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Memuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ms. ZkilNg Tkisekshökl. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeig en sür alle Zeitungen. Hlem- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hamsberg, Somsdorf, Cokmannsdorf, Lliban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PubMilUviMrast für amtliche BekamUmachungea dtllnnner 44. Fernsprecherr Amt Deuben 2120 in ksbvnsu. Der Stadtrat daselbst. Hause befanden. Bei näherer Untersuchung sahen die Erschreckten eine Hand unter einem der Betten helvorragen, die dem eingeschlum- merten Eindringling gehörte. Schnell verließen die Eheleute das Schlafgemach und verschlossen es. Dabei war aber der Dieb, denn um einen solchen handelte es sich wohl, erwacht und halte die Flucht durch das Fenster ergriffen. — Ais der Rittergutsbesitzer Behrens in Grünhagen seinen Gästen ein Zwillingsjagd gewehr zeigen wollte, entlud sich die Waffe und zwei Schüsse drangen dem Gastgeber unter dem Kinn in den Kopf und zerschmetterten ihm die Schädeldccke. — InNeichenbach kletterte aus Ueber- mut der 12 Jahre alte Knabe Pietzsch auf einen Eisenbelonmast für die elektrische Ueber- landzentrale und berührte die Hochspannungs leitung (10 000) Voit. Der Junge stürzte ab und zog sich schwere Brandwunden zu. Ec hatte, wie er selbst erklärte, einen unwiederstehlichen Drang, sich einmal der Hochspannungsleitung der Ueberlandzentrale zu nähern, obwohl ihm aus den fortgesetzten Verwarnungen in der Schule und zu Hause die Gefahr für das eigene Leben bewußt war. Er stieg abends auf einen der Eisenbetonmaste, hielt sich mit der rechten Hand an der Säule fest, während er die linke der Leitung langsam näher brachte, ohne den Draht zu berühren, wie er später erklärte. In dem gleichen Augenblick stürzte der Junge, von einem elektrischen Schlag ge troffen, Hals über Kopf aus etwa 8 Meter Höhe auf die Wiese. Während die Zeugen dieses Vorganges glaubten, der Knabe sei tot, erhob er sich alsbald und begab sich allein nach dec nicht allzuweit entfernten Wohnung. Dort suchte er das Bett auf, ohne seinen Angehörigen etwas von dem Unfall zu sagen. Erst in der Nacht wurden diese gewahr, was geschehen war, als der Knabe im Fieberwahn zu toben anfing. Der linke Arm war schwarz, ebenso ein Teil der Brust und des linken Beines, außerdem waren Fleischstücke abgefallen. Der Zustand des armen Knaben ist bejammerns wert. Mittlerweile gehen die in Mitleiden schaft gezogenen Körperteile in Eiterung über, und am linken Arm machen sich Z icheu des Brandes bemerkbar. Wahrscheinlich wird der Arm abgenommen werden müssen; es ist aber kaum anzunehmen, daß der Verunglückte mit dem Leben davonkommt. Seinem Vater, einem Witwer mit mehreren Kindern, hat der Junge, der bisher immer zu allerlei Streichen neigte, nun wieder Sorgen und Kummer bereitet, -- Au einem Stück rohen Rindfleisch er stickt ist in P la u en - Ch ri s ch wi tz der ver heiratete Steinbrecher Blechschmidt. Der Mann kam abends nach Hause und fand auf dem Tffche in der Wohnung ein größeres Sliick Rindfleisch vor, das für den nächsten Mittag zum Essen sür die Familie bestimmt war. Da er Hunger hatte, schnitt sich Blechschmidt von dem Fleische ein größeres Stück ab und steckte es in den Mund- Zu seinem Unglück blieb ihm das Fleisch im Halse stecken. Er konnte keiire Lust mehr bekommen und mußte ersticken. Seine Ehefrau, die in der Absicht, ihren Mann zu retten, das Fleisch aus dem Munde ziehen wollte, biß er hierbei im Todeskampf erheblich in den Finger. Kurze Zeit vor dem betrüben den Vorfall halte Blechschmidt noch im Wirts- Hause gefisfin und die Absicht ausgesprochen, Skat