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»«.Sohr»«», «e. >4 Donnrr«av. ». gammr l»ro Dr«4I«^<t»ckft! NaKelcht«, DreN>r» gern preckier-Lammelnummee: »Lk«l Nur für Nacht(,rlprL<de: Nr. NXtti echktftlrltun, u. H,uptgeichäst»fte»e: »relden-L. I, N!arlenftraze »»/l» «e,»^««», r». S-nna, »»»» »«, t»,Nch ,«elmM«er KesteUun, »r«, tz«U 1.« P-ftdeju^pretl lür Monat .gonuai ».ea Mk. «nlckil. »6 Psg. Postgebühr (ohne Post»ustellung»<,ebühr>. Mn(,elnummer l» vlg, »ußerhatb rresden» l» Plg. «n»e>zenpreile: Li« «»»eigen «erden noch «aldmark berechn«!: die einipaltige IX> »in, breite Aktie »b Psg., lür -uiwirl« «o Psg. gamtlien- angelgen nnd Ltellengetuche ohne Rabatt I» Vtg. außerhalb s» Vlg., dte »N mn> breite NeNamezeile »»« Vtg., außerhalb i»0 Big. Lffertengebühr »t> Big. «ueivSrttge «uiträge gegen 8or»u«be,ahi»ng »r»» ». »eU«-: Meptch 4 Nel-starM, »„«den Po«i»eck-»la. lt>«« »re«»» Nachdruck nur mit beult.Oue»enan«ab« (DreSdn. Rachr.) ,uILIt>g. 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Tatsächlich hat sich Tardtcn in der Sitzung selbst erheblich vorsichtiger geankert, als er es zwar der Presse erzählt hat, so das, nach deutscher Dar stellung eine Zurückweisung persönlicher Angriffe nicht nötig war. Aber auf die sachliche Seite hat Curtius sofort geant wortet, wie wir gestern schon berichteten. Es liegt also eine nachträgliche Verschärfung gesallener Aeußerunge« durch die Franzosen »or. Man wird an die berühmte „Emser Depesche* — wenig stens nach der französischen Legende — erinnert. SS steht im Übrigen einwandfrei fest, Last Tardieu »or der französischen Presse sowohl den Ausdruck gebraucht hat: „Sie (die deutschen Ministers haben „kein Vertrauen zu sich selbst", wie die Wendung: „Eine derartige Haltung sUbrt dazu, an der PerhandlungssShigkett der deutschen Delegierten zu zweifeln." Diese später durch HavaSmclüung angeblich ohne Wissen Tardteus verbreitete Darstellung m»k um so mehr erstaunen, als Tardieu nach der gestrigen Sitzung den Minister Moldenhauer zu seiner Berhandlungdmethodc beglückwünschte nnd sich auch mit Curtius ohne Reserven unterhalten hat. Die deutschen Bemühungen um eine neue sraazöfische Er klärung führten schließlich heute abend zu solgeuder Havas» wclbung: Bezüglich gewisser Aeuherungen, die Herr« Andrs Tardieu zugeschriebcn werden, und die er während der letzten Sitzung dcS Komitees für deutsche Reparationen getan haben soll, wird von französischer Seite folgendes festgestcllt: ,Tn Wirklichkeit, und wie eS überreichlich das Fehlen jeg lichen Zwischenfalles innerhalb der Kommission selbst be weist, hat sich Herr Tardieu, als er die Bedingungen für das wechselseitige Vertrauen, welches die Haager Verhandlungen deherricht, präzisierte, daraus beschränkt, leinen deutschen ttollegen die Nachteile einer zu ausführliche» Sr- Srtcrong über die Einzelfragen auseinanderzusetzen. Er hat daraus hingcwicsen, daß solche Erörterungen die Gefahr in sich bergen, die für einen Erfolg der Konferenz notwendige Atmosphäre z« stören. Die deutschen Delegierten, deren persönliche« guten Willen und deren Berhandlnngsaktivitiit Tardieu unterstrich, indem er auf die Schwierigkeiten ihrer Ausgaben hinwieS, haben übrigens, während sie ihre Stellung in der Sache ansrechtcrhiclten, keinerlei Einwendun- acn gegen die von dem