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Stolz schmücke bald in Sachsens weiten Gauen Der Städte Plan Dein Bild in Erz und Stein; Voll Ehrfurcht soll's der Knab', der Jüngling schauen, Ein Vorbild soll es allen Sachsen sein. Dl um laßt als schwachen Dank uns heute schmücken Des König Alberts Grust mit frischem Giün, Laß unverzagt zu Golt uns stets ausblicken Und treu für Sachsens heil'ges Banner ziehn. Altrcd »ade, Echandail. Politisches. Kaiser Wilhelm hat wiederum eine größere Reise' Tournee angetreten. auf welcher er au diesem Sonnabend in Hamburg einlrisft, um daselbst der Einweihung des Deulmales für Kaiser Wilhelm I. beiznwohnen. Von der alten Hansastadt aus stattet dann der Monarch am nächsten Tage der Insel Helgoland einen Besuch ab und erscheint am 22. Juni in Cuxhaven, wo er den Elbregalten beiwohnt. Hierauf begiebt er sich nach Kiel weiter und verweilt dort bis zum 6. Juli, an welchem Tags der hohe Herr seine gewohnte allsommerliche Nordlandsfahrt antritt. Während der Anwesenheit dcS Kaisers in Kiel trifft das anaekündigte amerikanische Besuchsgeschwader in Kiel ein; dasselbe ver- läßt Neu-Dark am 23. Juni. Die abgelaufcnc Woche stand für Deutschland durch, aus im Zeichen ver am 10. Juni vollzogenen Haupt- Wahlen zum Reichstage. Sie sind im Allgemeinen unter recht reger Beteiligung verlaufen, an manchen Orten führte der Wahlakt sogar zu Unruhe». Das hervorstechendste Ergebnis der Reichstagswahlen bildet offenbar der starke Erfolg der Sozialdemokratie, welcher gleich im ersten Wahlgange zirka 55 Mandate zugefallen sind; außerdem sind ihre Kandidaten an 12l Stichwahlen beteiligt. Wenn man erwägt, daß bei den Hauplwahlen zum Reichstage im Jahre 1893 nur 32 Sozialdemokraten gewählt wurden, welche Zahl sich dann infolge der Stichwahlen auf 56 vermehrte, so springt der bedeutsame Wahlsieg, welchen die Umsturzpartei ditsmal verzeichnen darf, von selbst ins Auge. Speziell im Königreich Sachsen hat sie einen kaum geahnten Triumph gefeiert, denn von den insgesamt 23 Reichslagswahlkreisen dieses hochindustriellen Bundesstaates sind der Sozialdemokratie zunächst 18 zugefallen, in den übrigen fünf Wahlkreisen stehen ihre Kandidaten mit zur Stichwahl. Demnach hat Sachsen am 16. Juni lediglich „Role" in die deutsche Volksvertretung entsendet, zu welchem traurigen Ergebnis nicht nur die erhöhte Sicherung des Wahlgeheimnisses, die starke Zunahme der wahlberechtigten Bürger in den Reihen der Arbeiterschaft, sowie die skrupel lose Agitation der Sozialdemokratie, sondern sicherlich auch die Finanz- und Steuerpolitik der fächsischen Regierung beigelragen haben. Im übrigen kann man allerdings zu gestehen, daß die weitgreifende Zersplitterung und gegen seitige Verbitterung der bürgerlichen Parteien den Wahl sieg der Sozialdemokratie nicht unwesentlich erleichtert hat, was auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in einer Besprechung des Wahlergebnisses hervo^hebt. Das Ber liner Regierungsblatt schließt den betreffenden Artikel mit einem Appell an die bürgerlichen Parteien, wenigstens bei den Stichwahlen alle Rücksichten bei Seite zu sehen und gemeinsam gegen die sozialdemokratische Partei zusammen« zuhaltcn. Der Sieg der Sozialdemokratie ist in der Haupt« fache teils auf Kosten