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38. Iahrg B«rlag«»r1 Dr«»d«». »n»elgknpr«q<! dl« llpaMs« rr mm dr«N« gell« I Vsll sllr Famlllenanvlgei» i Pkg. 8«, Platzwllnjch« Un«» »t, UI»« »«wlhr 1«<st««, Krlchelnt I mal wüchviill-. A«naM4«r Brzugsprel« durch Trügrr «lnschl SO Plg dz«. » Plg. Triigerlohn 1,70; durch dl« Post l.70 «lnlchll«bllch P-stgbrrwellungsgebsthr, zuzstgllch SO Plg Post>Best«llgrld. HuMuinm» 10 Plg.. dl« Lonnadrnd.. Sonntag, und gestlagnumm« 10 PI-, _ Nummer 58 Sächsische volksMuns Schr>lN«ltung: Diroden-Ä., Pollerstr. 11, Fernruf M7I1 u. 11011 LelchSftsstelle, Druck und Verlag: Terinanla Buchdrucker«! und Verlag Ig. und S. Winkel, Pollerstrab« 11, Fernrus 11011, yostlcheck: Nr. 1021, Bank: Etadtbank Dresden Nr. stk7S7 Sonnlag, 8. März 1938 3m Fall, von höherer Tewalt, Verbot, elntretendrr Betrted» störungen hat d«r Bezieher »der Werbunglreibend« kein« kl* Iprllche, fall« dl« Zeitung >n belchränktem Umlange, oerspsttet oder nicht «rlcheint. — Ersüllungsorl Dreoden. — — — Wer vor dem Deutschen Reichstag Grundsätzliche Ausstihrungen des deutschen Reichskanzlers Ker die politische Zehleniwlttlung seit dem Weltkrieg ,Wir sind an dieser Entwicklung nicht schuldigt Berlin, 7. März. Die Rede des Führers, die er >n der auf heule mittag cinberuseueil Reichstagssilzung gehalten hat, hat folgenden Wortlaut: Männer des Deutscl-en Reichstages! Ter Präsident des Teutschen Reichstages, Pg. Göring, hat in meinem Auftrage diese heutige Sitzung einbcrufen, um Ihnen die Gelegenheit zu geben, eine Erklärung der Reichs regierung entgegenzunehmen zu den Fragen, die nicht nur von Ihnen, sondern vom ganzen deutschen Bolli instinktiv als wichtig, ja entscheidend angesehen werden. Als in den gramn Novcmbertagcn des Jahres 1!U8 der Vorhang über das blutige Trauerspiel d>>s grossen Krieges her abgelassen wurde, atmeten Millionen von Menschen in der gan zen Welt auf. Gleich einem Frühlingsahncn ging über die Bol ster die Hoffnung, das; damit nicht nur eine der traurigsten Ver wirrungen der Menschheitsgeschichte ihren Abschluss gesunden, sondern das; eine fehlerlafte und deshalb unheilvolle Zeit ihre geschichtliche Wende erfahren hatte. Durch alles Kriegsgeschrei, durch wilde Drohungen, An- stlagen, Verwünschungen und Verurteilungen hindurch hatten die Anpassungen des amerikanischen Präsidenten die Ohren der Menschheit erreicht, in denen von einer neuen Zeit und einer Weg in seine Wir alle sind viele Jahre hindurch Opfer dieses phankastischcn Glaubens und damit Objekte der entsetzlichen Folgen gewesen. Es ist nicht der Zweck dieser Ausführungen, den furchtbaren Enttäuschungen Ausdruck zu verleihen, die unser Volk in stei gendem Mähe ergriffen hatte. Ich will nicht von der Verzweif lung reden und von dem Schmerz und dem Jammer, den diese Jahre für das deulsche Volk und für uns in sich bargen. Wir waren in einen Krieg gerissen worden, an dessen Ausbruch wir genau so schuldlos oder schuldhaft waren, wie die anderen Völker auch. Wir aber sind gerade als die am meisten Opfernden auch am leichtesten dem Glauben an eine bessere Zeil verfallen. Allein nicht nur wir, di« Unterlegenen, haben die Ver wandlung des phantasievollen Bildes einer neuen Zeit und Menschheilsentwicklung in eine jammervolle Realität erlebt, sondern auch die Sieger. Seit die Staatsmänner der damaligen Zeit sich in Ver sailles einfanden, um eine neue Weltordnung zu beschliessen, sind 17 Jahre vergangen. Zeit genug, um ein Urteil über die allgemeine Tendenz einer Entwicklung fällen zu können. Es ist nicht nötig, das; mir hier aus den Quellen literarischer oder publizistischer Tätigkeit kritische Stimmen über diese Zeit zu sammensuchen und ancinanderreihcn, um so zu einer ab schliessenden