Volltext Seite (XML)
tr. 33.^ Dreizehnter Jabra. cIrscheint: «glich früh 7 Uhr. Inserate «erden «»genommen: St»L1»e»dSS,S»«». tag» bi, Mittag» 1» Uhr: Martenstrag« t>» Nnzeig. in dies. Blatte finden eine rrsolgreich« Verbreitung. Auslage: Slroiplai». Dienstag, 4. Februar 18«8r Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacleur: Theodor Arabisch. »ruck und «igruthum der Herausgeber: Liepsch L Nkichar-t. - Berantwortlicher Redactrur: Julius Neichardt. Maimement: vierteljährlich 20 Ngr. bei uneutgeldlicherLi«« ferung in'« Ha^. Durch die tkönigt Post Vierteljährlich 22»/» St. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Nanm eine» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zei>« S Ngr. ,,r Dresden, den 4. Februar. — Se., Maj. der König hat in einer dem bisherigen Niniglich Bayrischen außerordentlichen Gefärbten und bcvoll »nächtigten Minister Freihenn von Gise ertheilten Particular- audienz dessen AbberrrfungLschreiben entzegenglnommen, und dem Shrenwitgliede des Hostheater», Emil Devrient, aus Anlaß seines bevorstehenden Abganges von demselben, in Anerkennung seiner Verdienste um dir deutsche Schauspielkunst dai Ritterkreuz de» Verdienstordens verliehen. — Die Zweite Kammer hat die Berathunz deS Entwurf» eine» allgemeinen Berggesetzes begonnen und einstimmig be schlossen. sämmtliche auf Ausnahme deS Steinkohlen- und Braun kohlenbergbaues von diesem Gesetze abzielenoe Petitionen auf sich beruhen zu lasten. — AuS Alteiburg erfahren wir, daß bei dem zur Feier vor dortigen Anwesenheit Sr. Maststät unseres Königs statt- gehabten Diner in Elwiederuvg auf di« freundliche Begrüßung Seiten deS Herzogs unserKönig in ausdrucksvoller Weise seine Freude, am verwandtschaftlich,n Hofe so g^st ich ausgenommen worden zu sein, ausgesprochen HU. Altenburgischer Seits hat sich dis G.nugthuung ükec den königlichen Besuch durch Ver leihung der Großkreuze deS Erneflinischen HauSordenS an die Begleiter Sr. Majestät, den Oberstallmeister von Thielau- Rüssing und den Generaladjutant von Thielau zu erkennen gegeben. — — Mittwoch den 4. Januar findet de; erste diesjährige Ball bei Sr. K. Hoheit dem Kronprinzen statt. — — In der Gegend von Auerbach und bei M-hlthmer haben bedeutende Schneewehen mehrere Bahnzüge vollständig eingeweht. Am Freitag fuhr ein Schlitten die Chaustee ent lang. Der Herr fuhr selbst, der Kutscher saß auf der P.itsche. Der Wins nimmt dem He rn die Mütze der Kutscher springt vom Sitze und eilt der über das schneebedeckte F ld eilenden Mütze nach. Eine Schneewehe kommt daher und begräbt den Unglücklichen sofort. Den alsbald von seinem Herrn aufge botenen Leuten war eS bis Sonnab-nd noch nicht gelungen, den Mann aus seiner Cchneegruft Hera»Szugraben. — Musik, ihrer ursprünglichen Bestimmung nach Trösterin des Lebens, sie erfüllt ihren schönen Beruf doppelt, wenn ver- einte Kräfte mit ihr wa t:n, um durch den Erlös Tausenden von Armen eia Scherslein mit zu svimden. Freitag dcn 7. d. M. wird zum Besten der Nothteidenden Ostpreußens im Saale von Brauns Hetel ein Conceit statifiaben. Gü ige Mitwirkung haben zugesa^t: Ho'schauspielerin FiäuleinWolff, die Sängerinnen Fräulein K. Thiem und Fräulein Agathe von Bünau, ingleichtn di« Sänger HerrV.ß und Herr Gaflel, sowie die Herren Kammermusici Buckwitz und Kayser, denen sich H^rr Stadimustkvireclor Puffhoidt mit seiner verstärkten Kapelle anschließt. DaS reichhaltige Programm nennt in Be treff Beethover.scher Tonwerle die Ouvertüre zu Egmort und die I)-üui-S nfonie Nummer 2. uno im B.reich der Jnstru- mrntaUVirtuosen tritt Herr Kayser hervor, welcher als Kla rinettist sich bereits große Anerkennung erworben. Das Nähere findet man in dem Inserat unseres heutigen Blattes. — D,m Anschein nach ist jetzt am Ho thealer die große romantische Op« durch Niemann's „Rerse ins Blaus" zum Waisenkind