französischen Ministerpräsidenten an gewandten Ausdrücke erhoben. Die Diskussion hat über dies von Anfang dis zu Ende einen Eharaktrr voller Herz lichkeit getrogen. Dieses Dementi läßt zwischen den Zeilen immerhin er kennen, dost die e r st e Havaöincldnng die tatsächlichen Erklä rungen TardieuS entstellt wiedergcgebcn hat: es ist aber anderseits durchaus irreführend, wenn es den Eindruck erweckt, als hätten die deutschen Delegierten ursprünglich gar nichts an den Worten gesunden und erst später ohne Grund daran Anstoft genommen. Die berechtigte deutsche Erregung entstand ja erst a«S der beleidigenden HavaSfassnng der Erklärungen Tor» dleos, die sehr wahrscheinlich beabsichtigt war. Jedenfalls hat man den Eindruck, -ak man aus französischer Leite diesen Einschiichtcrungsveriuch ganz planmäßig ge macht hat und sich für die morgige Debatte davon trotz der späteren Abschwächung die gewünschte Wirkung auf dte Deut schen verspricht. Interessant ist es in diesem Zusammenhang noch, Kak der französische Ministerpräsident tatsächlich gestern zu unseren Ministern gesagt hat, sie zeigten kein Vertrauen in die parlamentarische Durchsctzbarkeit des Aoungplanes. Darauf hat Curtius erwidert: Wenn uns nicht neue Nesastnngea aoferlegt mürben, halte er die parlamentarische Annahme des Aovngplaus nicht für zweifelhaft. Tardieu sprach gestern weiter über die angeblich zögernde VerhandlungStaktik der deutschen Unterhändler: es sei unklar, wo sic eigentlich hinanSivollten. Der deutsche Anken,nlmster hat das zurückgcwiesen und htnzugesügt, die deutsche Taktik entspringe dem P f l t ch t b e w n st t s e i n beö deutschen FtnanzministerS, der um jede Million zu kämpfen habe. Rach deutscher Ansicht kann der Zwischenfall trotz deö sehr zweidentiaen Dementis nun nach der persönlichen Seite bin als erledigt angesehen werden. Man will den guten Glauben der Gegenseite nicht in Zweifel ziehen, so viel auch für plan mäßige und absichtliche Brüskierung spricht. Im Lause deS Nachmittags ist der lange erwartete sranzösische Sanktionsvorichlaa der deutschen Delegation über reicht worden. ES handelt sich um ein Dokument von sieben Seiten, das zur Zeit von der deutschen Delegation eingehend geprüft wird Dieses Schriftstück enthält, wie wir schon früher melden konnten, den Plan, den beratenden SonderanSschnst der Internationalen Bank als erste Instanz für dte Untersuchung nnd Beurteilung einer deutschen Nichterfül lung des AonngplaneS und den Hanger Gerichts hof für den eigentlichen Urtetlsspruch einzusetzen. Wird Deutschland dann als schuldig befunden, de« Nouuq» plan verletzt zu haben, so sollen »«nächst wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen Platz greisen. Für den Fall einer Aufkündigung oder Zerschlagung des Aounqplaneö etwa durch eine nationalistische deutsche Negierung soll der sranzösische Sanktionsanspruch ans dem Versailler Diktat voll aufrechterhaltcn bleiben, das heißt, es soll gegebenenfalls zu militärischen Sanktionen und zur Wiederbesetzung des RhcinlandeS geschritten werden. Das wäre genau das, waS mir erwartet hatten: Der Einbau der Sanktionen in den Aoungvlan, ein geradezu un geheuerlicher Plan, den die deutsche Delegation postwendend zurückscndcn müßte. Eine Bestätigung dieser Inhaltsangaben von deutscher Sette war bisher noch nicht zu