Feststellung zu gelangen, nein: Es genügt, den Blick in die heutige Welt zu lenken, in ihr Inlsäci;- liäses Erleben, in ihre Hoffnungen und in ihre Enttäuschungen, in ihre Krisen und in ihre Kämpfe, um die eindeutige Ant wort zu erhalten auf die Frage der richtigen Bewertung dieser Entwickelung. Statt der wärmenden Empfindungen einer allmählichen Entspannung menschlicl)er Gegensätze erlebe» wir die sorgen volle Unruhe, die sich nicht zu vermindern, sondern leider zu steigern scheint. Argwohn und Has;, Neid und Habsucht, Mitz- trauen und Verdächtigung sind die fühl- und sichtbaren Empfin dungen, die die Völker beherrschen. Jener Friede, der einst als Schlussstein gelegt werden sollte, über der vermauerten llrust des Krieges wurde zur Drachensaat neuer Kämpfe. Wo hin wir seitdem blicken, erleben wir dcks Aufflackern innerer und äusserer Unruhen. Kein Jahr vergeht, in dem nicht seitdem irgendwo auf dieser Erde statt dem Läuten der Fricdensglocken das Getöse der Massen vernehmbar ist. Wer will sich wundern, das; aus enier solchen tragischen Enttäuschung heraus auch im Innern der Völker das Vertrauen zur Richtigkeit einer Weltordnung erschüttert wird, die in so katastrophaler Weise zu versagen scheint? Neue Vorstellungen versuchen sich der Menschen zu bemächtigen und die sie gewinnen, sofort als Kämpfer für neue Erolierungen ckuszuschicken. Die Weltgeschichte wird einmal seslstellen, dass seit der grossen Kriegsbeendigung die Erde von gcistigen, politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen heim gesucht wurde, wie sie im allgemeinen nur in Jahrtausenden auslrcten, um Völkern und Kontinenten ihren besonderen Sinn und Charakter zu geben. Man bedenke: Seit dieser Zelt ist die Spannung zwischen den Völkern gröher geworden als sie je zuvor war. Dle dolschewlstlfche Aevolutlon drückt einem der grössten Reiche der Erde nicht nur äutzcrtlch einen Stempel auf, sondern seht es innerlich in einen u nUbe r« brück baren weltanschaulichen und religiösen Gegensatz zu den umliegenden Völkern und Staaten. Nicht nur allgemein-menschliche, wirtschaftlich« besseren Welt die Rede mar. In zusammen 17 Punkten wurde den Völkern ein Aufritz gegeben für eine solche neue Völster- und damit Menschheitsordnung. Was immer auch an diesen Punkten auszustellen mar oder ausgestellt wurde, sie hatten ohne Zweifel eines für sich: Die Erkenntnis, das; eine mecha nische Wiederherstellung früherer Zustände, Einrichtungen und Auffassungen in kurzer Zeit auch wieder zu ähnlichen Folgen würde führen müssen. Und darin lag das Verzaubernde dieser Thesen, das; sie mit unbestreitbarer Grossartigkeit versuchten, dem Zusammenleben der Völker neue Gesetze zu geben und es mit einem neuen Geist zu erfüllen, aus dem heraus dann jene Institution wachsen und gedeihen konnte, die als Bund aller Nationen berufen sein sollte, die Völker nicht nur äusserlich zu- sammenzuschlietzen, sondern vor allem innerlich einander näher zu bringen in gegenseitiger Rücksichtnahme und in gegenseitigem Verstehen. Kein Volk ist der Zanberkraft dieser Phantasie mehr ver fallen als das deutsche. Es hatte die Ehre, gegen eine Welt Kämpfen zu müssen, und das Unglück, in diesem Kampf zu un terliegen. Es war aber als Unterlegener belastet mit dem Fluch der Verantwortung für ein Ringen, das dieses Volk weder geahnt noch gewünscht hatte. Tas deutsche Volk glaubte an diese Thesen mit der Kraft eines an sich und der Welt Ver zweifelnden. Es begann damit seinen leidvollste Zeil oder politische Auffassungen brechen zusammen und begraben ihre bisherigen Vertreter, Parteien, Organisationen und Staa ten unter sich, nein: Eine Welt übersinnlicher Vorstellungen wird eingerissen, ein Golt wird entthront, Religionen und Kir chen ausgerottet, das