geworden, denn Herr Tichatschcck gastut ia Han nover und Herr Bachmann läßt seinen T nor in München «tönen, wo er Beifall findet. Niewann's Co, t-.aelbiuch, denn al» solcher ist das Verschwinden an einem Tage zu bettachten, wo der Sänger austuten sollte, ist hier zum Stadtgespräch geworden. Er Hit nicht nur an Herz und N,eien der Theater besucher gegriffen, sondern Entrüstung im ganzen Publikum hervorgerufen, welches in diesem Geb.hrei rinen Act der Bru talität erkennt. Wir kennen zwar die Gründe nicht, welche Herrn Niemann zu diesem Schritt Veranlassung gegeben, so viel aber st.ht fest, daß er G-setz und Ordnung unter die Füße gerollt und somit nicht nur das Vertrauen, sondern auch die Achtung vernichtet, die ihm bisher noch als Künstler ver blieben. D,m echten, wah en Künstler wohnt Seelenadel inne, den er selbst in gereizter Stimmung nicht verleugnet. So ab« giebt es Charaktere, die da glauben, sich über Alles weg setzen zu können, die da wähnen, die Gütler drr Erde zu sein. Hochmulh und Uelerschätzung sind ihre Grundzüge. So auch bei Herrn Niemann; trotz seines großen Barte« glaubt er immer noch — es sei ihm Keiner gewachsen. — In Kktzschtnb o a ist rine öffentliche Bekanntmachung «gangen, nach welcher am 1. Aprrl d. I. die Stelle de» dasigen Tagewachterü offen wird, da der dermalige Inhaber diese» Posten» zurückttitt, weil sein Al er vorgerückt ist. Der Orttvorstand nimmt Anmeldungen all« Bewrrb« bi» zum 16. Februar entgegen. Die feierliche Einführung «folgt spä ter. Also lo», Landidaten I — Die „KLtzschenbrodaer Zeitung" bringt au» Groß» Erkmanntdorf folgend« «bauliche Geschichte: Zu eine« dorti gen Bauer, welcher schon längere Zeit an eine« kranken Beine leidet, kamen unlängst zwei unbekannte Strolche und machten dem Manne weiß, ihn heilen zu können, wenn er unter ge wissem, dabei zu beachtenden HokuSpokuS sein sämmtlicheS baa- re» Geld auf einige Tage im Garten vergrabe. Das arglose Menschenkind ging m t Freuden aus den Handel ein; denn wa« wird heut zu Tage nicht Alle» gethan, um die guten „Unterthanen" zu retten. Ec vergrub seine ganze Baarscha't von beiläufig 100 Thalern an einer für dcn glücklichen Ver lauf der unternommenen Cur außerordentlich günstigen St-lle. DeS Nachts aber mochten der simulirenden Bäuerin, die sich mit ihrem Friede! bereits wieder flott tanzen sah, denn doch einige Scrupel beikommen; sie machte sich daher mit dem hirkenden Ehrgemahl am nächsten Margen zur ominösen Heil- stärie und — „sie scharrten auf und scharrten nieder, doch die blanken Schweden brachte Keiner wieder!" Wohl aber behielt Friroel seinen Salzfluß. — Au» Wien wird mitgctheilt: Auf Veranlassung der königlich sächsischen Gesandtschaft wue^e für die im Feldzugs gegen Preußen im Jrhre 1866 verwundeter, und in den hie sigen Spitälern verstorbenen königlich sächsischen Oisieiere und Soldaten, L07 an der Zrhl, in Dresden ein Marmormonu- ment argsschefft und ausgeführt, welches binnen einigen Tu gen auf der Ruhestätte derselben, am Währinger Friedhöfe, aufgestellt wird. DaS Monument enthält alle Namen der Gefallenen und an deren Spitze jenen des Hauptmanns Fr. Schreder. Dasselbe hat eine Höhe von 13 Fuß, auf dessen Sp tze die Figur eines Engels angebracht wurde, welcher über dem Triangel den Locbceekcanz trägt. Die Enthüllung dieses Monumentes soll eine sehr feierliche werden, weil von stimmt- lichen sächsischen Truppenköcpern zu dieser Feierlichkeit Depu tationen anher gesendet werden. — In dem nahen Nied eich ermLdorf hat sich leider am 3l. Janurr abermals ein besauernsiverthe» Unglück in einem Brunnen ereignet. Der Arbeiter F,scher auS Gorbitz stürzte beim AuSmauern eines neuen Brunnen» 33 Ellen tief hinab und fand sofort seinen Tod. — Ja Kamen; beging vor Kurzem der Kaufmann Fr. Böttner im erwünschten Wohlsein das seltene Fest seines fünfzigjährigen