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DK „«eiherttz-Zettung- «rschMt wöchentlich drei mal: Dienstag. Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. A Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg- - Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. WkihmhMmig. Anzeiger für Dippoldiswalde nud Umgegend. Jnkrate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 P*g., solche aus unserer Amtshaupt. Mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Johne in Dippoldiswalde. Wit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Nr. 49. Dienstag, den 28. April 1903. 69. Jahrgang. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Gastwirts Julius Oswin Müller in Dippoldiswalde, Pächter der Restauration „zum Ratskeller" daselbst, wird heute am 24. April 1903, vormittags I l Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Hans Ehnes in Dippoldiswalde wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 15. Mai 1903 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und «intretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 25. Mai 1903, vormittags 10 Ahr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Be sitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 10. Mai 1903 An zeige zu machen. K 2/03. Königliches Amtsgericht zu Dippoldiswalde. Die Türkei und die aufständischen Albanesen. Die Aufrechterhaltung des orientalischen Friedens hängt wieder einmal, wie schon oft in den orientalischen Wirren, von der Fähigkeit der Türkei ab, einen auf ständischen Volksstamm auf dem ihr noch verbliebenen Gebiete zur Ruhe und zur Anerkennung der Ordnung und der Reformgesetze in kurzer Zeit zu zwingen. Die Albanesen und noch mehr ihre mohamedanischen Stammes- genossen, die Arnauten, haben sich mit den Waffen in der Hand der Einführung der vom Sultan für Mazedonien bewilligten Reformen widersetzt, weil sie in diesen Re formen eine Beeinträchtigung ihrer alten Stammesrechte erblicken. Um in Mazedonien einen allgemeinen Auf stand zu verhindern, der auch Bulgarien, Serbien und Griechenland zu einer Einmischung reizen könnte, mutz nun der Sultan, so fatal es ihm auch ist, da viele Alba nesen im türkischen Heere dienen, die aufständische Be wegung der Albanesen mit Feuer und Schwert unter drücken. Abgesehen von politischen Rücksichten waren die entsprechenden Mahregeln des Sultans gegen die Alba nesen auch deshalb nicht leicht, weil er sie nicht mit den türkischen Truppen, die in Mazedonien stehen, bekämpfen konnte, weil er diese Truppen zur Deckung der bulgari schen und serbischen Grenze und zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in Mazedonien selbst braucht. Der Sultan mutzte daher erst dreihig Bataillone aus Anatolien in Kleinasien kommen lassen. Diese Truppen sind aber jetzt auf der „Mazedonischen Eisenbahn" nach den aufständischen Gebieten gebracht worden und haben auch bereits gegen die aufständischen Albanesen bei Jzek und Djakowa einen Vorstotz gemacht. Bei der Tapfer keit der türkischen Truppen und der zermalmenden Art, wie die Türkei Aufständischen gegenüber vorzugehen pflegt, wenn ihre Geduld zu Ende ist und zu den Waffen ge griffen wurde, wird wahrscheinlich der Aufstand der Alba nesen in kurzer Zeit niedergeworfen sein. Die Türken brennen und plündern gewöhnlich die aufständischen Ort schaften ab und erschießen und erhängen jeden Aufständi schen, der ihnen in die Hände fällt. Man mutz sich bei dieser Praxis der Türken gegenüber aufständischen Völker stämmen noch wundern, datz jetzt immer wieder, also nachdem die Türken seit fünfhundert Jahren die Herr schaft über jene Gebiete ausüben, Aufstände vorkommen, denn man sollte meinen, datz der unbotmätzige Geist durch die rücksichtslose Türkenherrschaft längst unter den besiegten Völkern ausgerottet worden sei. Man mutz aber dabei bedenken, daß die meisten dieser Völkerschaften unglaublich kriegswild und fanatisch sind, stets Waffen tragen und stets bereit sind, sofort selbst einen Schimpf, ein Unrecht blutig zu rächen. Dabei haben diese Völker, zumal die Albanesen, nicht die geringste Furcht vor dem Tode. Sie sind auch fast alle beritten und stürmen in höchster Ge fahr auf ihren kleinen, schnellen