der nativnalliberalen und linlsliberalen Parteien, teils der konservativen Parteien errungen worden, das Zentrum dagegen hat sich unerschütterlich in seinen Positionen behauptet, es wird unter Berücksichtigung seiner günstigen Aussichten in einer Reihe von Stichwahlen an nähernd wiederum etwa WO Mann stark in den neuen Reichstag einziehen. Die Sozialdemokraten verloren bislang 2 Sitze und gewannen 14, die Konservativen verloren 5 und gewannen 2 Sitze, die Nationallibcralen verloren 6 und gewannen 2 Sitze, daS Zentrum verlor 3 Sitze und ge wann 1 Sitz, freisinnige Volkspartci und freisinnige Vereinigung verloren je 7 Sitze, die Reformer und die süddeutsche VolkSpartei büßten je 7 Sitze ein, usw. Angesichts der Wahlen, welche in Deutschland das öffentliche Tagesinleresse fast ausschließlich in Anspruch nehmen, treten die übrigen Tagcsbegcbcnhciten diesmal enschicden in den Hintergrund, zumal sie nicht viel des Bemerkenswerteren darbieten. Von Berliner ossiziöser Seite wird jetzt mit ein-m Male die allseitig geglaubte Nachricht, der Landwirtschafts- Minister Von Podbiclski beabsichtige nächstens zurück zutreten, als unwahrscheinlich bezeichnet; sollte demnach die angebliche Beußerung des Herrn von Podbielski: „Nach der Heuernte verduft' ick!" tatsächlich nicht gefallen fein? — In,wischen verlautet ziemlich bestimmt, auch der preußische Justizministcr Schönstedt wolle von seinem Posten scheiden, da ihm seine Stellung mehr und mehr durch gewisse Stiömungen erschwert werden foll. Einen schmerzlichen Gedenktag zeitigt die ablaufende Woche mit dem heutigen 1!). Juni, an welchem Tage vor einem Jahre der edle König Albert zu Schloß Sybillen- ort verschied, sodaß jetzt erneut die Erinnerung an den großen König und Heerführer lebendig ward. In Ungarn hat das Kabinett Szcll den langwierigen und doch unfruchtbaren Kampf mit der Oppositionspartei des Abgeordnetenhauses wegen der Wehrvorlage, des Aus gleiches u. s. w. oufgegeben, indem es znrückgelreten ist. Graf Stefan Tisza, der Sohn des verstorbenen früheren liberalen Kabinetschess hat den Auftrag zur Bildung des neuen Kabinels empfangen und angenommen. In den politischen Pester Kreisen ziikuliert bereits eine vvllläMge Liste des Ministeriums Tisza, auf welcher auch der Name Weckerle, des ehemaligen ungarischen Ministerpräsidenten, vorkommt. Glatt und rasch ist in Serbien die Wahl des neuen Herrschers seitens der Nationalversammlung vor sich ge gangen, was hoffentlich ein gutes Omen für die Regier ung König Peters I. ist. L tzterer selbst hat inzwischen von Genf aus, wo er zunächst noch immer weilt, eine Proklamation an daS serbische Volk gerichtet, in welcher er Die Annahme der auf ihn gefallenen Wahl zum König erklärt und seinen Entschluß kundgibt, Serbien einer Aera der Rahe, Ordnung und Wohlfahrt entgegenzufllhrcn. Ec gibt sein Königswort darauf; daß er die Volksrechte achten und die Gesetze hüten wolle und bestätigt alle Kirchen- und Siaatsbeamten sowie Militä^chess in ihren Funktionen. Alle persönlichen Vorkommnisse der letzten 40 Jahre in Serbien sollen vergessen sein. Zuletzt beteuert der König, die Devise seiner Dynastie sei immer gewesen: „Für das heilige Kreuz und unsere teuere Freiheit", und unier dieser Devife besteige er auch als Peter