Jenseits verödet und ein gnalvolles Dies seits als das einzig Seiende proklamiert. Kaiser- und König reiche stürzen und entwurzeln sich allmählich sogar in der Er innerung, genau so wie umgekehrt wieder parlamentarische De mokratien von den Völkern ausgeben werden, um neue Staats gedanken an ihre Stelle zu setzen. Und parallel damit werden wirtschaftliche Maxime, die früher geradezu als Grundlage des menschlichen Gemeinschaftslebens gegolten haben, übecwnnden und abgelöst von konträren Auffassungen: dazwischen senken sich die Schrecken der Arbeitslosigkeit und damit des Hunaers und des Elends über die Völker und schlagen Millionen Men schen in ihren Bonn. Diese erstaunte Menschheit aber sieht, datz der Kriegsgolt seine Rüstung nicht abgelegt hat. sondern im Gegenteil schwerer gepanzert als je über die Erde schreitet. Wenn früher Armeen von Hnnderttnnsenden für die Ziele einer imperialistischen Dynastien-, Kabinetts- oder Nationalitäten politik eintraten, dann sind es heute Millionen-Armeen. die für neue geistige Vorstellungen, für Weltrevolutionen. Bolschewis mus oder sogar „Nie wieder Krieg-Idole" zum Kriege rüsten, und die Völker dafür in Bewegung setzen. Meine Abgeordneten! Wenn ich Ihnen und dem deutschen Volke diese Tatsachen vor Augen führe, geschieht es weder, um ihr Verständnis zn erwecken für die Grötze der Zeit, in der wir lelxw, als vielmehr für die Unzulänglichkeit der geistigen und sachlichen Artxit jener, die sich einst als berufen ausspiellen, der Welt eine nene Epoche friedlicher Evolution und gesegneter Wohlfahrt zu schenken. Und noch etwas möchte ich in dieser Stunde seslstellen: An dieser Entwicklung sind nicht wir schuld, denn cs lag nicht in unserer Kraft oder in unserem Vermögen, nach dem furchtbaren Zusammenbruch und in der Zeit der Demütigung und wehrlosen Misshandlung der Well Ideen zu geben oder gar Gesetze des Lebens vorzuschreiben. Das taten di« mächtigen Regierenden dieser Erde. Deutschland aber ge hörte mehr als 15 Jahre nur zu den Regierten. Ich erwähne dies weiter, weil ich dem deutscl>en Volk und vielleicht darüber hinaus auch anderen Menschen das Auge öffnen möchte für die Erkenntnis, dätz die Befolgung fehlerhaster. weil unrichtiger Grundsätze, auch zu fehlerhaften falschen Ergebnissen führen mutz. Datz wir selbst als Leidtragende dieser Entwickelung besonders schwer betroffen wurden, hängt, wie schon betont, zum Teil mit unserem tiefen Sturz zusammen. Allein, datz die ganze Welt in diese Zeit andauernder Spannungen und fort dauernder Krisen fiel, ist zurückzusühren auf die gerin,ze Ver nunft und Einsicht, mit der die Probleme der Völker im einzelnen und untereinander gesel-en und behandelt werden. (Fortsetzung auf Seite 2.) Almds«iikKer1r<Wi>g der Reich-tagMimg wird 20 Mr wiederholt Berlin,?. März. Die von der Reichssendeleilung durch- gefükrt« Ueberiragung der autzerordentiichen Reichstagssitzung aus der Kroll-Oper wird heute um 20 Uhr von allen deutschen Sendern wiederholt. Gruß an die toien Helden Zum Heldengedenktag An einem Tag des Jahres gehl eine grosse Pilger« fahrt zu den Soldatengräbern des Weltkrieges. Da wir- es still um uns wie in der Kirche, wie am offenen Sarg. Unsere Gedanken eilen ein paar Jahrzehnte zurück in jene Zeit, als des Krieges Donnerstimme ein Millionen aufgebot deutscher Manner auf die blutdampfende Wal statt kommandierte. Und mit angstvollem Herzklopfen bangten die Taheimgebliebenen stündlich und täglich, vier qualvolle Jahre lang, vor der Hiobsbotschaft: aus dem Felde der Ehre gefallen! Seit die Welt steht, wurde der Erdboden noch nie mit so viel Blut getränkt, mit so viel Leichen gesättigt; keine Familie, kein Stand und kein Beruf blieb verschont vom Blutzoll, den der Tod, der