Pferden fort in die Berge. Deshalb konnten sie sich vor Ausrottung bewahren und wurden auf der anderen Seite auch von den Türken in gewisser Hinsicht gefürchtet und geachtet, sodaß ihnen der Sultan mancherlei Zugeständnisse machte, um vor ihnen Ruhe und zugleich Hilfstruppen in einem Kriege zu haben. Dringende allgemeine Interessen nötigten aber den Sultan dieses Mal zunr scharfen Einschreiten gegen die Albanesen, und der gut organisierten Truppenmacht der Türken können sie nicht Stand halten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am vergangenen Donnerstag den 23. April, dem Geburtstage unseres Heimgegangenen un vergeßlichen Königs Albert, ist die Erinnerung daran, was der Verewigte dem sächsischen Volke war, wieder besonders lebendig geworden. Vielen ist es gewiß ein Herzens bedürfnis, das Gedächtnis des Heimgegangenen Herrschers § noch in besonderer Weise zu ehren durch Errichtung einer Stiftung, die den Kranken und Bedürftigen unseres Volkes Heilung und Hilfe in ihrer Not und Bedrängnis gewähren soll. Wie könnte man auch das Gedächtnis König Alberts besser ehren, als durch Wohltun, baß er selbst so gern übte. Wir verweisen deshalb auch an dieser Stelle auf den Aufruf für die zu gründende „König Albert-Gedächtnisstiftung", deren Erträgnis bekannt lich zu einem Liebeswerke Verwendung finden soll. — In dem am vergangenen Sonnabend und Sonn tag abgehaltenen Führerkursus Freiwilliger Feuerwehren waren die Wehren von Höckendorf, Kreischa, Obercarsdorf, Possendorf, Seifersdorf, Schmiedeberg und Ulberndorf vertreten, so daß mit den hiesigen Führern insgesamt 55 Mann antreten konnten. Den theoretischen Teil des Kursus am Sonnabend Abend, welchem als Ehrengäste die Herren Stadtrat Reichel, Heinrich, Liebel und die Stadtverordneten Albin Ulbrich und Dittrich beiwohnten, eröffnete der Verbandsoorsitzende Herr Branddirektor Göhlert aus Glas hütte mit begrüßenden Worten, worauf Herr Stadtrat Reichel die Teilnehmer im Namen der Stadt willkommen hieß, welchem Gruß sich ein Hoch auf den Protektor den König Georg anschloß. Nunmehr nahm Herr Brand direktor Eidner das Wort zu seinem Vortrag über „Brand taktik". In erschöpfender Weise behandelte Redner sein Thema, ausgehend von der Bereitschaft des einzelnen Wehrmannes, vom Ausrücken der Spritze bis zur Wieder ankunft derselben im Spritzenhause und mahnend, dabei nach dem alten Morte „Eile mit Weile" also ohne Ueber- stürzung zu handeln. Auch empfiehlt er, größere Anlagen und Betriebe jährlich einmal mit den Führern zwecks genauer Orientierung zu begehen. Der Angriff im all gemeinen, Menschenrettung, Ausräumen und Aufräumen, sowie die verschiedenartigen Brände wie Keller-, Boden-, Zimmer-, Dielen-, Haus-, Fabrik-, Scheunen-, Feimen-, Wald- und Turmbrand wurden weiter eingehend behan delt und in der regen Aussprache, die dem Vortrage folgte, wurde ebenfalls noch manch praktischer Wink ge geben. Am zweiten Tage begann früh 6 Uhr Fußdienst unter dem Kommando des Herrn Hauptmann Heinrich, sowie Exerzitien an der zwei- und vierrädrigen Spritze, welche bis V29 Uhr andauerten. Nach der Kirche ver sammelte man sich wiederum, um einen Vortrag des Spritzenbauers Dittrich über Bau, Einrichtung und Be handlung der Spritze anzuhören. Dem Vortrage folgten sofort wieder Hebungen am Steigerhause und das Be steigen der eisernen Notleiter an der Müllerschule. Nach der Mittagspause fanden Spritzen- und Schlauchmanöver statt und ein Sturmangriff auf die Müllerschule, Kr4 Uhr, bildete den Schluß des überaus arbeitsreichen Kursus, der, ebenfalls wieder vom Verbandsoorsitzenden, mit Worten des Dankes und der Anerkennung als beendet erklärt wurde. — Die am 2. Mai im hiesigen Vahnhofshotel statt findende Versammlung des Bezirkslehrervereins wird im Zeichen des Rechnens stehen, indem Herr Lehrer Eichhorn-Niedersedlitz eine neue Rechenmaschine und die Firma Günzel L Große-Kötzschenbroda geometrische An- schauungslörper vorführen werden. Dazu gibt Herr Lehrer Schmidt-Dippoldiswalde ein Referat über die neue Auf lage der Chemnitzer und Dresdner Rechenhefte. — Heute Montag abend findet eine Generalver sammlung des hiesigen Gewerbevereins statt, auf die hierdurch nochmals hingewiesen sei. Schmiedeberg. Wie in Glashütte, war auch hier die Zahl der in die Schule aufgenommenen Neulinge eine gegen frühere Jahre wesentlich größere und dürfte auch in Zukunft infolge der in Aussicht stehenden erheb lichen Vermehrung der Einwohnerzahl sich noch steigern. 