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Sk.IS. Beiblatt zum „Ehemnttzer General-Anzeiger" und zum^,Sächsischen LandSoteu". Sonnige Welt. Ls kam ein Sommer voller Glan; Und jeder Baum steht nun in Blüthe, Und alles schlingt sich einen Rranz von grünen Blättern um die Hüte. Das mag ein wirres Düften sein von rochen Nelken auf dem Beete, An jedem Mrt rankt wilder Wein Sich klammernd um die Zaunstackete. von Vogelchören singt und klingt Ls jauchzend in den Sommerlanden, Und frohes Menschenlachen dringt Allüberall aus den Veranden. Die Burschen zieh'» mit leichtem Sinn Hinwandernd längs den Weingeländen, Und Rosen fliegen vor sie hin Hellroth aus weißen Mädchenhänden. Und frisch bekränzt vor Dorf und Feld Ragt selbst das Holzbild der Madonna — Ls ist ein Jauchzen auf der Welt Und auf der Welt ist nichts als Sonne! Hansmnllerchens Klagen. So a Mai! Das war a Wetter di« Lag' her!! Es wird alleweil besser bei uns. Wie Alles schon in FrühlingShofsnungen geschwelgt hat und auch mißtrauische Leute schon davon gegangen sind, ihren Wintermantel a» de» Nagel zu hängen, da hat auch mein Mann letzte Woche erklärt: „Heut' geh' ich zum Haarschneiden!" „Was hast g'sagt?" hat er gleich darauf gefragt, weil ich gewöhnlich, wenn er von seinen Haaren red't, eine lustige Bemerkung mache; denn sie sind nimmer der Red' Werth. Im gegebenen Fall Hab' ich aber gar nichts g'sagt g'habt. Nichtig, er kommt heim wie ein gescheerter Pudel, renomirt, daß der Friseur fast eine halbe Stund' gebraucht hätt', bis er seinen »Lockenwald" niedergelegt g'habt hat» und fährt mit der Hand aus dem Kopf umeinander, als ihät' er» weiß Gott, was irr gehen drob'n! Da am nächsten Morgen, wie er auswacht, murmelt er, wie er zum Fenster hinausschaut: „Saperlot! Saperlot!" „MaS hast' denn?" mein' ich. „Ja, ich weiß nicht," antwortete er, „ich Hab' doch gester i bloß elf Maß Nizzi-Bräu 'trunken — mir flimmert'- so vor die Augen 'rum — " „Hast' am End' ein Kopskisscn an den Wimpern hängen und merkst eS nicht!" lröst' ich ihn. Er fährt sich mit seinen beiden Hände» über's Gesicht; aber cS flimmert alleweil weiter, und endlich, wie g'sagt, entdecken wir, daß c» schneit. Jetzt hätten S' den Jammer hören solle». Eine» „Glatzenschoner" — einen „G'nick- wärmer" — alles Erdenkliche hat er sich ein gebildet und erst im Lause des Tages hat er sich so weit aufgerafft, daß er in's „Petzbräu' gegangen ist, um, wie er gesagt hat, durch innere Wärme den äußeren Haarmangel ctwas auSzugleichen. Das hat er denn auch gründ lich besorgt, daß ihm andern Tags noch di« Haar', die er gar nimmer g'habt, von der An strengung weh' gethan haben. Aber wo sollen wir denn mit einem solchen Wetter hinkommen! Jetzt stehen wir im schönsten Frühjahr. Alles möcht' endlich einmal Sonnen schein. Ja, mögen können wir ihn schon; aber 'S Kriegen ist «ine andere Frage. All« Maivergnügungen leiden darunter. Da« Mailüfterl hat eine» Eiszapfen verschluckt und