zu spielen. Vorher wollte er aber noch Abendessen gehen. Er hinterläßt Frau und acht Kinder. — In einem Stcinbruche bei Czernowitz wurden durch abstürzende Felsblöcke sieben junge Leute getötet, neun schwer, acht leicht verletzt. — Ein schwerer Unglücks fall ereig nete sich dieser Tage in Schirgiswalde. Als die Freiwillige Feuerwehr zu einem Feuer nach Wilthen fahren wollte, stürzte die mit Pferden bespannte Spritze infolge zu schnellen Einbiegcns am Marktplatz um. Dabei wurde der 25jährige Fabrikarbeiter August Zobel von dem Protzkasten der Spritze so unglücklich getroffen, daß .ihm beide Beine oberhalb der Knie gebrochen wurden; auch erlitt er innere Verletzungen. Die übrigen mitfahrenden Feuer wehrleute erlitten zum Teil leichtere Verletzungen, die anderen kamen mit dem Schrecken davon. — Der bei dem Mühlheimer Bahnunglück gleichfalls schwer verletzte Zugführer des Mili tärzuges, der gegenwärtig noch im Kcanken- hause liegt, machte die Aufsehen erregende Er klärung, daß er, alsbald nachdem er zu sich gekommen war, alle Kräfte zusammennahm und von der Stätte der Katastrophe einem Schnellzug e n t g e g en g e l a u f en wäre, der, von Opladen kommend, bereits von Mühlheim aus sichtbar war. Es sei ihm gelungen, diesen Zug kurz vor der Unfallstätte zum Stehen zu bringen. Da die Gleise voll von Soldaten standen, die soeben den verunglückten Zug ver lassen hatten, so wäre ein weiteres namenloses Unglück herbeigeführt worden, wenn nicht der Zugführer trotz seiner schweren Verletzungen dem Zuge enlgegcngeeilt wäre. Alsbald nach der erreichten Warnung des Zuges brach der Beamte ohnmächtig zusammen und wurde inS Krankenhaus gebracht. — Auch in Dresden beschloß der Arbeit geberverband für das Baugewerbe einstimmig die Aussperrung sämtlicher Dresdner Bauhandwerker für kommenden Freitag abends 6 Uhr. Die Materialkonvention ordnete die Verhängung der Materialsperre über die Arbeit geber an, die dem Berliner Verbandsbeschluß nicht beigetreten sind. Somit liegen alle Bauten von Freilag an still. — In Leubnitz - Neuostra wurde auf der Dresdnerstraße das 3jährige Töch terchen des Kutschers N. von der elektrischen Bahn überfahren und tödlich verletzt. — Infolge langwieriger Krankheit schwer mütig geworden, erhängte sich in Dresden ein etwa 60 Jahre alter Hausbesitzer. — Das Landgericht Dresden verurteilte die 36 Jahre alte, schon schwer vorbestrafte Weißnäherin Anna Mann, gen. Meschwitz, aus Brockwitz, die seit Oktober v. I. in Dresden, Leipzig und Chemnitz in den Wohnungen der Familien, die sie mit Wäscheausbeffern be schäftigten, Schmuckgegenstände, bares Geld, ein Sparkassenbuch über 1500 M. und andere Gegenstände gestohlen hat, zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, fünfjährigen Ehrenrechts verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Sonntag, den 30. Januar, spät nachts konnte man in den Straßen von Plauen ein eigenartiges Bild sehen. Ein Sergeant und zwei Gefreite im Dicnstanzug gingen unterge faßt durch die Straßen, der Sergeant in der Mitte. Dieser schien die Herrschaft über seine unteren Gliedmaßen verloren zu haben. Es handelte sich um eine Wirtshauspatrouille. Der geführte „Führer" der fidelen Patrouille, der Sergeant Winzer, der schon den Abmarsch, 8 Glas Bier im Leibe, mit einer halben Stunde Verspätung angctreten hatte, hatte in einem dortigen Lokale, dessen Wirt den Patrouillen Freibier vorzusetzen Pflegt, weshalb Winzer sich auch zudem Dienstgange gemeldet hatte, dem Frei bier kräftig zugesprochen. In seiner Bierstim mung rief er dann auf der Straße sämtliche Passanten, ob Zivil oder Militär, an und ver ulkte sie. Die beiden Gefreiten hatten alle Mühe mit