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Wochenlllch erutoemeu drei Nummern. Pränumeration»- Preis 221 Tilbergr. (j Thlr.) viert.eliährli». Z Lh!r. lüi in» ganze Iadr, ohne Erdödung, in «Le» Teilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Como.. Hägerstraße Nr. 28), so wie von alle» König!. Post - Aenuern, angenommen. Literatur des Auslandes. Berlin, Donnerstag den 14. November 1844 Belgien. Ueber die Schriftsteller Gents und die vlaemische Bewegung. Don Louise von PlocnnieS. Nachdem ich hier in Gent alle Dichter und Schriftsteller kennen lernte, überzeugte ich mich, daß es eine irrige Ansicht von mir war, als ich Gent für den Sitz der vlaemischcn Bewegung hielt. Wohl ist sie von hier aus gegangen, aber in neuerer Zeit verhält sich Gent ruhig und überläßt das Weiterschreiten Antwerpen. Dieses Stillstehen der einen und Fortschreiten der anderen Stadt scheint mir indessen ziemlich natürlich aus den Verhältnissen hervorzugehen, und eine etwas nähere Beleuchtung der Dichter, ihrer Rich tung und ihrer Stellung wird vielleicht meine Ansicht rechtfertigen. Willems, welcher durch Gelehrsamkeit, wie auch dadurch, daß er die Initiative für die vlaemische Bewegung ergriff, an der Spitze der Genter Literatorcn steht, hat schon seit längerer Zeit aufgehört, thatkräftig für die Sache zu wirken. Sein Rynhard de Vos ist zwar ins Volk eingedrungen, und von seinem früheren Fleiße und Eifer für die Muttersprache zeugen seine vortreffliche Geschichte der vlaemische» Literatur und sein Gedicht an die Belgier, jedoch scheint er jetzt auf seinen Lorbeern ruhen zu wollen. Außer dem belgischen Museum, welches viermal im Jahre erscheint und hier und dort gelehrte Anmerkungen von ihm enthält, gab er seit mehreren Jahren nichts mehr heraus. Seine Stellung im Staat und seine Persönlichkeit halten ihn dem Volke fern. Seine Haltung er innerte mich sehr an Goethe's kleine Statue von Rauch. Van Duyse, Stadt- Archivar von Gent, war, gleich Willems, einer der Ersten, welche strebten, ihre Muttersprache wieder zu Ehren zu bringen. Seine drei Bände vater ländische Poesie geben manchen schönen Beweis davon. Van Duyse hat außer dem viel geschrieben und sagte lachend: man könne ihm aus seinen eigenen Schriften den Scheiterhaufen bauen. Aber dieselben sind nicht ins Volk über gegangen, sie sind nicht einfach genug, um von ihm begriffen zu werden. Van Duyse ist ein Mann von ausgebreitcten Kenntnissen, außer den lateinischen und griechischen Klassikern hat er die ganze holländische und französische Literatur inne und ist selbst der deutschen nicht fremd. Mit einem seltenen Gcdächtniß, welches ihm jeden Augenblick erlaubt, einen Edelstein seines reichen Schatzes glänzen zu lassen, verbindet er eine große Leichtigkeit der Improvisation und ist durch dies Alles ein sehr angenehmer Gesellschafter. Gleichzeitig mit Van Duyse war Vervicr mit einer kleinen Sammlung vlaemischer Gedichte auf getreten und hörte auch nicht auf, ein begeisterter Verfechter der vlaemischen Sache zu seyn. Noch im Jahr 1840 erschienen seine 1,etl<!roetenmgen, worin er unter Anderem beherzigende Worte über die Frage spricht: Welches sind die Ursachen des seit M Jahren in Flandern zunehmenden Verfalls der nieder deutschen Sprache, und welches sind die geeignetsten Mittel, ihr unter den gegenwärtigen Umständen den alten Glanz wiederzugeben? PH. Blommaert hat sich bedeutende Verdienste durch die Herausgabe alt- vlaemischcr Denkmäler erworben, seine eigenen Gedichte behandeln kräftig nationale Stoffe. Die -luvrbnekjes enthalten manche schöne Dichtung von ihm: Flanderns Lcuw, Bauduin, Nibelungen Lied, Theresa. Dies letzte Ge dicht durchlesend, verfiel ich plötzlich in die sonderbare Stimmung, welche mich schon manchmal beim Anblick einer schönen Gegend erfaßte, eine dunkle Ahnung oder Erinnerung, daß ich sie schon einmal im Traume gesehen. Ik äeuk Len n, wauneer IieL oo«Le» Verlict.L nvröL 6oor 6e mor^euroo, Ik 6e»k aeu u, al'«t liei.L 6er maoe 8ie!