70 Elementaristen wurden im begonnenen Schuljahre zum ersten Male auf zwei Klassen verteilt. Die hierdurch ent- j standene neunte Klasse wird durch Ueberstunden von den hier amtierenden vier Lehrern unterrichtet. Glashütte. Gleich anderen Zweigen der deutschen Industrie hatte auf der „internationalen Ausstellung in St. Petersburg 1902" auch die Deutsche Präcisions-Uhren- industrie wieder einen großen Erfolg zu verzeichnen und zwar wurde deren Vertreterin auf dieser Ausstellung, der rühmlich bekannten Firma A. Lange Söhne, Glashütte in Sachsen, für die von ihr dargebotenen Leistungen die Große Goldene Medaille (Grand prix) zuerkannt, so daß die „Lange-Uhr" nunmehr insgesamt mit 28 ersten Preisen prämiiert ist. Es ist dies ein neuer Beweis dafür, daß auch die Firma A. Lange L Söhne den auf allen Ge bieten gestellten hohen Anforderungen der Neuzeit Rech nung trägt und demzufolge bestrebt ist, ihren Fabrikaten eine Vervollkommnung angedeihen zu lassen, welche das in dieselben gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen sucht. Er- freulicherweise ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß in neuerer Zeit das Interesse für feine Präcisions-Taschen- uhren reger geworden ist und demzufolge die Nachfrage sich gehoben hat, sodaß zu hoffen steht, der „Lange-Uhr" nunmehr auch das weite Gebiet des russischen Reiches zu erschließen. Lockwitz. Der Ostern aus der Schule entlassene Knabe Büchsenschuß von hier war am Dienstag in Nieder sedlitz, um nach Arbeit auszuschauen. Hierbei will er eine Patrone gefunden haben, die er mit dem Messer öffnete, wobei selbige explodierte und ihm eine Hand der artig zerriß, daß dieselbe im Johanniter-Krankenhause zu Dohna-Heidenau, wo der Verletzte untergebracht wurde, amputiert werden mußte. Dresden. Der Beschluß der sächsischen Anhänger des Zentrums, überall für die Reichstagswahl Kandidaten aufzustellen, hat auf feiten der staatserhaltenden Parteien große Bedenken wachgerufen. So schreibt das „Vater land", das Organ des Konservativen Landesvereins, da in keinem Bezirke die römischen Katholiken so zahlreich vorhanden seien, daß an die Wahl eines Zentrumsmannes zu denken wäre, könne es sich nur um Zählkandida turen handeln. Nun könne man häufig hören, daß die sächsischen Katholiken von sich behaupteten, daß in bezug auf Königstreue und Anhänglichkeit an das Haus Mettin die Evangelischen noch überträfen — die Aufstellung aus sichtsloser Zählkandidaten könne aber unmöglich zur Festigung des Reiches beitragen, also auch nicht den Wünschen des Königs entsprechen, denn sie sei gleichbe deutend mit einer Unterstützung der Sozialdemokratie, weil sie in verschiedenen Kreisen den Sieg der Ordnungs- parteien im ersten Wahlgange verhindere und den Gegnern der staatlichen Ordnung die Möglichkeit biete, in der Stich wahl Erfolge zu erringen. Irgend welchen praktischen Nutzen habe dieses Vorgehen für die Katholiken nicht, es zeitige nur Erbitterung bei der an der Zahl so überlegenen protestantischen Mehrheit und trage keineswegs dazu bei, diese der Erfüllung katholischer Wünsche geneigter zu machen. — Der Empfang des Königs wird, endgiltiger Bestimmung gemäß, in folgender Weise stattsinden: Am Hauptbahnhofe wird der König von Frauen und Mädchen empfangen, in deren Namen Frau Stadtoerordneten-Vize- vorsteher l)r. Haeckel ein begrüßendes Gedicht (verfaßt von Herrn Professor vr. Weidenbach) spricht und einen Blumenstrauß überreicht. Die Frauen umrahmen die Feststraße bis zur Pragerstraße, die durch eine dekorativ wirksame Ehrenpforte geschmückt wird. Hier bilden Knaben und Mädchen — etwa 8000 Kinder — bis zum Alt markt Spalier, der freibleibende Raum ist dem Publikum zugänglich. Am Altmarkte wird der König unter einem baldachinartigen Zelte von Herrn Oberbürgermeister Ge heimen Finanzrat Beutler im Namen der städtischen Kollegien begrüßt, und die auf einem Podium vor dem Germaniadenkmal ausgestellten Gesangvereine tragen zwei