ihrem Vorgesetzten. Der Vorfall wurde natürlich dem Regiment gemeldet und das Kriegsgericht der 4. Division in Chemnitz verurteilte ihn jetzt zu acht Wochen Gefängnis. Als erschwerend kam in Betracht, daß der An geklagte durch seine grobe Vernachlässigung die Disziplin arg gefährdet und das Ansehen der Truppe geschädigt hat. Von der Degrada tion sah das Geeicht indessen noch ab. - In Reichenbach i. V. stürzte der 16 Jahre alte Fabrikarbeiter Franz Gerbert von einem bespannten Wagen und erlitt einige unbedeutende Verletzungen. Ins Krankenhaus gebracht stellte sich Starrkrampf ein, der zum Tode führte. brockt. Um zu erreichen, daß der Geliebte eines ihm befreundeten Mädchens, der in Leip zig als Soldat dient, an einem Vereinsballe teilnehmen könne und deshalb Urlaub erhalte, schickte ec an den Soldaten ein gefälschtes Telegramm, worin er diesem mitteilte, daß seine Schwester schwer krank sei und er sofort nach Hause kommen solle. Der Soldat hat das Telegramm auch für echt gehalten, s.inem Vor gesetzten gezeigt und Urlaub erhalten. Jetzt ist die Fälschung herausgckommen und der un besonnene Absender hat eine Bestrafung wegen Urkundensälschung zu erwarten. — Teuerer Kaffee. Ein Leipziger Kaufmann hatte im Juli vorigen I ihres 87 Säcke Kaffee, die 5634 Kilogramm enthielten, nicht in seine eigene Niederlage in Leipzig- Connewitz, sondern zu seinem Schwager, einem Gutsbesitzer im Dorfe Pernitzsch bei Leipzig, gebracht. Die Zollbehörde, welche das erfuhr, nahm an, daß der Kaffee der Verzollung ent zogen werden sollte und belegte jeden der beiden Leute mit einer Geldstrafe von 4507,20 Mk-, dem vierfachen Betrage des hinterzogenen Zolles in Höhe von 1126,80 Mk. Außerdem wurde die behördliche Einziehung des Kaffees verfügt. Aus erhobenen Widerspruch hin kam die Sache vor die Strafkammer. Hier wurde die Sache so hingestellt, als sei der Kaffee nur aus Mangel an Naum vorübergehend bei dem Guts besitzer eingestellt und die Verzollung vergesst! worden. Das Gericht schenkte dieser Dar stellung j doch keinen Glauben und beließ cs bei dem Kaufmann bei der hohen Geldstrafe. Bei dem Gutsbesitzer, der sich nur der Beihilfe schuldig gemacht, wurde die Strafe auf 1500 Mark herabgesetzt. — Von der Glücksnummcr 70 233, aus die der Hauptgewinn der gegenwärtigen Lotterie entfiel, sind einige Zehntel in Freibergs nächste Umgebung gespielt worden. Ein Zehntel kam ferner an fünf einer Familie angehöcende Ein wohner Grimmas. Sämtliche Gewinner sollen mit Glücksgütern nicht besonders gesegnete An gehörige des Arbeiterstandcs sein. — Kleine Notizen. — InOederan stürzte sich nachts eine Kellnerin aus einem Fenster des dritten Stockes auf die Straße und erlitt außer einem Schädetbruch schwere innere Verletzungen. — In Meißen schoß sich ein Schlvsserlehrling mit einem Revolver eine Kugel in die rechte Schläfe, weil ihm sein Wunsch, zur See zu gehen, von den Eltern versagt wurde. Schwer verletzt wurde er ins Krankenhaus gebracht. — Durch Unvorsichtig keit oder einen Unglück icheu Zufall geriet der 15jährige Schlvsserlehrling Richard Pötschke in Friedrichsthal mit den Kleidern in die Transmission und wurde von der Welle mehrere Male herumgeschleudert, wobei sein Körper auf die Türschwelle ausschlug. Beide Unterschenkel wurden ihm in den Gelenken von dm Oberschenkeln getrennt, ebenso der rechte Aim vom Rumpf. An der Stirn trug er drei tiefe Löcher davon. — Auf der Z-che „Lukas" bei Dortmund öffnete sich früh während der Leuteförderung der Verschluß des Förderkorb^s. Von vier Leuten, die in dm Schacht stürzten, wurden zwei getötet, zwei Verletzt. — In Beerheide bei Auerbach i. V. hantierte der 16jährige Fädler Alban Meinhold mit einem R-volver. Plötzlich ent lud sich die Waffe und das Geschoß traf den in der Nähe stehenden 4jähcigen Neffen Mein holds, der sofort tot war. — Ein unheimlicherVesuch wurde in einem Grundstück in Burgstädt von einem Unbekannten gemacht. Als der Besitzer und dessen Frau abends ihren Schlafranm betraten, hörten sie ein lautes Schnarchen. Anfänglich glaubte man, cs seien die Hunde, die sich im Donnerstag, den 14. April 1910. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 23. Jahrgang. Aus Nav uns Rabenau, den 13. April 1910. — Die neuen 3-Pfennig-Postkar- für den Ortsverkehr sind von der Neichs- mickerei fertiggestellt. Von den anderen Karten Rerschnven sie sich durch ihre hellblaue Farbe. Mten der Privatindustrie sollen mit aufge- "chter Marke nach wie vor zulässig sein. Die Aussperrung im Baugewerbe fEft ihre Schalten auch auf das Baugewerbe unserer Gegend. Am Freilag abend werden Amtliche beteiligte Firmen ihre Bauarbeiter Mohnen. Bezüglich der nicht organisierten Arbeitnehmer sind von den Arbeitgebern beson- °«e Vereinbarungen getroffen worden. — Als Vrrüber des vor etwa Jahresfrist Hains berg, Briesnitz und anderwäits ^geführten Kirchenraubes wurde jetzt der uühere Kutscher Kaiser ermittelt. Gegenwärtig Mndet sich der Einbrecher in der Abteilung für Geisteskranke im Zuchthause zu Waldheim, er sich anderen Insassen gegenüber der Taten gerühmt hat. — B e st r a f t e Z e i t u n g S d i e b i n. Zu 2 Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt wurde die in Kreiensen bedienstete Anna S., weil sie wiederholt einem Abounen- ün einer Zeitung das Blatt vom Hausflur fvrtgenommen hatte. — Die Schulgemeinde Tharandt be- Ms eines Darlehns von ca. 225 000 Mark. Eie will dasselbe mit 3^/g Proz. verzinsen und "üt I Prozent tilgen. — In Wilsdruff erhängte sich der Arbeiter Roßberg in seiner Wohnung in der Berg kasse aus bisher unbckaünten Gründen. — Durch den Wilsdruffer Gendarm wurde ein in Sachsdorf bedienstetes I9jährigcs Dienstmädchens wegen Verbrechens gegen das keimende Leben in das Amtsgericht Wilsdruff eingeliefert. — Ein 47jähriger, verheirateter Gelegen heitsarbeiter aus Briesnitz wurde verhaftet, lveil er im Schonergrunde an eimm ncunjähr. Schulmädchen ein Sittlichkeitsverbrechen ver sucht hatte. — Die „Dr. N." schreiben: Wie auf Grund von Informationen an zuständiger Stelle ver lautet, dürften die Kammern kurz vor Pfingsten am 13. Mai geschlossen werden- Inner halb der einzelnen Fraktionen, macht sich das Bestreben geltend, die Arbeiten möglichst schnell zu beenden, und auch in den Deputationen sind diese in den letzten Tagen wesentlich gefördert worden. — Zur Warnung für Gastwirte. Ein großer Teil der Garten-Nestaurationsinhaber ist j tzt dabei, das Garten und Saalinveutar mit einem neuen Anstrich versehen zu lassen. Leider werden die Tische und Stühle häufig schon in Benutzung genommen, ehe die Farbe ordentlich eingetrocknet ist. Gäste können sich dabei ihre Kleidungsstücke arg zurichten. Der Wirt ist dann schadenersatzpflichtig. — In der Z w e i t e n K am m e r kam die sozialdemokratische Interpellation über die Bekanntmachung. Der Fortbildungskursns im Fach- W Werkstattzeichnen beginnt an der Mgen gewerblichen Fachschule: Donnerstag, den 14. April, abends , Uhr in Zimmer 6 des 2. Schulgebäudes, miterrichtshonorar: monatl. 1 Mk. Anmel- ""geu nimmt entgegen die Schulleitung, Direktor Reinicke. «Mittag, den 17. n. Montag, plötzliche, Entlassung von 13 Werkstättenar- ds- cheücrn m Chemnitz zur Beratung. Munster vrn LS os. !v. Nüger rechtfertigte in längerer Rede den I— 8— — L Standpunkt der Negierung. — Eine böse Suppe hat sich ein Fabrikarbeiter in Hohenstein-Ernstthal eilige-