Bürgerjubiläums. Derselbe wurde hierbei mit einer typographisch auSgesührten Votwtafel erfreut. — In Ebersbach wurde an einem der vergangenen Sonntage der Leichnam eines neuzebornen Kmdeö, welcher in einem Stalle aufgesunden wurde, gerichtlich au-gefunden. Die ärztliche Sektion hat «geben, daß das Kind bei der Geburt gelebt hat. Die Mutter dcö Kindes wurde bereits in einer Magd ermittelt. — Dem Vernehmen nach hat Se. Maj. der König den Rittergut! besitz« von Schönberg-Niederremeberg vor einigen Tagen in besonderer Audienz empfangen. Herr v. Schöabrrg zieht sich wegen überkommenen Acters auö dem bisherigen Wirkungskreise zurück — — Wie wir hören, hat sich in diesen Tagen hier eine Deputation auS Eibenstock anwesend befunden, um geeigneten OetS dem langjährigen Wunsche der dortigen Gegend nach ein« Eisenbahn Ausdruck zu geben. — — In der Nacht vom 1. zum 3. d. M hat der Sturm von einem an der Elbe in der Rahe der Uferstraße befird- luhen Güterschuppen daS Breterdach abzedeckr uno am Ende der Uferstraße eine starke Pappel entwurzelt. — — In der am Freitag, 3l. Januar, Abends 8 Uhr in dn Convnsation stattgefundenen, von etwa 1k 0 Personen be suchten Versammlung der demelcatischen Partei hielt Rechts anwalt k)r. Schaffrath gelegentlich der von der Negierung den Ständekammern vorgelegten beiden Gesetzentwürfe über Ge- schworncnlrsten und Geschwornenbänks einen sachlich eingehen den, mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Vorkag über das Wesen und die Bedeutung der Geschwornengerichte über haupt. Nach einem kurzen geschichtlichen lieber bück gab Red ner ein anschauliches Bild auf Grund der beiden, vom 17. December und 18. Januar datirten, gegenwärtig den Kam mern zur Berathung vorliegenden Gesetzentwürfe von der Ein richtung de» GeschwornentastitrriS überhaupt, beleuchtete und klitisirte, unter Vergleichung mit den in anderen Ländern be reit» Angeführten Geschwornengerichten, die RegierungSoorlage und kam zu dem Resultate, daß weder ein rechtliche«, noch politisches, noch geschichtliches Bedenken entgegen stehe, die Annahme der Gesetzvorlage zu empfehlen. Sie ließe zwar Manches zu wünschen übrig, sei aber mindestens nicht schlech- ter, ja sogar in de» meisten Punkten besser, als die besten d« jetzt in Deutschland bestehenden ährlichen Einrichtungen, und wenn sie auch in manchen Punkten der demokrarischen Auffassung nicht entspräche, so sei es doch wünschenSwerth, Da», wa» grgtnwättig ohne Kampf angeboten würde, a»zu- nehmen, und nicht rathsam, mit der Annahme dieser Entwürfe um deswillen zu zögern, weil vielleicht vom norddeutschen Bund« künftighin einmal etwa» Bessere» geboten werden könnte. Der mangelhafteste Punkt des Gesetzes se! die Existenz eine» ziemlich hohen CensuS (10 Thal« direkte Steuer). Ai» eine Verbesserung gegenüber anderen derartigen Gesetze« hob « dm aus liberalen Elementen zusammengesetzten Wahlausschuß her aus, der aas der Urliste die Bezirksliste zusammen zu stellen hat. Ebenso hielt er den mit der Bildung der JahreSliste beauftragten SchwurgenchtSprästdenten immer noch für unab hängiger und darum selbstständiger, als das in Preußen damit betraute Verwaltungsorgan. Nicht minder müsse anerkannt werden, daß auch politisch: Vergehen d:r wenn auch durch ein ziemlich hohes Strasinaß beschränkten Competenz der Geschwor» nen unterliegen. Das Capltel der Fragstellung, unstreitig da» wichtigste im ganzen Gesetz, sei zugleich auch das beste, wa» b s jetzt über Geschwornenbänks existier und entspreche e» voll ständig den Fortschritten der jetz'gen Wiffsnsch ist. Der schwächste Punkt im ganzen Gesetzentwurf sei die ausschließliche Befugntß des Präsidenten, nach den Schlußoorttäzen ein sogenannte» Nesumu zu gebe», eine Verordnung, die außerordentlich schäd lich wirken körne Als zweckmäßig müsse er andererseits die im Entwürfe vorgeschlagene