben an einige Damen aus Kurhessen, die ihm ein Weihnachtsgeschenk verehrt hatten, die Hoffnung ausgesprochen, daß der Tag nicht mehr fern sei, wo er wieder auf den kurhefsischen Thron gelangen werde. Wien. Zu dem vom ehem. König Georg vorberei teten Festbanket waren die kaiserlichen Redoutensäle erbeten worden ; die österr. Regierung aber schlug dies Ansinnen aus, und wurde daher der Festtag (18. Febr.) im Cursalon des Stadtparkes begangen. Den hierher gekommenen Hannoveranern dankte der König Georg für ihre Theilnahme an dem Familienfeste, welche die Zusammengehörigkeit des WelfenhauseS mit dem han noverischen Volke bezeuge; er sprach die Ueberzeugung aus, als freier König wieder zurückzukehren nach Han nover; auch seine Ahnen hätten ihr Land verlassen müssen, und doch seien sie zurückgekehrt, ein größeres Reich wiederfindend. Der König schloß mit einem Hoch auf Hannover und auf ein baldiges Wiedersehen im Welfenreiche. (?) — Die von Hannover nach Hietzing abgesandten Silbersachen sollen zu 100,000 Thlr. deklarirt sein. Unter den Festgaben werden Rückenkissen das stärkste Contingent stellen; wie man hört, sollen nicht weniger als 1573 abgesandt sein.