Generalissimus des Krieges, forderte. Und so geht auch am Heldcngedenktag die Totentrauer von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus, um uns alle, das ganze Bolk, wieder einmal hinzuführen zu dem unermesst lieh grossen Friedhof des Weltkrieges, wo zwei Millionen unseres Blutes ihre letzte Heimstatt haben. Die Volkstrauer um unsere toten Helden ist ein kostbares Nationalgut, das ausgewertet werden mutz Ge rade in einer Zeit, in welcher der letzte Krieg noch seine Tränen hineinweint in die Welt, und in der sich doch schon wieder so viel Zündstoff ansammelt, werden wir hinhorchen zu den Gräbern, aus denen die Stimme der Gefallenen kommt. Es öffnen sich die Tiefen der Seele für das Vermächtnis unserer Taten. Es war ein millionenstimmiger, heiliger Choral, der beim Ausmarsch der Regimenter hinrauschte über die deut schen Lande. In den Stratzen der Städte, auf den Bahn höfen, in den Zügen, auf dem Marsche und in den Unter ständen — überall erklang das Lied von der Heimat und vom Wiedersehn in der Heimat. Niemals wurde der Hei mat sicher und inniger gedacht, nie ist die Heimatliebe stärker und sittlicher gewesen als in den Schützengräben; niemals hat die Liebe zur Heimat glühender gebrannt als in jenen Feldgrauen, die in übermenschlichem Dulden und Tragen lind Kämpfen Heldenwache standen gegen einen Feind, der das Schwert gestickt hatte nach dem Herzen dieser Heimat. Das heilige Feuer der Vater landsliebe hatte uns zu einer wundersamen Einheit zu sammengeschmiedet; die Kämpfer trugen das eine feld graue Kleid, das Blut von Arm und Reich ist ineinander geflossen; gegenseitig haben sie sich die Wunden verbun den, miteinander und füreinander haben sie gekämpft und sind sie gestorben. In heitzer Liebe für ihr Volk und Vaterland. Was war das doch für eine herrliche Einheit und Eintracht! Heute hören wir aus den Gräbern dieser Schutzgeister und treuen Eckharde unseres Volkes den Mahnruf: Liebet euer Bolk und liebet euer Bat erlaub! Wir halten also beste Kameradschaft mit den Gefallenen, wenn wir opfernd und kämpfend ein stehen für Heimat und Bolk, damit die gute deulsche Art, das kostbare Erbe unserer Vorsahren, erhalten bleibe: deutscher Fleis; und deutsche Ehrlichkeit, deutsche Frömmigkeit und deutsche Treue. Auf den Gräbern un serer Gefallenen glüht die heilige Flamme; lasst uns an zünden das Felier der Liebe zu Heimat und Bolk! Unsere Helden gingen „mit Gott" für Volk und Vaterland in den Tod. Ihr Sterben war ein heiliges Sterben, und auf ihren Gräbern steht das Kreuz. Aus unzähligen Feldpostbriefen spricht starker Gottesglaube, unerschütterliches Gottvertrauen; unzählige Riale war der letzte Sterbeseufzer ein Credo, gebetet iii den Schützen gräben, zwischen den Drahtverhauen, in den Lazareüen, überall, wo deutsche Soldaten gefallen und gestorben sind. Darum hat ein französischer Feldgeistlicher zu seinem deutschen Amtsbruder gesagt: „Ich beglückwünsche Sie und beneide Sie: Ihre Soldaten Kämpfen wie die Löwen und sterben wie die Heiligen." Darum hat Sven Hedin „die Religion die stärkste Kraft der deutschen Heere in diesem Kriege" genannt. Weil der Glaube an die Un sterblichkeit der Seele, an ein ewiges Leben, an ein Wiedersehen in der anderen Welt die schönsten Triumphe gefeiert hat, wurde das Schlachtfeld des Weltkrieges als der einleuchtendste Beweis für die Unsterblichkeit be zeichnet. Der Krieg war eine Ewigkeilsschule, der Sol daten letzter Halt war Gott. In Stunden solcher Not lässt sich ein Volk nicht mit phantastischen Göttern ab speisen, die nicht helfen können, die selbst den Natur gesetzen unterworfen sind. Der Unglaube hat im Krieg seine schwerste Niederlage erlitten. Im christlichen Glau ben haben wir drautzen im Felde den Gefallenen die