erreichen. Ser Eindruck bei der restlichen IkleMon Morsen wichtige Sitzungen Von onksrvin naed 6on» Laag «ukraockta» Sanüordorlolltoralatlor Im Haag, 8. Jan. Die deutsche Delegation hat ihre stundenlange Sitzung über die französische Sanktionsnote und über die taktische Vorbereitung für die morgigen Verhand lungen erst in später Nachtstunde beendet. Wie ich erfahre, haben die französischen Vorschläge im deutschen Lager dte rrnsteSorge hervorgerufc», ob eS überhaupt möglich sein wird, hier im Haag zu einer Einigung über dieses Problem zu kommen. Zwar werde so wett eine Verständigung ver mutlich zu er'Ielcn sein, daß unter der Herrschast b«S Noangplane» keiu« Sanktionen zur Anwendung kommen sollen. Die Franzosen haben nun aber die eigentlich entscheidende Frage ausgeworsen: Waö geschieht, wenn Deutschland sich vom floungplan in irgendeiner Form lossagt? Und sie beantworten diese Frage im Sinne der Sankttonsbetahung. » I« Haag, 8. Jan. Während des heutigen Tage» haben iwr dte Juristen und Experten lange berate«. Auch dte deutschen Sachverständigen, Meheimrat Kastl und Dr. Melchior, haben sich dabei mit den Gegnern nicht über den Termin der deutschen Zahlungen (1k. oder Ende des Monats» einigen können. Daneben hat eine Unterredung zwischen Moldenhauer und Snowden zur Vor bereitung der morgigen Sitzung stattgesundcn. wie übrigens auch Tardieu beute mit Snowden konferiert hat. Morgen ist also wieder Großkampftag, das heisst die Delegationssührer werden die bekannten Streitsragen dcS Boiillgplancs von neuem verhandeln. Außerdem ist eine politische Unterredung der Minister Curtius und Wtrth mit Briand und Tardieu vorgesehen, die vermutlich vor allem der Sanktionsfrage gelten wird. » Ministerpräsident Tardieu gab am Mittwoch abend vor der Presse Erklärungen ab, wonach der allgemeine Ein druck der bisherigen Verhandlungen günstig sei. SS treffe nicht zu, daß die dentsche Abordnung über seine gestrige Erklärung beonrnhigt sei. Lediglich einige deutsche Blätter hätte« sich LI Stunden nach der Abgabe der Er» klärung darüber aufgeregt. Der Zwischenfall sei -nrch die direkte Fühlungnahme zwischen den deiLen Abordnungen deigelegt worden. Lan-flucht Die Agrarkrise mit ihren verheerenden Auswirkungen für die deutsche Landwirtschaft ist im Laufe der letzten Jahre schon so zum Dauerzustand geworden, daß die Stadtbewohner — und daö sind nun einmal mehr als zwei Drittel der deut schen Bevölkerung — aufgchört haben, die Sache tragisch zu nehmen. Man ist gewöhnt, daß der Bauer klagt, man glaubt, daß es ihm schlecht geht, aber man sicht, daß die Felder immer wieder bestellt werden und daß dte Erzeugnisse der Landwirtschaft regelmäßig in die Stadt kommen. Darüber beruhigt man sich und hängt seinen eigenen Sorgen nach. Und die aus der anhaltenden Agrarkrise geborene Erscheinung der große» Landflucht, aus der sich die Städte mangels eigener Lebensfähigkeit ergänzen und vermehren, während gleichzeitig bas platte Land und die Gebirgsgegenden ent völkert werden, nimmt man gedankenlos als eine Selbst verständlichkeit hin, die nun einmal im Zuge der Zeit liege. EL Ist ein tlefes Mißverständnis, ein Sich-ntcht-mehr-ver- stehen-Können, was Stabt und Land in Deutschland heute trennt. Deshalb ist es besonders zeitgemäß und ver dienstvoll. wenn von der untersuchenden