Zwridrittelmajorität. welche zur B jahung einer Frage gegen den Angeklagten nöt'stg «achtet werde, bezeichnen, wie gleicher Weise die vorgesehene Berech tigung des auS drei rechtskundigen Richtern bestehenden SchwurgcrichtShvfeS, einen Fall, in welchem nach seiner Aas« saffung der Angeklagte fälschlich verurtheilt worden ist, zur endziltigen Entscheidung vor das nächste Schwargrricht zu bringen. Ebenso steht dem Angeklagten gegen ei« nach dessen Dafürhalten zu hch-8 Strafmaß, die Appellation an den obersten Gerichtshof zu, der sich dann lediglich über diesen Punkt zu entscheiden habe. Der Vortragende schließt mit fol gender, zur Annahme vorgeschlagenen, nach längerer Debatte aber nicht angenommenen Resolution: „In Erwägung, daß die Einführung der Geschwornen in Sachsen nicht noch länger und daher auch nicht bis zum Zustandekommen eines Gesetzes für den ganzen norddeutschen Bund zu verschieben uad in Ecwäzung, daß von den gegenwärtigen Ständekammern eine wesentliche Verbkfferung der von der Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe über Einführung der Teschwornengerichte nicht zu erwarten ist, er'lätt cs die Versammlung der demokratisch m Partei in Dresden vom 3l. Januar 1868 für wün'chenSwerth, daß beide Gesetzentwürfe von den Stänoekammern eo dloo angenommen werden." (Dr. I) — D n besten Eindruck wird gewiß in we'ten Kreisen die neueste Vorlage der Regierung an den Landtag machen: Die Aufhebung derjenigen Paragraphen deS S-ra^ge'etzbuchS, welche die Todesstrafe und die körperliche Züchtigung al» Strafmittel feflsetzten. Diese Botschaft ging am Sonnabend der 2. Kammer zu. — Za der Vorlage über Schwurgerichte bemerken wir noch ergänzend, daß poltsche Verbrechen aus drücklich vor die Schwurgericht nach Ansicht der Regierung gewiesen werden sollen. Doch bezieht sich die», weil für die Zuständiglttt der Schwurgerichte das Strafmaß zur Grundlage genommen wüd, nur auf die schweren polnischen Vergehen, die mit Zuch hausstrase oder mindestens 4 Jahren ArbeitShauk- strafe bedroht sind. Die gelinderen und häufigeren politischen Vergehen, namentlich auch die durch die Presse, oder durch if- fentttche Reden begangenen, würden dcn Gcschwornen entzogen sein. Die Kammern hätten hier eins gute Gelegenheit nach zuhelfen, und köanm, wenn sie die Ausdehnung der Schwur gerichte auf alle politische und Preßvergehea verlangen, sich jetzt — nicht blo» aus Württemberg — sondern auch aus Oesterreich berufen. — Ehrenfriedersdorf. Montag nach OOern als den 20. April d. I. sind eS 300 Jahr.-, daß dt 62 Jahre ver schüttet gewesene Leiche des Bergmanns OSwal» Barchel wie der ausgesunden wurde. Wie wir vernehmen, beabsichtigt die hiesige B-rghrüser'chrft diesen Tag (die lange Schicht zu Eh- renflttdersvorf) festlich zu begehen. — Die Redaktion der Deutschen Allg. Zütung in Leip zig (Pros. Biede-mann, ist abermals in einem Pceßprozeß ge gen die Leipziger Zeitung unterlegen. Nachdem in Anem früheren Prozesse da» Gericht anerkannt hatte, daß di« Be zeichnung der D. Allg. Z als „Annex«,aistcnblatt" nicht straf bar sei, verurtheilte eS jetzt diele« Blatt zu einer Geldstrafe von >5 Thlr. dafür, daß dasselbe wegen jener Bezüchnung sich Schmähungen gegen die Leipziger Ze.tung hatte zu Schul den kommen lassen. — Drr morgen in den Räumen deS Lincke'schen Bade» beim SubscriptionSmaSkenball um 11 Uhr stattfindrnde Aus zug „ijaciisoal « I» I>iero-l1ioii^5os" wirs von 40 Herren und 40 Damen ausgeführt und von 30 Gruppen und Lanztouren auSgestattet. In Bezug auf die Dekoration bemerken wir, daß 14 Kronleuchter, I I matte und 3 Helle, ihr Licht »«brei ten und an den elfteren reizende Transparent» mit Masken- Earrieaturea figuriren «erden. Während de- Zage» ist der Saal matt beleuchtet, während von außen der bunte Wiede» schein bengaltlch.r Flammen hereindringt. E ni Fontaine