I. deu serbischen Thron. Wie mit dem Zaren, dem König von Italien und dem Fürsten von Montenegro, so hat König Peter I. anläß lich s-iner Berufung auf den serbischen Thron auch mit dem Kaiser von Oesterreich Telegramme gewechselt. Der greise österreichische Herrscher gibt in seiner telegraphischen Antwort auf die Depesche, in welcher ihm König Peter 1. seine Wahl zum König von Serbien mitteilt, dem Wunsche Ausdruck, daß es dem neuen Serbenlönig vergönnt fein möge, sein unglückliches Land wieder zum inneren Frieden und Gedeihen zu führen, wobei Franz Josef zugleich seinen Abscheu über den Belgrader Königsmord auslpricht. Laut den neuesten Dispositionen sollte die Abreise König P tei s I. von Genf nach Belgrad an diesem Sonntag erfolgen. — Die Skupschtina genehmigte am Mittwoch die an der Ver fassung von 1888 vorgenommenen Amderungen mit 113 gegen 3 Stimmen, alsdann fanden sie die einstimmige Billigung seitens des Senats. — Die Deputation dec serbischen Nationalversammlung an König Peter ist am Donnerstag früh von Belgrad nach Genf abgereist; sie überbringt ihm u. A. einen Abdruck der abgeänderten Verfassung. Die italienische Kabinetskrisiö scheint mit einer Umbildung des bisherigen Ministeriums Zanardelli ihren Abschluß finden zu sollen. Wenigstens meinen die römi schen Blätter fast einstimmig, daß dies noch der beste Aus weg aus der Krists sein würde. In Spanien gibt eS wieder einmal innere Unruhen. In der Provinz Andalusien ist ein Streik der Landarbeiter ausgebrochen, der mehrfach bereits zu Ausschreitungen ge führt hat; eine ganze Reihe städtischer Arbeiterkategorien haben sich der Streikbewegung der Landarbeiter ange schlossen. Den Engländern ergeht es in ihrem neuen Feldzuge im Somalilande immer trauriger. Das Expeditionskorps Geöffnet sür Ein- »nd Rückzahlungen Mittwochs und Sonnabends von 9 —l2 Uhr vormittags und überdies für Einzahlungen tätlich von 2—4 Uhr nachmittags. sieht sich an allen Ecken und Enden von den Scharen des Mullah bedroht, Kas englische Hauptquartier Bohotle ist sogar von allen Verbindungen abgeschnitten, sodaß eine schwere militärische Katastrophe der Briten gar nicht so unwahrscheinlich wäre. Ueber die marokkanischen Wirren liegt augenblicklich gar nichts von Belang vor; lediglich die Nachricht wäre zu verzeichnen, daß der „Times"-Korrespondent in Tanger bei einem Ausflüge von Gebirgsbewohnern gefangen ge nommen worden ist. Der russische Kriegsminister Knropatkin ist nach Beendigung seines Besuches in Tokio von dort wieder ab gereist ; ein wenig glaubhaftes Gerücht will wissen, zwischen Kuropatkin und dem japanischen Minister des Aeußeren sei ein Abkommen über die Mandschurei und Korea ab geschlossen worden. Die Handelsvertrags - Unterhandlungen Chinas mit Amerika und Japan werden auch fernerhin in Shanghai geführt werden. Lokales und Sächsisches. Schandau. Die am Donnerstag, den 17. Juni, zur Ausgabe gelangte 7. Nummer der Amtliche» Kurliste von Bad Schandau weist 428 Parteien mit 842 Personen auf. — Heute Sonnabend, den 20. Juni, punkt 8 Uhr wird im Kursaale die erste diesjährige Rüunion (Promenaden- toilette) abgehalten. — Am morgenden Sonntag werden die Herren Offi ziere des 8 König!. Sächs. Infanterie«Regiments Nr. 107 mit denjenigen des 11. Infanterie-Regiments aus Prag ein Zusammtreffen haben. Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg wird sich mit den Herren Offizieren d.s erstgenannten Regiments nach Bodenbach begebe», wo »ach Begrüßung im Hotel Frieser ein Frühstück stattfindet. Von hier aus begiebt sich Se. Königliche Hoheit Prinz Johann Georg mit den Herren Offizieren beider Regimenter, die ihre Musikkapellen mitführen, per Dampfschiff nach Schandau, (Ankunft gegen '/,1 Uhr), woselbst in Sendigs Hotel das Diner eingenommen wird. Am Spätnachmittag kehren die Herren Offiziere wieder in ihre Heimat zurück. — Im hiesigen Kurhaus findet morgen Sonntag ^7 Uhr ein großes Militär-Konzert von der gesamten Kapelle des 8. König!. Sächs. Infanterie-Regiments Nc. 107 unter Direktion des Herrn Stabshoboist Karl Giltsch statt. Wir machen alle Musikfreunde unserer Stadt auf dieses bevorstehende Konzert aufmerksam und empfehlen den Besuch desselben bestens, da die Kapelle bekanntlich ganz Vorzüg liches leistet. DaS Eintrittsgeld beträgt nur 60 Pfg. Karten im Vorverkauf ä 50 Pfg. sind im Zigarrengeschäft von C. G. Schönherr, sowie bei den Herren Clemens E ßner am Markt und Simon Petrich, Bad-Allee zu haben. — Wie aus der Annonce in unserer heutigen Nummer der Elbzeitung hervargeht, wird morgen Sonntag, den 21. Juni, abends 8 Uhr im Saale des Schützenhauses ein Konzert gegeben, drssen Art eine etwas andere ist, als die der meist hier gegebenen. Es tritt nämlich das I. Original- Gemischte Quartett mit seinen überall mit großem Erfolge dargebotenen Gesangsleistungen auf, die aus Solis, Duetten, Terzetten, Quartetten, sowie den neuesten humoristischen Szene» bestehen; es ist also gewissermaßen als die Gesell schaft Junghänel mit Damenmitwirkung zu bezeichnen, und der Name Junghänel ist ja hier bekannt genug. In der nächsten Sonntag im Schützenhause auftreteuden Künstler- truppe wirken außer dem gemischten Quartette, vertreten durch die Damen Martha Peschel, Dichterin eines Teils des Repertoirs, Helene Seidel und die Herren Paul Juschek und Oskar Sick auch noch die Soubrette Martha S>ck und der frühere fürstliche Hosschauspieler Max Scherff auf. Liedermeister der Gesellschaft ist Her Max Keödel, Klavier- Virtuos. Auf jeden Fall werden die Leistungen dieser Gesellschaft den guten Ruf rechtfertigen, der ihr voran geht. Das Pubickum sei auf das Konzert aufmerksam gemacht. — Begünstigt voni herrlichsten Wetter, es war nicht zu warm und nicht zu kalt, hielt die privilegierte Schützen gesellschaft ihr Königschicßen vergangeiien Sonntag, Mon tag und Dienstag ab. Schon Ende voriger Woche bot der Schützenhausplatz ein Bild buntbewegten Lebens, indem fleißige Hände eine kleine Zeltstadt erstehen ließen, die zur Belustigung, zur Stillung des süßen und sauren Appetits beitragen sollte. Eingeleitet wurde das Fest, das den Charakter eines Volksfestes trägt in der althergebrachten Weise abends durch Zapfenstreich und früh Weckruf. Erstmalig trug zum diesjährigen Schützenfeste der Tambourzug mit ihrem Führer, Herrn Bataillons-Tambour Weese, die Abzeichen desselben, die Schwalbennester. Als Neuheit ist zu ver zeichnen, daß künftig der jeweilige König während des Schützenfestes die Königs-Standarte an seiner Wohnung «»bringen wird; dieselbe prangte am „GambrinuS", dem