Wissenschaft in diese gestörten Zusammenhänge hineingeleuchtet wird, wie dies in der Antrittsvorlesung des neuen Leipziger Universitäts rektors, Gehet in ratS Pros. Dr. Falke, über: „Die Landflucht, ihre Ursachen und Wirkungen," geschehen ist, die nunmehr auch im Druck vorliegt. Erschreckend sind darin schon die Feststellungen über da» Ausmaß, das die Landfluchtbcwcgung in den letzten Jahren angenommen hat. Der Zug zur Stadt war ja schon lange vor dem Kriege bemerkbar, doch nie so stark, daß der Bestand der Landbevölkerung darunter gelitten hatte. Nach de» letzten beiden Volkszählungen aber hat die deutsche Bauernschaft im Lause von sechs Jahren eine halbe Million ihres Bestandes glatt eingebüßt, während die Städte noch ein mal um 2!H Millionen angewachsen sind. Besonders scharf wirkt sich diese Entvölkerung des Landes aus in dem be kannten großen Zug vom Osten nach dem Westen. So gibt dte Provinz Ostpreußen allein mehr als die Hälfte ihres Geburtenüberschusses an dte Industrie des Westens ab und entblößt sich freiwillig vor dem nachdrängcnden Polentum. Im einzelnen sind diese Verluste oft noch viel größer, be sonders tm Freistaat Sachsen, wo beispielsweise die Amtsbauptmannschaftcn Annabcrg, Schwarzenberg und Auer bach Sst bis 38 Prozent der landwirtschaftlichen Beruss angehörigen verloren haben. Im ganzen Lande ging die bäuerliche Bevölkerung in der Zeit von 1895 bis 1925 um 112 988 Menschen zurück: das ist ei» Fünftel ihres Gcsamt- bcstandcS. Bet der Frage nach der Ursache dieser Entwick lung kommt Professor Falke zu dem Schluß, baß für den Landarbeiter und die Kinder der Bauernsamilicn dte Härte und dte Unannehmlichkeit der laiidwirtschastlichen Arbeit die maßgebenden Abwanüerungsgründe sind, vor allem deswegen, weil die Entlohnung in keinem angemessenen Verhältnis zu diesen Mühen steht. Andere Motive, wie dte angebliche Eintönigkeit des LanülcbenS, die zur Vergnügungssucht an- reizcnde „höhere Kultur" der Städte und auch die oft zitierte Wohnungsfrage sind gegenüber der Lohnsrage nur von ge ringer Bedeutung. Im Grunde läuft also alles wieder auf das vielumstrittene Problem der landwirtschaftlichen Rentabi lität als der Grundlage für die Entlohnung der landwirt schaftlichen Arbeit hinaus. Darüber herrschen nun recht eigen artige und widerspruchsvolle Vorstellungen: aber die Wissen schaft hat inzwischen einwandfreies Material genug ge sammelt, um tm Streit der Meinungen das entscheidende Wort sprechen zu können. So hat für dieSchweiz Professor Laur unter streng wissenschaftlicher, lausender Kontrolle von 588 Buchsührungsabschliissen festgestcllt, daß sich dort in, Mittel -er Jahre 1926 bis >928 das in der Landwirtschaft aufgewendete eigene und fremde Kapital nur mlt 1.8< Prozent verzinst und daß für den Bauern nur ein Arbeitsverdienst von 2,18 Mk. einschließlich Wohnung und Beköstigung herauökvmmt. Da der Tagelohn für landwirt schaftliche Angestellte 4.58 Mk. beträgt, ergib» sich mit zwin gender Logik, -aß der Landwirt selbst mit seinen Familien angehörigen der schlechtest bezahlte Lohnarbeiter ist. Ganz ähnliche Ergebnisse hört man aus Oesterreich. Schweden und anderen Ländern. Und daß dte Dinge in Deutschland noch erheblich schlechter stehen, beweist Professor Falke mit -er Darlegung der bisher zweijährigen Ergebnisse der Laude».