> «piexelL iu 6e iirou. Leu «LofwvIK rz'rL lL»x»'L rLu6ix «poor, Of al« ik's Lvouä« op 6e «Lrsle Den reirer« «Luppe» t»(wr. Ik iivor ul« ^uetreu ru!«ebeo, 01 sl« 6e niuil tret loover ku«t; Rn Leit» j» «Lille «tvoäeo ^'ner alle» «nzxt eu r««L. beo »tee6« u, I»oe ver ^e«ei>ei6eu, Lveett 8? Leu ve rooue riokt, 6o »terreu 0 naert xy ou by m?! Plötzlich zerriß der Nebel, aus dem sich meine Erinnerung zu befreien suchte, und ich ries: Die Tonn« sinkt, schon leuchten mir di« Stern«, L, wärst du da! Blommaert ist ein gemüthlicher, liebenswürdiger, etwas indolenter Mensch. Sein Gesicht ist interessant und ausdrucksvoll, der sehr dunkle Teint und die schwarzen Augen geben ihm ein spanisches Ansehen. Ich glaube, daß man Ledegank mit Recht an die Spitze der neueren Dichter Belgiens stellen kann. Ryswyk ist vielleicht genialer, Ledegank da gegen ist eine harmonische Natur und weiß seinen poetischen Gedanken immer eine edle schöne Form zu geben. Seine Sprache ist sehr melodisch und von der höchsten Reinheit, dabei hat er ein eigenes Talent, durch den Klang der Worte die Natur wiederzugeben. Alle Zeit, welche seine Schulbcrufsge- schäfte ihm übrig lassen, weiht er der Poesie und einem gemächlichen Still leben. Er hat eine anmuthige junge Frau, die Tochter eines geachteten Dich ters, und verlebt mit ihr mitten im Geräusch der großen Stadt Gent seine Tage in beglückter Liebe und Ruhe. Das Album der liebenswürdigen Vir ginie bewahrt manche duftige Alüthe der Liebe. Ich konnte mir's nicht ver sagen, einen kleinen Raub daran zu begehen. Virginie, ditse Blüthenglocken, Sie könne» nicht durch Schimmer locken. Durch Farbenpracht, des Kenners Blick. Ls liegt der Grund, daraus sic sprossen, Im stillen Herzen ciugcschlossen, Dorr blühn sie aus in stillem Glück. Nicht biet' ich sic als stolze Blüthc, Als Sprossen nur von dem Gemüthe, Das einzig für dich lebt und glüht. Als Früchte nicht, die zaub'risch golden, Als Knospen nur, die in der holden Lust deines Eigenthums erblüht. Ins Gebetbuch seiner Frau hat der gcmüthvolle Dichter folgende Zeilen geschrieben: O, Geliebte! wenn durch Wolken Feurig aufschwcbt dein Gebet, Trag' es mit empor das meine. Unerhört bleibt kein Gebet, Wo die Liebe für die Liebe Zu dem Gott der Liebe fleht. Eine andere Dichtung, welche ein junger Poet, Bouchel, dem glücklichen Paare weihte, schien mir durch Zartheit der Empfindung der Uebersetzunz würdig. Es war im Wintcrabendschein, Wenn glänzend Weiß die Erd' umschmieget, Wenn aus dem kahlen Ast sich wiegel Gleich wie im Traum das Bögclein. Wen» Heller durch die stille Nacht Der Glocken chrne Töne klingen, Sich durch die eis'gen Lüste schwingen, Gleich einer Stimm', die einsam wacht. Wenn in dem weiten stillen Wald Ein wenig Holz sich such« der Arme Und seufzet, daß der Lenz, der warme, Verdrängt ward von de« Frosts Gewalt. Wenn »m den Rand vom öden Teich, Wo matt sich ließ der Vogel nieder, Umhergestreut das Flaumgcfiedcr, Das ihn gedeckt so warm und weich. Und wenn uns leis der Frost durchbebt, Der Alles faßt mit bangen Schauern, Wir gerne flüchten zu den Mauern, Wo Harmonie und Liebe lebt. Da strahlte mir aus Wintcrnacht Dein leuchtendes Asyl, o Dichter, Drin glänzten mir wie gcld'ne Lichter Der Lieb' und Leier Doppelmacht. O, wie ein solches Licht durchbricht Die Dämmerung so zaubcrmächtig, Es scheucht die Schatten, womit nächtig Der trübe Winter unS umflicht. Und wie so schön die Dichtung klingt, Wenn treue Liebe Lie Akkorde, Gleich wie das Echo holde Worte, Ihr nach mit süßer Stimme singt. Ich schied, beglückt, daß solch ein Paar, De« Glücks so werth, solch Glück empfangen; Der Mond war droben ausgegangen, Stand bei dem Abendsterne klar.